Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. gleichförmige Mengung der flüssigen und festen thierischen Ausscheidungen mit demStreumateriale zu erleichtern und zu ermöglichen, daß der Verlauf der Dünger- zersetzung, welcher zur möglichsten Hintanhaltung von Verlusten langsam und gleich- mäßig stattfinden soll, geregelt werden kann Um diesen Zweck erreichen zu können, verdient die Anlage der Düngerstätte besondere Aufmerksamkeit. Die Düngerstätte soll an einem vor dem Winde und der Sonne geschützten Die Größe der Düngerstätte richtet sich nach der Anzahl der Thiere, der Allgemeine Ackerbaulehre. gleichförmige Mengung der flüſſigen und feſten thieriſchen Ausſcheidungen mit demStreumateriale zu erleichtern und zu ermöglichen, daß der Verlauf der Dünger- zerſetzung, welcher zur möglichſten Hintanhaltung von Verluſten langſam und gleich- mäßig ſtattfinden ſoll, geregelt werden kann Um dieſen Zweck erreichen zu können, verdient die Anlage der Düngerſtätte beſondere Aufmerkſamkeit. Die Düngerſtätte ſoll an einem vor dem Winde und der Sonne geſchützten Die Größe der Düngerſtätte richtet ſich nach der Anzahl der Thiere, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0190" n="172"/><fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> gleichförmige Mengung der flüſſigen und feſten thieriſchen Ausſcheidungen mit dem<lb/> Streumateriale zu erleichtern und zu ermöglichen, daß der Verlauf der Dünger-<lb/> zerſetzung, welcher zur möglichſten Hintanhaltung von Verluſten langſam und gleich-<lb/> mäßig ſtattfinden ſoll, geregelt werden kann Um dieſen Zweck erreichen zu können,<lb/> verdient die <hi rendition="#g">Anlage</hi> der Düngerſtätte beſondere Aufmerkſamkeit.</p><lb/> <p>Die Düngerſtätte ſoll an einem vor dem Winde und der Sonne geſchützten<lb/> Orte, am zweckmäßigſten an der Nordſeite des Stalles angelegt werden, um den<lb/> Dünger vor dem ſchnellen Austrocknen an der Oberfläche zu behüten und um gleich-<lb/> zeitig den Transport des Düngers vom Stalle zur Stätte zu erleichtern. Die un-<lb/> mittelbare Beſonnung wird zuweilen durch eine Bedachung der Düngſtätte verhindert.<lb/> Billiger und nahezu mit demſelben Erfolge läßt ſich jedoch dieſe Abſicht auch durch<lb/> Umpflanzung der Stätte mit ſchnellwachſenden Pappelbäumen (<hi rendition="#aq">Populus alba</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">canescens</hi> eignen ſich dazu am beſten) erreichen. Zur Abhaltung des von außen<lb/> zufließenden Tagwaſſers zieht man um den Dungplatz, ſofern dieſer nicht ohnehin<lb/> durch erhöhte Lage geſchützt iſt, kleine Ablaufgräben. Die Sohle der Düngerſtätte<lb/> ſoll möglichſt undurchlaſſend hergeſtellt werden, um das Einſickern der Jauche, des<lb/> werthvollſten Theiles des Düngers, zu verhindern. Gewöhnlich ſtampft man die<lb/> Sohle mit einer Lettenſchichte aus, auf welche dann ein billiges Steinpflaſter gelegt<lb/> wird. Die Sohlenfläche erhält nach einer oder zwei Richtungen eine ſanfte Neigung<lb/> zu der am tiefſten Punkte der Düngſtätte gleichfalls waſſerdicht anzulegenden Jauchen-<lb/> grube. Damit die unteren Partien des Düngerhaufens von der durchſickernden Jauche<lb/> in ihrer Zerſetzung nicht allzuſehr aufgehalten werden, ſorgt man durch eine um den<lb/> ganzen Düngerplatz gezogene Jauchenrinne, welche in die Jauchengrube einmündet,<lb/> für den Abzug der ſtauenden Jauche. Die vom Stalle durch einen bedeckten Canal<lb/> abziehende Jauche wird entweder in die gemeinſchaftliche, oder noch zweckmäßiger, in<lb/> eine beſondere Jauchengrube geleitet, von wo ſie durch eine Pumpe oder durch Aus-<lb/> ſchöpfen mit Eimern, Düngerſchaufeln über den Düngerhaufen geſpritzt oder durch hölzerne,<lb/> durchlöcherte Rinnen ausgebreitet werden kann. Am wenigſten Reparatur verurſachen<lb/> die hölzernen Jauchenpumpen (Preis 30—40 Mark, 15—20 fl), dagegen iſt ihre<lb/> Dauerhaftigkeit geringer. Eiſerne Ventilpumpen mit Spritzſchläuchen ſind koſtſpieliger<lb/> und erfordern des Einroſtens wegen vielfache Ausbeſſerung. Am zweckmäßigſten ſind<lb/> die ſog Kettenpumpen von H. F. Eckert—Berlin, Fig. 67 (ſ. S. 173), welche ſelbſt<lb/> noch bei dickflüſſiger, brockiger Jauche functioniren. Mit einer Kettenpumpe mit<lb/> 6 Cm. weitem Rohre und 4 M. Hubhöhe kann 1 Mann 5600 Liter per Stunde<lb/> heben. Bei größeren Düngerſtätten legt man mehrere Abtheilungen mit zweckmäßig<lb/> vertheilten Jauchengruben an, um verſchieden alten Dünger geſondert behandeln<lb/> zu können.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Größe</hi> der Düngerſtätte richtet ſich nach der Anzahl der Thiere, der<lb/> Menge des Futters und des Streumateriales und nach der Zeitdauer, in welcher<lb/> der Dünger liegen bleibt. Ein Stück Großvieh producirt täglich (S. 166) 37 Kilogr.<lb/> friſchen Dünger. Soll derſelbe 80 Tage auf der Düngerſtätte liegen bleiben, ſo<lb/> iſt eine Menge von 2960 Kilogr. aufzubewahren. Wiegt 1 Cbm. Dünger<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0190]
Allgemeine Ackerbaulehre.
gleichförmige Mengung der flüſſigen und feſten thieriſchen Ausſcheidungen mit dem
Streumateriale zu erleichtern und zu ermöglichen, daß der Verlauf der Dünger-
zerſetzung, welcher zur möglichſten Hintanhaltung von Verluſten langſam und gleich-
mäßig ſtattfinden ſoll, geregelt werden kann Um dieſen Zweck erreichen zu können,
verdient die Anlage der Düngerſtätte beſondere Aufmerkſamkeit.
Die Düngerſtätte ſoll an einem vor dem Winde und der Sonne geſchützten
Orte, am zweckmäßigſten an der Nordſeite des Stalles angelegt werden, um den
Dünger vor dem ſchnellen Austrocknen an der Oberfläche zu behüten und um gleich-
zeitig den Transport des Düngers vom Stalle zur Stätte zu erleichtern. Die un-
mittelbare Beſonnung wird zuweilen durch eine Bedachung der Düngſtätte verhindert.
Billiger und nahezu mit demſelben Erfolge läßt ſich jedoch dieſe Abſicht auch durch
Umpflanzung der Stätte mit ſchnellwachſenden Pappelbäumen (Populus alba und
canescens eignen ſich dazu am beſten) erreichen. Zur Abhaltung des von außen
zufließenden Tagwaſſers zieht man um den Dungplatz, ſofern dieſer nicht ohnehin
durch erhöhte Lage geſchützt iſt, kleine Ablaufgräben. Die Sohle der Düngerſtätte
ſoll möglichſt undurchlaſſend hergeſtellt werden, um das Einſickern der Jauche, des
werthvollſten Theiles des Düngers, zu verhindern. Gewöhnlich ſtampft man die
Sohle mit einer Lettenſchichte aus, auf welche dann ein billiges Steinpflaſter gelegt
wird. Die Sohlenfläche erhält nach einer oder zwei Richtungen eine ſanfte Neigung
zu der am tiefſten Punkte der Düngſtätte gleichfalls waſſerdicht anzulegenden Jauchen-
grube. Damit die unteren Partien des Düngerhaufens von der durchſickernden Jauche
in ihrer Zerſetzung nicht allzuſehr aufgehalten werden, ſorgt man durch eine um den
ganzen Düngerplatz gezogene Jauchenrinne, welche in die Jauchengrube einmündet,
für den Abzug der ſtauenden Jauche. Die vom Stalle durch einen bedeckten Canal
abziehende Jauche wird entweder in die gemeinſchaftliche, oder noch zweckmäßiger, in
eine beſondere Jauchengrube geleitet, von wo ſie durch eine Pumpe oder durch Aus-
ſchöpfen mit Eimern, Düngerſchaufeln über den Düngerhaufen geſpritzt oder durch hölzerne,
durchlöcherte Rinnen ausgebreitet werden kann. Am wenigſten Reparatur verurſachen
die hölzernen Jauchenpumpen (Preis 30—40 Mark, 15—20 fl), dagegen iſt ihre
Dauerhaftigkeit geringer. Eiſerne Ventilpumpen mit Spritzſchläuchen ſind koſtſpieliger
und erfordern des Einroſtens wegen vielfache Ausbeſſerung. Am zweckmäßigſten ſind
die ſog Kettenpumpen von H. F. Eckert—Berlin, Fig. 67 (ſ. S. 173), welche ſelbſt
noch bei dickflüſſiger, brockiger Jauche functioniren. Mit einer Kettenpumpe mit
6 Cm. weitem Rohre und 4 M. Hubhöhe kann 1 Mann 5600 Liter per Stunde
heben. Bei größeren Düngerſtätten legt man mehrere Abtheilungen mit zweckmäßig
vertheilten Jauchengruben an, um verſchieden alten Dünger geſondert behandeln
zu können.
Die Größe der Düngerſtätte richtet ſich nach der Anzahl der Thiere, der
Menge des Futters und des Streumateriales und nach der Zeitdauer, in welcher
der Dünger liegen bleibt. Ein Stück Großvieh producirt täglich (S. 166) 37 Kilogr.
friſchen Dünger. Soll derſelbe 80 Tage auf der Düngerſtätte liegen bleiben, ſo
iſt eine Menge von 2960 Kilogr. aufzubewahren. Wiegt 1 Cbm. Dünger
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