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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.

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Allgemeine Ackerbaulehre.
ist ein Verwitterungsprodukt der glimmer-, hornblende-, und augitreichen krystallinischen
Felsarten oder auch mancher Conglomerate und Sandsteine jüngerer Bildung.

Der Lehmboden steht mit seinen Eigenschaften in der Mitte zwischen Sand-
und Thonboden. Er ist niemals so stark gebunden, wie letzterer, aber auch nicht so
lose wie ersterer. Der Lehmboden fühlt sich nicht so fein wie der Thonboden, son-
dern eher mager an, je gröber die beigemengten Sandkörner. Mit dem Fingernagel
gerieben giebt er keinen glänzenden Strich wie der Thon, sondern bleibt matt. Durch
seinen Eisenoxydgehalt (7--10 %) erhält er meistens eine ockerige, gelb- oder leder-
braune Färbung. Luft und Feuchtigkeit zieht er in entsprechender Menge an, so
daß der Dünger nicht so rasch wie im Sandboden aber auch nicht so langsam wie
im Thonboden verwest. Ammoniak condensirt er nahezu so stark wie Thon. Der
Humusgehalt steigt daher im Lehmboden oft auf 6--10 und mehr Procente. Durch
die Nässe wird der Lehmboden, trotzdem er viel (40--50 %) Wasser aufzusaugen
und festzuhalten vermag, nicht schmierig und zäh, sondern er behält seine, auch beim
Austrocknen bewahrte krümelige Beschaffenheit. Seine Wärmecapacität hält die
Mitte zwischen Thon und Quarz.

Als Unterabtheilungen des Lehmbodens sind anzuführen:

a. Strenger oder thoniger Lehmboden mit 55 % abschlemmbaren
Theilen. Ertragsreicher Boden, welcher jedoch in feuchten Lagen leicht versumpft und
schwer zu bearbeiten ist.

b. Milder oder gewöhnlicher Lehmboden mit einem Gehalte von
ungefähr 40 % abschlemmbaren Theilen, einigen Procenten Kalk und 6--10 % Humus.
Bei Tiefgründigkeit gewährt diese Bodenart nahezu unter allen klimatischen Ver-
hältnissen sehr sichere Pflanzenerträge. Sie wird daher auch Mittelboden genannt,
da der Cultur-, Dünger- und Samenaufwand bei der günstigen physikalischen Be-
schaffenheit mäßig ausfällt. Derselbe ist für alle Pflanzen geeignet.

c. Sandiger Lehmboden mit 30 % Thon. Sinkt der Gehalt an ab-
schlemmbaren Theilen unter 25 %, so nähert sich dieser Boden dem lehmigen Sand.
In trockenen Lagen leidet auf diesem Boden der Futterbau, weniger der Getreidebau.
Die Hackfrüchte gedeihen bei einer wenig kostspieligen Bearbeitung vorzüglich.

Zeigt der Lehmboden bei größerer Bindigkeit einen blätterigen Bruch von bei-
gemengten feinen Glimmerblättchen oder blätterig vertheilten Humussubstanzen, so
erhält er den Namen Lettenboden.

5. Der Mergelboden.

Der Mergelboden bildet ein Gemenge von wenigstens 15 % Kalk und höchstens
75 % Thon mit den verschiedensten anderen Bodenskelettheilen. Derselbe erscheint
in den mannigfaltigsten Formationen besonders in der Zechstein-, Buntsandstein-,
Muschelkalk-, Keuper-, Lias- und Kreideformation.

Die Mergelböden sind wegen ihres innig beigemengten Kalkes zur Verkrustung
sehr geeignet. Aufgeworfene Schollen zerfallen beim Austrocknen. Das Verhalten
dieser Bodenarten gegen Wasser, Luft und Wärme wird durch die Eigenschaften des
sonst vorherrschenden Skelettheiles bestimmt. Nach letzterem unterscheidet man:

Allgemeine Ackerbaulehre.
iſt ein Verwitterungsprodukt der glimmer-, hornblende-, und augitreichen kryſtalliniſchen
Felsarten oder auch mancher Conglomerate und Sandſteine jüngerer Bildung.

Der Lehmboden ſteht mit ſeinen Eigenſchaften in der Mitte zwiſchen Sand-
und Thonboden. Er iſt niemals ſo ſtark gebunden, wie letzterer, aber auch nicht ſo
loſe wie erſterer. Der Lehmboden fühlt ſich nicht ſo fein wie der Thonboden, ſon-
dern eher mager an, je gröber die beigemengten Sandkörner. Mit dem Fingernagel
gerieben giebt er keinen glänzenden Strich wie der Thon, ſondern bleibt matt. Durch
ſeinen Eiſenoxydgehalt (7—10 %) erhält er meiſtens eine ockerige, gelb- oder leder-
braune Färbung. Luft und Feuchtigkeit zieht er in entſprechender Menge an, ſo
daß der Dünger nicht ſo raſch wie im Sandboden aber auch nicht ſo langſam wie
im Thonboden verweſt. Ammoniak condenſirt er nahezu ſo ſtark wie Thon. Der
Humusgehalt ſteigt daher im Lehmboden oft auf 6—10 und mehr Procente. Durch
die Näſſe wird der Lehmboden, trotzdem er viel (40—50 %) Waſſer aufzuſaugen
und feſtzuhalten vermag, nicht ſchmierig und zäh, ſondern er behält ſeine, auch beim
Austrocknen bewahrte krümelige Beſchaffenheit. Seine Wärmecapacität hält die
Mitte zwiſchen Thon und Quarz.

Als Unterabtheilungen des Lehmbodens ſind anzuführen:

a. Strenger oder thoniger Lehmboden mit 55 % abſchlemmbaren
Theilen. Ertragsreicher Boden, welcher jedoch in feuchten Lagen leicht verſumpft und
ſchwer zu bearbeiten iſt.

b. Milder oder gewöhnlicher Lehmboden mit einem Gehalte von
ungefähr 40 % abſchlemmbaren Theilen, einigen Procenten Kalk und 6—10 % Humus.
Bei Tiefgründigkeit gewährt dieſe Bodenart nahezu unter allen klimatiſchen Ver-
hältniſſen ſehr ſichere Pflanzenerträge. Sie wird daher auch Mittelboden genannt,
da der Cultur-, Dünger- und Samenaufwand bei der günſtigen phyſikaliſchen Be-
ſchaffenheit mäßig ausfällt. Derſelbe iſt für alle Pflanzen geeignet.

c. Sandiger Lehmboden mit 30 % Thon. Sinkt der Gehalt an ab-
ſchlemmbaren Theilen unter 25 %, ſo nähert ſich dieſer Boden dem lehmigen Sand.
In trockenen Lagen leidet auf dieſem Boden der Futterbau, weniger der Getreidebau.
Die Hackfrüchte gedeihen bei einer wenig koſtſpieligen Bearbeitung vorzüglich.

Zeigt der Lehmboden bei größerer Bindigkeit einen blätterigen Bruch von bei-
gemengten feinen Glimmerblättchen oder blätterig vertheilten Humusſubſtanzen, ſo
erhält er den Namen Lettenboden.

5. Der Mergelboden.

Der Mergelboden bildet ein Gemenge von wenigſtens 15 % Kalk und höchſtens
75 % Thon mit den verſchiedenſten anderen Bodenſkelettheilen. Derſelbe erſcheint
in den mannigfaltigſten Formationen beſonders in der Zechſtein-, Buntſandſtein-,
Muſchelkalk-, Keuper-, Lias- und Kreideformation.

Die Mergelböden ſind wegen ihres innig beigemengten Kalkes zur Verkruſtung
ſehr geeignet. Aufgeworfene Schollen zerfallen beim Austrocknen. Das Verhalten
dieſer Bodenarten gegen Waſſer, Luft und Wärme wird durch die Eigenſchaften des
ſonſt vorherrſchenden Skelettheiles beſtimmt. Nach letzterem unterſcheidet man:

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[52/0070] Allgemeine Ackerbaulehre. iſt ein Verwitterungsprodukt der glimmer-, hornblende-, und augitreichen kryſtalliniſchen Felsarten oder auch mancher Conglomerate und Sandſteine jüngerer Bildung. Der Lehmboden ſteht mit ſeinen Eigenſchaften in der Mitte zwiſchen Sand- und Thonboden. Er iſt niemals ſo ſtark gebunden, wie letzterer, aber auch nicht ſo loſe wie erſterer. Der Lehmboden fühlt ſich nicht ſo fein wie der Thonboden, ſon- dern eher mager an, je gröber die beigemengten Sandkörner. Mit dem Fingernagel gerieben giebt er keinen glänzenden Strich wie der Thon, ſondern bleibt matt. Durch ſeinen Eiſenoxydgehalt (7—10 %) erhält er meiſtens eine ockerige, gelb- oder leder- braune Färbung. Luft und Feuchtigkeit zieht er in entſprechender Menge an, ſo daß der Dünger nicht ſo raſch wie im Sandboden aber auch nicht ſo langſam wie im Thonboden verweſt. Ammoniak condenſirt er nahezu ſo ſtark wie Thon. Der Humusgehalt ſteigt daher im Lehmboden oft auf 6—10 und mehr Procente. Durch die Näſſe wird der Lehmboden, trotzdem er viel (40—50 %) Waſſer aufzuſaugen und feſtzuhalten vermag, nicht ſchmierig und zäh, ſondern er behält ſeine, auch beim Austrocknen bewahrte krümelige Beſchaffenheit. Seine Wärmecapacität hält die Mitte zwiſchen Thon und Quarz. Als Unterabtheilungen des Lehmbodens ſind anzuführen: a. Strenger oder thoniger Lehmboden mit 55 % abſchlemmbaren Theilen. Ertragsreicher Boden, welcher jedoch in feuchten Lagen leicht verſumpft und ſchwer zu bearbeiten iſt. b. Milder oder gewöhnlicher Lehmboden mit einem Gehalte von ungefähr 40 % abſchlemmbaren Theilen, einigen Procenten Kalk und 6—10 % Humus. Bei Tiefgründigkeit gewährt dieſe Bodenart nahezu unter allen klimatiſchen Ver- hältniſſen ſehr ſichere Pflanzenerträge. Sie wird daher auch Mittelboden genannt, da der Cultur-, Dünger- und Samenaufwand bei der günſtigen phyſikaliſchen Be- ſchaffenheit mäßig ausfällt. Derſelbe iſt für alle Pflanzen geeignet. c. Sandiger Lehmboden mit 30 % Thon. Sinkt der Gehalt an ab- ſchlemmbaren Theilen unter 25 %, ſo nähert ſich dieſer Boden dem lehmigen Sand. In trockenen Lagen leidet auf dieſem Boden der Futterbau, weniger der Getreidebau. Die Hackfrüchte gedeihen bei einer wenig koſtſpieligen Bearbeitung vorzüglich. Zeigt der Lehmboden bei größerer Bindigkeit einen blätterigen Bruch von bei- gemengten feinen Glimmerblättchen oder blätterig vertheilten Humusſubſtanzen, ſo erhält er den Namen Lettenboden. 5. Der Mergelboden. Der Mergelboden bildet ein Gemenge von wenigſtens 15 % Kalk und höchſtens 75 % Thon mit den verſchiedenſten anderen Bodenſkelettheilen. Derſelbe erſcheint in den mannigfaltigſten Formationen beſonders in der Zechſtein-, Buntſandſtein-, Muſchelkalk-, Keuper-, Lias- und Kreideformation. Die Mergelböden ſind wegen ihres innig beigemengten Kalkes zur Verkruſtung ſehr geeignet. Aufgeworfene Schollen zerfallen beim Austrocknen. Das Verhalten dieſer Bodenarten gegen Waſſer, Luft und Wärme wird durch die Eigenſchaften des ſonſt vorherrſchenden Skelettheiles beſtimmt. Nach letzterem unterſcheidet man:

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/70>, abgerufen am 21.11.2024.