Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Mehlfrüchte. Same gab bei Handdrusch und Ausreiben nur 2--4 % 1), dagegen bei Maschinen-drusch, besonders bei raschem Gange und Patentelevator 62 % nicht keimfähiger Körner. Nach Nobbe 2) zeigt das von einem gebeizten Korne erzeugte Pflänzchen zum mindesten ein auffallend geschwächtes Wurzelsystem. Durch das starke Ab- sorptionsvermögen des Bodens für Kupfer wird jedoch dieser nachtheilige Einfluß des Kupfervitriols, sobald das Korn in die Erde gelangt, abgemindert. Für die Stärke und Dauer des Kupferbades ist das von J. Kühn (Bd. I. d. Lehrb. S. 243) angegebene Verfahren zu empfehlen. Unterläßt man das Beizen, so soll man wenigstens zwei- jährigen Samen zur Aussaat verwenden, nachdem die Sporen des Steinbrandpilzes nach einem Jahre ihre Keimfähigkeit größtentheils verlieren. Mit Rücksicht auf den Samenwechsel empfiehlt F. Haberlandt frühreifende Weizen aus südöstlichen Ländern Europa's zu beziehen und zur Saat zu verwenden. Dieselben an nördlich oder westlich gelegenen Punkten Europa's gebaut, entwickeln sich rascher als die einheimi- schen und zeigen sich gegen Hitze und Trockene des Sommers widerstandsfähiger und gegen die Fröste weniger empfindlich. Sie gewähren nicht nur die höchsten Er- träge, sondern auch das größte Gewicht per Hektoliter. Umgekehrt werden spät- reifende Weizen aus nördlichen, feuchten Gegenden in südlichen Gegenden mit con- tineutalem Klima unsichere Erträge gewähren. Der ausgewählte, keimfähige Samen muß rechtzeitig ausgesäet werden, damit sich Abgesehen von ungünstiger Witterung, werden frühgesäete Weizenkörner größere In sehr kühlen und rauhen Gegenden wird der Anbau des Weizens bereits Ende 1) Mecklenburger landw. Annalen. 1867. Nr. 14. 2) Dr. F. Nobbe. Handbuch der Samenkunde. Berlin 1874. S. 276. Krafft, Lehrb. d. Landw. II. 2
Die Mehlfrüchte. Same gab bei Handdruſch und Ausreiben nur 2—4 % 1), dagegen bei Maſchinen-druſch, beſonders bei raſchem Gange und Patentelevator 62 % nicht keimfähiger Körner. Nach Nobbe 2) zeigt das von einem gebeizten Korne erzeugte Pflänzchen zum mindeſten ein auffallend geſchwächtes Wurzelſyſtem. Durch das ſtarke Ab- ſorptionsvermögen des Bodens für Kupfer wird jedoch dieſer nachtheilige Einfluß des Kupfervitriols, ſobald das Korn in die Erde gelangt, abgemindert. Für die Stärke und Dauer des Kupferbades iſt das von J. Kühn (Bd. I. d. Lehrb. S. 243) angegebene Verfahren zu empfehlen. Unterläßt man das Beizen, ſo ſoll man wenigſtens zwei- jährigen Samen zur Ausſaat verwenden, nachdem die Sporen des Steinbrandpilzes nach einem Jahre ihre Keimfähigkeit größtentheils verlieren. Mit Rückſicht auf den Samenwechſel empfiehlt F. Haberlandt frühreifende Weizen aus ſüdöſtlichen Ländern Europa’s zu beziehen und zur Saat zu verwenden. Dieſelben an nördlich oder weſtlich gelegenen Punkten Europa’s gebaut, entwickeln ſich raſcher als die einheimi- ſchen und zeigen ſich gegen Hitze und Trockene des Sommers widerſtandsfähiger und gegen die Fröſte weniger empfindlich. Sie gewähren nicht nur die höchſten Er- träge, ſondern auch das größte Gewicht per Hektoliter. Umgekehrt werden ſpät- reifende Weizen aus nördlichen, feuchten Gegenden in ſüdlichen Gegenden mit con- tineutalem Klima unſichere Erträge gewähren. Der ausgewählte, keimfähige Samen muß rechtzeitig ausgeſäet werden, damit ſich Abgeſehen von ungünſtiger Witterung, werden frühgeſäete Weizenkörner größere In ſehr kühlen und rauhen Gegenden wird der Anbau des Weizens bereits Ende 1) Mecklenburger landw. Annalen. 1867. Nr. 14. 2) Dr. F. Nobbe. Handbuch der Samenkunde. Berlin 1874. S. 276. Krafft, Lehrb. d. Landw. II. 2
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Die Mehlfrüchte.
Same gab bei Handdruſch und Ausreiben nur 2—4 % 1), dagegen bei Maſchinen-
druſch, beſonders bei raſchem Gange und Patentelevator 62 % nicht keimfähiger
Körner. Nach Nobbe 2) zeigt das von einem gebeizten Korne erzeugte Pflänzchen
zum mindeſten ein auffallend geſchwächtes Wurzelſyſtem. Durch das ſtarke Ab-
ſorptionsvermögen des Bodens für Kupfer wird jedoch dieſer nachtheilige Einfluß des
Kupfervitriols, ſobald das Korn in die Erde gelangt, abgemindert. Für die Stärke
und Dauer des Kupferbades iſt das von J. Kühn (Bd. I. d. Lehrb. S. 243) angegebene
Verfahren zu empfehlen. Unterläßt man das Beizen, ſo ſoll man wenigſtens zwei-
jährigen Samen zur Ausſaat verwenden, nachdem die Sporen des Steinbrandpilzes nach
einem Jahre ihre Keimfähigkeit größtentheils verlieren. Mit Rückſicht auf den
Samenwechſel empfiehlt F. Haberlandt frühreifende Weizen aus ſüdöſtlichen Ländern
Europa’s zu beziehen und zur Saat zu verwenden. Dieſelben an nördlich oder
weſtlich gelegenen Punkten Europa’s gebaut, entwickeln ſich raſcher als die einheimi-
ſchen und zeigen ſich gegen Hitze und Trockene des Sommers widerſtandsfähiger
und gegen die Fröſte weniger empfindlich. Sie gewähren nicht nur die höchſten Er-
träge, ſondern auch das größte Gewicht per Hektoliter. Umgekehrt werden ſpät-
reifende Weizen aus nördlichen, feuchten Gegenden in ſüdlichen Gegenden mit con-
tineutalem Klima unſichere Erträge gewähren.
Der ausgewählte, keimfähige Samen muß rechtzeitig ausgeſäet werden, damit ſich
die Pflanzen noch vor dem Eintritte der Winterkälte beſtocken können. Bei einer
mittleren Tagestemperatur von 8°C. hört jede weitere Beſtockung auf, während
erſt bei 5 °C. das Keimen der Weizenkörner ſein Ende erreicht. Um eine gehörige
Beſtockung zu ermöglichen, welche allein den Weizen gegen die Beſchädigungen während
des Winters ſichert, muß mindeſtens 4—6 Wochen vor dem Schluſſe der Beſtockung
angebaut werden. Der Weizen kann jedoch noch eher als der Roggen eine Spät-
ſaat ohne Nachtheil vertragen, da er im Frühjahre ſpäter als dieſer die Halme aus-
bildet, ausſchoßt. Eine frühzeitige Saat iſt um ſo empfehlenswerther, als die Be-
ſtockung, welche — die erforderliche Menge an Wärme und Feuchtigkeit vorausgeſetzt
— hauptſächlich durch das directe ſonnenlicht befördert wird, und daher bei der
länger dauernden und im Frühherbſte noch intenſiveren Einwirkung des Lichtes um ſo
reichlicher erfolgen kann.
Abgeſehen von ungünſtiger Witterung, werden frühgeſäete Weizenkörner größere
Sicherheit des Aufgehens und die Gewähr eines größeren Ernteertrages bieten.
Beachtenswerth iſt die Thatſache, daß ſpätgeſäeter Weizen im Frühjahre zur gleichen
Zeit wie frühgeſäeter zu ſchoſſen beginnt, weshalb ein Ausfall am Ertrage bei
Erſterem leicht erklärlich iſt, indem jener nicht ausreichende Zeit gehabt hat, die zu
einer kräftigen Entwickelung erforderlichen Mengen an Bildungsſtoffen zu aſſimiliren.
In ſehr kühlen und rauhen Gegenden wird der Anbau des Weizens bereits Ende
Auguſt vorgenommen. In Mitteldeutſchland beginnt man, wenn die mittlere Tages-
1) Mecklenburger landw. Annalen. 1867. Nr. 14.
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