Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.Das eben war Lothars gutmüthger Wahn -- Unwürdig und verderblich einer Krone -- Des Herzens trügende Sophisterei: Daß Tugend auch in einem Volke wohne. Daß sie ein Zügel für die Menge sey. Adelheid. Der schöne Irrthum, ja, er war ihm eigen. Berengar. Wer leugnet, daß er Gutes stets gewollt? Und hab' ich selbst -- Ihr mögt es mir be- zeugen -- Nicht laut und willig Achtung ihm gezollt? Adelheid. O laßt die Witwe dessen nicht gedenken. Berengar. Doch mit dem Herzen, wird kein Volk re- giert. Nur der vermag das wilde Thier zu lenken, Der es mit starker Faust an Ketten führt, Vielköpfig ists, doch jedes Haupt am Rumpfe Ein
Das eben war Lothars gutmuͤthger Wahn — Unwuͤrdig und verderblich einer Krone — Des Herzens truͤgende Sophisterei: Daß Tugend auch in einem Volke wohne. Daß sie ein Zuͤgel fuͤr die Menge sey. Adelheid. Der schoͤne Irrthum, ja, er war ihm eigen. Berengar. Wer leugnet, daß er Gutes stets gewollt? Und hab' ich selbst — Ihr moͤgt es mir be- zeugen — Nicht laut und willig Achtung ihm gezollt? Adelheid. O laßt die Witwe dessen nicht gedenken. Berengar. Doch mit dem Herzen, wird kein Volk re- giert. Nur der vermag das wilde Thier zu lenken, Der es mit starker Faust an Ketten fuͤhrt, Vielkoͤpfig ists, doch jedes Haupt am Rumpfe Ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#BER"> <pb facs="#f0056" n="50"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das eben war Lothars gutmuͤthger Wahn —</l><lb/> <l>Unwuͤrdig und verderblich einer Krone —</l><lb/> <l>Des Herzens truͤgende Sophisterei:</l><lb/> <l>Daß Tugend auch in einem <hi rendition="#g">Volke</hi> wohne.</l><lb/> <l>Daß sie ein Zuͤgel fuͤr die Menge sey.</l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp who="#ADE"> <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der schoͤne Irrthum, ja, er war ihm eigen.</l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Berengar</hi>.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer leugnet, daß er Gutes stets gewollt?</l><lb/> <l>Und hab' ich selbst — Ihr moͤgt es mir be-<lb/> zeugen —</l><lb/> <l>Nicht laut und willig Achtung ihm gezollt?</l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp who="#ADE"> <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O laßt die Witwe dessen nicht gedenken.</l> </lg> </lg> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Berengar</hi>.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Doch mit dem Herzen, wird kein Volk re-<lb/> giert.</l><lb/> <l>Nur der vermag das wilde Thier zu lenken,</l><lb/> <l>Der es mit starker Faust an Ketten fuͤhrt,</l><lb/> <l>Vielkoͤpfig ists, doch jedes Haupt am Rumpfe</l> </lg> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0056]
Das eben war Lothars gutmuͤthger Wahn —
Unwuͤrdig und verderblich einer Krone —
Des Herzens truͤgende Sophisterei:
Daß Tugend auch in einem Volke wohne.
Daß sie ein Zuͤgel fuͤr die Menge sey.
Adelheid.
Der schoͤne Irrthum, ja, er war ihm eigen.
Berengar.
Wer leugnet, daß er Gutes stets gewollt?
Und hab' ich selbst — Ihr moͤgt es mir be-
zeugen —
Nicht laut und willig Achtung ihm gezollt?
Adelheid.
O laßt die Witwe dessen nicht gedenken.
Berengar.
Doch mit dem Herzen, wird kein Volk re-
giert.
Nur der vermag das wilde Thier zu lenken,
Der es mit starker Faust an Ketten fuͤhrt,
Vielkoͤpfig ists, doch jedes Haupt am Rumpfe
Ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-01-11T12:18:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |