Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Die Düngung. schaft zu erhalten trachten, haben unstreitig den Vorzug. Die Verminderung desWassers unter gleichzeitiger Conservirung der Massen erfolgt entweder unter Zu- sätzen von Ätzkalk (Mosselmann'sches System), welcher das Wasser bindet und die Zersetzung der frischen stickstoffhaltigen Substanzen hemmt, oder durch Einstreuen von Massen, welche die Feuchtigkeit aufsaugen, wie trockene Erde (Moule'sches Erdsystem) oder Kalk und Kohlenpulver (Müller-Schür'sches System) Bei letzterem Systeme wird der Harn durch Torferde, welcher saure schwefelsaure Magnesia zugesetzt ist, filtrirt und die ablaufende Flüssigkeit weggeschüttet, während die Torferde als Dünger in Verwendung kommt. Zuweilen verwandelt man die festen menschlichen Excremente auch in einen Streudünger, Poudrette, Urat, künstlicher Guano genannt, indem die Flüssigkeit durch Ablaufenlassen entfernt und die zurückgebliebene Masse auf Horden unter Schuppen getrocknet, verkleinert und gesiebt wird. Ein praktisches Verfahren zur Verwerthung der menschlichen Exkremente besteht 4. Der Compostdünger. Unter Compost, Menge- oder Streudünger versteht man jene Düngermassen, welche Den größten Werth für die Compostbereitung besitzen die thierischen Abfälle Die Düngung. ſchaft zu erhalten trachten, haben unſtreitig den Vorzug. Die Verminderung desWaſſers unter gleichzeitiger Conſervirung der Maſſen erfolgt entweder unter Zu- ſätzen von Ätzkalk (Moſſelmann'ſches Syſtem), welcher das Waſſer bindet und die Zerſetzung der friſchen ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen hemmt, oder durch Einſtreuen von Maſſen, welche die Feuchtigkeit aufſaugen, wie trockene Erde (Moule'ſches Erdſyſtem) oder Kalk und Kohlenpulver (Müller-Schür'ſches Syſtem) Bei letzterem Syſteme wird der Harn durch Torferde, welcher ſaure ſchwefelſaure Magneſia zugeſetzt iſt, filtrirt und die ablaufende Flüſſigkeit weggeſchüttet, während die Torferde als Dünger in Verwendung kommt. Zuweilen verwandelt man die feſten menſchlichen Excremente auch in einen Streudünger, Poudrette, Urat, künſtlicher Guano genannt, indem die Flüſſigkeit durch Ablaufenlaſſen entfernt und die zurückgebliebene Maſſe auf Horden unter Schuppen getrocknet, verkleinert und geſiebt wird. Ein praktiſches Verfahren zur Verwerthung der menſchlichen Exkremente beſteht 4. Der Compoſtdünger. Unter Compoſt, Menge- oder Streudünger verſteht man jene Düngermaſſen, welche Den größten Werth für die Compoſtbereitung beſitzen die thieriſchen Abfälle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0199" n="181"/><fw place="top" type="header">Die Düngung.</fw><lb/> ſchaft zu erhalten trachten, haben unſtreitig den Vorzug. 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Nach dem<lb/> Abziehen der Haut wird das Fleiſch von den Knochen durch Kochen in mit Schwefel-<lb/> ſäure angeſäuertem Waſſer abgetrennt und mit den Eingeweiden, dem Blut, der<lb/> zerkleinerten Hornſubſtanz, beſtreut mit etwas Gyps, auf den Compoſthaufen gebracht.<lb/> Der mit Erde bedeckte Compoſthaufen wird dann mit der Fleiſchbrühe, von welcher<lb/> vorher das als Dünger werthloſe Fett abgeſchöpft wurde, übergoſſen. Die Knochen<lb/> werden zerkleinert, wenn möglich gedämpft und gleichfalls auf den Compoſthaufen<lb/> gegeben. Außerdem können das Blut, die Knochen, Haare ꝛc. der geſchlachteten<lb/> Thiere, Hornſpäne, Knochenabfälle, der ſtickſtoffreiche Wollſtaub, Lederabfälle, Abfälle<lb/> der Leimfabriken, Gerbereien, kleinere Partien Stallmiſt, Geflügelmiſt, menſchliche<lb/> Excremente zur Compoſtbereitung verwendet werden. Zur Feuchthaltung eignet ſich<lb/> ganz vorzüglich die Düngerjauche und zur Zerſetzung ſchwer zerſtörbarer Materialien ſo-<lb/> wohl dieſe als auch jene Erde, welche als Unterlage auf die Düngerſtätte geſtreut wurde.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0199]
Die Düngung.
ſchaft zu erhalten trachten, haben unſtreitig den Vorzug. Die Verminderung des
Waſſers unter gleichzeitiger Conſervirung der Maſſen erfolgt entweder unter Zu-
ſätzen von Ätzkalk (Moſſelmann'ſches Syſtem), welcher das Waſſer bindet und die
Zerſetzung der friſchen ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen hemmt, oder durch Einſtreuen von
Maſſen, welche die Feuchtigkeit aufſaugen, wie trockene Erde (Moule'ſches Erdſyſtem)
oder Kalk und Kohlenpulver (Müller-Schür'ſches Syſtem) Bei letzterem Syſteme
wird der Harn durch Torferde, welcher ſaure ſchwefelſaure Magneſia zugeſetzt iſt,
filtrirt und die ablaufende Flüſſigkeit weggeſchüttet, während die Torferde als Dünger
in Verwendung kommt. Zuweilen verwandelt man die feſten menſchlichen Excremente
auch in einen Streudünger, Poudrette, Urat, künſtlicher Guano genannt, indem
die Flüſſigkeit durch Ablaufenlaſſen entfernt und die zurückgebliebene Maſſe auf
Horden unter Schuppen getrocknet, verkleinert und geſiebt wird.
Ein praktiſches Verfahren zur Verwerthung der menſchlichen Exkremente beſteht
darin, daß man ſie unter gleichzeitiger Desinficirung mit Eiſenvitriol ꝛc. in Gruben
einfüllt und nach dem Abſatze der feſten Theile die oben auf befindliche Flüſſigkeit
mit dem Jauchenfaße auf das Feld oder die Wieſe führt. Der ſchlammige Bodenſatz
wird entweder mit dem Stallmiſte auf der Düngerſtätte vermengt oder für ſich
mit Erde durchſchichtet in einen ſehr werthvollen Compoſt verwandelt.
4. Der Compoſtdünger.
Unter Compoſt, Menge- oder Streudünger verſteht man jene Düngermaſſen, welche
aus den mannigfaltigſten Wirthſchafts-Abfällen thieriſchen, vegetabiliſchen oder mine-
raliſchen Urſprunges bereitet werden. Bei der Verſchiedenartigkeit der zur Compoſt-
bereitung verwendeten Materialien wird auch der Werth des Compoſtdüngers ſehr
verſchieden ausfallen. Demungeachtet bietet der Compoſt eine weſentliche Unter-
ſtützung für die Düngerwirthſchaft, da er gewöhnlich nicht nur die werthvollſten
Pflanzennährſtoffe, wie Stickſtoff, Phosphorſäure und Kali enthält, ſondern dieſelben
auch bei ſachgemäßer Bereitung im aufnahmsfähigen Zuſtande vorhanden ſind.
Den größten Werth für die Compoſtbereitung beſitzen die thieriſchen Abfälle
einer Wirthſchaft, die daher mit größter Sorgfalt zu ſammeln ſind. Gefallene
Thiere laſſen ſich noch am beſten durch die Compoſtbereitung verwerthen. Nach dem
Abziehen der Haut wird das Fleiſch von den Knochen durch Kochen in mit Schwefel-
ſäure angeſäuertem Waſſer abgetrennt und mit den Eingeweiden, dem Blut, der
zerkleinerten Hornſubſtanz, beſtreut mit etwas Gyps, auf den Compoſthaufen gebracht.
Der mit Erde bedeckte Compoſthaufen wird dann mit der Fleiſchbrühe, von welcher
vorher das als Dünger werthloſe Fett abgeſchöpft wurde, übergoſſen. Die Knochen
werden zerkleinert, wenn möglich gedämpft und gleichfalls auf den Compoſthaufen
gegeben. Außerdem können das Blut, die Knochen, Haare ꝛc. der geſchlachteten
Thiere, Hornſpäne, Knochenabfälle, der ſtickſtoffreiche Wollſtaub, Lederabfälle, Abfälle
der Leimfabriken, Gerbereien, kleinere Partien Stallmiſt, Geflügelmiſt, menſchliche
Excremente zur Compoſtbereitung verwendet werden. Zur Feuchthaltung eignet ſich
ganz vorzüglich die Düngerjauche und zur Zerſetzung ſchwer zerſtörbarer Materialien ſo-
wohl dieſe als auch jene Erde, welche als Unterlage auf die Düngerſtätte geſtreut wurde.
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