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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
temperatur auf 16--8.8°C. herabgegangen ist, etwa in der ersten Hälfte des Sep-
tembers. In wärmeren Ländern säet man Anfang October bis in den November
hinein. Der Spelz wird gewöhnlich etwas später als der Weizen angebaut. Der
Sommerweizen wird möglichst frühzeitig schon Mitte März bis in der ersten Hälfte
des Aprils gesäet.

Die Saatmenge richtet sich nach der Keimfähigkeit des Samens, der Saatzeit,
der Vorbereitung und Beschaffenheit des Feldes. Je besser das Feld, je frühzeitiger
die Saat und je qualitätvoller der Same, um so weniger Saatgut ist im Allgemei-
nen erforderlich. Bei trockener Witterung ist mehr zu säen, als wenn der Boden
ausreichend mit Feuchte versorgt ist. Die angewendete Saatmethode hat gleichfalls
einen bedeutenden Einfluß auf die Menge des Saatgutes. Vom Winterweizen säet
man breitwürfig per Hektar 2--3 Hektoliter, gedrillt 1.6--2.2 Hektoliter. In sehr
günstigem Klima und kräftigem Boden kann das Saatgut, gleichmäßige Unterbringung
vorausgesetzt, selbst noch schwächer als 2 Hektoliter genommen werden. Bei dem
Sommerweizen schwankt die Saatmenge zwischen 2.2--3 (breitwürfig) und 2--2.4
Hektoliter (gedrillt). Die Saatmenge bei dem Spelz beträgt breitwürfig 5--7 Hek-
toliter; bei dem im zeitlichen Frühjahre gebauten Sommeremmer 4.5--6 Hektoliter.

Zur Keimung benöthigt der Weizen im Verhältnisse zu anderen Samen weniger
Wasser. Nach den Untersuchungen von Rob. Hoffmann 1) nimmt der Weizen bis
zur Keimung, welche nach 48 Stunden beginnt, 45.5 % Wasser auf, während z. B.
die Erbsen in derselben Zeit 106 %, der Rothklee in 72 Stunden 126 % Wasser
aufnehmen.

Ein tieferes Unterbringen des Weizensamens als 8 Centim. ist für das sichere
Aufgehen der Saat von Nachtheil. In feuchten Gegenden und feuchtem Boden wird
der Weizen schon bei 4 Centim. die günstigsten Bedingungen zum Keimen finden.
Legt man den Samen tiefer, so ist nicht nur der Zutritt des Sauerstoffes der Luft
gehemmt, sondern auch der Same der Gefahr des leichteren Verfaulens ausgesetzt.
In trockenem Boden wird der Same erst bei 8 Centim. die nöthige Feuchte zum
Keimen finden. In Lagen, welche ein Auswintern des Weizens begünstigen, wird
ein seichteres Bedecken mit Boden dem tieferen Unterbringen vorzuziehen sein. Im
ersteren Fall wird der Weizen durch die frühzeitigere Bildung der bleibenden Kronen-
wurzeln gegen das Auswintern mehr geschützt sein. Bei einem tiefgelegten Weizen-
korne muß wie bei jedem Getreidesamen ein bis zur Oberfläche des Bodens gestrecktes
Stengelglied ausgebildet werden, an welchem sich erst unter der Bodenoberfläche die
Kronenwurzeln entwickeln. In trockenen Gegenden wird der Same am besten und
gleichmäßigsten mit der Drillmaschine in die erforderliche Tiefe untergebracht. Die
Drillreihen werden enge, bis auf 10--16 Centim. entfernt gehalten. Breitwürfige
Saaten sind auf frischem Boden unterzueggen, auf trockenem Boden mit dem
Exstirpator, dem seicht gestellten Pflug oder noch besser mit dem Saatpfluge unter-
zubringen.


1) Landw. Versuchsstationen. VII. S. 47.

Beſondere Pflanzenbaulehre.
temperatur auf 16—8.8°C. herabgegangen iſt, etwa in der erſten Hälfte des Sep-
tembers. In wärmeren Ländern ſäet man Anfang October bis in den November
hinein. Der Spelz wird gewöhnlich etwas ſpäter als der Weizen angebaut. Der
Sommerweizen wird möglichſt frühzeitig ſchon Mitte März bis in der erſten Hälfte
des Aprils geſäet.

Die Saatmenge richtet ſich nach der Keimfähigkeit des Samens, der Saatzeit,
der Vorbereitung und Beſchaffenheit des Feldes. Je beſſer das Feld, je frühzeitiger
die Saat und je qualitätvoller der Same, um ſo weniger Saatgut iſt im Allgemei-
nen erforderlich. Bei trockener Witterung iſt mehr zu ſäen, als wenn der Boden
ausreichend mit Feuchte verſorgt iſt. Die angewendete Saatmethode hat gleichfalls
einen bedeutenden Einfluß auf die Menge des Saatgutes. Vom Winterweizen ſäet
man breitwürfig per Hektar 2—3 Hektoliter, gedrillt 1.6—2.2 Hektoliter. In ſehr
günſtigem Klima und kräftigem Boden kann das Saatgut, gleichmäßige Unterbringung
vorausgeſetzt, ſelbſt noch ſchwächer als 2 Hektoliter genommen werden. Bei dem
Sommerweizen ſchwankt die Saatmenge zwiſchen 2.2—3 (breitwürfig) und 2—2.4
Hektoliter (gedrillt). Die Saatmenge bei dem Spelz beträgt breitwürfig 5—7 Hek-
toliter; bei dem im zeitlichen Frühjahre gebauten Sommeremmer 4.5—6 Hektoliter.

Zur Keimung benöthigt der Weizen im Verhältniſſe zu anderen Samen weniger
Waſſer. Nach den Unterſuchungen von Rob. Hoffmann 1) nimmt der Weizen bis
zur Keimung, welche nach 48 Stunden beginnt, 45.5 % Waſſer auf, während z. B.
die Erbſen in derſelben Zeit 106 %, der Rothklee in 72 Stunden 126 % Waſſer
aufnehmen.

Ein tieferes Unterbringen des Weizenſamens als 8 Centim. iſt für das ſichere
Aufgehen der Saat von Nachtheil. In feuchten Gegenden und feuchtem Boden wird
der Weizen ſchon bei 4 Centim. die günſtigſten Bedingungen zum Keimen finden.
Legt man den Samen tiefer, ſo iſt nicht nur der Zutritt des Sauerſtoffes der Luft
gehemmt, ſondern auch der Same der Gefahr des leichteren Verfaulens ausgeſetzt.
In trockenem Boden wird der Same erſt bei 8 Centim. die nöthige Feuchte zum
Keimen finden. In Lagen, welche ein Auswintern des Weizens begünſtigen, wird
ein ſeichteres Bedecken mit Boden dem tieferen Unterbringen vorzuziehen ſein. Im
erſteren Fall wird der Weizen durch die frühzeitigere Bildung der bleibenden Kronen-
wurzeln gegen das Auswintern mehr geſchützt ſein. Bei einem tiefgelegten Weizen-
korne muß wie bei jedem Getreideſamen ein bis zur Oberfläche des Bodens geſtrecktes
Stengelglied ausgebildet werden, an welchem ſich erſt unter der Bodenoberfläche die
Kronenwurzeln entwickeln. In trockenen Gegenden wird der Same am beſten und
gleichmäßigſten mit der Drillmaſchine in die erforderliche Tiefe untergebracht. Die
Drillreihen werden enge, bis auf 10—16 Centim. entfernt gehalten. Breitwürfige
Saaten ſind auf friſchem Boden unterzueggen, auf trockenem Boden mit dem
Exſtirpator, dem ſeicht geſtellten Pflug oder noch beſſer mit dem Saatpfluge unter-
zubringen.


1) Landw. Verſuchsſtationen. VII. S. 47.
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[18/0032] Beſondere Pflanzenbaulehre. temperatur auf 16—8.8°C. herabgegangen iſt, etwa in der erſten Hälfte des Sep- tembers. In wärmeren Ländern ſäet man Anfang October bis in den November hinein. Der Spelz wird gewöhnlich etwas ſpäter als der Weizen angebaut. Der Sommerweizen wird möglichſt frühzeitig ſchon Mitte März bis in der erſten Hälfte des Aprils geſäet. Die Saatmenge richtet ſich nach der Keimfähigkeit des Samens, der Saatzeit, der Vorbereitung und Beſchaffenheit des Feldes. Je beſſer das Feld, je frühzeitiger die Saat und je qualitätvoller der Same, um ſo weniger Saatgut iſt im Allgemei- nen erforderlich. Bei trockener Witterung iſt mehr zu ſäen, als wenn der Boden ausreichend mit Feuchte verſorgt iſt. Die angewendete Saatmethode hat gleichfalls einen bedeutenden Einfluß auf die Menge des Saatgutes. Vom Winterweizen ſäet man breitwürfig per Hektar 2—3 Hektoliter, gedrillt 1.6—2.2 Hektoliter. In ſehr günſtigem Klima und kräftigem Boden kann das Saatgut, gleichmäßige Unterbringung vorausgeſetzt, ſelbſt noch ſchwächer als 2 Hektoliter genommen werden. Bei dem Sommerweizen ſchwankt die Saatmenge zwiſchen 2.2—3 (breitwürfig) und 2—2.4 Hektoliter (gedrillt). Die Saatmenge bei dem Spelz beträgt breitwürfig 5—7 Hek- toliter; bei dem im zeitlichen Frühjahre gebauten Sommeremmer 4.5—6 Hektoliter. Zur Keimung benöthigt der Weizen im Verhältniſſe zu anderen Samen weniger Waſſer. Nach den Unterſuchungen von Rob. Hoffmann 1) nimmt der Weizen bis zur Keimung, welche nach 48 Stunden beginnt, 45.5 % Waſſer auf, während z. B. die Erbſen in derſelben Zeit 106 %, der Rothklee in 72 Stunden 126 % Waſſer aufnehmen. Ein tieferes Unterbringen des Weizenſamens als 8 Centim. iſt für das ſichere Aufgehen der Saat von Nachtheil. In feuchten Gegenden und feuchtem Boden wird der Weizen ſchon bei 4 Centim. die günſtigſten Bedingungen zum Keimen finden. Legt man den Samen tiefer, ſo iſt nicht nur der Zutritt des Sauerſtoffes der Luft gehemmt, ſondern auch der Same der Gefahr des leichteren Verfaulens ausgeſetzt. In trockenem Boden wird der Same erſt bei 8 Centim. die nöthige Feuchte zum Keimen finden. In Lagen, welche ein Auswintern des Weizens begünſtigen, wird ein ſeichteres Bedecken mit Boden dem tieferen Unterbringen vorzuziehen ſein. Im erſteren Fall wird der Weizen durch die frühzeitigere Bildung der bleibenden Kronen- wurzeln gegen das Auswintern mehr geſchützt ſein. Bei einem tiefgelegten Weizen- korne muß wie bei jedem Getreideſamen ein bis zur Oberfläche des Bodens geſtrecktes Stengelglied ausgebildet werden, an welchem ſich erſt unter der Bodenoberfläche die Kronenwurzeln entwickeln. In trockenen Gegenden wird der Same am beſten und gleichmäßigſten mit der Drillmaſchine in die erforderliche Tiefe untergebracht. Die Drillreihen werden enge, bis auf 10—16 Centim. entfernt gehalten. Breitwürfige Saaten ſind auf friſchem Boden unterzueggen, auf trockenem Boden mit dem Exſtirpator, dem ſeicht geſtellten Pflug oder noch beſſer mit dem Saatpfluge unter- zubringen. 1) Landw. Verſuchsſtationen. VII. S. 47.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/32>, abgerufen am 23.11.2024.