Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Mehlfrüchte. Je nach der Beschaffenheit des Bodens wird daher der Weizensamen in einer Tiefe von2.5--4 Cm. am sichersten die Bedingungen zum Keimen finden. Je nach der Saattiefe und der Witterung verstreichen bis zum Sichtbarwerden der Das weitere Wachsthum der Weizenpflanze erfordert eine mittlere Jahrestemperatur Das Wachsthum der Weizenpflanze erfolgt ziemlich rasch. Nach den Messungen von Die Zahl der Aehren beträgt nach den Untersuchungen von In der Weizenähre sind regelmäßig die oberen und unteren [Tabelle]
Die Mehlfrüchte. Je nach der Beſchaffenheit des Bodens wird daher der Weizenſamen in einer Tiefe von2.5—4 Cm. am ſicherſten die Bedingungen zum Keimen finden. Je nach der Saattiefe und der Witterung verſtreichen bis zum Sichtbarwerden der Das weitere Wachsthum der Weizenpflanze erfordert eine mittlere Jahrestemperatur Das Wachsthum der Weizenpflanze erfolgt ziemlich raſch. Nach den Meſſungen von Die Zahl der Aehren beträgt nach den Unterſuchungen von In der Weizenähre ſind regelmäßig die oberen und unteren [Tabelle]
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Die Mehlfrüchte.
Je nach der Beſchaffenheit des Bodens wird daher der Weizenſamen in einer Tiefe von
2.5—4 Cm. am ſicherſten die Bedingungen zum Keimen finden.
Je nach der Saattiefe und der Witterung verſtreichen bis zum Sichtbarwerden der
Weizenſaat — bis die erforderliche Wärme-Summe von 100—138°C. aufgebracht wird —
16—20 Tage. Von den aufkeimenden Körnern entwickelt jedoch nur ein Theil vollſtändige
Pflanzen. Iſidore Pierre (Compt. rend. XLVII.) fand von 408 im Verhältniſſe von
2.35 Hektoliter per Hektar auf 1 □Meter ausgeſäeten Körnern zur Erntezeit nur 146
Pflanzen, mithin ſind 262 Körner oder 64 % der Saatmenge verloren gegangen — in der
Erde verfault, von Feldmäuſen ꝛc. gefreſſen oder ſonſt wie zu Grunde gegangen.
Das weitere Wachsthum der Weizenpflanze erfordert eine mittlere Jahrestemperatur
von 3.7°C. und eine mittlere Sommertemperatur von 14.0°C. Ueber die minimalen
Nährſtoffmengen, welche die Weizenpflanze im Boden beanſprucht, liegt nur die Angabe
von Hellriegel vor, daß 70 Theile aſſimilirbarer Stickſtoff in 1 Million-Theile Boden ent-
halten ſein müſſen, wenn noch ein Maximalertrag gewährleiſtet ſein ſoll.
Das Wachsthum der Weizenpflanze erfolgt ziemlich raſch. Nach den Meſſungen von
W. Bernatz (Landw. Centralbl. f. D. XVI. I. S. 126) verlängerte ſich ein Weizenhalm
in 7 Tagen um 230 Mm., wovon 119 Mm. auf die Nachtſtunden und 111 Mm. auf die
Tageszeit entfielen. Die Geſammtlänge der Wurzelfaſern, welche durchſchnittlich 2—3 Mm.
lang werden, erreicht nach Nobbe (Landw.-Ver.-Stat. XI. 110) bei einer Sommerweizenpflanze
520 Meter. Die Wurzeln des Weizens gehen nach C. Fraas (Wurzelleben der Cultur-
pflanzen, Berlin 1872) nie tiefer als 0.46—0.63 Meter, weshlab die Bodennahrung leicht
zugänglich ſein muß. Ein Uebermaß derſelben ſchmälert jedoch durch die üppige Halm-
entwickelung den Körnerertrag. Aus den unteren Knoten entwickeln ſich bei ungehinderter
Lichteinwirkung zahlreiche Seitentriebe, Schoſſe, und zwar nach den Zählungen von J. Pierre
bei einem Wachsraume von 63 □Cm. im Mittel 3—4 per Pflanze. Gegenüber dieſer
mittleren Beſtockung ſteht die ungewöhnliche Beſtockung einer auf einem fruchtbaren Boden
und bei frühzeitigem Anbaue in Dalmatien gewachſenen Weizenpflanze, welche nach einem
Berichte von Haberlandt (Landw. Centralbl. f. D. 1869 März) aus einem Korne 130
ährentragende Halme entwickelte, im Ganzen 1.112 Kilogr. wog und 6855 Körner im Ge-
wichte von 0.218 Kilogr. trug. Aus den Seitenſproſſen kommen, ſo lange keine Verholzung
eingetreten iſt und je mehr dieſelben der Beſchattung und der Feuchte ausgeſetzt ſind, zahlreiche
Seitenwurzeln hervor. Wie ſehr die ungehinderte Einwirkung der Wachsthumsfactoren die
Entwickelung der Pflanze begünſtigt, ergibt ſich aus den Blattmeſſungen von Dr. Gohren,
nach welchen ſich durch das Drillen die geſammte Blattfläche einer Weizenpflanze gegenüber
der breitwürfigen Saat um 72 % vergrößert hat. Je größer die
Blattfläche, um ſo mehr Waſſer verdunſtet die Pflanze, und um
ſo mehr Trockenſubſtanz wird producirt. Nach Dietrich verdunſtet
der Weizen auf je 100 Gramm producirter Trockenſubſtanz
30.000 Gramm Waſſer.
Die Zahl der Aehren beträgt nach den Unterſuchungen von
Pierre im Mittel 2 und 1.5 per Pflanze, bei einem Ertrage, welcher
für ein Hektar 38.5 und 26 Hektoliter entſpricht. Jede Aehre hatte
im Mittel 1064 und 706 lufttrockene Körner mit 15 % Waſſer. In
100 Gramm Körner fanden ſich 2440 und 2500 Körner, mithin
hatte ein Korn ein Gewicht von 41 und 40 Mgr., woraus ſich be-
rechnet, daß jede Aehre 3—40, im Mittel 25.7 und 17.7 Körner
enthielt. Von jenen 25.7 Stück Körner per Aehre waren 23.91 voll-
kommen und 1.79 unvollkommen entwickelt.
In der Weizenähre ſind regelmäßig die oberen und unteren
Körner merklich kleiner, als die mittleren. Nathuſius-Königsborn
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