Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite
Allgemeine Ackerbaulehre.

In unseren Breiten wird die ungefähre Reihenfolge der Saaten im Frühjahre,
unter demselben Vorbehalte wie für den Winteranbau, die folgende sein:

[Tabelle]
3. Der Stoppelfruchtbau.

In Gegenden mit feuchter Herbstwitterung gelangt schließlich auf das schon
einmal abgeerntete Feld noch eine zweite Saat, die Stoppelfruchtsaat zur Aus-
führung. Am gewöhnlichsten baut man die Stoppelfrüchte in die aufgebrochene
Getreidestoppel, um entweder noch eine zweite Körnerernte oder noch häufiger um
durch den Anbau schnell wachsender Pflanzen Material zur Gründüngung oder zur
Fütterung zu gewinnen. Als Stoppelfrüchte werden gebaut: Buchweizen, Stoppel-
oder Wasserrüben, Möhren, Grünerbsen und Wicken, Futtermais, Spergel, Incarnat-
klee und andere Futterpflanzen. Der Erfolg der Stoppelsaat hängt davon ab, daß
man unter Zuhilfenahme von rasch wirkenden Düngern, wie Jauche, Guano, Blut-
dünger etc. sofort nach der ersten Ernte noch während des Einführens derselben den
Boden umbricht, um die Saat noch früh genug vollenden zu können. Bei alledem
wird der Stoppelfruchtbau nur in milden Lagen mit günstiger, nicht zu trockener
Herbstwitterung und auf einem kräftigen, in guter Cultur stehenden Boden gelingen,
da nur unter solchen Verhältnissen die Stoppelfrüchte Feuchte und Wärme, die beiden
Bedingungen für ihr Keimen und Ausreifen finden können.

4. Die Säemaschine.

Der Erfolg der künftigen Ernte hängt nicht nur von der guten Beschaffenheit
des Samens sondern auch von der sachgemäßen Ausführung der Saat ab. Wirth-
schaftlich ausgeführt ist die Saat, wenn mit der möglichst geringsten Saatmenge ein
möglichst hoher Ernteertrag erzielt wird. Eine der ersten Bedingungen zur Erreichung
dieses Zieles ist die Aussaat von gleich viel Samen auf jede Feldstelle. Wird diese
Bedingung erfüllt, so wird kein Same überflüssig hinausgeworfen und der höchste

Allgemeine Ackerbaulehre.

In unſeren Breiten wird die ungefähre Reihenfolge der Saaten im Frühjahre,
unter demſelben Vorbehalte wie für den Winteranbau, die folgende ſein:

[Tabelle]
3. Der Stoppelfruchtbau.

In Gegenden mit feuchter Herbſtwitterung gelangt ſchließlich auf das ſchon
einmal abgeerntete Feld noch eine zweite Saat, die Stoppelfruchtſaat zur Aus-
führung. Am gewöhnlichſten baut man die Stoppelfrüchte in die aufgebrochene
Getreideſtoppel, um entweder noch eine zweite Körnerernte oder noch häufiger um
durch den Anbau ſchnell wachſender Pflanzen Material zur Gründüngung oder zur
Fütterung zu gewinnen. Als Stoppelfrüchte werden gebaut: Buchweizen, Stoppel-
oder Waſſerrüben, Möhren, Grünerbſen und Wicken, Futtermais, Spergel, Incarnat-
klee und andere Futterpflanzen. Der Erfolg der Stoppelſaat hängt davon ab, daß
man unter Zuhilfenahme von raſch wirkenden Düngern, wie Jauche, Guano, Blut-
dünger ꝛc. ſofort nach der erſten Ernte noch während des Einführens derſelben den
Boden umbricht, um die Saat noch früh genug vollenden zu können. Bei alledem
wird der Stoppelfruchtbau nur in milden Lagen mit günſtiger, nicht zu trockener
Herbſtwitterung und auf einem kräftigen, in guter Cultur ſtehenden Boden gelingen,
da nur unter ſolchen Verhältniſſen die Stoppelfrüchte Feuchte und Wärme, die beiden
Bedingungen für ihr Keimen und Ausreifen finden können.

4. Die Säemaſchine.

Der Erfolg der künftigen Ernte hängt nicht nur von der guten Beſchaffenheit
des Samens ſondern auch von der ſachgemäßen Ausführung der Saat ab. Wirth-
ſchaftlich ausgeführt iſt die Saat, wenn mit der möglichſt geringſten Saatmenge ein
möglichſt hoher Ernteertrag erzielt wird. Eine der erſten Bedingungen zur Erreichung
dieſes Zieles iſt die Ausſaat von gleich viel Samen auf jede Feldſtelle. Wird dieſe
Bedingung erfüllt, ſo wird kein Same überflüſſig hinausgeworfen und der höchſte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0230" n="212"/>
                <fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/>
                <p>In un&#x017F;eren Breiten wird die ungefähre Reihenfolge der Saaten im Frühjahre,<lb/>
unter dem&#x017F;elben Vorbehalte wie für den Winteranbau, die folgende &#x017F;ein:</p><lb/>
                <table>
                  <row>
                    <cell/>
                  </row>
                </table>
              </div>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">3. Der Stoppelfruchtbau.</hi> </head><lb/>
                <p>In Gegenden mit feuchter Herb&#x017F;twitterung gelangt &#x017F;chließlich auf das &#x017F;chon<lb/>
einmal abgeerntete Feld noch eine zweite Saat, die Stoppelfrucht&#x017F;aat zur Aus-<lb/>
führung. Am gewöhnlich&#x017F;ten baut man die Stoppelfrüchte in die aufgebrochene<lb/>
Getreide&#x017F;toppel, um entweder noch eine zweite Körnerernte oder noch häufiger um<lb/>
durch den Anbau &#x017F;chnell wach&#x017F;ender Pflanzen Material zur Gründüngung oder zur<lb/>
Fütterung zu gewinnen. Als Stoppelfrüchte werden gebaut: Buchweizen, Stoppel-<lb/>
oder Wa&#x017F;&#x017F;errüben, Möhren, Grünerb&#x017F;en und Wicken, Futtermais, Spergel, Incarnat-<lb/>
klee und andere Futterpflanzen. Der Erfolg der Stoppel&#x017F;aat hängt davon ab, daß<lb/>
man unter Zuhilfenahme von ra&#x017F;ch wirkenden Düngern, wie Jauche, Guano, Blut-<lb/>
dünger &#xA75B;c. &#x017F;ofort nach der er&#x017F;ten Ernte noch während des Einführens der&#x017F;elben den<lb/>
Boden umbricht, um die Saat noch früh genug vollenden zu können. Bei alledem<lb/>
wird der Stoppelfruchtbau nur in milden Lagen mit gün&#x017F;tiger, nicht zu trockener<lb/>
Herb&#x017F;twitterung und auf einem kräftigen, in guter Cultur &#x017F;tehenden Boden gelingen,<lb/>
da nur unter &#x017F;olchen Verhältni&#x017F;&#x017F;en die Stoppelfrüchte Feuchte und Wärme, die beiden<lb/>
Bedingungen für ihr Keimen und Ausreifen finden können.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">4. Die Säema&#x017F;chine.</hi> </head><lb/>
                <p>Der Erfolg der künftigen Ernte hängt nicht nur von der guten Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
des Samens &#x017F;ondern auch von der &#x017F;achgemäßen Ausführung der Saat ab. Wirth-<lb/>
&#x017F;chaftlich ausgeführt i&#x017F;t die Saat, wenn mit der möglich&#x017F;t gering&#x017F;ten Saatmenge ein<lb/>
möglich&#x017F;t hoher Ernteertrag erzielt wird. Eine der er&#x017F;ten Bedingungen zur Erreichung<lb/>
die&#x017F;es Zieles i&#x017F;t die Aus&#x017F;aat von gleich viel Samen auf jede Feld&#x017F;telle. Wird die&#x017F;e<lb/>
Bedingung erfüllt, &#x017F;o wird kein Same überflü&#x017F;&#x017F;ig hinausgeworfen und der höch&#x017F;te<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0230] Allgemeine Ackerbaulehre. In unſeren Breiten wird die ungefähre Reihenfolge der Saaten im Frühjahre, unter demſelben Vorbehalte wie für den Winteranbau, die folgende ſein: 3. Der Stoppelfruchtbau. In Gegenden mit feuchter Herbſtwitterung gelangt ſchließlich auf das ſchon einmal abgeerntete Feld noch eine zweite Saat, die Stoppelfruchtſaat zur Aus- führung. Am gewöhnlichſten baut man die Stoppelfrüchte in die aufgebrochene Getreideſtoppel, um entweder noch eine zweite Körnerernte oder noch häufiger um durch den Anbau ſchnell wachſender Pflanzen Material zur Gründüngung oder zur Fütterung zu gewinnen. Als Stoppelfrüchte werden gebaut: Buchweizen, Stoppel- oder Waſſerrüben, Möhren, Grünerbſen und Wicken, Futtermais, Spergel, Incarnat- klee und andere Futterpflanzen. Der Erfolg der Stoppelſaat hängt davon ab, daß man unter Zuhilfenahme von raſch wirkenden Düngern, wie Jauche, Guano, Blut- dünger ꝛc. ſofort nach der erſten Ernte noch während des Einführens derſelben den Boden umbricht, um die Saat noch früh genug vollenden zu können. Bei alledem wird der Stoppelfruchtbau nur in milden Lagen mit günſtiger, nicht zu trockener Herbſtwitterung und auf einem kräftigen, in guter Cultur ſtehenden Boden gelingen, da nur unter ſolchen Verhältniſſen die Stoppelfrüchte Feuchte und Wärme, die beiden Bedingungen für ihr Keimen und Ausreifen finden können. 4. Die Säemaſchine. Der Erfolg der künftigen Ernte hängt nicht nur von der guten Beſchaffenheit des Samens ſondern auch von der ſachgemäßen Ausführung der Saat ab. Wirth- ſchaftlich ausgeführt iſt die Saat, wenn mit der möglichſt geringſten Saatmenge ein möglichſt hoher Ernteertrag erzielt wird. Eine der erſten Bedingungen zur Erreichung dieſes Zieles iſt die Ausſaat von gleich viel Samen auf jede Feldſtelle. Wird dieſe Bedingung erfüllt, ſo wird kein Same überflüſſig hinausgeworfen und der höchſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/230
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/230>, abgerufen am 24.11.2024.