Die zweite grosse Gruppe unserer Versuche erstreckte sich auf das Auswendiglernen 12stelliger Zahlen. Ich wählte diese Arbeit, weil ich hoffte, dass bei einer so schwierigen Leistung sich der Einfluss des Medicamentes in besonders deutlicher Weise geltend machen werde. Allerdings hatte ich dabei ausser Acht gelassen, dass auch andere Ursachen hier grosse Schwankungen erzeugen mussten, und dass namentlich der Uebungsfehler die Gleichmässigkeit der Ver- suche und damit ihre Vergleichbarkeit erheblich zu beeinträchtigen drohte. Die Dosis nahm ich niedriger, als bei den Additionsversuchen, nämlich 20 gr; nur 3 spätere Versuche wurden mit 30 gr angestellt. Eine Uebersicht über die allgemeinen Ergebnisse dieser Beobachtungs- reihen giebt die nachfolgende Tabelle, in welcher wiederum die Reihen- folge der Personen nach der Grösse ihrer Normalleistung geordnet ist. Die Normalversuche wurden auch hier vor Weihnachten 1888, die ersten Alkoholversuche am 21./III., die zweiten bei K. und De. am 5., bei He. am 6./XII. 1889 angestellt.
Tabelle XXVI.
[Tabelle]
Die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der einzelnen Versuchs- personen sind hier noch grössere, als beim Addiren; das Maximum der individuellen Arbeit übertrifft die geringsten Leistungen um das 3 fache und mehr. Diese Differenzen verwischen sich mit wachsender Uebung nur bis zu einem gewissen Grade. Sehr auffallend ist die enorme Steigerung der Leistungsfähigkeit bei O.; ich bin jedoch nicht sicher, ob hier nicht zwischen den beiden mitgetheilten Reihen noch andere Versuche liegen. Der weitere Verlauf der Normalversuche
Die zweite grosse Gruppe unserer Versuche erstreckte sich auf das Auswendiglernen 12stelliger Zahlen. Ich wählte diese Arbeit, weil ich hoffte, dass bei einer so schwierigen Leistung sich der Einfluss des Medicamentes in besonders deutlicher Weise geltend machen werde. Allerdings hatte ich dabei ausser Acht gelassen, dass auch andere Ursachen hier grosse Schwankungen erzeugen mussten, und dass namentlich der Uebungsfehler die Gleichmässigkeit der Ver- suche und damit ihre Vergleichbarkeit erheblich zu beeinträchtigen drohte. Die Dosis nahm ich niedriger, als bei den Additionsversuchen, nämlich 20 gr; nur 3 spätere Versuche wurden mit 30 gr angestellt. Eine Uebersicht über die allgemeinen Ergebnisse dieser Beobachtungs- reihen giebt die nachfolgende Tabelle, in welcher wiederum die Reihen- folge der Personen nach der Grösse ihrer Normalleistung geordnet ist. Die Normalversuche wurden auch hier vor Weihnachten 1888, die ersten Alkoholversuche am 21./III., die zweiten bei K. und De. am 5., bei He. am 6./XII. 1889 angestellt.
Tabelle XXVI.
[Tabelle]
Die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der einzelnen Versuchs- personen sind hier noch grössere, als beim Addiren; das Maximum der individuellen Arbeit übertrifft die geringsten Leistungen um das 3 fache und mehr. Diese Differenzen verwischen sich mit wachsender Uebung nur bis zu einem gewissen Grade. Sehr auffallend ist die enorme Steigerung der Leistungsfähigkeit bei O.; ich bin jedoch nicht sicher, ob hier nicht zwischen den beiden mitgetheilten Reihen noch andere Versuche liegen. Der weitere Verlauf der Normalversuche
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Die zweite grosse Gruppe unserer Versuche erstreckte sich auf
das Auswendiglernen 12stelliger Zahlen. Ich wählte diese
Arbeit, weil ich hoffte, dass bei einer so schwierigen Leistung sich
der Einfluss des Medicamentes in besonders deutlicher Weise geltend
machen werde. Allerdings hatte ich dabei ausser Acht gelassen, dass
auch andere Ursachen hier grosse Schwankungen erzeugen mussten,
und dass namentlich der Uebungsfehler die Gleichmässigkeit der Ver-
suche und damit ihre Vergleichbarkeit erheblich zu beeinträchtigen
drohte. Die Dosis nahm ich niedriger, als bei den Additionsversuchen,
nämlich 20 gr; nur 3 spätere Versuche wurden mit 30 gr angestellt.
Eine Uebersicht über die allgemeinen Ergebnisse dieser Beobachtungs-
reihen giebt die nachfolgende Tabelle, in welcher wiederum die Reihen-
folge der Personen nach der Grösse ihrer Normalleistung geordnet ist.
Die Normalversuche wurden auch hier vor Weihnachten 1888, die
ersten Alkoholversuche am 21./III., die zweiten bei K. und De. am
5., bei He. am 6./XII. 1889 angestellt.
Tabelle XXVI.
Die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der einzelnen Versuchs-
personen sind hier noch grössere, als beim Addiren; das Maximum
der individuellen Arbeit übertrifft die geringsten Leistungen um das
3 fache und mehr. Diese Differenzen verwischen sich mit wachsender
Uebung nur bis zu einem gewissen Grade. Sehr auffallend ist die
enorme Steigerung der Leistungsfähigkeit bei O.; ich bin jedoch nicht
sicher, ob hier nicht zwischen den beiden mitgetheilten Reihen noch
andere Versuche liegen. Der weitere Verlauf der Normalversuche
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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/91>, abgerufen am 17.02.2025.
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