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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
treten jedoch die Vortheile dieser Saatmethode bei jenen Pflanzen hervor, welche wie
die Kartoffeln, Rüben, der Mais etc., während ihres Wachsthums eine Bearbeitung
des Bodens in den Pflanzenzwischenräumen erhalten. Gewöhnlich rühmt man der
Tüpfelsaat auch nach, daß sie bei guter Ausführung weniger von dem Insektenfraße,
den Spätfrösten, und der Trockene zu leiden hat. Dagegen sind Fehlstellen viel auf-
fälliger sichtbar und nachtheiliger als bei gedrillten Pflanzen.

In feuchten Lagen ist es empfehlenswerth die Tüpfelsaat auf Kämme aus-
zuführen. Bei dieser Kammsaat (S. 129) erhalten die Pflanzen nicht nur einen
trockeneren Standort, sondern dieselben können auch, da sie höher stehen, das Unkraut
leichter unterdrücken. Die Kartoffeln, welche wegen ihrer kräftigen Triebe eine
stärkere Bedeckung vertragen, legt man oft auf das ebene, vorher markirte Feld und
bildet erst nachträglich über den Reihen die Kämme.

4. Die Gemengsaat.

Die Verschiedenheit der Saatmethode bezieht sich nicht nur auf die Art der
Ausführung, sondern auch auf die Zahl der Samenarten, welche auf dasselbe Feld
ausgestreut werden. Gewöhnlich wird nur eine Samenart ausgestreut, zuweilen jedoch
auch zwei und mehr verschiedenartige Samen. Am häufigsten wird die Doppel-
oder Gemengsaat bei dem Anbaue der Kleearten, des Grases zur Ausführung
gebracht. Durch die gleichzeitige Einsaat mit Getreide erhalten diese in ihrer Jugend
langsamer wachsenden Pflanzen einen größeren Schutz. Unter einem wird ihre Be-
stellung billiger ausfallen, da sie sich mit der für das Getreide gegebenen Vorbereitung
begnügen. Als Schutz oder Ueberfrüchte darf man jedoch nur solche Pflanzen wählen,
welche die Untersaat nicht allzusehr beschatten, sich nicht lagern und überdieß das Feld
frühzeitig räumen. Am zweckmäßigsten sind der Reihe nach Grünhafer, Grünmisch-
ling, Lein, gedrillte und breitwürfige Halmfrüchte. Außer Klee unter Getreide pflegt
man in vielen Gegenden auch Möhren, Wasserrüben unter Lein oder unter Gerste,
Roggen anzubauen. Noch zweckmäßiger für diese Pflanzen ist die Untersaat in Raps,
nachdem dieser die letzte Frühjahrsbearbeitung erhalten hat. Auf kräftigem Boden
gewähren nichtrankende Zwergbohnen unter weit gestelltem Körnermais einen werth-
vollen Nebenertrag, welcher die Erschwerung der Bearbeitung reichlich lohnt.

Bei der Kleincultur können auf einem gut gedüngten Boden in Frühkartoffeln
nach deren letzter Bearbeitung Runkelrüben eingepflanzt werden. Zur Sicherung
und Erhöhung des Futterertrages pflegt man selbst mehrere Pflanzenarten sogenannte
Mischlinge oder Gemenge auf dasselbe Feld anzubauen.

5. Das Anquellen und Einbeizen der Samen.

In der Regel wird der Same trocken ausgesäet. Zuweilen läßt man den
Samen vor der Aussaat einen Tag lang im Wasser anquellen, um das Keimen im
Boden zu beschleunigen. Folgt nach der Saat mit gequelltem Samen trockene
Witterung oder ist der Boden trocken, so ist es leicht möglich, daß die Keimung wegen
Mangel an Wasser unterbrochen wird und der Same verloren ist. Folgt sehr nasse

Allgemeine Ackerbaulehre.
treten jedoch die Vortheile dieſer Saatmethode bei jenen Pflanzen hervor, welche wie
die Kartoffeln, Rüben, der Mais ꝛc., während ihres Wachsthums eine Bearbeitung
des Bodens in den Pflanzenzwiſchenräumen erhalten. Gewöhnlich rühmt man der
Tüpfelſaat auch nach, daß ſie bei guter Ausführung weniger von dem Inſektenfraße,
den Spätfröſten, und der Trockene zu leiden hat. Dagegen ſind Fehlſtellen viel auf-
fälliger ſichtbar und nachtheiliger als bei gedrillten Pflanzen.

In feuchten Lagen iſt es empfehlenswerth die Tüpfelſaat auf Kämme aus-
zuführen. Bei dieſer Kammſaat (S. 129) erhalten die Pflanzen nicht nur einen
trockeneren Standort, ſondern dieſelben können auch, da ſie höher ſtehen, das Unkraut
leichter unterdrücken. Die Kartoffeln, welche wegen ihrer kräftigen Triebe eine
ſtärkere Bedeckung vertragen, legt man oft auf das ebene, vorher markirte Feld und
bildet erſt nachträglich über den Reihen die Kämme.

4. Die Gemengſaat.

Die Verſchiedenheit der Saatmethode bezieht ſich nicht nur auf die Art der
Ausführung, ſondern auch auf die Zahl der Samenarten, welche auf daſſelbe Feld
ausgeſtreut werden. Gewöhnlich wird nur eine Samenart ausgeſtreut, zuweilen jedoch
auch zwei und mehr verſchiedenartige Samen. Am häufigſten wird die Doppel-
oder Gemengſaat bei dem Anbaue der Kleearten, des Graſes zur Ausführung
gebracht. Durch die gleichzeitige Einſaat mit Getreide erhalten dieſe in ihrer Jugend
langſamer wachſenden Pflanzen einen größeren Schutz. Unter einem wird ihre Be-
ſtellung billiger ausfallen, da ſie ſich mit der für das Getreide gegebenen Vorbereitung
begnügen. Als Schutz oder Ueberfrüchte darf man jedoch nur ſolche Pflanzen wählen,
welche die Unterſaat nicht allzuſehr beſchatten, ſich nicht lagern und überdieß das Feld
frühzeitig räumen. Am zweckmäßigſten ſind der Reihe nach Grünhafer, Grünmiſch-
ling, Lein, gedrillte und breitwürfige Halmfrüchte. Außer Klee unter Getreide pflegt
man in vielen Gegenden auch Möhren, Waſſerrüben unter Lein oder unter Gerſte,
Roggen anzubauen. Noch zweckmäßiger für dieſe Pflanzen iſt die Unterſaat in Raps,
nachdem dieſer die letzte Frühjahrsbearbeitung erhalten hat. Auf kräftigem Boden
gewähren nichtrankende Zwergbohnen unter weit geſtelltem Körnermais einen werth-
vollen Nebenertrag, welcher die Erſchwerung der Bearbeitung reichlich lohnt.

Bei der Kleincultur können auf einem gut gedüngten Boden in Frühkartoffeln
nach deren letzter Bearbeitung Runkelrüben eingepflanzt werden. Zur Sicherung
und Erhöhung des Futterertrages pflegt man ſelbſt mehrere Pflanzenarten ſogenannte
Miſchlinge oder Gemenge auf daſſelbe Feld anzubauen.

5. Das Anquellen und Einbeizen der Samen.

In der Regel wird der Same trocken ausgeſäet. Zuweilen läßt man den
Samen vor der Ausſaat einen Tag lang im Waſſer anquellen, um das Keimen im
Boden zu beſchleunigen. Folgt nach der Saat mit gequelltem Samen trockene
Witterung oder iſt der Boden trocken, ſo iſt es leicht möglich, daß die Keimung wegen
Mangel an Waſſer unterbrochen wird und der Same verloren iſt. Folgt ſehr naſſe

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[224/0242] Allgemeine Ackerbaulehre. treten jedoch die Vortheile dieſer Saatmethode bei jenen Pflanzen hervor, welche wie die Kartoffeln, Rüben, der Mais ꝛc., während ihres Wachsthums eine Bearbeitung des Bodens in den Pflanzenzwiſchenräumen erhalten. Gewöhnlich rühmt man der Tüpfelſaat auch nach, daß ſie bei guter Ausführung weniger von dem Inſektenfraße, den Spätfröſten, und der Trockene zu leiden hat. Dagegen ſind Fehlſtellen viel auf- fälliger ſichtbar und nachtheiliger als bei gedrillten Pflanzen. In feuchten Lagen iſt es empfehlenswerth die Tüpfelſaat auf Kämme aus- zuführen. Bei dieſer Kammſaat (S. 129) erhalten die Pflanzen nicht nur einen trockeneren Standort, ſondern dieſelben können auch, da ſie höher ſtehen, das Unkraut leichter unterdrücken. Die Kartoffeln, welche wegen ihrer kräftigen Triebe eine ſtärkere Bedeckung vertragen, legt man oft auf das ebene, vorher markirte Feld und bildet erſt nachträglich über den Reihen die Kämme. 4. Die Gemengſaat. Die Verſchiedenheit der Saatmethode bezieht ſich nicht nur auf die Art der Ausführung, ſondern auch auf die Zahl der Samenarten, welche auf daſſelbe Feld ausgeſtreut werden. Gewöhnlich wird nur eine Samenart ausgeſtreut, zuweilen jedoch auch zwei und mehr verſchiedenartige Samen. Am häufigſten wird die Doppel- oder Gemengſaat bei dem Anbaue der Kleearten, des Graſes zur Ausführung gebracht. Durch die gleichzeitige Einſaat mit Getreide erhalten dieſe in ihrer Jugend langſamer wachſenden Pflanzen einen größeren Schutz. Unter einem wird ihre Be- ſtellung billiger ausfallen, da ſie ſich mit der für das Getreide gegebenen Vorbereitung begnügen. Als Schutz oder Ueberfrüchte darf man jedoch nur ſolche Pflanzen wählen, welche die Unterſaat nicht allzuſehr beſchatten, ſich nicht lagern und überdieß das Feld frühzeitig räumen. Am zweckmäßigſten ſind der Reihe nach Grünhafer, Grünmiſch- ling, Lein, gedrillte und breitwürfige Halmfrüchte. Außer Klee unter Getreide pflegt man in vielen Gegenden auch Möhren, Waſſerrüben unter Lein oder unter Gerſte, Roggen anzubauen. Noch zweckmäßiger für dieſe Pflanzen iſt die Unterſaat in Raps, nachdem dieſer die letzte Frühjahrsbearbeitung erhalten hat. Auf kräftigem Boden gewähren nichtrankende Zwergbohnen unter weit geſtelltem Körnermais einen werth- vollen Nebenertrag, welcher die Erſchwerung der Bearbeitung reichlich lohnt. Bei der Kleincultur können auf einem gut gedüngten Boden in Frühkartoffeln nach deren letzter Bearbeitung Runkelrüben eingepflanzt werden. Zur Sicherung und Erhöhung des Futterertrages pflegt man ſelbſt mehrere Pflanzenarten ſogenannte Miſchlinge oder Gemenge auf daſſelbe Feld anzubauen. 5. Das Anquellen und Einbeizen der Samen. In der Regel wird der Same trocken ausgeſäet. Zuweilen läßt man den Samen vor der Ausſaat einen Tag lang im Waſſer anquellen, um das Keimen im Boden zu beſchleunigen. Folgt nach der Saat mit gequelltem Samen trockene Witterung oder iſt der Boden trocken, ſo iſt es leicht möglich, daß die Keimung wegen Mangel an Waſſer unterbrochen wird und der Same verloren iſt. Folgt ſehr naſſe

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/242>, abgerufen am 23.11.2024.