Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schafzucht.
zugehen ist nicht räthlich, da sich sonst mannigfache, störende Wollfehler einstellen,
besonders Schütterwolligkeit, Untreue des Haares, bei markirter Kräuselung Zwirn,
Mangel an Geschmeidigkeit etc. Bei der Kammgarnspinnerei kommt es weniger auf
die Feinheit des Haares als auf die Feinheit des Fadens an, mag derselbe nun aus
mehr oder weniger Haaren bestehen. Für die Zeugweberei oder die Herstellung von
glatten Zeugen eignen sich daher am besten Secunda- und geringe Prima-Wollen.

[Abbildung] Fig. 144.

Tättowirzange von H. Hauptner -- Berlin. -- Preis mit 3 Satz Nummern in Etui
36 Mark (18 fl.).

Bei der Wollschafzucht, was immer für einer Richtung, ist übrigens besonders
hervorzuheben, daß die einseitige Verfolgung von nur einer Wolleigenschaft stets fehler-
haft ist. Züchtet man blos
auf hohe Feinheit, so liegt die
Gefahr der Ueberbildung nahe;
sie wird oft nur auf Kosten der
Reichwolligkeit und des Körper-
baues erzielt. Am sichersten
schützt man sich dagegen, wenn
man die Paarung mit hoch-
feinen Böcken vermeidet und
stets darauf sieht, daß die Böcke
in der Feinheit den Mutter-

[Abbildung] Fig. 145.

Einsatztheil der Tättowirzange mit vier 10 mm
großen Nummern. Nat. Gr.

schafen etwas nachstehen. Zur Ausgleichung fehlerhafter Wolleigenschaften darf man
nicht Zuchtthiere mit den entgegengesetzten Wollfehlern verwenden, sondern nur solche
Thiere, die dem Fehler möglichste Voll-
kommenheit entgegenstellen. Paarung
grober Mütter mit hochfeinen Böcken
führt z. B. zur Bildung von Zwirn
und Filz. Zwirnige Mutterschafe können
nicht etwa durch schlichtwollige, sondern
nur durch Böcke mit normalbogiger,
sanfter, dichter Wolle verbessert werden.
Schütterwollige Schafe dürfen nur all-
[Abbildung] Fig. 146.

Einsatztheil der Tättowirzange zur gleich-
zeitigen Bezeichnung der Nummer und des Jahrgangs
des Schafes.

mählig mit reichwolligen Böcken verbessert werden, wenn nicht Vergröberung der
Wolle eintreten soll.

Die Schafzucht.
zugehen iſt nicht räthlich, da ſich ſonſt mannigfache, ſtörende Wollfehler einſtellen,
beſonders Schütterwolligkeit, Untreue des Haares, bei markirter Kräuſelung Zwirn,
Mangel an Geſchmeidigkeit ꝛc. Bei der Kammgarnſpinnerei kommt es weniger auf
die Feinheit des Haares als auf die Feinheit des Fadens an, mag derſelbe nun aus
mehr oder weniger Haaren beſtehen. Für die Zeugweberei oder die Herſtellung von
glatten Zeugen eignen ſich daher am beſten Secunda- und geringe Prima-Wollen.

[Abbildung] Fig. 144.

Tättowirzange von H. Hauptner — Berlin. — Preis mit 3 Satz Nummern in Etui
36 Mark (18 fl.).

Bei der Wollſchafzucht, was immer für einer Richtung, iſt übrigens beſonders
hervorzuheben, daß die einſeitige Verfolgung von nur einer Wolleigenſchaft ſtets fehler-
haft iſt. Züchtet man blos
auf hohe Feinheit, ſo liegt die
Gefahr der Ueberbildung nahe;
ſie wird oft nur auf Koſten der
Reichwolligkeit und des Körper-
baues erzielt. Am ſicherſten
ſchützt man ſich dagegen, wenn
man die Paarung mit hoch-
feinen Böcken vermeidet und
ſtets darauf ſieht, daß die Böcke
in der Feinheit den Mutter-

[Abbildung] Fig. 145.

Einſatztheil der Tättowirzange mit vier 10 mm
großen Nummern. Nat. Gr.

ſchafen etwas nachſtehen. Zur Ausgleichung fehlerhafter Wolleigenſchaften darf man
nicht Zuchtthiere mit den entgegengeſetzten Wollfehlern verwenden, ſondern nur ſolche
Thiere, die dem Fehler möglichſte Voll-
kommenheit entgegenſtellen. Paarung
grober Mütter mit hochfeinen Böcken
führt z. B. zur Bildung von Zwirn
und Filz. Zwirnige Mutterſchafe können
nicht etwa durch ſchlichtwollige, ſondern
nur durch Böcke mit normalbogiger,
ſanfter, dichter Wolle verbeſſert werden.
Schütterwollige Schafe dürfen nur all-
[Abbildung] Fig. 146.

Einſatztheil der Tättowirzange zur gleich-
zeitigen Bezeichnung der Nummer und des Jahrgangs
des Schafes.

mählig mit reichwolligen Böcken verbeſſert werden, wenn nicht Vergröberung der
Wolle eintreten ſoll.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0213" n="197"/><fw place="top" type="header">Die Schafzucht.</fw><lb/>
zugehen i&#x017F;t nicht räthlich, da &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t mannigfache, &#x017F;törende Wollfehler ein&#x017F;tellen,<lb/>
be&#x017F;onders Schütterwolligkeit, Untreue des Haares, bei markirter Kräu&#x017F;elung Zwirn,<lb/>
Mangel an Ge&#x017F;chmeidigkeit &#xA75B;c. Bei der Kammgarn&#x017F;pinnerei kommt es weniger auf<lb/>
die Feinheit des Haares als auf die Feinheit des Fadens an, mag der&#x017F;elbe nun aus<lb/>
mehr oder weniger Haaren be&#x017F;tehen. Für die Zeugweberei oder die Her&#x017F;tellung von<lb/>
glatten Zeugen eignen &#x017F;ich daher am be&#x017F;ten Secunda- und geringe Prima-Wollen.</p><lb/>
                <figure>
                  <head>Fig. 144. </head>
                  <p>Tättowirzange von H. Hauptner &#x2014; Berlin. &#x2014; Preis mit 3 Satz Nummern in Etui<lb/>
36 Mark (18 fl.).</p>
                </figure><lb/>
                <p>Bei der Woll&#x017F;chafzucht, was immer für einer Richtung, i&#x017F;t übrigens be&#x017F;onders<lb/>
hervorzuheben, daß die ein&#x017F;eitige Verfolgung von nur einer Wolleigen&#x017F;chaft &#x017F;tets fehler-<lb/>
haft i&#x017F;t. Züchtet man blos<lb/>
auf hohe Feinheit, &#x017F;o liegt die<lb/>
Gefahr der Ueberbildung nahe;<lb/>
&#x017F;ie wird oft nur auf Ko&#x017F;ten der<lb/>
Reichwolligkeit und des Körper-<lb/>
baues erzielt. Am &#x017F;icher&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;chützt man &#x017F;ich dagegen, wenn<lb/>
man die Paarung mit hoch-<lb/>
feinen Böcken vermeidet und<lb/>
&#x017F;tets darauf &#x017F;ieht, daß die Böcke<lb/>
in der Feinheit den Mutter-<lb/><figure><head>Fig. 145. </head><p>Ein&#x017F;atztheil der Tättowirzange mit vier 10 <hi rendition="#aq">mm</hi><lb/>
großen Nummern. Nat. Gr.</p></figure><lb/>
&#x017F;chafen etwas nach&#x017F;tehen. Zur Ausgleichung fehlerhafter Wolleigen&#x017F;chaften darf man<lb/>
nicht Zuchtthiere mit den entgegenge&#x017F;etzten Wollfehlern verwenden, &#x017F;ondern nur &#x017F;olche<lb/>
Thiere, die dem Fehler möglich&#x017F;te Voll-<lb/>
kommenheit entgegen&#x017F;tellen. Paarung<lb/>
grober Mütter mit hochfeinen Böcken<lb/>
führt z. B. zur Bildung von Zwirn<lb/>
und Filz. Zwirnige Mutter&#x017F;chafe können<lb/>
nicht etwa durch &#x017F;chlichtwollige, &#x017F;ondern<lb/>
nur durch Böcke mit normalbogiger,<lb/>
&#x017F;anfter, dichter Wolle verbe&#x017F;&#x017F;ert werden.<lb/>
Schütterwollige Schafe dürfen nur all-<lb/><figure><head>Fig. 146. </head><p>Ein&#x017F;atztheil der Tättowirzange zur gleich-<lb/>
zeitigen Bezeichnung der Nummer und des Jahrgangs<lb/>
des Schafes.</p></figure><lb/>
mählig mit reichwolligen Böcken verbe&#x017F;&#x017F;ert werden, wenn nicht Vergröberung der<lb/>
Wolle eintreten &#x017F;oll.</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0213] Die Schafzucht. zugehen iſt nicht räthlich, da ſich ſonſt mannigfache, ſtörende Wollfehler einſtellen, beſonders Schütterwolligkeit, Untreue des Haares, bei markirter Kräuſelung Zwirn, Mangel an Geſchmeidigkeit ꝛc. Bei der Kammgarnſpinnerei kommt es weniger auf die Feinheit des Haares als auf die Feinheit des Fadens an, mag derſelbe nun aus mehr oder weniger Haaren beſtehen. Für die Zeugweberei oder die Herſtellung von glatten Zeugen eignen ſich daher am beſten Secunda- und geringe Prima-Wollen. [Abbildung Fig. 144. Tättowirzange von H. Hauptner — Berlin. — Preis mit 3 Satz Nummern in Etui 36 Mark (18 fl.).] Bei der Wollſchafzucht, was immer für einer Richtung, iſt übrigens beſonders hervorzuheben, daß die einſeitige Verfolgung von nur einer Wolleigenſchaft ſtets fehler- haft iſt. Züchtet man blos auf hohe Feinheit, ſo liegt die Gefahr der Ueberbildung nahe; ſie wird oft nur auf Koſten der Reichwolligkeit und des Körper- baues erzielt. Am ſicherſten ſchützt man ſich dagegen, wenn man die Paarung mit hoch- feinen Böcken vermeidet und ſtets darauf ſieht, daß die Böcke in der Feinheit den Mutter- [Abbildung Fig. 145. Einſatztheil der Tättowirzange mit vier 10 mm großen Nummern. Nat. Gr.] ſchafen etwas nachſtehen. Zur Ausgleichung fehlerhafter Wolleigenſchaften darf man nicht Zuchtthiere mit den entgegengeſetzten Wollfehlern verwenden, ſondern nur ſolche Thiere, die dem Fehler möglichſte Voll- kommenheit entgegenſtellen. Paarung grober Mütter mit hochfeinen Böcken führt z. B. zur Bildung von Zwirn und Filz. Zwirnige Mutterſchafe können nicht etwa durch ſchlichtwollige, ſondern nur durch Böcke mit normalbogiger, ſanfter, dichter Wolle verbeſſert werden. Schütterwollige Schafe dürfen nur all- [Abbildung Fig. 146. Einſatztheil der Tättowirzange zur gleich- zeitigen Bezeichnung der Nummer und des Jahrgangs des Schafes.] mählig mit reichwolligen Böcken verbeſſert werden, wenn nicht Vergröberung der Wolle eintreten ſoll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/213
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/213>, abgerufen am 21.11.2024.