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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
vorgeschobene Stielende den Widerstand beim Eindringen des Spatens in den Boden.
Sicherer und zweckmäßiger ist die Befestigung des Stieles zwischen zwei von dem Blatte
ausgehende Schienen, wie dies häufig am englischen Spaten (Fig. 17, S. 79) vorkommt.

Bei dem Gebrauche des Spatens wird das Blatt desselben bis zu einer Tiefe
von 0.25 M. in den Boden hineingestochen, das etwa 0.5 M. breite Erdstück von
seiner Unterlage abgerissen und das losgetrennte Erdstück durch eine Drehung des
Spatens derart in den geöffneten Boden geworfen, daß der benarbte Theil desselben
auf die Sohle des abgegrabenen Landes kommt. Das Umwenden erfolgt daher bei
guter Spatenarbeit viel vollkommener als mit dem gewöhnlichen Pfluge. Durch
das Abstechen, Losreißen und Umlegen wird die Erde gleichzeitig, neben dem Wenden,
kräftig gelockert. Nach dem Umstechen bildet der Boden eine ebene Fläche, welche, um
das Feld nicht zusammenzutreten, unter einem mit dem Rechen verkleinert und von
den hervorgebrachten Wurzeln und Unkräutern etc. gereinigt wird. Bei aller Voll-
kommenheit der Spatenarbeit fördert dieselbe nur sehr wenig, da je nach der Boden-
beschaffenheit, dem Feuchtigkeitsgehalt des Bodens zum Graben eines Hektares auf
0.25 M. Tiefe 50--120 Arbeitstage a 10 Stunden erforderlich sind. In einem Tage
spatet daher ein Mann 0.83--2.00 Ar. Bei einer Leistungsfähigkeit von 60
Arbeitstagen a 1 Mark (50 Kr.) kostet demnach das Umspaten per 1 Hektar 60 Mark
(30 fl.). Wird eine größere Tiefe durch das sog. Doppelspaten, mit zwei verschieden
tiefen Spatenstichen genommen, wie bei dem Graben von Weinbergen, Hopfengärten etc.,
so erhöhen sich die Kosten der Bearbeitung oft bis zum 4fachen, da der Boden in der
Tiefe fester und schwieriger zu bearbeiten ist. Unter gewöhnlichen Verhältnissen be-
schränkt man daher die kostspielige Anwendung des Spatens zur Bodenbearbeitung
nur auf jene Fälle wo es nicht leicht thunlich ein Spanngeräth zu verwenden. So
werden die ungepflügt bleibenden Bodenstreifen an den am Rande oder im Felde
stehenden Bäumen gespatet. Feldecken, Bodenstreifen entlang von Gräben, Hecken u. dgl.,
sehr kleine Feldparzellen können oft nur schwierig mit dem Pfluge bearbeitet werden,
sie müssen daher gespatet werden.

2. Die Grabgabel und die Haue.

An Stelle des Spatens verwendet man in England zur Bearbeitung stark ge-
bundener Thonböden die Grabgabel. Dieselbe gleicht vollkommen dem Spaten,
nur daß deren Blatt 1--2 Mal geschlitzt ist, so daß zwei, häufiger drei, flache
gegen das Ende zugeschärfte und gut verstählte Zinken gebildet werden. Mit diesem
Handgeräthe wird der Boden mit geringerer Beschwerlichkeit kräftig gelockert, aber
nur unvollkommen gewendet. Die Leistungsfähigkeit eines Arbeiters beträgt mit der
Grabgabel 1--2.5 Ar. Die Grabgabel, besonders die zweizinkige wird auch dazu
verwendet, um den festen Untergrund in der geöffneten Pflugfurche kräftig aufzulockern.

Auf steinigem Boden und steilen Hängen verwendet man anstatt des Spatens
und der Grabgabel, welche nicht mehr zur Bearbeitung ausreichen die Haue. Die-
selbe bestehet aus einer an einem 50 Cm. langen Stiele befestigten verschieden ge-
stalteten Klinge, welche bis zu 5 Kilogramm schwer ist. Zum Umarbeiten von

Allgemeine Ackerbaulehre.
vorgeſchobene Stielende den Widerſtand beim Eindringen des Spatens in den Boden.
Sicherer und zweckmäßiger iſt die Befeſtigung des Stieles zwiſchen zwei von dem Blatte
ausgehende Schienen, wie dies häufig am engliſchen Spaten (Fig. 17, S. 79) vorkommt.

Bei dem Gebrauche des Spatens wird das Blatt deſſelben bis zu einer Tiefe
von 0.25 M. in den Boden hineingeſtochen, das etwa 0.5 M. breite Erdſtück von
ſeiner Unterlage abgeriſſen und das losgetrennte Erdſtück durch eine Drehung des
Spatens derart in den geöffneten Boden geworfen, daß der benarbte Theil desſelben
auf die Sohle des abgegrabenen Landes kommt. Das Umwenden erfolgt daher bei
guter Spatenarbeit viel vollkommener als mit dem gewöhnlichen Pfluge. Durch
das Abſtechen, Losreißen und Umlegen wird die Erde gleichzeitig, neben dem Wenden,
kräftig gelockert. Nach dem Umſtechen bildet der Boden eine ebene Fläche, welche, um
das Feld nicht zuſammenzutreten, unter einem mit dem Rechen verkleinert und von
den hervorgebrachten Wurzeln und Unkräutern ꝛc. gereinigt wird. Bei aller Voll-
kommenheit der Spatenarbeit fördert dieſelbe nur ſehr wenig, da je nach der Boden-
beſchaffenheit, dem Feuchtigkeitsgehalt des Bodens zum Graben eines Hektares auf
0.25 M. Tiefe 50—120 Arbeitstage à 10 Stunden erforderlich ſind. In einem Tage
ſpatet daher ein Mann 0.83—2.00 Ar. Bei einer Leiſtungsfähigkeit von 60
Arbeitstagen à 1 Mark (50 Kr.) koſtet demnach das Umſpaten per 1 Hektar 60 Mark
(30 fl.). Wird eine größere Tiefe durch das ſog. Doppelſpaten, mit zwei verſchieden
tiefen Spatenſtichen genommen, wie bei dem Graben von Weinbergen, Hopfengärten ꝛc.,
ſo erhöhen ſich die Koſten der Bearbeitung oft bis zum 4fachen, da der Boden in der
Tiefe feſter und ſchwieriger zu bearbeiten iſt. Unter gewöhnlichen Verhältniſſen be-
ſchränkt man daher die koſtſpielige Anwendung des Spatens zur Bodenbearbeitung
nur auf jene Fälle wo es nicht leicht thunlich ein Spanngeräth zu verwenden. So
werden die ungepflügt bleibenden Bodenſtreifen an den am Rande oder im Felde
ſtehenden Bäumen geſpatet. Feldecken, Bodenſtreifen entlang von Gräben, Hecken u. dgl.,
ſehr kleine Feldparzellen können oft nur ſchwierig mit dem Pfluge bearbeitet werden,
ſie müſſen daher geſpatet werden.

2. Die Grabgabel und die Haue.

An Stelle des Spatens verwendet man in England zur Bearbeitung ſtark ge-
bundener Thonböden die Grabgabel. Dieſelbe gleicht vollkommen dem Spaten,
nur daß deren Blatt 1—2 Mal geſchlitzt iſt, ſo daß zwei, häufiger drei, flache
gegen das Ende zugeſchärfte und gut verſtählte Zinken gebildet werden. Mit dieſem
Handgeräthe wird der Boden mit geringerer Beſchwerlichkeit kräftig gelockert, aber
nur unvollkommen gewendet. Die Leiſtungsfähigkeit eines Arbeiters beträgt mit der
Grabgabel 1—2.5 Ar. Die Grabgabel, beſonders die zweizinkige wird auch dazu
verwendet, um den feſten Untergrund in der geöffneten Pflugfurche kräftig aufzulockern.

Auf ſteinigem Boden und ſteilen Hängen verwendet man anſtatt des Spatens
und der Grabgabel, welche nicht mehr zur Bearbeitung ausreichen die Haue. Die-
ſelbe beſtehet aus einer an einem 50 Cm. langen Stiele befeſtigten verſchieden ge-
ſtalteten Klinge, welche bis zu 5 Kilogramm ſchwer iſt. Zum Umarbeiten von

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[94/0112] Allgemeine Ackerbaulehre. vorgeſchobene Stielende den Widerſtand beim Eindringen des Spatens in den Boden. Sicherer und zweckmäßiger iſt die Befeſtigung des Stieles zwiſchen zwei von dem Blatte ausgehende Schienen, wie dies häufig am engliſchen Spaten (Fig. 17, S. 79) vorkommt. Bei dem Gebrauche des Spatens wird das Blatt deſſelben bis zu einer Tiefe von 0.25 M. in den Boden hineingeſtochen, das etwa 0.5 M. breite Erdſtück von ſeiner Unterlage abgeriſſen und das losgetrennte Erdſtück durch eine Drehung des Spatens derart in den geöffneten Boden geworfen, daß der benarbte Theil desſelben auf die Sohle des abgegrabenen Landes kommt. Das Umwenden erfolgt daher bei guter Spatenarbeit viel vollkommener als mit dem gewöhnlichen Pfluge. Durch das Abſtechen, Losreißen und Umlegen wird die Erde gleichzeitig, neben dem Wenden, kräftig gelockert. Nach dem Umſtechen bildet der Boden eine ebene Fläche, welche, um das Feld nicht zuſammenzutreten, unter einem mit dem Rechen verkleinert und von den hervorgebrachten Wurzeln und Unkräutern ꝛc. gereinigt wird. Bei aller Voll- kommenheit der Spatenarbeit fördert dieſelbe nur ſehr wenig, da je nach der Boden- beſchaffenheit, dem Feuchtigkeitsgehalt des Bodens zum Graben eines Hektares auf 0.25 M. Tiefe 50—120 Arbeitstage à 10 Stunden erforderlich ſind. In einem Tage ſpatet daher ein Mann 0.83—2.00 Ar. Bei einer Leiſtungsfähigkeit von 60 Arbeitstagen à 1 Mark (50 Kr.) koſtet demnach das Umſpaten per 1 Hektar 60 Mark (30 fl.). Wird eine größere Tiefe durch das ſog. Doppelſpaten, mit zwei verſchieden tiefen Spatenſtichen genommen, wie bei dem Graben von Weinbergen, Hopfengärten ꝛc., ſo erhöhen ſich die Koſten der Bearbeitung oft bis zum 4fachen, da der Boden in der Tiefe feſter und ſchwieriger zu bearbeiten iſt. Unter gewöhnlichen Verhältniſſen be- ſchränkt man daher die koſtſpielige Anwendung des Spatens zur Bodenbearbeitung nur auf jene Fälle wo es nicht leicht thunlich ein Spanngeräth zu verwenden. So werden die ungepflügt bleibenden Bodenſtreifen an den am Rande oder im Felde ſtehenden Bäumen geſpatet. Feldecken, Bodenſtreifen entlang von Gräben, Hecken u. dgl., ſehr kleine Feldparzellen können oft nur ſchwierig mit dem Pfluge bearbeitet werden, ſie müſſen daher geſpatet werden. 2. Die Grabgabel und die Haue. An Stelle des Spatens verwendet man in England zur Bearbeitung ſtark ge- bundener Thonböden die Grabgabel. Dieſelbe gleicht vollkommen dem Spaten, nur daß deren Blatt 1—2 Mal geſchlitzt iſt, ſo daß zwei, häufiger drei, flache gegen das Ende zugeſchärfte und gut verſtählte Zinken gebildet werden. Mit dieſem Handgeräthe wird der Boden mit geringerer Beſchwerlichkeit kräftig gelockert, aber nur unvollkommen gewendet. Die Leiſtungsfähigkeit eines Arbeiters beträgt mit der Grabgabel 1—2.5 Ar. Die Grabgabel, beſonders die zweizinkige wird auch dazu verwendet, um den feſten Untergrund in der geöffneten Pflugfurche kräftig aufzulockern. Auf ſteinigem Boden und ſteilen Hängen verwendet man anſtatt des Spatens und der Grabgabel, welche nicht mehr zur Bearbeitung ausreichen die Haue. Die- ſelbe beſtehet aus einer an einem 50 Cm. langen Stiele befeſtigten verſchieden ge- ſtalteten Klinge, welche bis zu 5 Kilogramm ſchwer iſt. Zum Umarbeiten von

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/112>, abgerufen am 27.11.2024.