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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Wiesen.
ersten Frühjahre wird in dem Neurisse Hafer, Flachs, Buchweizen angebaut. Im
zweiten Jahre eine gedüngte Hackfrucht, Mais, Kartoffeln u. dgl. gebaut, um eine
möglichste Durcharbeitung des Bodens zu erzielen. Im dritten Frühjahre erfolgt
dann die Neuanlage.

Die Bildung einer neuen Grasnarbe kann entweder durch Wiederauflegen einer
gut zusammengesetzten Grasnarbe oder durch Impfen, oder endlich bei mangelndem
Rasen durch Ansaat erfolgen. Auf erstere Art wird jedenfalls am schnellsten die
neue Berasung erzielt; im letzteren Falle ist es dagegen am ehesten möglich, eine be-
stimmte für die betreffende Oertlichkeit passende Zusammensetzung der Grasnarbe
zu erreichen.

Am sichersten wird die Wiesenanlage durch Auflegen von Rasen gelingen. Zu
diesem Zwecke wird die frühere Narbe oder die Narbe von einer andern zum Um-
bruche bestimmten Wiese durch den Messerpflug in Streifen geschnitten, mit dem ge-
wöhnlichen Pfluge abgeschält und eingerollt. Dieselbe wird dann auf den gedüngten
und gut durchgearbeiteten Boden aufgelegt und festgestampft, um das Anwurzeln zu
befördern. Auf Sandboden, welcher zur Bewässerung einzurichten ist, empfiehlt es sich
im Nothfalle selbst Rasen von ungeeigneter Zusammensetzung zu verwenden, um dem
Boden mehr Bindung zu verschaffen. Unerläßlich ist es, Dämme und Böschungen,
sowie die Ränder der Bewässerungsrinnen mit Rasen zu bekleiden, um ihre Form
erhalten zu können.

Fehlt es an einer ausreichenden Menge von Grasnarben, so kann man sich
durch das sogenannte Oculiren oder Impfen der Wiesen behelfen. Dieses Verfahren
gelingt am besten, wenn man streifen- (Fig. 161) oder plätzeweise (Fig. 162) in

[Abbildung] Fig. 161.

Streifenweises Wiesenimpfen.

[Abbildung] Fig. 162.

Plätzeweises Wiesenimpfen.

Entfernungen von 0.5 Meter Rasenstücke auslegt, die Zwischenräume mit Erde aus-
füllt und mit Grassamen besäet. Unterläßt man das Ausfüllen mit Erde, so wird
sich zwar auch der Rasen durch Wurzelausläufer ergänzen, die Ebenheit der Wiesen-
oberfläche jedoch beeinträchtigt werden. Billiger läßt sich das Raseneinimpfen in der
Weise ausführen, daß man den Rasen in kleine Stücke zerhackt, dieselben gleichmäßig
über die Fläche ausstreut und nach oder vor der Besamung mit einer Walze an
den Boden drückt.

Fehlt es an ausreichender Rasennarbe, so bleibt nichts Anderes als die Neu-
anlage der Wiese durch Ansaat übrig. In sehr graswüchsigen Gegenden findet sich
oft ein natürlicher Graswuchs ohne vorangegangene Aussaat durch die in dem
Boden befindlichen Wurzelstöcke und Samen ein. Auch in diesem Falle wird die

Die Wieſen.
erſten Frühjahre wird in dem Neuriſſe Hafer, Flachs, Buchweizen angebaut. Im
zweiten Jahre eine gedüngte Hackfrucht, Mais, Kartoffeln u. dgl. gebaut, um eine
möglichſte Durcharbeitung des Bodens zu erzielen. Im dritten Frühjahre erfolgt
dann die Neuanlage.

Die Bildung einer neuen Grasnarbe kann entweder durch Wiederauflegen einer
gut zuſammengeſetzten Grasnarbe oder durch Impfen, oder endlich bei mangelndem
Raſen durch Anſaat erfolgen. Auf erſtere Art wird jedenfalls am ſchnellſten die
neue Beraſung erzielt; im letzteren Falle iſt es dagegen am eheſten möglich, eine be-
ſtimmte für die betreffende Oertlichkeit paſſende Zuſammenſetzung der Grasnarbe
zu erreichen.

Am ſicherſten wird die Wieſenanlage durch Auflegen von Raſen gelingen. Zu
dieſem Zwecke wird die frühere Narbe oder die Narbe von einer andern zum Um-
bruche beſtimmten Wieſe durch den Meſſerpflug in Streifen geſchnitten, mit dem ge-
wöhnlichen Pfluge abgeſchält und eingerollt. Dieſelbe wird dann auf den gedüngten
und gut durchgearbeiteten Boden aufgelegt und feſtgeſtampft, um das Anwurzeln zu
befördern. Auf Sandboden, welcher zur Bewäſſerung einzurichten iſt, empfiehlt es ſich
im Nothfalle ſelbſt Raſen von ungeeigneter Zuſammenſetzung zu verwenden, um dem
Boden mehr Bindung zu verſchaffen. Unerläßlich iſt es, Dämme und Böſchungen,
ſowie die Ränder der Bewäſſerungsrinnen mit Raſen zu bekleiden, um ihre Form
erhalten zu können.

Fehlt es an einer ausreichenden Menge von Grasnarben, ſo kann man ſich
durch das ſogenannte Oculiren oder Impfen der Wieſen behelfen. Dieſes Verfahren
gelingt am beſten, wenn man ſtreifen- (Fig. 161) oder plätzeweiſe (Fig. 162) in

[Abbildung] Fig. 161.

Streifenweiſes Wieſenimpfen.

[Abbildung] Fig. 162.

Plätzeweiſes Wieſenimpfen.

Entfernungen von 0.5 Meter Raſenſtücke auslegt, die Zwiſchenräume mit Erde aus-
füllt und mit Grasſamen beſäet. Unterläßt man das Ausfüllen mit Erde, ſo wird
ſich zwar auch der Raſen durch Wurzelausläufer ergänzen, die Ebenheit der Wieſen-
oberfläche jedoch beeinträchtigt werden. Billiger läßt ſich das Raſeneinimpfen in der
Weiſe ausführen, daß man den Raſen in kleine Stücke zerhackt, dieſelben gleichmäßig
über die Fläche ausſtreut und nach oder vor der Beſamung mit einer Walze an
den Boden drückt.

Fehlt es an ausreichender Raſennarbe, ſo bleibt nichts Anderes als die Neu-
anlage der Wieſe durch Anſaat übrig. In ſehr graswüchſigen Gegenden findet ſich
oft ein natürlicher Graswuchs ohne vorangegangene Ausſaat durch die in dem
Boden befindlichen Wurzelſtöcke und Samen ein. Auch in dieſem Falle wird die

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[247/0261] Die Wieſen. erſten Frühjahre wird in dem Neuriſſe Hafer, Flachs, Buchweizen angebaut. Im zweiten Jahre eine gedüngte Hackfrucht, Mais, Kartoffeln u. dgl. gebaut, um eine möglichſte Durcharbeitung des Bodens zu erzielen. Im dritten Frühjahre erfolgt dann die Neuanlage. Die Bildung einer neuen Grasnarbe kann entweder durch Wiederauflegen einer gut zuſammengeſetzten Grasnarbe oder durch Impfen, oder endlich bei mangelndem Raſen durch Anſaat erfolgen. Auf erſtere Art wird jedenfalls am ſchnellſten die neue Beraſung erzielt; im letzteren Falle iſt es dagegen am eheſten möglich, eine be- ſtimmte für die betreffende Oertlichkeit paſſende Zuſammenſetzung der Grasnarbe zu erreichen. Am ſicherſten wird die Wieſenanlage durch Auflegen von Raſen gelingen. Zu dieſem Zwecke wird die frühere Narbe oder die Narbe von einer andern zum Um- bruche beſtimmten Wieſe durch den Meſſerpflug in Streifen geſchnitten, mit dem ge- wöhnlichen Pfluge abgeſchält und eingerollt. Dieſelbe wird dann auf den gedüngten und gut durchgearbeiteten Boden aufgelegt und feſtgeſtampft, um das Anwurzeln zu befördern. Auf Sandboden, welcher zur Bewäſſerung einzurichten iſt, empfiehlt es ſich im Nothfalle ſelbſt Raſen von ungeeigneter Zuſammenſetzung zu verwenden, um dem Boden mehr Bindung zu verſchaffen. Unerläßlich iſt es, Dämme und Böſchungen, ſowie die Ränder der Bewäſſerungsrinnen mit Raſen zu bekleiden, um ihre Form erhalten zu können. Fehlt es an einer ausreichenden Menge von Grasnarben, ſo kann man ſich durch das ſogenannte Oculiren oder Impfen der Wieſen behelfen. Dieſes Verfahren gelingt am beſten, wenn man ſtreifen- (Fig. 161) oder plätzeweiſe (Fig. 162) in [Abbildung Fig. 161. Streifenweiſes Wieſenimpfen.] [Abbildung Fig. 162. Plätzeweiſes Wieſenimpfen.] Entfernungen von 0.5 Meter Raſenſtücke auslegt, die Zwiſchenräume mit Erde aus- füllt und mit Grasſamen beſäet. Unterläßt man das Ausfüllen mit Erde, ſo wird ſich zwar auch der Raſen durch Wurzelausläufer ergänzen, die Ebenheit der Wieſen- oberfläche jedoch beeinträchtigt werden. Billiger läßt ſich das Raſeneinimpfen in der Weiſe ausführen, daß man den Raſen in kleine Stücke zerhackt, dieſelben gleichmäßig über die Fläche ausſtreut und nach oder vor der Beſamung mit einer Walze an den Boden drückt. Fehlt es an ausreichender Raſennarbe, ſo bleibt nichts Anderes als die Neu- anlage der Wieſe durch Anſaat übrig. In ſehr graswüchſigen Gegenden findet ſich oft ein natürlicher Graswuchs ohne vorangegangene Ausſaat durch die in dem Boden befindlichen Wurzelſtöcke und Samen ein. Auch in dieſem Falle wird die

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/261>, abgerufen am 24.11.2024.