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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Schafzucht.
wildem Sprunge . . 25--30 Schafe,
Classensprunge . . 40--60 "
Sprunge aus der Hand 70--80 "

Von Bedeutung für die Zucht der Schafe ist die Festsetzung der Sprung- und
Lammzeit. Auf dieselbe haben die Einwirkung der Jahreszeit auf die Lämmer
und den Wollwuchs, sowie die wirthschaftlichen Verhältnisse und der Kostenaufwand
Einfluß. Man unterscheidet:

1. Winterlammung im December--Januar, Sprung im Juli--August,
2. Frühjahrslammung im März--April, Sprung im October--November,
3. Sommerlammung im Juni--Juli, Sprung im Januar--Februar,
4. Herbstlammung im September--October, Sprung im April--Mai.

Die Winterlammung und der Sommersprung bieten bei großem
Weidebetriebe den Vortheil, daß die Ablammung, welche im Winter fällt, keine
Störung in der Weide verursacht. Bei Mangel an geeigneten Weiden für die
Lämmer entfällt eine sonst erforderliche, theuere Stallfütterung im Sommer. Die
trächtigen Mütter können im Stalle besser gepflegt werden als auf der Weide. Das
Personal kann sich im Winter dem Ablammungsgeschäfte eingehender widmen als im
Sommer, in welchem die Thiere auf die Weide zu treiben sind. Schließlich kann
ein Verlammen während der Wäsche nicht eintreten. Diesen Vortheilen stehen als
Nachtheile gegenüber, daß die Zutheilung im Sommer geschehen muß und zwar da
die Thiere abgeschoren nach der Bonität des Vorjahres, daß ein größerer Aufwand
an Winterfutter eintritt, daß das Wachsthum der Wolle durch das Säugen der
Lämmer leidet. Selbst durch Wollefressen der Lämmer kann der Wollegewinn ver-
ringert werden. Die Lämmer müssen überdies für sich geschoren werden. Unerläßlich
für die Winterlammung sind jedenfalls gute Stallungen, in welchen die Temperatur
auf 12.5--15°C. erhalten werden kann und das Vorhandensein von reichlichem,
zusagendem Winterfutter für die säugenden Mütter und Lämmer.

Die Frühjahrslammung und der Herbstsprung bieten den Vortheil,
daß sich der Geschlechtstrieb im Herbste am stärksten äußert, daher mehr Schafe
aufnehmen. Die Lämmer gelangen gleich auf die Weide, es kann daher an Winter-
futter gespart werden. Die Nachtheile sind dieselben wie bei der Winterlammung,
hierzu kommt noch der Umstand, daß die Lämmer bei der wechselnden Frühjahrs-
witterung den Krankheiten mehr unterworfen sind.

Die Sommerlammung und der Wintersprung haben den Vortheil, daß
kein Wolleverlust eintritt, da die Lammung entweder vor oder nach der Schur statt-
findet. Der Paarung im Januar kann mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Die Aufzucht der Lämmer auf der Weide, bei welcher die Mutterschafe am reichlichsten
milchen, ist wesentlich erleichtert. Da die Wolle bereits abgeschoren ist oder bald
nach der Lammung abgeschoren wird, so kann der Wollwuchs nicht beeinträchtigt
werden. Die Lämmer, welche auf der Weide schnell heranwachsen und im Sommer
weniger Krankheiten ausgesetzt sind, können schon im nächsten Jahre zugleich mit den
Müttern geschoren werden. Mit dem Wintersprunge ist jedoch der Nachtheil ver-

Die Schafzucht.
wildem Sprunge . . 25—30 Schafe,
Claſſenſprunge . . 40—60 „
Sprunge aus der Hand 70—80 „

Von Bedeutung für die Zucht der Schafe iſt die Feſtſetzung der Sprung- und
Lammzeit. Auf dieſelbe haben die Einwirkung der Jahreszeit auf die Lämmer
und den Wollwuchs, ſowie die wirthſchaftlichen Verhältniſſe und der Koſtenaufwand
Einfluß. Man unterſcheidet:

1. Winterlammung im December—Januar, Sprung im Juli—Auguſt,
2. Frühjahrslammung im März—April, Sprung im October—November,
3. Sommerlammung im Juni—Juli, Sprung im Januar—Februar,
4. Herbſtlammung im September—October, Sprung im April—Mai.

Die Winterlammung und der Sommerſprung bieten bei großem
Weidebetriebe den Vortheil, daß die Ablammung, welche im Winter fällt, keine
Störung in der Weide verurſacht. Bei Mangel an geeigneten Weiden für die
Lämmer entfällt eine ſonſt erforderliche, theuere Stallfütterung im Sommer. Die
trächtigen Mütter können im Stalle beſſer gepflegt werden als auf der Weide. Das
Perſonal kann ſich im Winter dem Ablammungsgeſchäfte eingehender widmen als im
Sommer, in welchem die Thiere auf die Weide zu treiben ſind. Schließlich kann
ein Verlammen während der Wäſche nicht eintreten. Dieſen Vortheilen ſtehen als
Nachtheile gegenüber, daß die Zutheilung im Sommer geſchehen muß und zwar da
die Thiere abgeſchoren nach der Bonität des Vorjahres, daß ein größerer Aufwand
an Winterfutter eintritt, daß das Wachsthum der Wolle durch das Säugen der
Lämmer leidet. Selbſt durch Wollefreſſen der Lämmer kann der Wollegewinn ver-
ringert werden. Die Lämmer müſſen überdies für ſich geſchoren werden. Unerläßlich
für die Winterlammung ſind jedenfalls gute Stallungen, in welchen die Temperatur
auf 12.5—15°C. erhalten werden kann und das Vorhandenſein von reichlichem,
zuſagendem Winterfutter für die ſäugenden Mütter und Lämmer.

Die Frühjahrslammung und der Herbſtſprung bieten den Vortheil,
daß ſich der Geſchlechtstrieb im Herbſte am ſtärkſten äußert, daher mehr Schafe
aufnehmen. Die Lämmer gelangen gleich auf die Weide, es kann daher an Winter-
futter geſpart werden. Die Nachtheile ſind dieſelben wie bei der Winterlammung,
hierzu kommt noch der Umſtand, daß die Lämmer bei der wechſelnden Frühjahrs-
witterung den Krankheiten mehr unterworfen ſind.

Die Sommerlammung und der Winterſprung haben den Vortheil, daß
kein Wolleverluſt eintritt, da die Lammung entweder vor oder nach der Schur ſtatt-
findet. Der Paarung im Januar kann mehr Aufmerkſamkeit gewidmet werden.
Die Aufzucht der Lämmer auf der Weide, bei welcher die Mutterſchafe am reichlichſten
milchen, iſt weſentlich erleichtert. Da die Wolle bereits abgeſchoren iſt oder bald
nach der Lammung abgeſchoren wird, ſo kann der Wollwuchs nicht beeinträchtigt
werden. Die Lämmer, welche auf der Weide ſchnell heranwachſen und im Sommer
weniger Krankheiten ausgeſetzt ſind, können ſchon im nächſten Jahre zugleich mit den
Müttern geſchoren werden. Mit dem Winterſprunge iſt jedoch der Nachtheil ver-

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[201/0217] Die Schafzucht. wildem Sprunge . . 25—30 Schafe, Claſſenſprunge . . 40—60 „ Sprunge aus der Hand 70—80 „ Von Bedeutung für die Zucht der Schafe iſt die Feſtſetzung der Sprung- und Lammzeit. Auf dieſelbe haben die Einwirkung der Jahreszeit auf die Lämmer und den Wollwuchs, ſowie die wirthſchaftlichen Verhältniſſe und der Koſtenaufwand Einfluß. Man unterſcheidet: 1. Winterlammung im December—Januar, Sprung im Juli—Auguſt, 2. Frühjahrslammung im März—April, Sprung im October—November, 3. Sommerlammung im Juni—Juli, Sprung im Januar—Februar, 4. Herbſtlammung im September—October, Sprung im April—Mai. Die Winterlammung und der Sommerſprung bieten bei großem Weidebetriebe den Vortheil, daß die Ablammung, welche im Winter fällt, keine Störung in der Weide verurſacht. Bei Mangel an geeigneten Weiden für die Lämmer entfällt eine ſonſt erforderliche, theuere Stallfütterung im Sommer. Die trächtigen Mütter können im Stalle beſſer gepflegt werden als auf der Weide. Das Perſonal kann ſich im Winter dem Ablammungsgeſchäfte eingehender widmen als im Sommer, in welchem die Thiere auf die Weide zu treiben ſind. Schließlich kann ein Verlammen während der Wäſche nicht eintreten. Dieſen Vortheilen ſtehen als Nachtheile gegenüber, daß die Zutheilung im Sommer geſchehen muß und zwar da die Thiere abgeſchoren nach der Bonität des Vorjahres, daß ein größerer Aufwand an Winterfutter eintritt, daß das Wachsthum der Wolle durch das Säugen der Lämmer leidet. Selbſt durch Wollefreſſen der Lämmer kann der Wollegewinn ver- ringert werden. Die Lämmer müſſen überdies für ſich geſchoren werden. Unerläßlich für die Winterlammung ſind jedenfalls gute Stallungen, in welchen die Temperatur auf 12.5—15°C. erhalten werden kann und das Vorhandenſein von reichlichem, zuſagendem Winterfutter für die ſäugenden Mütter und Lämmer. Die Frühjahrslammung und der Herbſtſprung bieten den Vortheil, daß ſich der Geſchlechtstrieb im Herbſte am ſtärkſten äußert, daher mehr Schafe aufnehmen. Die Lämmer gelangen gleich auf die Weide, es kann daher an Winter- futter geſpart werden. Die Nachtheile ſind dieſelben wie bei der Winterlammung, hierzu kommt noch der Umſtand, daß die Lämmer bei der wechſelnden Frühjahrs- witterung den Krankheiten mehr unterworfen ſind. Die Sommerlammung und der Winterſprung haben den Vortheil, daß kein Wolleverluſt eintritt, da die Lammung entweder vor oder nach der Schur ſtatt- findet. Der Paarung im Januar kann mehr Aufmerkſamkeit gewidmet werden. Die Aufzucht der Lämmer auf der Weide, bei welcher die Mutterſchafe am reichlichſten milchen, iſt weſentlich erleichtert. Da die Wolle bereits abgeſchoren iſt oder bald nach der Lammung abgeſchoren wird, ſo kann der Wollwuchs nicht beeinträchtigt werden. Die Lämmer, welche auf der Weide ſchnell heranwachſen und im Sommer weniger Krankheiten ausgeſetzt ſind, können ſchon im nächſten Jahre zugleich mit den Müttern geſchoren werden. Mit dem Winterſprunge iſt jedoch der Nachtheil ver-

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/217>, abgerufen am 24.11.2024.