Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Allgemeine Ackerbaulehre. Das Ergrünen der Chlorophyllkörner beginnt bei Mais, Raps und Phaseole Für den Erfolg mit welchem eine Culturpflanze angebaut werden kann, ist [Tabelle] Um diese verschiedenen Wärmeansprüche der Culturpflanzen annähernd vergleich- Ein warmes Klima begünstigt im Allgemeinen die Pflanzenvegetation, wenn es Nach Berghaus verspätet sich in Sachsen bei einer Erhebung um 332 Meter bei Weizen die Blüthe um 22 Tage, die Ernte um 22 Tage Roggen " " " 13 " " " " 22 " Gerste " " " 22 " " " " 22 " Hafer " " " 20 " " " " 14 " Kartoffel " " " 23 " " " " 5 " Ein kaltes Klima erhöht die Ungunst des eine hohe Wasserfassende Kraft be- Allgemeine Ackerbaulehre. Das Ergrünen der Chlorophyllkörner beginnt bei Mais, Raps und Phaſeole Für den Erfolg mit welchem eine Culturpflanze angebaut werden kann, iſt [Tabelle] Um dieſe verſchiedenen Wärmeanſprüche der Culturpflanzen annähernd vergleich- Ein warmes Klima begünſtigt im Allgemeinen die Pflanzenvegetation, wenn es Nach Berghaus verſpätet ſich in Sachſen bei einer Erhebung um 332 Meter bei Weizen die Blüthe um 22 Tage, die Ernte um 22 Tage Roggen „ „ „ 13 „ „ „ „ 22 „ Gerſte „ „ „ 22 „ „ „ „ 22 „ Hafer „ „ „ 20 „ „ „ „ 14 „ Kartoffel „ „ „ 23 „ „ „ „ 5 „ Ein kaltes Klima erhöht die Ungunſt des eine hohe Waſſerfaſſende Kraft be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0082" n="64"/> <fw place="top" type="header">Allgemeine Ackerbaulehre.</fw><lb/> <p>Das Ergrünen der Chlorophyllkörner beginnt bei Mais, Raps und Phaſeole<lb/> beſtimmt oberhalb 6° <hi rendition="#aq">C.</hi> Die Beſtockung der Getreidepflanzen erreicht bei 8.8° <hi rendition="#aq">C.</hi><lb/> ihre Grenze. Bei einer Mehrzahl perenirender Pflanzen beginnt die Entwickelung<lb/> im Frühjahre erſt dann, wenn die Bodentemperatur 5—6° <hi rendition="#aq">C.</hi> erreicht hat. Die<lb/> Wurzelthätigkeit der Pflanze, mithin auch die Waſſeraufnahme derſelben, wächſt mit<lb/> der ſteigenden Bodenwärme. Vermindert ſich die Bodenwärme, ſo werden die Funk-<lb/> tionen der Wurzeln geringer und ſchon bei einer Temperatur von + 5° <hi rendition="#aq">C.</hi> genügt bei<lb/> gewiſſen Pflanzen, wie z. B. bei Tabak, Kürbis, die Aufſaugung des Waſſers nicht<lb/> mehr um den Transpirationsverluſt der Blätter zu decken, ſo daß ſie welken müſſen.<lb/> Erhöhte Bodenwärme beſchleunigt auch die Saftbewegung innerhalb der Pflanze.</p><lb/> <p>Für den Erfolg mit welchem eine Culturpflanze angebaut werden kann, iſt<lb/> nicht nur die mittlere Höhe der Jahrestemperatur der Luft und des Bodens, ſon-<lb/> dern auch die mögliche Temperaturſchwankung, das Maximum und Minimum der<lb/> Temperatur und die mittlere Höhe der Sommertemperatur entſcheidend. Die wich-<lb/> tigſten Culturpflanzen machen in dieſer Beziehung die folgenden Anſprüche:</p><lb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> <p>Um dieſe verſchiedenen Wärmeanſprüche der Culturpflanzen annähernd vergleich-<lb/> bar zu machen ſucht man die Mitteltemperaturen und die Anzahl der Vegetations-<lb/> tage in einen Ausdruck den ſog. Wärmeſummen oder thermiſchen Vegetations Con-<lb/> ſtanten zuſammenzufaſſen. Die Wärmeſumme giebt jedoch nur über einen, wenn<lb/> auch ſehr einflußreichen Faktor des Pflanzenwachsthums Aufſchluß.</p><lb/> <p>Ein warmes Klima begünſtigt im Allgemeinen die Pflanzenvegetation, wenn es<lb/> gleichzeitig feucht iſt, hindert jedoch dieſelbe je trockener es ſich geſtaltet. Ein kaltes Klima<lb/> verzögert die Entwickelung der Pflanzen, verkürzt daher die Vegetationszeit, wie ſich<lb/> unter andern auch bei der Abnahme der Temperatur bei zunehmender Seehöhe ergiebt.</p><lb/> <p>Nach Berghaus verſpätet ſich in Sachſen bei einer Erhebung um 332 Meter bei</p><lb/> <list> <item>Weizen die Blüthe um 22 Tage, die Ernte um 22 Tage</item><lb/> <item>Roggen „ „ „ 13 „ „ „ „ 22 „</item><lb/> <item>Gerſte „ „ „ 22 „ „ „ „ 22 „</item><lb/> <item>Hafer „ „ „ 20 „ „ „ „ 14 „</item><lb/> <item>Kartoffel „ „ „ 23 „ „ „ „ 5 „</item> </list><lb/> <p>Ein kaltes Klima erhöht die Ungunſt des eine hohe Waſſerfaſſende Kraft be-<lb/> ſitzenden Thon- und Humusboden. Die nachtheiligen Eigenſchaften eines Sandbodens<lb/> treten dagegen in einem warmen und zugleich trockenen Klima am deutlichſten her-<lb/> vor. Ungünſtige klimatiſche Zuſtände ſind für die Vegetation und die Ausführung<lb/> des landwirthſchaftlichen Betriebes um ſo nachtheiliger als ſie ſich entweder gar nicht<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0082]
Allgemeine Ackerbaulehre.
Das Ergrünen der Chlorophyllkörner beginnt bei Mais, Raps und Phaſeole
beſtimmt oberhalb 6° C. Die Beſtockung der Getreidepflanzen erreicht bei 8.8° C.
ihre Grenze. Bei einer Mehrzahl perenirender Pflanzen beginnt die Entwickelung
im Frühjahre erſt dann, wenn die Bodentemperatur 5—6° C. erreicht hat. Die
Wurzelthätigkeit der Pflanze, mithin auch die Waſſeraufnahme derſelben, wächſt mit
der ſteigenden Bodenwärme. Vermindert ſich die Bodenwärme, ſo werden die Funk-
tionen der Wurzeln geringer und ſchon bei einer Temperatur von + 5° C. genügt bei
gewiſſen Pflanzen, wie z. B. bei Tabak, Kürbis, die Aufſaugung des Waſſers nicht
mehr um den Transpirationsverluſt der Blätter zu decken, ſo daß ſie welken müſſen.
Erhöhte Bodenwärme beſchleunigt auch die Saftbewegung innerhalb der Pflanze.
Für den Erfolg mit welchem eine Culturpflanze angebaut werden kann, iſt
nicht nur die mittlere Höhe der Jahrestemperatur der Luft und des Bodens, ſon-
dern auch die mögliche Temperaturſchwankung, das Maximum und Minimum der
Temperatur und die mittlere Höhe der Sommertemperatur entſcheidend. Die wich-
tigſten Culturpflanzen machen in dieſer Beziehung die folgenden Anſprüche:
Um dieſe verſchiedenen Wärmeanſprüche der Culturpflanzen annähernd vergleich-
bar zu machen ſucht man die Mitteltemperaturen und die Anzahl der Vegetations-
tage in einen Ausdruck den ſog. Wärmeſummen oder thermiſchen Vegetations Con-
ſtanten zuſammenzufaſſen. Die Wärmeſumme giebt jedoch nur über einen, wenn
auch ſehr einflußreichen Faktor des Pflanzenwachsthums Aufſchluß.
Ein warmes Klima begünſtigt im Allgemeinen die Pflanzenvegetation, wenn es
gleichzeitig feucht iſt, hindert jedoch dieſelbe je trockener es ſich geſtaltet. Ein kaltes Klima
verzögert die Entwickelung der Pflanzen, verkürzt daher die Vegetationszeit, wie ſich
unter andern auch bei der Abnahme der Temperatur bei zunehmender Seehöhe ergiebt.
Nach Berghaus verſpätet ſich in Sachſen bei einer Erhebung um 332 Meter bei
Weizen die Blüthe um 22 Tage, die Ernte um 22 Tage
Roggen „ „ „ 13 „ „ „ „ 22 „
Gerſte „ „ „ 22 „ „ „ „ 22 „
Hafer „ „ „ 20 „ „ „ „ 14 „
Kartoffel „ „ „ 23 „ „ „ „ 5 „
Ein kaltes Klima erhöht die Ungunſt des eine hohe Waſſerfaſſende Kraft be-
ſitzenden Thon- und Humusboden. Die nachtheiligen Eigenſchaften eines Sandbodens
treten dagegen in einem warmen und zugleich trockenen Klima am deutlichſten her-
vor. Ungünſtige klimatiſche Zuſtände ſind für die Vegetation und die Ausführung
des landwirthſchaftlichen Betriebes um ſo nachtheiliger als ſie ſich entweder gar nicht
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