Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Sitz der Thorheit, trotzig und verzagt;
Im Unglück feig und grausam im Triumpfe;
Das heute nichts, und morgen Alles wagt;
Das jedem Schwärmer taub und blind ver-
trauet,

Stets nach dem Neuen gierig hascht und
läuft;
Das heute seinem Herrn Altäre bauet
Und morgen brüllend ihn zum Richtplatz
schleift. --
So hat Lothar es nicht erkannt; sein Stre-
ben,

Geliebt und immer nur geliebt zu seyn,
Was hats gefrommt? er setzte Kron' und Leben
An einen matten Heiligenschein?
Die Krone fiel, der Schein ist ihm geblie-
ben --

Ein Stern, wenns Euch beliebt, kein Erden-
licht.

Drum wollen wir in ihm den Menschen
lieben,
Den
D 2
Ein Sitz der Thorheit, trotzig und verzagt;
Im Ungluͤck feig und grausam im Triumpfe;
Das heute nichts, und morgen Alles wagt;
Das jedem Schwaͤrmer taub und blind ver-
trauet,

Stets nach dem Neuen gierig hascht und
laͤuft;
Das heute seinem Herrn Altaͤre bauet
Und morgen bruͤllend ihn zum Richtplatz
schleift. —
So hat Lothar es nicht erkannt; sein Stre-
ben,

Geliebt und immer nur geliebt zu seyn,
Was hats gefrommt? er setzte Kron' und Leben
An einen matten Heiligenschein?
Die Krone fiel, der Schein ist ihm geblie-
ben —

Ein Stern, wenns Euch beliebt, kein Erden-
licht.

Drum wollen wir in ihm den Menschen
lieben,
Den
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#BER">
            <pb facs="#f0057" n="51"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Ein Sitz der Thorheit, trotzig und verzagt;</l><lb/>
                <l>Im Unglu&#x0364;ck feig und grausam im Triumpfe;</l><lb/>
                <l>Das heute nichts, und morgen Alles wagt;</l><lb/>
                <l>Das jedem Schwa&#x0364;rmer taub und blind ver-<lb/>
trauet,</l><lb/>
                <l>Stets nach dem Neuen gierig hascht und</l><lb/>
                <l>la&#x0364;uft;</l><lb/>
                <l>Das heute seinem Herrn Alta&#x0364;re bauet</l><lb/>
                <l>Und morgen bru&#x0364;llend ihn zum Richtplatz</l><lb/>
                <l>schleift. &#x2014;</l><lb/>
                <l>So hat Lothar es nicht erkannt; sein Stre-<lb/>
ben,</l><lb/>
                <l>Geliebt und immer nur geliebt zu seyn,</l><lb/>
                <l>Was hats gefrommt? er setzte Kron' und Leben</l><lb/>
                <l>An einen matten Heiligenschein?</l><lb/>
                <l>Die Krone fiel, der Schein ist ihm geblie-<lb/>
ben &#x2014;</l><lb/>
                <l>Ein Stern, wenns Euch beliebt, kein Erden-<lb/>
licht.</l><lb/>
                <l>Drum wollen wir in ihm den <hi rendition="#g">Menschen</hi></l><lb/>
                <l>lieben,</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0057] Ein Sitz der Thorheit, trotzig und verzagt; Im Ungluͤck feig und grausam im Triumpfe; Das heute nichts, und morgen Alles wagt; Das jedem Schwaͤrmer taub und blind ver- trauet, Stets nach dem Neuen gierig hascht und laͤuft; Das heute seinem Herrn Altaͤre bauet Und morgen bruͤllend ihn zum Richtplatz schleift. — So hat Lothar es nicht erkannt; sein Stre- ben, Geliebt und immer nur geliebt zu seyn, Was hats gefrommt? er setzte Kron' und Leben An einen matten Heiligenschein? Die Krone fiel, der Schein ist ihm geblie- ben — Ein Stern, wenns Euch beliebt, kein Erden- licht. Drum wollen wir in ihm den Menschen lieben, Den D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-01-11T12:18:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/57
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/57>, abgerufen am 29.04.2024.