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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
seltener, die Aehre ist seitlich zusammengedrückt, die Spindel spröde und zer-
brechlich. Die Hüllspelzen sind abgestumpft und mit einem kurzen Zahn versehen.
Die Frucht wird von den Deckspelzen eng und fest umschlossen und kann nur durch
Schälen (Gerben) auf eigens eingerichteten Mühlen (Gerbegang) von den Spelzen
abgesondert werden. Der Spelz wird nur stellenweise in Oesterreich, Südtirol, am
Rhein, in Baiern, Württemberg, Dänemark und in Spanien gebaut. Sorten:
Weißer Winter-Kolbenspelz, Vögelsdinkel, blauer Sammt-Kolbenspelz, rother, weißer
Wintergrannenspelz, Fig. 6. Er ist etwas weniger anspruchsvoll als der gemeine
Weizen, mit welchem der Spelz in der Cultur vollständig übereinstimmt.

[Abbildung] Fig. 9.

Polnischer Weizen 1)
(Triticum polonicum L.) Sun --
a Karyopfe (Grasfrucht) Rückseite;
b Bauchseite: a Fruchtbasis;
c Embryo: a Scheitel des Keims,
b Scutellum, g Stamm, d
Würzelchen; d Längsschnitt
durch die Frucht: a Scutellum,
b Knöspchen, g Primordial-
blättchen, e Würzelchen, e
Fruchtbasis.

b. Emmer, Zweikorn. (Triticum dicoccum
Schrank.
) Sun und Der Emmer besitzt eine gedrungene,
zweizeilige Aehre mit zweifrüchtigen Aehrchen. Dieser
Spelzweizen wird nur im mittleren und südlichen Europa
(Spanien) in geringer Ausdehnung cultivirt. Sorten:
Weißer Sommeremmer, Fig. 7, Reisdinkel, sammtartiger
Winteremmer, ägyptischer Spelz etc.

7. Einkorn. (Triticum monococcum L.) Sun und
Fig. 8. Ausgezeichnet durch seine gedrungene, breit-
gedrückte, zweizeilige kleine Aehre mit einfrüchtigen Aehr-
chen. Dasselbe wird meist als Winterfrucht in der Schweiz,
in Schwaben und in südlichen Ländern, doch selten in grö-
ßerer Ausdehnung gebaut.

Aus dem Leben der Weizenpflanze (Triticum vulgare),
als deren muthmaßliche wilde Stammformen der Boeotische
(Triticum boeoticum Boiss.) und der Thaoudar-Weizen
(T. Thaoudar Boiss.), nach Anderen fälschlich der Gerstenwalch
(Aegilops ovata L.) und der weizenartige Walch (Aegilops
triticoides Link.
) anzusehen sind, heben wir als Beispiel für
die Wintergetreidearten Folgendes mit Rücksicht auf ihre
Cultur hervor:

Die erste Lebensthätigkeit geht von dem Samen aus. Die Figur 9 zeigt in a die
Rückseite, in b die Bauchseite des Weizensamens, richtiger der Weizenfrucht. d gibt einen
Längsschnitt durch die Frucht, c den losgelösten Keim. Seine volle Keimfähigkeit behält
der Weizensame, wenn er auf dem Schüttboden aufbewahrt wird, nur durch drei Jahre,
dennoch empfiehlt es sich nur überjährigen Samen auszusäen, da dieser von dem Stein-
brandpilze -- dessen Sporen nach den Untersuchungen von J. Kühn schon nach dem zweiten
Jahre ihre Keimfähigkeit verlieren -- viel weniger zu leiden hat.

Die Entwickelung des Keimes erfolgt nach Haberlandt (Landw. Verf.-Stat. XVII, 104)
noch bei einer Temperatur von 4.75°C., während A. Uloth in einem Eiskeller in einigen
Eisbrocken vollständig entwickelte Keimpflanzen von Weizen vorfand. Die obere Tem-
peraturgrenze, bei welcher noch ein Keimen stattfinden kann, liegt nach Haberlandt zwischen
31 und 37°C. Wird der Same zu tief in den Boden gebracht, so erreicht von den Keim-
pflanzen nach Jörgensen bei 20.8 Cm. kaum mehr ein Procent die Oberfläche des Bodens.

1) In Betreff näherer Details über die Früchte und Samen der Cultur- und Unkrautpflanzen
verweisen wir auf Dr. F. Nobbe. Handbuch der Samenkunde. Berlin 1873--75, welchem wir diesen und
die weiteren Holzschnitte der Früchte und Samen entnehmen.

Beſondere Pflanzenbaulehre.
ſeltener, die Aehre iſt ſeitlich zuſammengedrückt, die Spindel ſpröde und zer-
brechlich. Die Hüllſpelzen ſind abgeſtumpft und mit einem kurzen Zahn verſehen.
Die Frucht wird von den Deckſpelzen eng und feſt umſchloſſen und kann nur durch
Schälen (Gerben) auf eigens eingerichteten Mühlen (Gerbegang) von den Spelzen
abgeſondert werden. Der Spelz wird nur ſtellenweiſe in Oeſterreich, Südtirol, am
Rhein, in Baiern, Württemberg, Dänemark und in Spanien gebaut. Sorten:
Weißer Winter-Kolbenſpelz, Vögelsdinkel, blauer Sammt-Kolbenſpelz, rother, weißer
Wintergrannenſpelz, Fig. 6. Er iſt etwas weniger anſpruchsvoll als der gemeine
Weizen, mit welchem der Spelz in der Cultur vollſtändig übereinſtimmt.

[Abbildung] Fig. 9.

Polniſcher Weizen 1)
(Triticum polonicum L.) ☉ —
a Karyopfe (Grasfrucht) Rückſeite;
b Bauchſeite: α Fruchtbaſis;
c Embryo: α Scheitel des Keims,
β Scutellum, γ Stamm, δ
Würzelchen; d Längsſchnitt
durch die Frucht: α Scutellum,
β Knöspchen, γ Primordial-
blättchen, ε Würzelchen, η
Fruchtbaſis.

b. Emmer, Zweikorn. (Triticum dicoccum
Schrank.
) ☉ und ⚇ Der Emmer beſitzt eine gedrungene,
zweizeilige Aehre mit zweifrüchtigen Aehrchen. Dieſer
Spelzweizen wird nur im mittleren und ſüdlichen Europa
(Spanien) in geringer Ausdehnung cultivirt. Sorten:
Weißer Sommeremmer, Fig. 7, Reisdinkel, ſammtartiger
Winteremmer, ägyptiſcher Spelz ꝛc.

7. Einkorn. (Triticum monococcum L.) ☉ und
⚇ Fig. 8. Ausgezeichnet durch ſeine gedrungene, breit-
gedrückte, zweizeilige kleine Aehre mit einfrüchtigen Aehr-
chen. Daſſelbe wird meiſt als Winterfrucht in der Schweiz,
in Schwaben und in ſüdlichen Ländern, doch ſelten in grö-
ßerer Ausdehnung gebaut.

Aus dem Leben der Weizenpflanze (Triticum vulgare),
als deren muthmaßliche wilde Stammformen der Boeotiſche
(Triticum boeoticum Boiss.) und der Thaoudar-Weizen
(T. Thaoudar Boiss.), nach Anderen fälſchlich der Gerſtenwalch
(Aegilops ovata L.) und der weizenartige Walch (Aegilops
triticoides Link.
) anzuſehen ſind, heben wir als Beiſpiel für
die Wintergetreidearten Folgendes mit Rückſicht auf ihre
Cultur hervor:

Die erſte Lebensthätigkeit geht von dem Samen aus. Die Figur 9 zeigt in a die
Rückſeite, in b die Bauchſeite des Weizenſamens, richtiger der Weizenfrucht. d gibt einen
Längsſchnitt durch die Frucht, c den losgelöſten Keim. Seine volle Keimfähigkeit behält
der Weizenſame, wenn er auf dem Schüttboden aufbewahrt wird, nur durch drei Jahre,
dennoch empfiehlt es ſich nur überjährigen Samen auszuſäen, da dieſer von dem Stein-
brandpilze — deſſen Sporen nach den Unterſuchungen von J. Kühn ſchon nach dem zweiten
Jahre ihre Keimfähigkeit verlieren — viel weniger zu leiden hat.

Die Entwickelung des Keimes erfolgt nach Haberlandt (Landw. Verf.-Stat. XVII, 104)
noch bei einer Temperatur von 4.75°C., während A. Uloth in einem Eiskeller in einigen
Eisbrocken vollſtändig entwickelte Keimpflanzen von Weizen vorfand. Die obere Tem-
peraturgrenze, bei welcher noch ein Keimen ſtattfinden kann, liegt nach Haberlandt zwiſchen
31 und 37°C. Wird der Same zu tief in den Boden gebracht, ſo erreicht von den Keim-
pflanzen nach Jörgenſen bei 20.8 Cm. kaum mehr ein Procent die Oberfläche des Bodens.

1) In Betreff näherer Details über die Früchte und Samen der Cultur- und Unkrautpflanzen
verweiſen wir auf Dr. F. Nobbe. Handbuch der Samenkunde. Berlin 1873—75, welchem wir dieſen und
die weiteren Holzſchnitte der Früchte und Samen entnehmen.
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[10/0024] Beſondere Pflanzenbaulehre. ſeltener, die Aehre iſt ſeitlich zuſammengedrückt, die Spindel ſpröde und zer- brechlich. Die Hüllſpelzen ſind abgeſtumpft und mit einem kurzen Zahn verſehen. Die Frucht wird von den Deckſpelzen eng und feſt umſchloſſen und kann nur durch Schälen (Gerben) auf eigens eingerichteten Mühlen (Gerbegang) von den Spelzen abgeſondert werden. Der Spelz wird nur ſtellenweiſe in Oeſterreich, Südtirol, am Rhein, in Baiern, Württemberg, Dänemark und in Spanien gebaut. Sorten: Weißer Winter-Kolbenſpelz, Vögelsdinkel, blauer Sammt-Kolbenſpelz, rother, weißer Wintergrannenſpelz, Fig. 6. Er iſt etwas weniger anſpruchsvoll als der gemeine Weizen, mit welchem der Spelz in der Cultur vollſtändig übereinſtimmt. [Abbildung Fig. 9. Polniſcher Weizen 1) (Triticum polonicum L.) ☉ — a Karyopfe (Grasfrucht) Rückſeite; b Bauchſeite: α Fruchtbaſis; c Embryo: α Scheitel des Keims, β Scutellum, γ Stamm, δ Würzelchen; d Längsſchnitt durch die Frucht: α Scutellum, β Knöspchen, γ Primordial- blättchen, ε Würzelchen, η Fruchtbaſis. ] b. Emmer, Zweikorn. (Triticum dicoccum Schrank.) ☉ und ⚇ Der Emmer beſitzt eine gedrungene, zweizeilige Aehre mit zweifrüchtigen Aehrchen. Dieſer Spelzweizen wird nur im mittleren und ſüdlichen Europa (Spanien) in geringer Ausdehnung cultivirt. Sorten: Weißer Sommeremmer, Fig. 7, Reisdinkel, ſammtartiger Winteremmer, ägyptiſcher Spelz ꝛc. 7. Einkorn. (Triticum monococcum L.) ☉ und ⚇ Fig. 8. Ausgezeichnet durch ſeine gedrungene, breit- gedrückte, zweizeilige kleine Aehre mit einfrüchtigen Aehr- chen. Daſſelbe wird meiſt als Winterfrucht in der Schweiz, in Schwaben und in ſüdlichen Ländern, doch ſelten in grö- ßerer Ausdehnung gebaut. Aus dem Leben der Weizenpflanze (Triticum vulgare), als deren muthmaßliche wilde Stammformen der Boeotiſche (Triticum boeoticum Boiss.) und der Thaoudar-Weizen (T. Thaoudar Boiss.), nach Anderen fälſchlich der Gerſtenwalch (Aegilops ovata L.) und der weizenartige Walch (Aegilops triticoides Link.) anzuſehen ſind, heben wir als Beiſpiel für die Wintergetreidearten Folgendes mit Rückſicht auf ihre Cultur hervor: Die erſte Lebensthätigkeit geht von dem Samen aus. Die Figur 9 zeigt in a die Rückſeite, in b die Bauchſeite des Weizenſamens, richtiger der Weizenfrucht. d gibt einen Längsſchnitt durch die Frucht, c den losgelöſten Keim. Seine volle Keimfähigkeit behält der Weizenſame, wenn er auf dem Schüttboden aufbewahrt wird, nur durch drei Jahre, dennoch empfiehlt es ſich nur überjährigen Samen auszuſäen, da dieſer von dem Stein- brandpilze — deſſen Sporen nach den Unterſuchungen von J. Kühn ſchon nach dem zweiten Jahre ihre Keimfähigkeit verlieren — viel weniger zu leiden hat. Die Entwickelung des Keimes erfolgt nach Haberlandt (Landw. Verf.-Stat. XVII, 104) noch bei einer Temperatur von 4.75°C., während A. Uloth in einem Eiskeller in einigen Eisbrocken vollſtändig entwickelte Keimpflanzen von Weizen vorfand. Die obere Tem- peraturgrenze, bei welcher noch ein Keimen ſtattfinden kann, liegt nach Haberlandt zwiſchen 31 und 37°C. Wird der Same zu tief in den Boden gebracht, ſo erreicht von den Keim- pflanzen nach Jörgenſen bei 20.8 Cm. kaum mehr ein Procent die Oberfläche des Bodens. 1) In Betreff näherer Details über die Früchte und Samen der Cultur- und Unkrautpflanzen verweiſen wir auf Dr. F. Nobbe. Handbuch der Samenkunde. Berlin 1873—75, welchem wir dieſen und die weiteren Holzſchnitte der Früchte und Samen entnehmen.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/24>, abgerufen am 21.11.2024.