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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.

Ist daher in einem Boden der eine oder andere Nährstoff im Minimum vor-
handen, so reicht eine Stallmistdüngung, welche in diesem Falle meistens zu einer
Luxusdüngung mit den übrigen Mineralstoffen führt, allein ohne Zuhilfenahme von
künstlichen Düngemitteln nicht aus, um die höchsten Ernteerträge zu erzielen.

Oefters ist nur eine vorübergehende Erhöhung des einen oder andern Pflanzen-
nährstoffes im Boden erwünscht, wie z. B. zur leichteren Durchführung des Ueber-
ganges zu einer neuen Fruchtfolge, zur Sicherung des Anbaues einer bisher noch
nicht cultivirten Pflanze, zur schnelleren Culturbarmachung eines Neulandes, zur
Aufhilfe für schwache Saaten etc. Auch in diesen Fällen werden die rasch wirkenden,
wenn auch nur kurze Zeit, oft nur ein Jahr in ihrer Wirkung anhaltenden Hilfs-
düngemittel erfolgreich anzuwenden sein.

Je nach der Bodenbeschaffenheit gelangen die künstlichen Düngemittel weder auf
extrem schweren noch auf leichteren, sandigen Böden zur vollen Wirksamkeit. Die
besten Erfolge gewähren dieselben nur auf Böden von mittlerer Beschaffenheit. Die
Wirksamkeit der Handelsdünger wird jedoch nicht allein von dem Boden und
Düngungszustande eines Feldes, sondern auch von der Witterung und von dem
Bedürfnisse der verschiedenen Culturpflanzen an einzelnen Nährstoffen beeinflußt.

Im Allgemeinen wird eine größere Regenhöhe mit Berücksichtigung der wasser-
haltenden Kraft des Bodens die Wirkung der Handelsdünger entschiedener hervortreten
lassen, während anderseits eine geringe Regenmenge in der Vegetationszeit die Wirkung
der Hilfsdünger auf die Steigerung des Pflanzenertrages auf Null reduciren kann,
besonders dann wenn sie gleichzeitig mit einer höheren als die für den Ort geltenden,
mittleren Luftwärme zusammenfällt, welche die Austrocknung des Bodens durch ver-
mehrte Wasserverdunstung befördert.

Abgesehen von dem Vorrathe an Nährstoffen im Boden und den übrigen
Wachsthumsfactoren kann je nach dem Nährstoffbedarfe der anzubauenden Pflanzenart
erwartet werden, daß die gebräuchlichsten Hilfsdünger besonders auf die Ernteerträge
der nachstehenden Pflanzen günstig einwirken. Auf den Ertrag
der Cerealien und Oelgewächse: Knochenmehl, Peruguano, Kalksuperphosphat,
Chilisalpeter;
der Wurzelgewächse: Superphosphate, Kalidünger;
der Hülsenfrüchte und Kleepflanzen: Gyps, Asche, Kalisalze;
der Wiesenpflanzen: Kalisalze, Knochenmehl.

Zieht man jedoch in Erwägung, daß der Boden je nach seiner physikalischen
und chemischen Natur, besonders aber die Witterung je nach ihrem Verlaufe vor und
während der Vegetation in den meisten Fällen ebenso einflußreich, in vielen selbst noch
viel einflußreicher auf das Ernteresultat sind als die Düngung, so ergiebt sich von
selbst, daß sich von vornherein nicht bestimmen läßt, ob die Anwendung eines con-
centrirten Düngers für die örtlichen Verhältnisse von Erfolg sein wird oder nicht.
Hier kann nur allein der zunächst im Kleinen ausgeführte, praktische Düngungs-
versuch
entscheidenden Anhaltspunkte gewähren. Diesen Anhaltspunkten kommt
jedoch, wie schon S. 157 erwähnt, keine allgemeinere Geltung zu, sondern sie beziehen

Allgemeine Ackerbaulehre.

Iſt daher in einem Boden der eine oder andere Nährſtoff im Minimum vor-
handen, ſo reicht eine Stallmiſtdüngung, welche in dieſem Falle meiſtens zu einer
Luxusdüngung mit den übrigen Mineralſtoffen führt, allein ohne Zuhilfenahme von
künſtlichen Düngemitteln nicht aus, um die höchſten Ernteerträge zu erzielen.

Oefters iſt nur eine vorübergehende Erhöhung des einen oder andern Pflanzen-
nährſtoffes im Boden erwünſcht, wie z. B. zur leichteren Durchführung des Ueber-
ganges zu einer neuen Fruchtfolge, zur Sicherung des Anbaues einer bisher noch
nicht cultivirten Pflanze, zur ſchnelleren Culturbarmachung eines Neulandes, zur
Aufhilfe für ſchwache Saaten ꝛc. Auch in dieſen Fällen werden die raſch wirkenden,
wenn auch nur kurze Zeit, oft nur ein Jahr in ihrer Wirkung anhaltenden Hilfs-
düngemittel erfolgreich anzuwenden ſein.

Je nach der Bodenbeſchaffenheit gelangen die künſtlichen Düngemittel weder auf
extrem ſchweren noch auf leichteren, ſandigen Böden zur vollen Wirkſamkeit. Die
beſten Erfolge gewähren dieſelben nur auf Böden von mittlerer Beſchaffenheit. Die
Wirkſamkeit der Handelsdünger wird jedoch nicht allein von dem Boden und
Düngungszuſtande eines Feldes, ſondern auch von der Witterung und von dem
Bedürfniſſe der verſchiedenen Culturpflanzen an einzelnen Nährſtoffen beeinflußt.

Im Allgemeinen wird eine größere Regenhöhe mit Berückſichtigung der waſſer-
haltenden Kraft des Bodens die Wirkung der Handelsdünger entſchiedener hervortreten
laſſen, während anderſeits eine geringe Regenmenge in der Vegetationszeit die Wirkung
der Hilfsdünger auf die Steigerung des Pflanzenertrages auf Null reduciren kann,
beſonders dann wenn ſie gleichzeitig mit einer höheren als die für den Ort geltenden,
mittleren Luftwärme zuſammenfällt, welche die Austrocknung des Bodens durch ver-
mehrte Waſſerverdunſtung befördert.

Abgeſehen von dem Vorrathe an Nährſtoffen im Boden und den übrigen
Wachsthumsfactoren kann je nach dem Nährſtoffbedarfe der anzubauenden Pflanzenart
erwartet werden, daß die gebräuchlichſten Hilfsdünger beſonders auf die Ernteerträge
der nachſtehenden Pflanzen günſtig einwirken. Auf den Ertrag
der Cerealien und Oelgewächſe: Knochenmehl, Peruguano, Kalkſuperphosphat,
Chiliſalpeter;
der Wurzelgewächſe: Superphosphate, Kalidünger;
der Hülſenfrüchte und Kleepflanzen: Gyps, Aſche, Kaliſalze;
der Wieſenpflanzen: Kaliſalze, Knochenmehl.

Zieht man jedoch in Erwägung, daß der Boden je nach ſeiner phyſikaliſchen
und chemiſchen Natur, beſonders aber die Witterung je nach ihrem Verlaufe vor und
während der Vegetation in den meiſten Fällen ebenſo einflußreich, in vielen ſelbſt noch
viel einflußreicher auf das Erntereſultat ſind als die Düngung, ſo ergiebt ſich von
ſelbſt, daß ſich von vornherein nicht beſtimmen läßt, ob die Anwendung eines con-
centrirten Düngers für die örtlichen Verhältniſſe von Erfolg ſein wird oder nicht.
Hier kann nur allein der zunächſt im Kleinen ausgeführte, praktiſche Düngungs-
verſuch
entſcheidenden Anhaltspunkte gewähren. Dieſen Anhaltspunkten kommt
jedoch, wie ſchon S. 157 erwähnt, keine allgemeinere Geltung zu, ſondern ſie beziehen

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[184/0202] Allgemeine Ackerbaulehre. Iſt daher in einem Boden der eine oder andere Nährſtoff im Minimum vor- handen, ſo reicht eine Stallmiſtdüngung, welche in dieſem Falle meiſtens zu einer Luxusdüngung mit den übrigen Mineralſtoffen führt, allein ohne Zuhilfenahme von künſtlichen Düngemitteln nicht aus, um die höchſten Ernteerträge zu erzielen. Oefters iſt nur eine vorübergehende Erhöhung des einen oder andern Pflanzen- nährſtoffes im Boden erwünſcht, wie z. B. zur leichteren Durchführung des Ueber- ganges zu einer neuen Fruchtfolge, zur Sicherung des Anbaues einer bisher noch nicht cultivirten Pflanze, zur ſchnelleren Culturbarmachung eines Neulandes, zur Aufhilfe für ſchwache Saaten ꝛc. Auch in dieſen Fällen werden die raſch wirkenden, wenn auch nur kurze Zeit, oft nur ein Jahr in ihrer Wirkung anhaltenden Hilfs- düngemittel erfolgreich anzuwenden ſein. Je nach der Bodenbeſchaffenheit gelangen die künſtlichen Düngemittel weder auf extrem ſchweren noch auf leichteren, ſandigen Böden zur vollen Wirkſamkeit. Die beſten Erfolge gewähren dieſelben nur auf Böden von mittlerer Beſchaffenheit. Die Wirkſamkeit der Handelsdünger wird jedoch nicht allein von dem Boden und Düngungszuſtande eines Feldes, ſondern auch von der Witterung und von dem Bedürfniſſe der verſchiedenen Culturpflanzen an einzelnen Nährſtoffen beeinflußt. Im Allgemeinen wird eine größere Regenhöhe mit Berückſichtigung der waſſer- haltenden Kraft des Bodens die Wirkung der Handelsdünger entſchiedener hervortreten laſſen, während anderſeits eine geringe Regenmenge in der Vegetationszeit die Wirkung der Hilfsdünger auf die Steigerung des Pflanzenertrages auf Null reduciren kann, beſonders dann wenn ſie gleichzeitig mit einer höheren als die für den Ort geltenden, mittleren Luftwärme zuſammenfällt, welche die Austrocknung des Bodens durch ver- mehrte Waſſerverdunſtung befördert. Abgeſehen von dem Vorrathe an Nährſtoffen im Boden und den übrigen Wachsthumsfactoren kann je nach dem Nährſtoffbedarfe der anzubauenden Pflanzenart erwartet werden, daß die gebräuchlichſten Hilfsdünger beſonders auf die Ernteerträge der nachſtehenden Pflanzen günſtig einwirken. Auf den Ertrag der Cerealien und Oelgewächſe: Knochenmehl, Peruguano, Kalkſuperphosphat, Chiliſalpeter; der Wurzelgewächſe: Superphosphate, Kalidünger; der Hülſenfrüchte und Kleepflanzen: Gyps, Aſche, Kaliſalze; der Wieſenpflanzen: Kaliſalze, Knochenmehl. Zieht man jedoch in Erwägung, daß der Boden je nach ſeiner phyſikaliſchen und chemiſchen Natur, beſonders aber die Witterung je nach ihrem Verlaufe vor und während der Vegetation in den meiſten Fällen ebenſo einflußreich, in vielen ſelbſt noch viel einflußreicher auf das Erntereſultat ſind als die Düngung, ſo ergiebt ſich von ſelbſt, daß ſich von vornherein nicht beſtimmen läßt, ob die Anwendung eines con- centrirten Düngers für die örtlichen Verhältniſſe von Erfolg ſein wird oder nicht. Hier kann nur allein der zunächſt im Kleinen ausgeführte, praktiſche Düngungs- verſuch entſcheidenden Anhaltspunkte gewähren. Dieſen Anhaltspunkten kommt jedoch, wie ſchon S. 157 erwähnt, keine allgemeinere Geltung zu, ſondern ſie beziehen

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/202>, abgerufen am 22.11.2024.