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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
verstreuung die Masse mit einer Patsche festgedrückt, die Räder ausgeputzt werden.
Am Felde wird der Dünger entweder am Rande in großen gleich mit Erde
zu bedeckenden Haufen aufgesetzt, wenn der Zutritt in das Feld im Winter oder
wegen der noch stehenden Frucht oder der Aufweichung des Bodens durch Regen
nicht möglich ist, oder in kleine, reihenweise gestellte Häufchen abgezogen, die jedoch
sofort flach und gleichmäßig über die zu düngende Fläche ausgebreitet werden
sollen. Läßt man die Häufchen nur einige Tage ungebreitet stehen, so wird nicht nur
durch die vermehrte Oberfläche die Zersetzung des Düngers und die Verflüchtigung der
werthvollsten Stoffe befördert, sondern auch die Stellen, auf welchen sich die Häufchen
befinden, durch Auslaugen übermäßig mit Pflanzennährstoffen versehen und damit
durch die Beförderung eines zu üppigen Wachsthumes der Pflanzen die Veranlassung
zur Bildung sog. Geilstellen gegeben.

Ist es nicht möglich, den Dünger gleich unterzupflügen, so wird jedem Verluste
am besten vorgebeugt, wenn der Dünger allsogleich ausgebreitet wird, indem dann
die weitere Zersetzung aufhört. Fällt Regenwetter ein, so wird der Dünger gleich-
mäßig ausgelaugt. Die gelösten Stoffe gelangen dann gleichmäßiger als selbst beim
Unterpflügen in den Boden.

Am ausgiebigsten wird die physikalische Wirksamkeit des Düngers, besonders sein
Vermögen, einen bindigen, kalten Boden zu lockern und zu erwärmen, erreicht, wenn
er gleich nach dem Breiten in den Boden gebracht wird. Bei dem Unterpflügen des
Düngers soll derselbe vollkommen mit Erde bedeckt werden, weshalb man bei langem,
strohigem Dünger oder großer Düngermenge, denselben in die geöffnete Furche mit der
Mistgabel einstreifen 1) läßt. Die Unterbringung wird in einem trockenen, lockeren
Boden und in einem warmen Klima tiefer ausgeführt werden müssen, als unter
gegentheiligen Verhältnissen, wenn der Dünger die nöthige Feuchtigkeit zu seiner Zer-
setzung finden soll.

Im Allgemeinen gilt der Grundsatz, daß der Dünger möglichst gleichmäßig mit
dem Boden vermengt werden soll, da nur bei gleichmäßiger Vertheilung der Pflanzen-
nährstoffe im Boden ein gleichmäßiger Pflanzenstand erzielt werden kann. Bei reihen-
oder platzweiser Stellung der Pflanzen, werden jedoch besonders geringere Dünger-
mengen am vortheilhaftesten ausgenützt, wenn der Dünger an derselben Stelle, wo
die Pflanzen stehen, durch die sog. Stufendüngung, in den Boden gebracht wird.
Die Stufendüngung kann entweder nach dem Pflug oder dem Häufelpflug aus-
geführt werden, im Kleinen auch mit der Handhacke. In ersterem Falle legt man
mit der Hand den Dünger streifen- oder stellenweise in jede 2. oder 3. Furche. Ver-
wendet man den Häufelpflug, so legt man den Dünger zwischen die Kämme und
bedeckt ihn durch Spalten der Kämme mit Erde. Bei Kartoffeln etc. kann diese
Stufendüngung auch nachträglich im Frühjahre auf das schon vor Winter mäßig ge-
düngte Feld angewendet werden.

1) Die Leistung einer Person bei der Düngerarbeit beträgt per Tag: Dünger laden
9--12 zweispännige Fuhren a 0.6--0.7 Cubikmeter oder 500--750 Kilogr., Dünger breiten
0.17--0.25 Hectar, Dünger einstreifen 0.40--0.46 Hectar.

Allgemeine Ackerbaulehre.
verſtreuung die Maſſe mit einer Patſche feſtgedrückt, die Räder ausgeputzt werden.
Am Felde wird der Dünger entweder am Rande in großen gleich mit Erde
zu bedeckenden Haufen aufgeſetzt, wenn der Zutritt in das Feld im Winter oder
wegen der noch ſtehenden Frucht oder der Aufweichung des Bodens durch Regen
nicht möglich iſt, oder in kleine, reihenweiſe geſtellte Häufchen abgezogen, die jedoch
ſofort flach und gleichmäßig über die zu düngende Fläche ausgebreitet werden
ſollen. Läßt man die Häufchen nur einige Tage ungebreitet ſtehen, ſo wird nicht nur
durch die vermehrte Oberfläche die Zerſetzung des Düngers und die Verflüchtigung der
werthvollſten Stoffe befördert, ſondern auch die Stellen, auf welchen ſich die Häufchen
befinden, durch Auslaugen übermäßig mit Pflanzennährſtoffen verſehen und damit
durch die Beförderung eines zu üppigen Wachsthumes der Pflanzen die Veranlaſſung
zur Bildung ſog. Geilſtellen gegeben.

Iſt es nicht möglich, den Dünger gleich unterzupflügen, ſo wird jedem Verluſte
am beſten vorgebeugt, wenn der Dünger allſogleich ausgebreitet wird, indem dann
die weitere Zerſetzung aufhört. Fällt Regenwetter ein, ſo wird der Dünger gleich-
mäßig ausgelaugt. Die gelöſten Stoffe gelangen dann gleichmäßiger als ſelbſt beim
Unterpflügen in den Boden.

Am ausgiebigſten wird die phyſikaliſche Wirkſamkeit des Düngers, beſonders ſein
Vermögen, einen bindigen, kalten Boden zu lockern und zu erwärmen, erreicht, wenn
er gleich nach dem Breiten in den Boden gebracht wird. Bei dem Unterpflügen des
Düngers ſoll derſelbe vollkommen mit Erde bedeckt werden, weshalb man bei langem,
ſtrohigem Dünger oder großer Düngermenge, denſelben in die geöffnete Furche mit der
Miſtgabel einſtreifen 1) läßt. Die Unterbringung wird in einem trockenen, lockeren
Boden und in einem warmen Klima tiefer ausgeführt werden müſſen, als unter
gegentheiligen Verhältniſſen, wenn der Dünger die nöthige Feuchtigkeit zu ſeiner Zer-
ſetzung finden ſoll.

Im Allgemeinen gilt der Grundſatz, daß der Dünger möglichſt gleichmäßig mit
dem Boden vermengt werden ſoll, da nur bei gleichmäßiger Vertheilung der Pflanzen-
nährſtoffe im Boden ein gleichmäßiger Pflanzenſtand erzielt werden kann. Bei reihen-
oder platzweiſer Stellung der Pflanzen, werden jedoch beſonders geringere Dünger-
mengen am vortheilhafteſten ausgenützt, wenn der Dünger an derſelben Stelle, wo
die Pflanzen ſtehen, durch die ſog. Stufendüngung, in den Boden gebracht wird.
Die Stufendüngung kann entweder nach dem Pflug oder dem Häufelpflug aus-
geführt werden, im Kleinen auch mit der Handhacke. In erſterem Falle legt man
mit der Hand den Dünger ſtreifen- oder ſtellenweiſe in jede 2. oder 3. Furche. Ver-
wendet man den Häufelpflug, ſo legt man den Dünger zwiſchen die Kämme und
bedeckt ihn durch Spalten der Kämme mit Erde. Bei Kartoffeln ꝛc. kann dieſe
Stufendüngung auch nachträglich im Frühjahre auf das ſchon vor Winter mäßig ge-
düngte Feld angewendet werden.

1) Die Leiſtung einer Perſon bei der Düngerarbeit beträgt per Tag: Dünger laden
9—12 zweiſpännige Fuhren à 0.6—0.7 Cubikmeter oder 500—750 Kilogr., Dünger breiten
0.17—0.25 Hectar, Dünger einſtreifen 0.40—0.46 Hectar.
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[174/0192] Allgemeine Ackerbaulehre. verſtreuung die Maſſe mit einer Patſche feſtgedrückt, die Räder ausgeputzt werden. Am Felde wird der Dünger entweder am Rande in großen gleich mit Erde zu bedeckenden Haufen aufgeſetzt, wenn der Zutritt in das Feld im Winter oder wegen der noch ſtehenden Frucht oder der Aufweichung des Bodens durch Regen nicht möglich iſt, oder in kleine, reihenweiſe geſtellte Häufchen abgezogen, die jedoch ſofort flach und gleichmäßig über die zu düngende Fläche ausgebreitet werden ſollen. Läßt man die Häufchen nur einige Tage ungebreitet ſtehen, ſo wird nicht nur durch die vermehrte Oberfläche die Zerſetzung des Düngers und die Verflüchtigung der werthvollſten Stoffe befördert, ſondern auch die Stellen, auf welchen ſich die Häufchen befinden, durch Auslaugen übermäßig mit Pflanzennährſtoffen verſehen und damit durch die Beförderung eines zu üppigen Wachsthumes der Pflanzen die Veranlaſſung zur Bildung ſog. Geilſtellen gegeben. Iſt es nicht möglich, den Dünger gleich unterzupflügen, ſo wird jedem Verluſte am beſten vorgebeugt, wenn der Dünger allſogleich ausgebreitet wird, indem dann die weitere Zerſetzung aufhört. Fällt Regenwetter ein, ſo wird der Dünger gleich- mäßig ausgelaugt. Die gelöſten Stoffe gelangen dann gleichmäßiger als ſelbſt beim Unterpflügen in den Boden. Am ausgiebigſten wird die phyſikaliſche Wirkſamkeit des Düngers, beſonders ſein Vermögen, einen bindigen, kalten Boden zu lockern und zu erwärmen, erreicht, wenn er gleich nach dem Breiten in den Boden gebracht wird. Bei dem Unterpflügen des Düngers ſoll derſelbe vollkommen mit Erde bedeckt werden, weshalb man bei langem, ſtrohigem Dünger oder großer Düngermenge, denſelben in die geöffnete Furche mit der Miſtgabel einſtreifen 1) läßt. Die Unterbringung wird in einem trockenen, lockeren Boden und in einem warmen Klima tiefer ausgeführt werden müſſen, als unter gegentheiligen Verhältniſſen, wenn der Dünger die nöthige Feuchtigkeit zu ſeiner Zer- ſetzung finden ſoll. Im Allgemeinen gilt der Grundſatz, daß der Dünger möglichſt gleichmäßig mit dem Boden vermengt werden ſoll, da nur bei gleichmäßiger Vertheilung der Pflanzen- nährſtoffe im Boden ein gleichmäßiger Pflanzenſtand erzielt werden kann. Bei reihen- oder platzweiſer Stellung der Pflanzen, werden jedoch beſonders geringere Dünger- mengen am vortheilhafteſten ausgenützt, wenn der Dünger an derſelben Stelle, wo die Pflanzen ſtehen, durch die ſog. Stufendüngung, in den Boden gebracht wird. Die Stufendüngung kann entweder nach dem Pflug oder dem Häufelpflug aus- geführt werden, im Kleinen auch mit der Handhacke. In erſterem Falle legt man mit der Hand den Dünger ſtreifen- oder ſtellenweiſe in jede 2. oder 3. Furche. Ver- wendet man den Häufelpflug, ſo legt man den Dünger zwiſchen die Kämme und bedeckt ihn durch Spalten der Kämme mit Erde. Bei Kartoffeln ꝛc. kann dieſe Stufendüngung auch nachträglich im Frühjahre auf das ſchon vor Winter mäßig ge- düngte Feld angewendet werden. 1) Die Leiſtung einer Perſon bei der Düngerarbeit beträgt per Tag: Dünger laden 9—12 zweiſpännige Fuhren à 0.6—0.7 Cubikmeter oder 500—750 Kilogr., Dünger breiten 0.17—0.25 Hectar, Dünger einſtreifen 0.40—0.46 Hectar.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/192>, abgerufen am 21.11.2024.