Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.fall der Normalversuche bei L. und R. Am 13. II. war offenbar bei Es liegt auf der Hand, dass unter diesen Umständen der weitere fall der Normalversuche bei L. und R. Am 13. II. war offenbar bei Es liegt auf der Hand, dass unter diesen Umständen der weitere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="151"/> fall der Normalversuche bei L. und R. Am 13. II. war offenbar bei<lb/> Beiden die Neigung zu vorzeitiger Reaction eine besonders grosse, sei<lb/> es, dass der Registrirende K. an diesem Tage gerade sehr gleich-<lb/> mässig operirte, sei es aus andern zufälligen Gründen. Das arith-<lb/> metische Normalmittel der einfachen Reactionszeit ist bei Gelegenheit<lb/> früherer Alkoholversuche für L. auf 214, für K. auf 183 festgestellt<lb/> worden; für R. besitze ich leider keine Vergleichszahlen. Während<lb/> somit die wahrscheinlichen Normalmittel für K. sowol untereinander<lb/> wie mit jener Zahl ziemlich nahe übereinstimmen, jedenfalls nicht<lb/> abnorm klein ausgefallen sind, weicht die Normalzahl für L. (2 gr)<lb/> von den sonstigen Werthen dieses Beobachters sehr beträchtlich nach<lb/> unten ab, und auch der Versuch R. (5 gr) differirt so sehr von der<lb/> Beobachtungsreihe des vorhergehenden Tages, dass schon aus diesem<lb/> Grunde der Verdacht auf vorzeitige Reactionen entspringen müsste,<lb/> auch wenn derselbe nicht noch durch das Verhalten der einzelnen<lb/> Zahlen in den Protokollen besonders begründet würde.</p><lb/> <p>Es liegt auf der Hand, dass unter diesen Umständen der weitere<lb/> Verlauf der Beobachtungswerthe bei L. und R. in keiner Weise das<lb/> wirkliche Verhalten der psychischen Zeiten wiedergiebt. Jedenfalls<lb/> können wir auf die sehr kurzen Zahlen gar kein Gewicht mehr legen,<lb/> während die langen Reactionen uns wenigstens den Schluss gestatten,<lb/> dass die Neigung zu vorzeitiger Auslösung der Registrirbewegung<lb/> hier offenbar durch Einflüsse überwogen wird, welche eine beträcht-<lb/> liche Verlangsamung des ganzen psychischen Vorganges herbeiführen,<lb/> ein Ergebniss, welches mit dem Ausfalle der Versuche bei K. in<lb/> bestem Einklange steht. Allein auch die Beobachtungen bei L. und<lb/> R. sind gerade wegen der in ihnen wirksamen Fehlerquelle noch nach<lb/> einer andern Richtung hin von Interesse. Es zeigt sich nämlich, dass<lb/> die Neigung zu vorzeitiger Reaction unter dem Einflusse des Par-<lb/> aldehyd in ganz entschiedener Weise <hi rendition="#g">zunimmt</hi>. Spricht dafür schon<lb/> das unregelmässige Auftreten sehr kleiner Mittelwerthe, so wird dieses<lb/> Verhalten noch deutlicher dargethan durch den Umstand, dass während<lb/> der Paraldehydwirkung mehrfach das Vorkommen nicht nur vorzeitiger,<lb/> sondern sogar <hi rendition="#g">negativer</hi> Reactionen beobachtet worden ist. Ich<lb/> habe die Zahl solcher Beobachtungen, die ich natürlich bei der Be-<lb/> rechnung der wahrscheinlichen Mittelwerthe mit berücksichtigen musste,<lb/> überall in Klammern hinzugefügt. In den Normalreihen fehlen sie<lb/> gänzlich. Bei den Versuchen mit 2 gr Paraldehyd finden sie sich je<lb/> 2 Mal, bei denen mit 5 gr dagegen 5 resp. 14 Mal. An der nahen<lb/> Abhängigkeit dieser Erscheinung von der Paraldehydwirkung kann<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0167]
fall der Normalversuche bei L. und R. Am 13. II. war offenbar bei
Beiden die Neigung zu vorzeitiger Reaction eine besonders grosse, sei
es, dass der Registrirende K. an diesem Tage gerade sehr gleich-
mässig operirte, sei es aus andern zufälligen Gründen. Das arith-
metische Normalmittel der einfachen Reactionszeit ist bei Gelegenheit
früherer Alkoholversuche für L. auf 214, für K. auf 183 festgestellt
worden; für R. besitze ich leider keine Vergleichszahlen. Während
somit die wahrscheinlichen Normalmittel für K. sowol untereinander
wie mit jener Zahl ziemlich nahe übereinstimmen, jedenfalls nicht
abnorm klein ausgefallen sind, weicht die Normalzahl für L. (2 gr)
von den sonstigen Werthen dieses Beobachters sehr beträchtlich nach
unten ab, und auch der Versuch R. (5 gr) differirt so sehr von der
Beobachtungsreihe des vorhergehenden Tages, dass schon aus diesem
Grunde der Verdacht auf vorzeitige Reactionen entspringen müsste,
auch wenn derselbe nicht noch durch das Verhalten der einzelnen
Zahlen in den Protokollen besonders begründet würde.
Es liegt auf der Hand, dass unter diesen Umständen der weitere
Verlauf der Beobachtungswerthe bei L. und R. in keiner Weise das
wirkliche Verhalten der psychischen Zeiten wiedergiebt. Jedenfalls
können wir auf die sehr kurzen Zahlen gar kein Gewicht mehr legen,
während die langen Reactionen uns wenigstens den Schluss gestatten,
dass die Neigung zu vorzeitiger Auslösung der Registrirbewegung
hier offenbar durch Einflüsse überwogen wird, welche eine beträcht-
liche Verlangsamung des ganzen psychischen Vorganges herbeiführen,
ein Ergebniss, welches mit dem Ausfalle der Versuche bei K. in
bestem Einklange steht. Allein auch die Beobachtungen bei L. und
R. sind gerade wegen der in ihnen wirksamen Fehlerquelle noch nach
einer andern Richtung hin von Interesse. Es zeigt sich nämlich, dass
die Neigung zu vorzeitiger Reaction unter dem Einflusse des Par-
aldehyd in ganz entschiedener Weise zunimmt. Spricht dafür schon
das unregelmässige Auftreten sehr kleiner Mittelwerthe, so wird dieses
Verhalten noch deutlicher dargethan durch den Umstand, dass während
der Paraldehydwirkung mehrfach das Vorkommen nicht nur vorzeitiger,
sondern sogar negativer Reactionen beobachtet worden ist. Ich
habe die Zahl solcher Beobachtungen, die ich natürlich bei der Be-
rechnung der wahrscheinlichen Mittelwerthe mit berücksichtigen musste,
überall in Klammern hinzugefügt. In den Normalreihen fehlen sie
gänzlich. Bei den Versuchen mit 2 gr Paraldehyd finden sie sich je
2 Mal, bei denen mit 5 gr dagegen 5 resp. 14 Mal. An der nahen
Abhängigkeit dieser Erscheinung von der Paraldehydwirkung kann
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