Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. sich jedoch, Knollen mit wenigstens drei Keimaugen, wegen der größeren Sicherheit,auszulegen. Besitzt man von einer neu einzuführenden Kartoffel nur wenige Knollen, so Die Knollen werden gewöhnlich ohne weitere Vorbereitung zur Saat verwendet. Die Kartoffel fängt erst zu wachsen an, wenn die mittlere Tagestemperatur In Betreff des Wachsraumes, welcher einer Pflanze gegeben werden soll, haben Die einfachste Anbaumethode besteht darin, daß man die Knollen nach jeder 1) J. Kühn. Berichte aus dem physiolog. Labor. des l. Inst. d. Univ. Halle. Halle
1872. 1. Heft. S. 98. Beſondere Pflanzenbaulehre. ſich jedoch, Knollen mit wenigſtens drei Keimaugen, wegen der größeren Sicherheit,auszulegen. Beſitzt man von einer neu einzuführenden Kartoffel nur wenige Knollen, ſo Die Knollen werden gewöhnlich ohne weitere Vorbereitung zur Saat verwendet. Die Kartoffel fängt erſt zu wachſen an, wenn die mittlere Tagestemperatur In Betreff des Wachsraumes, welcher einer Pflanze gegeben werden ſoll, haben Die einfachſte Anbaumethode beſteht darin, daß man die Knollen nach jeder 1) J. Kühn. Berichte aus dem phyſiolog. Labor. des l. Inſt. d. Univ. Halle. Halle
1872. 1. Heft. S. 98. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0156" n="142"/><fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> ſich jedoch, Knollen mit wenigſtens drei Keimaugen, wegen der größeren Sicherheit,<lb/> auszulegen.</p><lb/> <p>Beſitzt man von einer neu einzuführenden Kartoffel nur wenige Knollen, ſo<lb/> kann auch dadurch das Saatgut vermehrt werden, daß man von den gelegten Knollen<lb/> die hervortretenden Sproſſen ſammt Wurzeln abnimmt und einzeln auspflanzt.</p><lb/> <p>Die Knollen werden gewöhnlich ohne weitere Vorbereitung zur Saat verwendet.<lb/> Um das Vernarben der Schnittflächen zu befördern, pflegt man mitunter die zer-<lb/> ſchnittenen Knollen mit Aſche, Kalk oder Erde zu beſtreuen. Zuweilen läßt man<lb/> die Knollen vor dem Auslegen abwelken, indem die Erfahrung lehrt, daß ſolche<lb/> Knollen, gegenüber friſchen, höhere Ernteerträge abwerfen. Abgewelkte Knollen treiben<lb/> in trockenem Boden nicht oder höchſt langſam, ſie ſind daher dem Verderben weniger<lb/> ausgeſetzt. Tritt feuchte Witterung ein, ſo beginnen ſie raſch zu wachſen.</p><lb/> <p>Die Kartoffel fängt erſt zu wachſen an, wenn die mittlere Tagestemperatur<lb/> 10°<hi rendition="#aq">C.</hi> erreicht hat. Außerdem ſind die jungen Kartoffeltriebe ſehr empfindlich<lb/> gegen Spätfröſte. Der Anbau ſoll daher nicht zeitig vorgenommen werden. Das<lb/> Unkraut würde dann leicht aufſchießen und das Wachsthum der Kartoffeln beeinträch-<lb/> tigen. Legt man die Knollen, wie bei den Frühkartoffeln ſchon im März, ſo muß<lb/> man ſie wenigſtens durch Tieferlegen in den Boden vor dem Froſte zu ſchützen ſuchen.<lb/> Gewöhnlich wird das Auslegen der Kartoffeln nach der Saat des Sommergetreides<lb/> vorgenommen. Kommt man bei großen Anbauflächen zu weit in das Frühjahr<lb/> hinein, bis Ende Mai oder Anfang Juni, ſo wird man wieder nur Früh-<lb/> kartoffeln auslegen können.</p><lb/> <p>In Betreff des Wachsraumes, welcher einer Pflanze gegeben werden ſoll, haben<lb/> die Verſuche von J. Kühn <note place="foot" n="1)">J. Kühn. Berichte aus dem phyſiolog. Labor. des l. Inſt. d. Univ. Halle. Halle<lb/> 1872. 1. Heft. S. 98.</note> als zweifellos ſicher herausgeſtellt, daß bis zu einer<lb/> gewiſſen, für die einzelnen Sorten und für verſchiedene Kraftzuſtände des Bodens<lb/> nicht gleichen Grenze der Kartoffelertrag per Hektar um ſo mehr ſteigt, je <hi rendition="#g">enger</hi><lb/> der Stockraum wird. Entgegen der gewöhnlichen Auffaſſung, nach welcher die Ent-<lb/> fernungen um ſo weiter zu wählen ſind, je reicher der Boden iſt, hat ſich bei dieſen<lb/> Verſuchen die engere Reihenentfernung bei gleicher Sorte von um ſo günſtigerem Einfluſſe<lb/> auf den Ertrag gezeigt, je höher der Kraftzuſtand des Bodens, je ſtärker gedüngt<lb/> worden war. Bei einer Reihenweite von 60 Centim. wird für die meiſten Ver-<lb/> hältniſſe, je nach Bodenbeſchaffenheit, Kraftzuſtand des Ackers und je nach den be-<lb/> ſonderen Anforderungen der Varietät der angemeſſenſte Stand in den Reihen<lb/> zwiſchen 30—50 Centim. wechſeln, ſo zwar, daß einer Pflanze ein Wachsraum<lb/> von 0.18—0.3 □ Meter zukommt und die Bearbeitung mit der Pferdehacke<lb/> wenigſtens nach einer Richtung möglich iſt. Der geringere Wachsraum wird bei<lb/> kleinerem Saatgute und bei Kartoffelſorten mit geringerer Krautentwickelung gegeben.</p><lb/> <p>Die einfachſte Anbaumethode beſteht darin, daß man die Knollen nach jeder<lb/> zweiten oder dritten Pflugfurche in den Boden legt und etwas in die lockere Erde<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0156]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
ſich jedoch, Knollen mit wenigſtens drei Keimaugen, wegen der größeren Sicherheit,
auszulegen.
Beſitzt man von einer neu einzuführenden Kartoffel nur wenige Knollen, ſo
kann auch dadurch das Saatgut vermehrt werden, daß man von den gelegten Knollen
die hervortretenden Sproſſen ſammt Wurzeln abnimmt und einzeln auspflanzt.
Die Knollen werden gewöhnlich ohne weitere Vorbereitung zur Saat verwendet.
Um das Vernarben der Schnittflächen zu befördern, pflegt man mitunter die zer-
ſchnittenen Knollen mit Aſche, Kalk oder Erde zu beſtreuen. Zuweilen läßt man
die Knollen vor dem Auslegen abwelken, indem die Erfahrung lehrt, daß ſolche
Knollen, gegenüber friſchen, höhere Ernteerträge abwerfen. Abgewelkte Knollen treiben
in trockenem Boden nicht oder höchſt langſam, ſie ſind daher dem Verderben weniger
ausgeſetzt. Tritt feuchte Witterung ein, ſo beginnen ſie raſch zu wachſen.
Die Kartoffel fängt erſt zu wachſen an, wenn die mittlere Tagestemperatur
10°C. erreicht hat. Außerdem ſind die jungen Kartoffeltriebe ſehr empfindlich
gegen Spätfröſte. Der Anbau ſoll daher nicht zeitig vorgenommen werden. Das
Unkraut würde dann leicht aufſchießen und das Wachsthum der Kartoffeln beeinträch-
tigen. Legt man die Knollen, wie bei den Frühkartoffeln ſchon im März, ſo muß
man ſie wenigſtens durch Tieferlegen in den Boden vor dem Froſte zu ſchützen ſuchen.
Gewöhnlich wird das Auslegen der Kartoffeln nach der Saat des Sommergetreides
vorgenommen. Kommt man bei großen Anbauflächen zu weit in das Frühjahr
hinein, bis Ende Mai oder Anfang Juni, ſo wird man wieder nur Früh-
kartoffeln auslegen können.
In Betreff des Wachsraumes, welcher einer Pflanze gegeben werden ſoll, haben
die Verſuche von J. Kühn 1) als zweifellos ſicher herausgeſtellt, daß bis zu einer
gewiſſen, für die einzelnen Sorten und für verſchiedene Kraftzuſtände des Bodens
nicht gleichen Grenze der Kartoffelertrag per Hektar um ſo mehr ſteigt, je enger
der Stockraum wird. Entgegen der gewöhnlichen Auffaſſung, nach welcher die Ent-
fernungen um ſo weiter zu wählen ſind, je reicher der Boden iſt, hat ſich bei dieſen
Verſuchen die engere Reihenentfernung bei gleicher Sorte von um ſo günſtigerem Einfluſſe
auf den Ertrag gezeigt, je höher der Kraftzuſtand des Bodens, je ſtärker gedüngt
worden war. Bei einer Reihenweite von 60 Centim. wird für die meiſten Ver-
hältniſſe, je nach Bodenbeſchaffenheit, Kraftzuſtand des Ackers und je nach den be-
ſonderen Anforderungen der Varietät der angemeſſenſte Stand in den Reihen
zwiſchen 30—50 Centim. wechſeln, ſo zwar, daß einer Pflanze ein Wachsraum
von 0.18—0.3 □ Meter zukommt und die Bearbeitung mit der Pferdehacke
wenigſtens nach einer Richtung möglich iſt. Der geringere Wachsraum wird bei
kleinerem Saatgute und bei Kartoffelſorten mit geringerer Krautentwickelung gegeben.
Die einfachſte Anbaumethode beſteht darin, daß man die Knollen nach jeder
zweiten oder dritten Pflugfurche in den Boden legt und etwas in die lockere Erde
1) J. Kühn. Berichte aus dem phyſiolog. Labor. des l. Inſt. d. Univ. Halle. Halle
1872. 1. Heft. S. 98.
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