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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Bodenbearbeitung.

Die Stellung der Scharspitze (Nase) ist für den Gang des Pfluges entscheidend.
Gewöhnlich wird die Spitze um einige Millimeter (6--8) unter die Ebene der Pflug-
sohle und kaum merklich gegen die Landseite hin gebogen. Ist die
Spitze zu stark nach abwärts gerichtet, so dringt der Pflug zu
viel in den Boden (geht auf der Nase); im entgegengesetzten Falle
hat er das Bestreben, aus dem Boden herauszufahren. Bei
mehreren englischen Pflügen (von Ransome, Howard) läßt sich
die Scharspitze nach Bedarf durch einen stellbaren Hebel ver-
schieden richten.

3. Das Streichbrett (Rüster, Rüsterbrett) hat die Be-
stimmung den abgeschnittenen Erdstreifen meistens um 135 ° so

[Abbildung] Fig. 34.

Schar zu dem
Häufelpflug von Ran-
somes, Sims & Head.

umzulegen, daß ein möglichst großer Bodentheil der Luft ausgesetzt und der Boden
in verschiedenem Grade gelockert werde. In welcher Weise das Umwenden des Erd-
streifens vollbracht wird, wurde schon bei der Besprechung der Wirkungsweise des
Pfluges näher ausgeführt. Am unvollkommensten wird diese Wendung erzielt durch
ein gerades, plattes Streichbrett, wie solche noch bei Landpflügen vorkommen. Voll-
kommen und mit viel geringerem Kraftaufwande erfolgt das Umlegen des Erdstreifens
durch ein gewundenes Streichbrett.

Die Dimensionen des Streichbrettes nach Länge und Breite nehmen gleichfalls
darauf Einfluß ob der Furchenstreifen vollkommener und langsamer oder schneller
(S. 100) umgelegt wird. Die Länge des Streichbrettes variirt bei verschiedenen Pflügen
zwischen 26 und 160 Cm. Bei einem im Verhältnisse zur Breite langen Streichbrette
genügt eine flache, sanfte Windung, im Durchschnitte bei einem, mit Inbegriff des
Schares, dessen obere Fläche mit berücksichtigt werden muß, 135 Cm. langen Streich-
brette auf jeden Centimeter 1 Grad, um den Furchenstreifen um 135 Grade zu drehen.
Der Erdstreifen wird daher mit einem langen Streichbrette sanft und vollkommen
umgelegt, aber nur wenig gelockert. Kurze Streichbretter krümeln dagegen den Boden
viel kräftiger, wenden aber unvollkommener. Letztere Streichbrettform kann wegen
der erforderlichen Steilheit der Windung mit vollem Erfolge nur in einem leicht
verschiebbaren Boden verwendet werden.

Für einige der weitverbreitesten Pflugformen, dem böhmischen Ruchadlo, Fig. 45 (I) dem
Hohenheimer Schraubenpflug, Fig. 22 u. 23 (II) und dem Pflug von Ransome (III) er-
geben sich die folgenden Dimensionen des Streichbrettes:

[Tabelle]

Die Art der Windung des Streichbrettes läßt sich theoretisch nicht feststellen,
da auf dieselbe zu sehr die Verschiedenheiten des Bodens, welche durch die Aenderungen
des Feuchtigkeitsgehaltes noch vermehrt werden, Einfluß nehmen. Häufig formt
man das Streichbrett als den Abschnitt einer Schraubenwindung (gewöhnlich 3/8

Die Bodenbearbeitung.

Die Stellung der Scharſpitze (Naſe) iſt für den Gang des Pfluges entſcheidend.
Gewöhnlich wird die Spitze um einige Millimeter (6—8) unter die Ebene der Pflug-
ſohle und kaum merklich gegen die Landſeite hin gebogen. Iſt die
Spitze zu ſtark nach abwärts gerichtet, ſo dringt der Pflug zu
viel in den Boden (geht auf der Naſe); im entgegengeſetzten Falle
hat er das Beſtreben, aus dem Boden herauszufahren. Bei
mehreren engliſchen Pflügen (von Ranſome, Howard) läßt ſich
die Scharſpitze nach Bedarf durch einen ſtellbaren Hebel ver-
ſchieden richten.

3. Das Streichbrett (Rüſter, Rüſterbrett) hat die Be-
ſtimmung den abgeſchnittenen Erdſtreifen meiſtens um 135 ° ſo

[Abbildung] Fig. 34.

Schar zu dem
Häufelpflug von Ran-
ſomes, Sims & Head.

umzulegen, daß ein möglichſt großer Bodentheil der Luft ausgeſetzt und der Boden
in verſchiedenem Grade gelockert werde. In welcher Weiſe das Umwenden des Erd-
ſtreifens vollbracht wird, wurde ſchon bei der Beſprechung der Wirkungsweiſe des
Pfluges näher ausgeführt. Am unvollkommenſten wird dieſe Wendung erzielt durch
ein gerades, plattes Streichbrett, wie ſolche noch bei Landpflügen vorkommen. Voll-
kommen und mit viel geringerem Kraftaufwande erfolgt das Umlegen des Erdſtreifens
durch ein gewundenes Streichbrett.

Die Dimenſionen des Streichbrettes nach Länge und Breite nehmen gleichfalls
darauf Einfluß ob der Furchenſtreifen vollkommener und langſamer oder ſchneller
(S. 100) umgelegt wird. Die Länge des Streichbrettes variirt bei verſchiedenen Pflügen
zwiſchen 26 und 160 Cm. Bei einem im Verhältniſſe zur Breite langen Streichbrette
genügt eine flache, ſanfte Windung, im Durchſchnitte bei einem, mit Inbegriff des
Schares, deſſen obere Fläche mit berückſichtigt werden muß, 135 Cm. langen Streich-
brette auf jeden Centimeter 1 Grad, um den Furchenſtreifen um 135 Grade zu drehen.
Der Erdſtreifen wird daher mit einem langen Streichbrette ſanft und vollkommen
umgelegt, aber nur wenig gelockert. Kurze Streichbretter krümeln dagegen den Boden
viel kräftiger, wenden aber unvollkommener. Letztere Streichbrettform kann wegen
der erforderlichen Steilheit der Windung mit vollem Erfolge nur in einem leicht
verſchiebbaren Boden verwendet werden.

Für einige der weitverbreiteſten Pflugformen, dem böhmiſchen Ruchadlo, Fig. 45 (I) dem
Hohenheimer Schraubenpflug, Fig. 22 u. 23 (II) und dem Pflug von Ranſome (III) er-
geben ſich die folgenden Dimenſionen des Streichbrettes:

[Tabelle]

Die Art der Windung des Streichbrettes läßt ſich theoretiſch nicht feſtſtellen,
da auf dieſelbe zu ſehr die Verſchiedenheiten des Bodens, welche durch die Aenderungen
des Feuchtigkeitsgehaltes noch vermehrt werden, Einfluß nehmen. Häufig formt
man das Streichbrett als den Abſchnitt einer Schraubenwindung (gewöhnlich 3/8

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[103/0121] Die Bodenbearbeitung. Die Stellung der Scharſpitze (Naſe) iſt für den Gang des Pfluges entſcheidend. Gewöhnlich wird die Spitze um einige Millimeter (6—8) unter die Ebene der Pflug- ſohle und kaum merklich gegen die Landſeite hin gebogen. Iſt die Spitze zu ſtark nach abwärts gerichtet, ſo dringt der Pflug zu viel in den Boden (geht auf der Naſe); im entgegengeſetzten Falle hat er das Beſtreben, aus dem Boden herauszufahren. Bei mehreren engliſchen Pflügen (von Ranſome, Howard) läßt ſich die Scharſpitze nach Bedarf durch einen ſtellbaren Hebel ver- ſchieden richten. 3. Das Streichbrett (Rüſter, Rüſterbrett) hat die Be- ſtimmung den abgeſchnittenen Erdſtreifen meiſtens um 135 ° ſo [Abbildung Fig. 34. Schar zu dem Häufelpflug von Ran- ſomes, Sims & Head.] umzulegen, daß ein möglichſt großer Bodentheil der Luft ausgeſetzt und der Boden in verſchiedenem Grade gelockert werde. In welcher Weiſe das Umwenden des Erd- ſtreifens vollbracht wird, wurde ſchon bei der Beſprechung der Wirkungsweiſe des Pfluges näher ausgeführt. Am unvollkommenſten wird dieſe Wendung erzielt durch ein gerades, plattes Streichbrett, wie ſolche noch bei Landpflügen vorkommen. Voll- kommen und mit viel geringerem Kraftaufwande erfolgt das Umlegen des Erdſtreifens durch ein gewundenes Streichbrett. Die Dimenſionen des Streichbrettes nach Länge und Breite nehmen gleichfalls darauf Einfluß ob der Furchenſtreifen vollkommener und langſamer oder ſchneller (S. 100) umgelegt wird. Die Länge des Streichbrettes variirt bei verſchiedenen Pflügen zwiſchen 26 und 160 Cm. Bei einem im Verhältniſſe zur Breite langen Streichbrette genügt eine flache, ſanfte Windung, im Durchſchnitte bei einem, mit Inbegriff des Schares, deſſen obere Fläche mit berückſichtigt werden muß, 135 Cm. langen Streich- brette auf jeden Centimeter 1 Grad, um den Furchenſtreifen um 135 Grade zu drehen. Der Erdſtreifen wird daher mit einem langen Streichbrette ſanft und vollkommen umgelegt, aber nur wenig gelockert. Kurze Streichbretter krümeln dagegen den Boden viel kräftiger, wenden aber unvollkommener. Letztere Streichbrettform kann wegen der erforderlichen Steilheit der Windung mit vollem Erfolge nur in einem leicht verſchiebbaren Boden verwendet werden. Für einige der weitverbreiteſten Pflugformen, dem böhmiſchen Ruchadlo, Fig. 45 (I) dem Hohenheimer Schraubenpflug, Fig. 22 u. 23 (II) und dem Pflug von Ranſome (III) er- geben ſich die folgenden Dimenſionen des Streichbrettes: Die Art der Windung des Streichbrettes läßt ſich theoretiſch nicht feſtſtellen, da auf dieſelbe zu ſehr die Verſchiedenheiten des Bodens, welche durch die Aenderungen des Feuchtigkeitsgehaltes noch vermehrt werden, Einfluß nehmen. Häufig formt man das Streichbrett als den Abſchnitt einer Schraubenwindung (gewöhnlich 3/8

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/121>, abgerufen am 23.11.2024.