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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
gleicher Thonmasse, Fig. 72 (s. S. 207), liegt nur lose auf, damit die bei der
Keimung gebildete Kohlensäure entweichen kann. Nach einigen Tagen oder Wochen,
je nach der Natur der Samen, ergiebt sich, ob die Samen und wie viele derselben
zum Keimen gelangten.

Nach Nobbe 1) wechselt die Keimfähigkeit von 100 reinen Samen verschiedener Pflanzen
in Procenten in folgender Weise:

2)

Nach Robert Hoffmann 3) gelangen die Samen der verschiedenen Pflanzen in folgenden
Zeiten zum Keimen (Hervortreten des Würzelchen): In 1 Tag: Leindotter, Hanf, weiße
Rüben; in 2 Tagen: Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Buchweizen, Wicke und Mohn; in
3 Tagen: Saubohnen; in 4 Tagen: Mais, Hirse; in 5 Tagen Phaseolen; in 10 Tagen
Rüben

Nächst der Keimfähigkeit hat auch die äußere Beschaffenheit der Samen Ein-
fluß auf deren Eignung zur Saat. Je größer die Masse des Samens, um so größere

[Abbildung] Fig. 70.

Keimapparat von Dr. F. Nobbe. --
Die in den vier Ecken befindlichen Vertiefungen
dienen zur Aufnahme von kleinen Gläsern mit
Aetzkali, um die Kohlensäure zu absorbiren. (Preis
3 Mark, 1.50 fl., zu beziehen durch Wiegandt,
Hempel & Parey - Berlin.)

Keimpflanzen können aus demselben hervor-
gehen. Dieser Satz gilt nicht nur für die
Samen verschiedener Arten -- man ver-
gleiche das Keimpflänzchen vom Tabak mit
jenem der Pferdebohne -- sondern auch ein
und derselben Pflanzenart. Aus großen und
schweren Körnern werden, wie zahlreiche
Versuche bestätigen, viel kräftigere Keim-
pflanzen, welche ungünstige Boden- und
Witterungsverhältnisse viel sicherer überwin-
den, hervorgehen als aus kleinen und leichten
Samen. Ueberdies darf man von großen
zur Saat verwendeten Samen unter übrigens
gleichen Umständen auch größere Samen bei
der Ernte erwarten.

Das Samenkorn soll nicht nur groß und schwer, sondern auch ganz sein.

[Abbildung] Fig. 71.

Querschnitt durch den Keimapparat
von Nobbe.

Aus zerbrochenen Körnern geht zwar, sofern
der Keim nicht verletzt ist 4), auch eine Pflanze
hervor, die aber wegen Nahrungsmangel in
der ersten Jugend stets schwach bleiben wird.

1) Wochbl. d. land. Vereins im Großhzg. Baden 1872. S. 106.
2) Landw. Versuchsstation. XIV. S. 389.
3) Landw. Versuchsstation. VII. S. 49.
4) Nach Untersuchungen von van Tieghem (Bot. Zeitung 1873. S. 520) liefern der

Allgemeine Ackerbaulehre.
gleicher Thonmaſſe, Fig. 72 (ſ. S. 207), liegt nur loſe auf, damit die bei der
Keimung gebildete Kohlenſäure entweichen kann. Nach einigen Tagen oder Wochen,
je nach der Natur der Samen, ergiebt ſich, ob die Samen und wie viele derſelben
zum Keimen gelangten.

Nach Nobbe 1) wechſelt die Keimfähigkeit von 100 reinen Samen verſchiedener Pflanzen
in Procenten in folgender Weiſe:

2)

Nach Robert Hoffmann 3) gelangen die Samen der verſchiedenen Pflanzen in folgenden
Zeiten zum Keimen (Hervortreten des Würzelchen): In 1 Tag: Leindotter, Hanf, weiße
Rüben; in 2 Tagen: Weizen, Gerſte, Roggen, Hafer, Buchweizen, Wicke und Mohn; in
3 Tagen: Saubohnen; in 4 Tagen: Mais, Hirſe; in 5 Tagen Phaſeolen; in 10 Tagen
Rüben

Nächſt der Keimfähigkeit hat auch die äußere Beſchaffenheit der Samen Ein-
fluß auf deren Eignung zur Saat. Je größer die Maſſe des Samens, um ſo größere

[Abbildung] Fig. 70.

Keimapparat von Dr. F. Nobbe. —
Die in den vier Ecken befindlichen Vertiefungen
dienen zur Aufnahme von kleinen Gläſern mit
Aetzkali, um die Kohlenſäure zu abſorbiren. (Preis
3 Mark, 1.50 fl., zu beziehen durch Wiegandt,
Hempel & Parey ‒ Berlin.)

Keimpflanzen können aus demſelben hervor-
gehen. Dieſer Satz gilt nicht nur für die
Samen verſchiedener Arten — man ver-
gleiche das Keimpflänzchen vom Tabak mit
jenem der Pferdebohne — ſondern auch ein
und derſelben Pflanzenart. Aus großen und
ſchweren Körnern werden, wie zahlreiche
Verſuche beſtätigen, viel kräftigere Keim-
pflanzen, welche ungünſtige Boden- und
Witterungsverhältniſſe viel ſicherer überwin-
den, hervorgehen als aus kleinen und leichten
Samen. Ueberdies darf man von großen
zur Saat verwendeten Samen unter übrigens
gleichen Umſtänden auch größere Samen bei
der Ernte erwarten.

Das Samenkorn ſoll nicht nur groß und ſchwer, ſondern auch ganz ſein.

[Abbildung] Fig. 71.

Querſchnitt durch den Keimapparat
von Nobbe.

Aus zerbrochenen Körnern geht zwar, ſofern
der Keim nicht verletzt iſt 4), auch eine Pflanze
hervor, die aber wegen Nahrungsmangel in
der erſten Jugend ſtets ſchwach bleiben wird.

1) Wochbl. d. land. Vereins im Großhzg. Baden 1872. S. 106.
2) Landw. Verſuchsſtation. XIV. S. 389.
3) Landw. Verſuchsſtation. VII. S. 49.
4) Nach Unterſuchungen von van Tieghem (Bot. Zeitung 1873. S. 520) liefern der
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[206/0224] Allgemeine Ackerbaulehre. gleicher Thonmaſſe, Fig. 72 (ſ. S. 207), liegt nur loſe auf, damit die bei der Keimung gebildete Kohlenſäure entweichen kann. Nach einigen Tagen oder Wochen, je nach der Natur der Samen, ergiebt ſich, ob die Samen und wie viele derſelben zum Keimen gelangten. Nach Nobbe 1) wechſelt die Keimfähigkeit von 100 reinen Samen verſchiedener Pflanzen in Procenten in folgender Weiſe: 2) Nach Robert Hoffmann 3) gelangen die Samen der verſchiedenen Pflanzen in folgenden Zeiten zum Keimen (Hervortreten des Würzelchen): In 1 Tag: Leindotter, Hanf, weiße Rüben; in 2 Tagen: Weizen, Gerſte, Roggen, Hafer, Buchweizen, Wicke und Mohn; in 3 Tagen: Saubohnen; in 4 Tagen: Mais, Hirſe; in 5 Tagen Phaſeolen; in 10 Tagen Rüben Nächſt der Keimfähigkeit hat auch die äußere Beſchaffenheit der Samen Ein- fluß auf deren Eignung zur Saat. Je größer die Maſſe des Samens, um ſo größere [Abbildung Fig. 70. Keimapparat von Dr. F. Nobbe. — Die in den vier Ecken befindlichen Vertiefungen dienen zur Aufnahme von kleinen Gläſern mit Aetzkali, um die Kohlenſäure zu abſorbiren. (Preis 3 Mark, 1.50 fl., zu beziehen durch Wiegandt, Hempel & Parey ‒ Berlin.)] Keimpflanzen können aus demſelben hervor- gehen. Dieſer Satz gilt nicht nur für die Samen verſchiedener Arten — man ver- gleiche das Keimpflänzchen vom Tabak mit jenem der Pferdebohne — ſondern auch ein und derſelben Pflanzenart. Aus großen und ſchweren Körnern werden, wie zahlreiche Verſuche beſtätigen, viel kräftigere Keim- pflanzen, welche ungünſtige Boden- und Witterungsverhältniſſe viel ſicherer überwin- den, hervorgehen als aus kleinen und leichten Samen. Ueberdies darf man von großen zur Saat verwendeten Samen unter übrigens gleichen Umſtänden auch größere Samen bei der Ernte erwarten. Das Samenkorn ſoll nicht nur groß und ſchwer, ſondern auch ganz ſein. [Abbildung Fig. 71. Querſchnitt durch den Keimapparat von Nobbe.] Aus zerbrochenen Körnern geht zwar, ſofern der Keim nicht verletzt iſt 4), auch eine Pflanze hervor, die aber wegen Nahrungsmangel in der erſten Jugend ſtets ſchwach bleiben wird. 1) Wochbl. d. land. Vereins im Großhzg. Baden 1872. S. 106. 2) Landw. Verſuchsſtation. XIV. S. 389. 3) Landw. Verſuchsſtation. VII. S. 49. 4) Nach Unterſuchungen von van Tieghem (Bot. Zeitung 1873. S. 520) liefern der

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/224>, abgerufen am 25.11.2024.