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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
als des Vidats, Zugmayer Pfluges, des Pfluges von Clayton & Schuttleworth
(Wien 1871), des Pfluges von Knoche (1850) etc.

Die zweite weniger durch die Zahl der Formen als durch die schnelle und weit-
gehende Verbreitung ausgezeichnete Entwickelungsreihe bildet das Ruchadlo, Fig. 45,

[Abbildung] Fig. 45.

Böhmisches Ruchadlo.

welches von den Vettern Wewerka zu Rybytev bei Bohdanec (Böhmen) um 1831
erfunden wurde. Eine Abänderung des Ruchadlo's ist Horsky's Ruchadlo mit Wühl-
scharen, welches in neuester Zeit von John Fowler & Comp. in Leeds als Dampf-
ruchadlo ausgeführt wurde. Dieselbe Abstammung hat H. F. Eckert's 1849 in Berlin
construirtes Ruchadlo. -- Die englischen Pflüge eignen sich mehr für schwer, das
Ruchadlo für leicht zu bearbeitende Bodenarten, der Hohenheimer Pflug, die ameri-
kanischen Pflüge für Bodenarten, welche in der Mitte zwischen schwer und leicht zu
bearbeitende stehen.

Je nach der Art der Construction unterscheidet man die verschiedensten Pflug-
formen und zwar:

1. Nach der Unterstützung des Grindels werden die Pflüge in Schwing-,
Stelz-
und Räderpflüge unterschieden. Die Schwingpflüge haben keine
Unterstützung, gehen daher sehr schwankend, je leichter ihr Gewicht und je ungeschickter
ihre Führung. Bei hinreichend langen Sterzen sind sie dagegen viel empfindlicher in
der Führung und verlangen daher eine viel größere Aufmerksamkeit. Ihre Con-
struction ist einfacher. Bei gleicher Beschaffenheit sind sie um die Kosten des Vorder-
gestelles billiger. (Mit hölzernem Grindel 45--60 Mark, 22.50--30 fl.) Das
Umkehren mit den Schwingpflügen geht leichter vor sich, da der Pflug nur auf
die Streichbrettseite gelegt zu werden braucht. Auf steinigem Boden verrichten sie
bei geschickter und aufmerksamer Führung noch die beste Arbeit; bei ungeschickter
Führung ist hier jedoch ihr Gang zu unsicher. Die Stelzpflüge (Preis
50--70 Mark, 25--35 fl.) gehen sicherer jedoch nicht immer in gleicher Tiefe, da diese
geändert wird, wenn die Stelze über ein Düngerstück, einen Stein etc. hinweggeht
oder sich mit Erde belastet. Die Räderpflüge mit selbständigem Pflugkarren oder

Allgemeine Ackerbaulehre.
als des Vidats, Zugmayer Pfluges, des Pfluges von Clayton & Schuttleworth
(Wien 1871), des Pfluges von Knoche (1850) ꝛc.

Die zweite weniger durch die Zahl der Formen als durch die ſchnelle und weit-
gehende Verbreitung ausgezeichnete Entwickelungsreihe bildet das Ruchadlo, Fig. 45,

[Abbildung] Fig. 45.

Böhmiſches Ruchadlo.

welches von den Vettern Wewerka zu Rybytev bei Bohdaneč (Böhmen) um 1831
erfunden wurde. Eine Abänderung des Ruchadlo's iſt Horsky's Ruchadlo mit Wühl-
ſcharen, welches in neueſter Zeit von John Fowler & Comp. in Leeds als Dampf-
ruchadlo ausgeführt wurde. Dieſelbe Abſtammung hat H. F. Eckert's 1849 in Berlin
conſtruirtes Ruchadlo. — Die engliſchen Pflüge eignen ſich mehr für ſchwer, das
Ruchadlo für leicht zu bearbeitende Bodenarten, der Hohenheimer Pflug, die ameri-
kaniſchen Pflüge für Bodenarten, welche in der Mitte zwiſchen ſchwer und leicht zu
bearbeitende ſtehen.

Je nach der Art der Conſtruction unterſcheidet man die verſchiedenſten Pflug-
formen und zwar:

1. Nach der Unterſtützung des Grindels werden die Pflüge in Schwing-,
Stelz-
und Räderpflüge unterſchieden. Die Schwingpflüge haben keine
Unterſtützung, gehen daher ſehr ſchwankend, je leichter ihr Gewicht und je ungeſchickter
ihre Führung. Bei hinreichend langen Sterzen ſind ſie dagegen viel empfindlicher in
der Führung und verlangen daher eine viel größere Aufmerkſamkeit. Ihre Con-
ſtruction iſt einfacher. Bei gleicher Beſchaffenheit ſind ſie um die Koſten des Vorder-
geſtelles billiger. (Mit hölzernem Grindel 45—60 Mark, 22.50—30 fl.) Das
Umkehren mit den Schwingpflügen geht leichter vor ſich, da der Pflug nur auf
die Streichbrettſeite gelegt zu werden braucht. Auf ſteinigem Boden verrichten ſie
bei geſchickter und aufmerkſamer Führung noch die beſte Arbeit; bei ungeſchickter
Führung iſt hier jedoch ihr Gang zu unſicher. Die Stelzpflüge (Preis
50—70 Mark, 25—35 fl.) gehen ſicherer jedoch nicht immer in gleicher Tiefe, da dieſe
geändert wird, wenn die Stelze über ein Düngerſtück, einen Stein ꝛc. hinweggeht
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[112/0130] Allgemeine Ackerbaulehre. als des Vidats, Zugmayer Pfluges, des Pfluges von Clayton & Schuttleworth (Wien 1871), des Pfluges von Knoche (1850) ꝛc. Die zweite weniger durch die Zahl der Formen als durch die ſchnelle und weit- gehende Verbreitung ausgezeichnete Entwickelungsreihe bildet das Ruchadlo, Fig. 45, [Abbildung Fig. 45. Böhmiſches Ruchadlo.] welches von den Vettern Wewerka zu Rybytev bei Bohdaneč (Böhmen) um 1831 erfunden wurde. Eine Abänderung des Ruchadlo's iſt Horsky's Ruchadlo mit Wühl- ſcharen, welches in neueſter Zeit von John Fowler & Comp. in Leeds als Dampf- ruchadlo ausgeführt wurde. Dieſelbe Abſtammung hat H. F. Eckert's 1849 in Berlin conſtruirtes Ruchadlo. — Die engliſchen Pflüge eignen ſich mehr für ſchwer, das Ruchadlo für leicht zu bearbeitende Bodenarten, der Hohenheimer Pflug, die ameri- kaniſchen Pflüge für Bodenarten, welche in der Mitte zwiſchen ſchwer und leicht zu bearbeitende ſtehen. Je nach der Art der Conſtruction unterſcheidet man die verſchiedenſten Pflug- formen und zwar: 1. Nach der Unterſtützung des Grindels werden die Pflüge in Schwing-, Stelz- und Räderpflüge unterſchieden. Die Schwingpflüge haben keine Unterſtützung, gehen daher ſehr ſchwankend, je leichter ihr Gewicht und je ungeſchickter ihre Führung. Bei hinreichend langen Sterzen ſind ſie dagegen viel empfindlicher in der Führung und verlangen daher eine viel größere Aufmerkſamkeit. Ihre Con- ſtruction iſt einfacher. Bei gleicher Beſchaffenheit ſind ſie um die Koſten des Vorder- geſtelles billiger. (Mit hölzernem Grindel 45—60 Mark, 22.50—30 fl.) Das Umkehren mit den Schwingpflügen geht leichter vor ſich, da der Pflug nur auf die Streichbrettſeite gelegt zu werden braucht. Auf ſteinigem Boden verrichten ſie bei geſchickter und aufmerkſamer Führung noch die beſte Arbeit; bei ungeſchickter Führung iſt hier jedoch ihr Gang zu unſicher. Die Stelzpflüge (Preis 50—70 Mark, 25—35 fl.) gehen ſicherer jedoch nicht immer in gleicher Tiefe, da dieſe geändert wird, wenn die Stelze über ein Düngerſtück, einen Stein ꝛc. hinweggeht oder ſich mit Erde belaſtet. Die Räderpflüge mit ſelbſtändigem Pflugkarren oder

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/130>, abgerufen am 27.11.2024.