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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Qualität der neu zu schaffenden Grasnarbe durch Ansaat wesentlich verbessert,
wenn man nur die für die betreffende Lage geeignetsten, vorzüglichen Gräser und
Kleearten zur Aussaat bringt. Den nöthigen Samen erhält man am sichersten durch
Sammeln desselben auf Wiesen, Rainen etc. und seine Vermehrung in eigenen Gras-
samenschulen. Bei geringerem Bedarfe reichen auch die sogenannten Heublumen,
der von den Heufeimenplätzen zusammengekehrte Samenausfall, aus. Durch die
Aussaat der Heublumen kann jedoch leicht, wenn man nicht genau die Beschaffenheit
der Wiese, von welcher das Heu herrührt, kennt, eine arge Verunkrautung herbei-
geführt werden. Bei dem Bezuge des Samens von Samenhandlungen setzt man
sich der Gefahr aus, keimunfähigen Samen und Samen nicht gewünschter Grasarten
zu erhalten, wenn man sie nicht vorher durch eine Samencontrollanstalt prüfen läßt.
Für die erforderliche Menge an Gras- und Kleesamen gelten dieselben Grundsätze,
welche bei der Anlage von Kleegrassaaten zu beobachten sind.

Vor der Ansaat der Samen muß der Boden durch Düngung und Bearbeitung
auf das Sorgfältigste vorbereitet werden. Die Grassamen werden sowohl allein,
als auch mit einer Ueberfrucht angebaut. Ersteres empfiehlt sich besonders in
trockenen Gegenden, wenn die Saat im Herbste vorgenommen wird, letzteres unter
entgegengesetzten Verhältnissen. Zu welcher Zeit der Same, im Juli oder August,
im Herbste, im Frühjahre unter Winter- oder Sommergetreide ausgestreut werden
soll, richtet sich nach der klimatischen Beschaffenheit und dem Bodenzustande. Im
Allgemeinen kann bemerkt werden, daß auf rothkleefähigem Boden bei rauhen Wintern
die Frühjahrssaat, auf luzernefähigem Boden die Herbstsaat, ohne Ueberfrucht und
möglichst dicht ausgeführt, angezeigt ist. Der ausgesäete Same bleibt entweder unbedeckt
liegen oder er wird mit der Dornegge oder der Walze an den Boden leicht angedrückt.

Um die Narbe der durch Besamung hergestellten, jungen Wiese dicht zu
machen, empfiehlt sich auf Wässerungswiesen ein schwaches aber fleißiges Be-
wässern. Im ersten Nutzungsjahre mäht man sobald als möglich, um die Be-
stockung zu befördern. Nach dem ersten Schnitte beweidet man die Wiese vorsichtig
mit Schafen oder, wo dieß nicht thunlich, überfährt man dieselbe mit glatten,
schweren Walzen.

6. Die Pflege.

Die Pflege der Wiesen hat entweder Hindernisse, welche das Wachsthum der
Wiesenpflanzen beeinträchtigen, zu entfernen oder Vorkehrungen zu treffen, durch welche
dasselbe befördert wird.

Mit Rücksicht auf eine ungehinderte Aberntung ist vorerst die Oberfläche der
Wiese zu reinigen und zu ebenen. Auf Wiesen, namentlich auf solchen, welche aus
aufgerodetem Waldlande entstanden sind, sollen zu Tag tretende Steine durch Spren-
gen, Versenken und Auflesen beseitigt, Gesträuch und Gestrüpp entfernt werden. Bei
Wasserläufen ist es vortheilhaft die Ufer, am besten mit Weiden, welche zur Ver-
meidung von Uferbrüchen nicht hochstämmig zu ziehen sind, zu bepflanzen. Die
Ränder der Wiese können vortheilhaft mit Hecken eingesäumt werden.

Ein Hinderniß für die Benützung sind Unebenheiten. Dieselben können nach
Abnahme des Rasens mit dem Muldbrette ausgeglichen und durch Auflegen von

Anhang.
Qualität der neu zu ſchaffenden Grasnarbe durch Anſaat weſentlich verbeſſert,
wenn man nur die für die betreffende Lage geeignetſten, vorzüglichen Gräſer und
Kleearten zur Ausſaat bringt. Den nöthigen Samen erhält man am ſicherſten durch
Sammeln deſſelben auf Wieſen, Rainen ꝛc. und ſeine Vermehrung in eigenen Gras-
ſamenſchulen. Bei geringerem Bedarfe reichen auch die ſogenannten Heublumen,
der von den Heufeimenplätzen zuſammengekehrte Samenausfall, aus. Durch die
Ausſaat der Heublumen kann jedoch leicht, wenn man nicht genau die Beſchaffenheit
der Wieſe, von welcher das Heu herrührt, kennt, eine arge Verunkrautung herbei-
geführt werden. Bei dem Bezuge des Samens von Samenhandlungen ſetzt man
ſich der Gefahr aus, keimunfähigen Samen und Samen nicht gewünſchter Grasarten
zu erhalten, wenn man ſie nicht vorher durch eine Samencontrollanſtalt prüfen läßt.
Für die erforderliche Menge an Gras- und Kleeſamen gelten dieſelben Grundſätze,
welche bei der Anlage von Kleegrasſaaten zu beobachten ſind.

Vor der Anſaat der Samen muß der Boden durch Düngung und Bearbeitung
auf das Sorgfältigſte vorbereitet werden. Die Grasſamen werden ſowohl allein,
als auch mit einer Ueberfrucht angebaut. Erſteres empfiehlt ſich beſonders in
trockenen Gegenden, wenn die Saat im Herbſte vorgenommen wird, letzteres unter
entgegengeſetzten Verhältniſſen. Zu welcher Zeit der Same, im Juli oder Auguſt,
im Herbſte, im Frühjahre unter Winter- oder Sommergetreide ausgeſtreut werden
ſoll, richtet ſich nach der klimatiſchen Beſchaffenheit und dem Bodenzuſtande. Im
Allgemeinen kann bemerkt werden, daß auf rothkleefähigem Boden bei rauhen Wintern
die Frühjahrsſaat, auf luzernefähigem Boden die Herbſtſaat, ohne Ueberfrucht und
möglichſt dicht ausgeführt, angezeigt iſt. Der ausgeſäete Same bleibt entweder unbedeckt
liegen oder er wird mit der Dornegge oder der Walze an den Boden leicht angedrückt.

Um die Narbe der durch Beſamung hergeſtellten, jungen Wieſe dicht zu
machen, empfiehlt ſich auf Wäſſerungswieſen ein ſchwaches aber fleißiges Be-
wäſſern. Im erſten Nutzungsjahre mäht man ſobald als möglich, um die Be-
ſtockung zu befördern. Nach dem erſten Schnitte beweidet man die Wieſe vorſichtig
mit Schafen oder, wo dieß nicht thunlich, überfährt man dieſelbe mit glatten,
ſchweren Walzen.

6. Die Pflege.

Die Pflege der Wieſen hat entweder Hinderniſſe, welche das Wachsthum der
Wieſenpflanzen beeinträchtigen, zu entfernen oder Vorkehrungen zu treffen, durch welche
daſſelbe befördert wird.

Mit Rückſicht auf eine ungehinderte Aberntung iſt vorerſt die Oberfläche der
Wieſe zu reinigen und zu ebenen. Auf Wieſen, namentlich auf ſolchen, welche aus
aufgerodetem Waldlande entſtanden ſind, ſollen zu Tag tretende Steine durch Spren-
gen, Verſenken und Aufleſen beſeitigt, Geſträuch und Geſtrüpp entfernt werden. Bei
Waſſerläufen iſt es vortheilhaft die Ufer, am beſten mit Weiden, welche zur Ver-
meidung von Uferbrüchen nicht hochſtämmig zu ziehen ſind, zu bepflanzen. Die
Ränder der Wieſe können vortheilhaft mit Hecken eingeſäumt werden.

Ein Hinderniß für die Benützung ſind Unebenheiten. Dieſelben können nach
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[248/0262] Anhang. Qualität der neu zu ſchaffenden Grasnarbe durch Anſaat weſentlich verbeſſert, wenn man nur die für die betreffende Lage geeignetſten, vorzüglichen Gräſer und Kleearten zur Ausſaat bringt. Den nöthigen Samen erhält man am ſicherſten durch Sammeln deſſelben auf Wieſen, Rainen ꝛc. und ſeine Vermehrung in eigenen Gras- ſamenſchulen. Bei geringerem Bedarfe reichen auch die ſogenannten Heublumen, der von den Heufeimenplätzen zuſammengekehrte Samenausfall, aus. Durch die Ausſaat der Heublumen kann jedoch leicht, wenn man nicht genau die Beſchaffenheit der Wieſe, von welcher das Heu herrührt, kennt, eine arge Verunkrautung herbei- geführt werden. Bei dem Bezuge des Samens von Samenhandlungen ſetzt man ſich der Gefahr aus, keimunfähigen Samen und Samen nicht gewünſchter Grasarten zu erhalten, wenn man ſie nicht vorher durch eine Samencontrollanſtalt prüfen läßt. Für die erforderliche Menge an Gras- und Kleeſamen gelten dieſelben Grundſätze, welche bei der Anlage von Kleegrasſaaten zu beobachten ſind. Vor der Anſaat der Samen muß der Boden durch Düngung und Bearbeitung auf das Sorgfältigſte vorbereitet werden. Die Grasſamen werden ſowohl allein, als auch mit einer Ueberfrucht angebaut. Erſteres empfiehlt ſich beſonders in trockenen Gegenden, wenn die Saat im Herbſte vorgenommen wird, letzteres unter entgegengeſetzten Verhältniſſen. Zu welcher Zeit der Same, im Juli oder Auguſt, im Herbſte, im Frühjahre unter Winter- oder Sommergetreide ausgeſtreut werden ſoll, richtet ſich nach der klimatiſchen Beſchaffenheit und dem Bodenzuſtande. Im Allgemeinen kann bemerkt werden, daß auf rothkleefähigem Boden bei rauhen Wintern die Frühjahrsſaat, auf luzernefähigem Boden die Herbſtſaat, ohne Ueberfrucht und möglichſt dicht ausgeführt, angezeigt iſt. Der ausgeſäete Same bleibt entweder unbedeckt liegen oder er wird mit der Dornegge oder der Walze an den Boden leicht angedrückt. Um die Narbe der durch Beſamung hergeſtellten, jungen Wieſe dicht zu machen, empfiehlt ſich auf Wäſſerungswieſen ein ſchwaches aber fleißiges Be- wäſſern. Im erſten Nutzungsjahre mäht man ſobald als möglich, um die Be- ſtockung zu befördern. Nach dem erſten Schnitte beweidet man die Wieſe vorſichtig mit Schafen oder, wo dieß nicht thunlich, überfährt man dieſelbe mit glatten, ſchweren Walzen. 6. Die Pflege. Die Pflege der Wieſen hat entweder Hinderniſſe, welche das Wachsthum der Wieſenpflanzen beeinträchtigen, zu entfernen oder Vorkehrungen zu treffen, durch welche daſſelbe befördert wird. Mit Rückſicht auf eine ungehinderte Aberntung iſt vorerſt die Oberfläche der Wieſe zu reinigen und zu ebenen. Auf Wieſen, namentlich auf ſolchen, welche aus aufgerodetem Waldlande entſtanden ſind, ſollen zu Tag tretende Steine durch Spren- gen, Verſenken und Aufleſen beſeitigt, Geſträuch und Geſtrüpp entfernt werden. Bei Waſſerläufen iſt es vortheilhaft die Ufer, am beſten mit Weiden, welche zur Ver- meidung von Uferbrüchen nicht hochſtämmig zu ziehen ſind, zu bepflanzen. Die Ränder der Wieſe können vortheilhaft mit Hecken eingeſäumt werden. Ein Hinderniß für die Benützung ſind Unebenheiten. Dieſelben können nach Abnahme des Raſens mit dem Muldbrette ausgeglichen und durch Auflegen von

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/262>, abgerufen am 21.11.2024.