Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.treten einzelner abnorm langer Reactionen sehr begünstigt wird, d. Zeitschätzungsversuche. Die Erfahrungen, welche von Ejner *) bei seinen Versuchen über *) Experimentelle Studien über den Zeitsinn. Dissertation, Dorpat 1889. **) l. c. p. 11, 12.
treten einzelner abnorm langer Reactionen sehr begünstigt wird, d. Zeitschätzungsversuche. Die Erfahrungen, welche von Ejner *) bei seinen Versuchen über *) Experimentelle Studien über den Zeitsinn. Dissertation, Dorpat 1889. **) l. c. p. 11, 12.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="32"/> treten einzelner abnorm langer Reactionen sehr begünstigt wird,<lb/> das von Zufälligkeiten mehr abhängige arithmetische Mittel nur in<lb/> geringem Masse geeignet ist, das Gesammtbild einer Beobachtungs-<lb/> reihe wiederzugeben. Ich habe daher überall, und auch dort, wo ich<lb/> früher bereits den Gang der Versuche in arithmetischen Mitteln dar-<lb/> gestellt hatte, die Anwendung des wahrscheinlichen Mittels vorgezogen.<lb/> Die Bestimmung desselben geschah, um zeitraubende und nach der<lb/> ganzen Sachlage unnöthig genaue Rechnungen zu vermeiden, stets<lb/> nach dem Verfahren der directen Auszählung, wie es auch der<lb/> leichteren Verständlichkeit halber den gesammten im Vorstehenden<lb/> angestellten Betrachtungen zu Grunde gelegt worden ist.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">d. Zeitschätzungsversuche.</hi> </head><lb/> <p>Die Erfahrungen, welche von <hi rendition="#g">Ejner</hi> <note place="foot" n="*)">Experimentelle Studien über den Zeitsinn. Dissertation, Dorpat 1889.</note> bei seinen Versuchen über<lb/> den Zeitsinn gewonnen wurden, haben mich endlich veranlasst, auch<lb/> die von ihm angewandte Methode zur Aufklärung der psychischen<lb/> Wirkungen wenigstens des Alkohols und Thees mit heranzuziehen.<lb/> Ich bediente mich zu diesem Zwecke der Methode der mehrmaligen<lb/> Reproduction. Der Beginn und das Ende eines bestimmten Zeitinter-<lb/> valles, das in unseren Versuchen stets 30 Sekunden betrug, wurde<lb/> der Versuchsperson durch den Zuruf „Jetzt“ markirt, während sie mit<lb/> geschlossenen Augen ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Erfassung<lb/> dieser Zeitstrecke richtete und alle störenden Nebenvorstellungen mög-<lb/> lichst fernzuhalten bemüht war. In unmittelbarem Anschlusse an<lb/> dieses Normalintervall musste nun die Versuchsperson 25 mal hinter-<lb/> einander ohne Pause ihrerseits Zeitstrecken durch Zuruf markiren,<lb/> welche sie jenem ersten gleich schätzte. Die Messung dieser Zeiten<lb/> geschah sehr einfach mit Hülfe eines Zählchronometers, welches die<lb/> Fünftel Sekunden abzulesen gestattete. Der Gang des grossen Sekunden-<lb/> zeigers wurde von dem Registrirenden fortdauernd mittelst eines Blei-<lb/> stiftes, einer Nadel oder dergl. verfolgt, damit der Augenblick des<lb/> Zurufs sofort fixirt und genau aufgezeichnet werden konnte. Natür-<lb/> lich sind hier aus verschiedenen, von <hi rendition="#g">Ejner</hi> im Einzelnen erörterten<lb/> Gründen <note place="foot" n="**)">l. c. p. 11, 12.</note> Zeitmessungsfehler in der Grösse von einigen Fünftel<lb/> Sekunden unvermeidlich, doch spielen dieselben wegen der ganz enormen<lb/> psychischen Schätzungsfehler gar keine Rolle.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0048]
treten einzelner abnorm langer Reactionen sehr begünstigt wird,
das von Zufälligkeiten mehr abhängige arithmetische Mittel nur in
geringem Masse geeignet ist, das Gesammtbild einer Beobachtungs-
reihe wiederzugeben. Ich habe daher überall, und auch dort, wo ich
früher bereits den Gang der Versuche in arithmetischen Mitteln dar-
gestellt hatte, die Anwendung des wahrscheinlichen Mittels vorgezogen.
Die Bestimmung desselben geschah, um zeitraubende und nach der
ganzen Sachlage unnöthig genaue Rechnungen zu vermeiden, stets
nach dem Verfahren der directen Auszählung, wie es auch der
leichteren Verständlichkeit halber den gesammten im Vorstehenden
angestellten Betrachtungen zu Grunde gelegt worden ist.
d. Zeitschätzungsversuche.
Die Erfahrungen, welche von Ejner *) bei seinen Versuchen über
den Zeitsinn gewonnen wurden, haben mich endlich veranlasst, auch
die von ihm angewandte Methode zur Aufklärung der psychischen
Wirkungen wenigstens des Alkohols und Thees mit heranzuziehen.
Ich bediente mich zu diesem Zwecke der Methode der mehrmaligen
Reproduction. Der Beginn und das Ende eines bestimmten Zeitinter-
valles, das in unseren Versuchen stets 30 Sekunden betrug, wurde
der Versuchsperson durch den Zuruf „Jetzt“ markirt, während sie mit
geschlossenen Augen ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Erfassung
dieser Zeitstrecke richtete und alle störenden Nebenvorstellungen mög-
lichst fernzuhalten bemüht war. In unmittelbarem Anschlusse an
dieses Normalintervall musste nun die Versuchsperson 25 mal hinter-
einander ohne Pause ihrerseits Zeitstrecken durch Zuruf markiren,
welche sie jenem ersten gleich schätzte. Die Messung dieser Zeiten
geschah sehr einfach mit Hülfe eines Zählchronometers, welches die
Fünftel Sekunden abzulesen gestattete. Der Gang des grossen Sekunden-
zeigers wurde von dem Registrirenden fortdauernd mittelst eines Blei-
stiftes, einer Nadel oder dergl. verfolgt, damit der Augenblick des
Zurufs sofort fixirt und genau aufgezeichnet werden konnte. Natür-
lich sind hier aus verschiedenen, von Ejner im Einzelnen erörterten
Gründen **) Zeitmessungsfehler in der Grösse von einigen Fünftel
Sekunden unvermeidlich, doch spielen dieselben wegen der ganz enormen
psychischen Schätzungsfehler gar keine Rolle.
*) Experimentelle Studien über den Zeitsinn. Dissertation, Dorpat 1889.
**) l. c. p. 11, 12.
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