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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Die Saat.
Hülsenfrüchte, besonders Erbsen, Pferdebohnen können selbst bis 8 Cm. tief ohne Beein-
trächtigung des Keimens mit Erde bedeckt werden. Kartoffelknollen werden gewöhnlich
10 Cm. tief in die Erde gelegt und vertragen in lockerem Boden selbst eine Tief-
lage von 16 Cm. ohne Gefährdung des Ertrages.

Als ungefährer Anhaltspunkt für die zweckmäßigste Saattiefe 1) einiger Culturpflanzen
unter verschiedenen Verhältnissen kann folgende Angabe dienen:

[Tabelle]

Wegen der Frostgefahr empfiehlt es sich das Getreide seicht unterzubringen,
damit das Anwurzeln früher und sicherer erfolgen kann. Bei seicht gelegtem Korne
bringt die Keimpflanze gleich die Kronenwurzeln zur Ausbildung, während bei
tiefer Lage erst ein langes Stengelglied bis an die Oberfläche des Bodens getrieben
werden muß.

Soll ein gleichzeitiges Aufgehen erzielt werden, so muß der Same nicht nur
in angemessener Tiefe sondern alle Samen gleich tief untergebracht werden. Dieser
Anforderung an eine gut ausgeführte Saat genügen nur die Handstufensaat und die
mit der Drill- und Dibbelsäemaschine ausgeführte Saat. Bei letzterer können über-
dies die Samen durch eine verschiedene Belastung der Saatschare je nach Erforderniß
bis zu einer gewissen Grenze in beliebiger Tiefe in den Boden gelegt werden.

Bei der Hand- und Maschinenbreitsaat wird jedoch durch das nachträgliche Be-
decken des Samens mit Erde die regelmäßige Vertheilung und Unterbringung des-
selben unvermeidlich gestört. Breitwürfig gesäete, feinere Sämereien wie Gras, Klee-
samen werden in feuchteren Gegenden oft nur mit der Walze leicht an den Boden
gedrückt oder wie z. B. der Flachs bei sorgfältiger Cultur mit dem Rechen ein-
geharkt, mit der Schleife eingezogen. Größere Samen pflegt man mit der Egge,
dem Saatpfluge, dem Exstirpator oder dem Pfluge unterzubringen.

Durch die Egge wird die Saat ungleich tief, einzelne obenauf liegen bleibende
Körner oft gar nicht untergebracht. Bei trockner Witterung wird der oberflächlich
oder gar nicht untergebrachte Samen vertrocknen. Bei feuchter Witterung wird die
Saat zu üppig auflaufen. Bei wechselnder Witterung wird schließlich die Zwei-
wüchsigkeit der Saat begünstigt. Am vortheilhaftesten ist das Untereggen des
Samens auf feuchten Feldern mit bindigem Boden und unter einem feuchten Klima,
indem hier der durch die Egge nur mäßig tief untergebrachte Same weniger leicht
dem Verfaulen ausgesetzt ist.

Tiefer als mit der Egge wird der Same mit dem Pfluge untergebracht. Der
Pflug eignet sich daher nur zur Unterbringung von größerem Saatgute, wie z. B.
der Pferdebohnen, Erbsen Kartoffelknollen etc. Für Getreide und kleinere Sämereien

1) S. auch Jörgensen, Versuche über das Unterbringen der Saat in verschiedener Tiefe.
Annal. d. Landw. 1873. S. 82.
15*

Die Saat.
Hülſenfrüchte, beſonders Erbſen, Pferdebohnen können ſelbſt bis 8 Cm. tief ohne Beein-
trächtigung des Keimens mit Erde bedeckt werden. Kartoffelknollen werden gewöhnlich
10 Cm. tief in die Erde gelegt und vertragen in lockerem Boden ſelbſt eine Tief-
lage von 16 Cm. ohne Gefährdung des Ertrages.

Als ungefährer Anhaltspunkt für die zweckmäßigſte Saattiefe 1) einiger Culturpflanzen
unter verſchiedenen Verhältniſſen kann folgende Angabe dienen:

[Tabelle]

Wegen der Froſtgefahr empfiehlt es ſich das Getreide ſeicht unterzubringen,
damit das Anwurzeln früher und ſicherer erfolgen kann. Bei ſeicht gelegtem Korne
bringt die Keimpflanze gleich die Kronenwurzeln zur Ausbildung, während bei
tiefer Lage erſt ein langes Stengelglied bis an die Oberfläche des Bodens getrieben
werden muß.

Soll ein gleichzeitiges Aufgehen erzielt werden, ſo muß der Same nicht nur
in angemeſſener Tiefe ſondern alle Samen gleich tief untergebracht werden. Dieſer
Anforderung an eine gut ausgeführte Saat genügen nur die Handſtufenſaat und die
mit der Drill- und Dibbelſäemaſchine ausgeführte Saat. Bei letzterer können über-
dies die Samen durch eine verſchiedene Belaſtung der Saatſchare je nach Erforderniß
bis zu einer gewiſſen Grenze in beliebiger Tiefe in den Boden gelegt werden.

Bei der Hand- und Maſchinenbreitſaat wird jedoch durch das nachträgliche Be-
decken des Samens mit Erde die regelmäßige Vertheilung und Unterbringung des-
ſelben unvermeidlich geſtört. Breitwürfig geſäete, feinere Sämereien wie Gras, Klee-
ſamen werden in feuchteren Gegenden oft nur mit der Walze leicht an den Boden
gedrückt oder wie z. B. der Flachs bei ſorgfältiger Cultur mit dem Rechen ein-
geharkt, mit der Schleife eingezogen. Größere Samen pflegt man mit der Egge,
dem Saatpfluge, dem Exſtirpator oder dem Pfluge unterzubringen.

Durch die Egge wird die Saat ungleich tief, einzelne obenauf liegen bleibende
Körner oft gar nicht untergebracht. Bei trockner Witterung wird der oberflächlich
oder gar nicht untergebrachte Samen vertrocknen. Bei feuchter Witterung wird die
Saat zu üppig auflaufen. Bei wechſelnder Witterung wird ſchließlich die Zwei-
wüchſigkeit der Saat begünſtigt. Am vortheilhafteſten iſt das Untereggen des
Samens auf feuchten Feldern mit bindigem Boden und unter einem feuchten Klima,
indem hier der durch die Egge nur mäßig tief untergebrachte Same weniger leicht
dem Verfaulen ausgeſetzt iſt.

Tiefer als mit der Egge wird der Same mit dem Pfluge untergebracht. Der
Pflug eignet ſich daher nur zur Unterbringung von größerem Saatgute, wie z. B.
der Pferdebohnen, Erbſen Kartoffelknollen ꝛc. Für Getreide und kleinere Sämereien

1) S. auch Jörgenſen, Verſuche über das Unterbringen der Saat in verſchiedener Tiefe.
Annal. d. Landw. 1873. S. 82.
15*
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[227/0245] Die Saat. Hülſenfrüchte, beſonders Erbſen, Pferdebohnen können ſelbſt bis 8 Cm. tief ohne Beein- trächtigung des Keimens mit Erde bedeckt werden. Kartoffelknollen werden gewöhnlich 10 Cm. tief in die Erde gelegt und vertragen in lockerem Boden ſelbſt eine Tief- lage von 16 Cm. ohne Gefährdung des Ertrages. Als ungefährer Anhaltspunkt für die zweckmäßigſte Saattiefe 1) einiger Culturpflanzen unter verſchiedenen Verhältniſſen kann folgende Angabe dienen: Wegen der Froſtgefahr empfiehlt es ſich das Getreide ſeicht unterzubringen, damit das Anwurzeln früher und ſicherer erfolgen kann. Bei ſeicht gelegtem Korne bringt die Keimpflanze gleich die Kronenwurzeln zur Ausbildung, während bei tiefer Lage erſt ein langes Stengelglied bis an die Oberfläche des Bodens getrieben werden muß. Soll ein gleichzeitiges Aufgehen erzielt werden, ſo muß der Same nicht nur in angemeſſener Tiefe ſondern alle Samen gleich tief untergebracht werden. Dieſer Anforderung an eine gut ausgeführte Saat genügen nur die Handſtufenſaat und die mit der Drill- und Dibbelſäemaſchine ausgeführte Saat. Bei letzterer können über- dies die Samen durch eine verſchiedene Belaſtung der Saatſchare je nach Erforderniß bis zu einer gewiſſen Grenze in beliebiger Tiefe in den Boden gelegt werden. Bei der Hand- und Maſchinenbreitſaat wird jedoch durch das nachträgliche Be- decken des Samens mit Erde die regelmäßige Vertheilung und Unterbringung des- ſelben unvermeidlich geſtört. Breitwürfig geſäete, feinere Sämereien wie Gras, Klee- ſamen werden in feuchteren Gegenden oft nur mit der Walze leicht an den Boden gedrückt oder wie z. B. der Flachs bei ſorgfältiger Cultur mit dem Rechen ein- geharkt, mit der Schleife eingezogen. Größere Samen pflegt man mit der Egge, dem Saatpfluge, dem Exſtirpator oder dem Pfluge unterzubringen. Durch die Egge wird die Saat ungleich tief, einzelne obenauf liegen bleibende Körner oft gar nicht untergebracht. Bei trockner Witterung wird der oberflächlich oder gar nicht untergebrachte Samen vertrocknen. Bei feuchter Witterung wird die Saat zu üppig auflaufen. Bei wechſelnder Witterung wird ſchließlich die Zwei- wüchſigkeit der Saat begünſtigt. Am vortheilhafteſten iſt das Untereggen des Samens auf feuchten Feldern mit bindigem Boden und unter einem feuchten Klima, indem hier der durch die Egge nur mäßig tief untergebrachte Same weniger leicht dem Verfaulen ausgeſetzt iſt. Tiefer als mit der Egge wird der Same mit dem Pfluge untergebracht. Der Pflug eignet ſich daher nur zur Unterbringung von größerem Saatgute, wie z. B. der Pferdebohnen, Erbſen Kartoffelknollen ꝛc. Für Getreide und kleinere Sämereien 1) S. auch Jörgenſen, Verſuche über das Unterbringen der Saat in verſchiedener Tiefe. Annal. d. Landw. 1873. S. 82. 15*

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/245>, abgerufen am 23.11.2024.