Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. Kohlensäure, Kohlen- und Schwefelwasserstoff und Ammoniak, sofern nichts zurBindung dieser flüchtigen Substanzen vorgekehrt wird, kohlenstoff-, wasserstoff-, sauer- stoff, schwefel- und stickstoffärmer. Gleichzeitig tritt mit dem Vorschreiten der Zersetzung der organischen Substanz und durch die Wasserverdunstung, welche durch die bei der Fäulniß des Mistes frei werdende Wärme befördert wird, sowohl eine Verminderung des Volumens als auch des Gewichtes des Düngers ein. Die Ab- nahme an Gewicht und Volumen wird nach Ablauf von 2--3 Monaten, während welcher Zeit der Dünger zu einer gleichmäßigen mürben Masse zusammengefault ist, bei dem Mangel genauerer Untersuchungen durchschnittlich zu 16--20 Procent oder zu 1/6 -- 1/5 vom Gewichte und Volumen des frischen Düngers angenommen. Bleibt der Dünger noch längere Zeit liegen, so verliert er, bis er eine speckige Beschaffen- heit annimmt 30--40Procent. In dem Verhältnisse, als der Dünger an Masse verliert, erhöht sich seine Trockensubstanz, weshalb der verrottete Dünger procentisch reicher an Pflanzennährstoffen wird und zwar sowhl an den unveränderlich bleibenden Mineral- substanzen, als auch bei sachgemäßer Behandlung an Stickstoff. Gleichzeitig wird er immer ärmer an organischer Substanz. Diesen Veränderungen in der Menge und Beschaffenheit des Düngers muß daher Rechnung getragen werden, wenn man die aus dem Futter und der Streu berechneten Düngermengen auf jene reduciren will, welche in mürbem oder speckigem Zustande auf das Feld geführt werden. Sollen die werthvollen Bestandtheile des Düngers besonders der Stickstoff und 1) J. König und J. Kiesow, Ueber den Verlust an freiem Stickstoff bei der Fäulniß
stickstoffhaltiger organ. Stoffe und die Mittel, ihm vorzubeugen. Landw. Jahrbücher 2. Bd. 1873. S. 107. Allgemeine Ackerbaulehre. Kohlenſäure, Kohlen- und Schwefelwaſſerſtoff und Ammoniak, ſofern nichts zurBindung dieſer flüchtigen Subſtanzen vorgekehrt wird, kohlenſtoff-, waſſerſtoff-, ſauer- ſtoff, ſchwefel- und ſtickſtoffärmer. Gleichzeitig tritt mit dem Vorſchreiten der Zerſetzung der organiſchen Subſtanz und durch die Waſſerverdunſtung, welche durch die bei der Fäulniß des Miſtes frei werdende Wärme befördert wird, ſowohl eine Verminderung des Volumens als auch des Gewichtes des Düngers ein. Die Ab- nahme an Gewicht und Volumen wird nach Ablauf von 2—3 Monaten, während welcher Zeit der Dünger zu einer gleichmäßigen mürben Maſſe zuſammengefault iſt, bei dem Mangel genauerer Unterſuchungen durchſchnittlich zu 16—20 Procent oder zu ⅙—⅕ vom Gewichte und Volumen des friſchen Düngers angenommen. Bleibt der Dünger noch längere Zeit liegen, ſo verliert er, bis er eine ſpeckige Beſchaffen- heit annimmt 30—40Procent. In dem Verhältniſſe, als der Dünger an Maſſe verliert, erhöht ſich ſeine Trockenſubſtanz, weshalb der verrottete Dünger procentiſch reicher an Pflanzennährſtoffen wird und zwar ſowhl an den unveränderlich bleibenden Mineral- ſubſtanzen, als auch bei ſachgemäßer Behandlung an Stickſtoff. Gleichzeitig wird er immer ärmer an organiſcher Subſtanz. Dieſen Veränderungen in der Menge und Beſchaffenheit des Düngers muß daher Rechnung getragen werden, wenn man die aus dem Futter und der Streu berechneten Düngermengen auf jene reduciren will, welche in mürbem oder ſpeckigem Zuſtande auf das Feld geführt werden. Sollen die werthvollen Beſtandtheile des Düngers beſonders der Stickſtoff und 1) J. König und J. Kieſow, Ueber den Verluſt an freiem Stickſtoff bei der Fäulniß
ſtickſtoffhaltiger organ. Stoffe und die Mittel, ihm vorzubeugen. Landw. Jahrbücher 2. Bd. 1873. S. 107. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0188" n="170"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> Kohlenſäure, Kohlen- und Schwefelwaſſerſtoff und Ammoniak, ſofern nichts zur<lb/> Bindung dieſer flüchtigen Subſtanzen vorgekehrt wird, kohlenſtoff-, waſſerſtoff-, ſauer-<lb/> ſtoff, ſchwefel- und ſtickſtoffärmer. Gleichzeitig tritt mit dem Vorſchreiten der<lb/> Zerſetzung der organiſchen Subſtanz und durch die Waſſerverdunſtung, welche durch<lb/> die bei der Fäulniß des Miſtes frei werdende Wärme befördert wird, ſowohl eine<lb/> Verminderung des Volumens als auch des Gewichtes des Düngers ein. Die Ab-<lb/> nahme an Gewicht und Volumen wird nach Ablauf von 2—3 Monaten, während<lb/> welcher Zeit der Dünger zu einer gleichmäßigen mürben Maſſe zuſammengefault iſt,<lb/> bei dem Mangel genauerer Unterſuchungen durchſchnittlich zu 16—20 Procent oder zu<lb/> ⅙—⅕ vom Gewichte und Volumen des friſchen Düngers angenommen. Bleibt<lb/> der Dünger noch längere Zeit liegen, ſo verliert er, bis er eine ſpeckige Beſchaffen-<lb/> heit annimmt 30—40Procent. In dem Verhältniſſe, als der Dünger an Maſſe verliert,<lb/> erhöht ſich ſeine Trockenſubſtanz, weshalb der verrottete Dünger procentiſch reicher<lb/> an Pflanzennährſtoffen wird und zwar ſowhl an den unveränderlich bleibenden Mineral-<lb/> ſubſtanzen, als auch bei ſachgemäßer Behandlung an Stickſtoff. Gleichzeitig wird<lb/> er immer ärmer an organiſcher Subſtanz. Dieſen Veränderungen in der Menge und<lb/> Beſchaffenheit des Düngers muß daher Rechnung getragen werden, wenn man die<lb/> aus dem Futter und der Streu berechneten Düngermengen auf jene reduciren will,<lb/> welche in mürbem oder ſpeckigem Zuſtande auf das Feld geführt werden.</p><lb/> <p>Sollen die werthvollen Beſtandtheile des Düngers beſonders der Stickſtoff und<lb/> die Mineralſalze vor der Verflüchtigung und dem Auswaſchen geſchützt werden, ſo<lb/> müſſen gewiſſe <hi rendition="#g">Zuſätze</hi> zum Stallmiſte gegeben werden, welche die durch die Zer-<lb/> ſetzung frei werdenden flüchtigen Stoffe binden oder in nicht flüchtige Verbindungen<lb/> überführen. Um das flüchtige Ammoniak und das ebenſo flüchtige kohlenſaure<lb/> Ammoniak feſtzuhalten, beſtreut oder durchſchichtet man den Dünger mit thon- oder<lb/> humusreicher Erde oder mit humusbildenden Stoffen, wie Torfabfälle u. dgl., welche<lb/> jene flüchtigen Verbindungen abſorbiren. Ein ebenſo wirkſames als einfaches Mittel<lb/> beſteht in dem ſteten Feuchterhalten der Düngermaſſen, durch welches die Löſung des<lb/> Ammoniak und ſeiner Salze herbeigeführt wird. Gleich zweckmäßig iſt es, die<lb/> flüchtigen Ammoniakverbindungen in das minderflüchtige, ſchwefelſaure Ammoniak<lb/> durch Zuſatz von Schwefelſäure oder von ſchwefelſauren Salzen wie Gyps, ſchwefel-<lb/> ſaurer Kali-Magneſia, Eiſenvitriol, Alaunabfälle ꝛc. umzuwandeln. Durch Beſtreuen<lb/> des feuchten Düngers mit Gyps (ſchwefelſaurem Kalk) wird eine Umſetzung mit dem<lb/> kohlenſauren Ammoniak in kohlenſauren Kalk und das minderflüchtige, ſchwefelſaure<lb/> Ammoniak herbeigeführt. Ueberdies beſitzt der Gyps auch den Vortheil, daß er die<lb/> Zerſetzung der organiſchen Subſtanz verlangſamt und der Bildung von freiem Stick-<lb/> ſtoff <note place="foot" n="1)">J. König und J. Kieſow, Ueber den Verluſt an freiem Stickſtoff bei der Fäulniß<lb/> ſtickſtoffhaltiger organ. Stoffe und die Mittel, ihm vorzubeugen. Landw. Jahrbücher 2. Bd.<lb/> 1873. S. 107.</note> bei der Zerſetzung des Stallmiſtes vorbeugt. Der Gyps bleibt daher das<lb/> einfachſte und billigſte Mittel, ſowohl im Stalle als auch auf der Düngerſtätte den<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0188]
Allgemeine Ackerbaulehre.
Kohlenſäure, Kohlen- und Schwefelwaſſerſtoff und Ammoniak, ſofern nichts zur
Bindung dieſer flüchtigen Subſtanzen vorgekehrt wird, kohlenſtoff-, waſſerſtoff-, ſauer-
ſtoff, ſchwefel- und ſtickſtoffärmer. Gleichzeitig tritt mit dem Vorſchreiten der
Zerſetzung der organiſchen Subſtanz und durch die Waſſerverdunſtung, welche durch
die bei der Fäulniß des Miſtes frei werdende Wärme befördert wird, ſowohl eine
Verminderung des Volumens als auch des Gewichtes des Düngers ein. Die Ab-
nahme an Gewicht und Volumen wird nach Ablauf von 2—3 Monaten, während
welcher Zeit der Dünger zu einer gleichmäßigen mürben Maſſe zuſammengefault iſt,
bei dem Mangel genauerer Unterſuchungen durchſchnittlich zu 16—20 Procent oder zu
⅙—⅕ vom Gewichte und Volumen des friſchen Düngers angenommen. Bleibt
der Dünger noch längere Zeit liegen, ſo verliert er, bis er eine ſpeckige Beſchaffen-
heit annimmt 30—40Procent. In dem Verhältniſſe, als der Dünger an Maſſe verliert,
erhöht ſich ſeine Trockenſubſtanz, weshalb der verrottete Dünger procentiſch reicher
an Pflanzennährſtoffen wird und zwar ſowhl an den unveränderlich bleibenden Mineral-
ſubſtanzen, als auch bei ſachgemäßer Behandlung an Stickſtoff. Gleichzeitig wird
er immer ärmer an organiſcher Subſtanz. Dieſen Veränderungen in der Menge und
Beſchaffenheit des Düngers muß daher Rechnung getragen werden, wenn man die
aus dem Futter und der Streu berechneten Düngermengen auf jene reduciren will,
welche in mürbem oder ſpeckigem Zuſtande auf das Feld geführt werden.
Sollen die werthvollen Beſtandtheile des Düngers beſonders der Stickſtoff und
die Mineralſalze vor der Verflüchtigung und dem Auswaſchen geſchützt werden, ſo
müſſen gewiſſe Zuſätze zum Stallmiſte gegeben werden, welche die durch die Zer-
ſetzung frei werdenden flüchtigen Stoffe binden oder in nicht flüchtige Verbindungen
überführen. Um das flüchtige Ammoniak und das ebenſo flüchtige kohlenſaure
Ammoniak feſtzuhalten, beſtreut oder durchſchichtet man den Dünger mit thon- oder
humusreicher Erde oder mit humusbildenden Stoffen, wie Torfabfälle u. dgl., welche
jene flüchtigen Verbindungen abſorbiren. Ein ebenſo wirkſames als einfaches Mittel
beſteht in dem ſteten Feuchterhalten der Düngermaſſen, durch welches die Löſung des
Ammoniak und ſeiner Salze herbeigeführt wird. Gleich zweckmäßig iſt es, die
flüchtigen Ammoniakverbindungen in das minderflüchtige, ſchwefelſaure Ammoniak
durch Zuſatz von Schwefelſäure oder von ſchwefelſauren Salzen wie Gyps, ſchwefel-
ſaurer Kali-Magneſia, Eiſenvitriol, Alaunabfälle ꝛc. umzuwandeln. Durch Beſtreuen
des feuchten Düngers mit Gyps (ſchwefelſaurem Kalk) wird eine Umſetzung mit dem
kohlenſauren Ammoniak in kohlenſauren Kalk und das minderflüchtige, ſchwefelſaure
Ammoniak herbeigeführt. Ueberdies beſitzt der Gyps auch den Vortheil, daß er die
Zerſetzung der organiſchen Subſtanz verlangſamt und der Bildung von freiem Stick-
ſtoff 1) bei der Zerſetzung des Stallmiſtes vorbeugt. Der Gyps bleibt daher das
einfachſte und billigſte Mittel, ſowohl im Stalle als auch auf der Düngerſtätte den
1) J. König und J. Kieſow, Ueber den Verluſt an freiem Stickſtoff bei der Fäulniß
ſtickſtoffhaltiger organ. Stoffe und die Mittel, ihm vorzubeugen. Landw. Jahrbücher 2. Bd.
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