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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Pferdezucht.
bürgischen Pferde. Die galizischen Pferde zeigen gleichfalls viele Uebereinstimmung
mit dem ungarischen Pferde, zu den kleinsten Schlägen derselben zählt das Huzulen-
pferd, welches in den nördlichen und östlichen Ausläufern der Karpathen heimisch
und wegen seiner Tragfähigkeit und seines sicheren Ganges besonders geschätzt ist.

2. Die occidentalischen Pferderacen.

Die Pferderacen des Orients liefern im Allgemeinen ausgezeichnete Reit- und
leichte Wagenpferde; die Pferderacen des Occidents zeigen dagegen eine viel größere
Mannigfaltigkeit sowohl in der Größe als auch in der Art ihrer Leistungsfähigkeit.
Neben dem Renn- und Reitpferde werden verschiedene Schläge für den leichten und
schweren Zug gezüchtet. Die alten einheimischen Racen sind jedoch mehrfach mit
orientalischem Blute und die Kreuzungsproducte wieder unter sich vermischt. Sie
unterscheiden sich in der Hauptsache durch einen plumperen, schwammigeren Körper-
bau von den orientalischen Pferden. Ihr Kopf mit stark entwickeltem Gesichtstheile
ist schwerer, der Hals kurz und stark, ihr Rumpf tonnenförmig, die Kruppe ab-
schüssig; sie besitzen 6 Lendenwirbel -- die orientalischen Pferde meist nur 5 --,
die Beine sind dick und kurz; Mähne und Schweif dicht und lang.

1. Das Pinzgauer Pferd. Das Pinzgauer oder norische Pferd, Fig. 168,
findet sich in Salzburg, Steiermark, Tirol und gilt als unvermischte Nachkommen-
schaft des wilden Alpenpferdes. Als charakteristisches Racezeichen dieses schweren
Zugpferdes ist die gespaltene Kruppe anzusehen. In Betreff der Trockenheit der
Textur, der Leistungsfähigkeit und der verhältnißmäßigen Genügsamkeit steht das
Pinzgauerpferd unter den schweren Pferderacen nahezu unübertroffen da, wenn auch
manchen Individuen der Mangel abgerundeter und regelmäßiger Formen zum Vor-
wurfe gemacht werden kann. Gewöhnlich haben diese Thiere bei 1.65--1.73 Meter
Höhe ziemlich gerade, aber grobe, fleischige Köpfe mit kleinen Augen, der kurze Hals
verliert sich unmerklich in den niederen Widerrist; der Rumpf ist breit, zuweilen etwas
lang, die Beine stämmig mit normalen Fesseln und breiten Hufen. Die häufigsten
Farben sind Tiger, Schecken, besonders Braune und Rappen mit großen, weißen
Flecken. Aehnlich gebaut sind die in Kärnten vorkommenden Gebirgspferde.

In Oesterreich unter der Enns genießt das Marchpferd aus dem Marchfelde
einigen Ruf, wenn es auch ohne bestimmten Charakter ist. In Böhmen gelten als
die vorzüglichsten, schweren Pferde jene aus dem Chrudimer Kreise.

In den österreichischen Staatsgestüten zu Piber (Steiermark) werden Anglonormänner
und Norfolker, zu Radautz (Bukowina) Araber, englisch-arabische Halbblutpferde, in den
ungarischen Staatsgestüten zu Babolna arabische Voll- und Halbblutpferde, zu Kisber eng-
lische Voll- und Halbblutpferde, in Mezöhegyer Kreuzungen von irländischen, normännischen
und Norfolkpferden gezüchtet; außerdem besteht in Fogaras (Siebenbürgen) ein Staatsgestüt.
In den kaiserlichen Hofgestüten zu Kladrub (Böhmen) werden spanisch-neapolitanische Pferde
(Schimmel und Rappen 1.7--1.86 Meter hoch) und englisches Vollblut, zu Lipizza (Küsten-
land), Lipizzaner Pferde und Vollblut-Araber gezüchtet. In Kladrub besteht überdies eine
Maulthierzucht (Kreuzungen von Pferdestuten mit Eselhengsten.

Die Pferdezucht.
bürgiſchen Pferde. Die galiziſchen Pferde zeigen gleichfalls viele Uebereinſtimmung
mit dem ungariſchen Pferde, zu den kleinſten Schlägen derſelben zählt das Huzulen-
pferd, welches in den nördlichen und öſtlichen Ausläufern der Karpathen heimiſch
und wegen ſeiner Tragfähigkeit und ſeines ſicheren Ganges beſonders geſchätzt iſt.

2. Die occidentaliſchen Pferderacen.

Die Pferderacen des Orients liefern im Allgemeinen ausgezeichnete Reit- und
leichte Wagenpferde; die Pferderacen des Occidents zeigen dagegen eine viel größere
Mannigfaltigkeit ſowohl in der Größe als auch in der Art ihrer Leiſtungsfähigkeit.
Neben dem Renn- und Reitpferde werden verſchiedene Schläge für den leichten und
ſchweren Zug gezüchtet. Die alten einheimiſchen Racen ſind jedoch mehrfach mit
orientaliſchem Blute und die Kreuzungsproducte wieder unter ſich vermiſcht. Sie
unterſcheiden ſich in der Hauptſache durch einen plumperen, ſchwammigeren Körper-
bau von den orientaliſchen Pferden. Ihr Kopf mit ſtark entwickeltem Geſichtstheile
iſt ſchwerer, der Hals kurz und ſtark, ihr Rumpf tonnenförmig, die Kruppe ab-
ſchüſſig; ſie beſitzen 6 Lendenwirbel — die orientaliſchen Pferde meiſt nur 5 —,
die Beine ſind dick und kurz; Mähne und Schweif dicht und lang.

1. Das Pinzgauer Pferd. Das Pinzgauer oder noriſche Pferd, Fig. 168,
findet ſich in Salzburg, Steiermark, Tirol und gilt als unvermiſchte Nachkommen-
ſchaft des wilden Alpenpferdes. Als charakteriſtiſches Racezeichen dieſes ſchweren
Zugpferdes iſt die geſpaltene Kruppe anzuſehen. In Betreff der Trockenheit der
Textur, der Leiſtungsfähigkeit und der verhältnißmäßigen Genügſamkeit ſteht das
Pinzgauerpferd unter den ſchweren Pferderacen nahezu unübertroffen da, wenn auch
manchen Individuen der Mangel abgerundeter und regelmäßiger Formen zum Vor-
wurfe gemacht werden kann. Gewöhnlich haben dieſe Thiere bei 1.65—1.73 Meter
Höhe ziemlich gerade, aber grobe, fleiſchige Köpfe mit kleinen Augen, der kurze Hals
verliert ſich unmerklich in den niederen Widerriſt; der Rumpf iſt breit, zuweilen etwas
lang, die Beine ſtämmig mit normalen Feſſeln und breiten Hufen. Die häufigſten
Farben ſind Tiger, Schecken, beſonders Braune und Rappen mit großen, weißen
Flecken. Aehnlich gebaut ſind die in Kärnten vorkommenden Gebirgspferde.

In Oeſterreich unter der Enns genießt das Marchpferd aus dem Marchfelde
einigen Ruf, wenn es auch ohne beſtimmten Charakter iſt. In Böhmen gelten als
die vorzüglichſten, ſchweren Pferde jene aus dem Chrudimer Kreiſe.

In den öſterreichiſchen Staatsgeſtüten zu Piber (Steiermark) werden Anglonormänner
und Norfolker, zu Radautz (Bukowina) Araber, engliſch-arabiſche Halbblutpferde, in den
ungariſchen Staatsgeſtüten zu Babolna arabiſche Voll- und Halbblutpferde, zu Kisbér eng-
liſche Voll- und Halbblutpferde, in Mezöhegyer Kreuzungen von irländiſchen, normänniſchen
und Norfolkpferden gezüchtet; außerdem beſteht in Fogaras (Siebenbürgen) ein Staatsgeſtüt.
In den kaiſerlichen Hofgeſtüten zu Kladrub (Böhmen) werden ſpaniſch-neapolitaniſche Pferde
(Schimmel und Rappen 1.7—1.86 Meter hoch) und engliſches Vollblut, zu Lipizza (Küſten-
land), Lipizzaner Pferde und Vollblut-Araber gezüchtet. In Kladrub beſteht überdies eine
Maulthierzucht (Kreuzungen von Pferdeſtuten mit Eſelhengſten.

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[235/0251] Die Pferdezucht. bürgiſchen Pferde. Die galiziſchen Pferde zeigen gleichfalls viele Uebereinſtimmung mit dem ungariſchen Pferde, zu den kleinſten Schlägen derſelben zählt das Huzulen- pferd, welches in den nördlichen und öſtlichen Ausläufern der Karpathen heimiſch und wegen ſeiner Tragfähigkeit und ſeines ſicheren Ganges beſonders geſchätzt iſt. 2. Die occidentaliſchen Pferderacen. Die Pferderacen des Orients liefern im Allgemeinen ausgezeichnete Reit- und leichte Wagenpferde; die Pferderacen des Occidents zeigen dagegen eine viel größere Mannigfaltigkeit ſowohl in der Größe als auch in der Art ihrer Leiſtungsfähigkeit. Neben dem Renn- und Reitpferde werden verſchiedene Schläge für den leichten und ſchweren Zug gezüchtet. Die alten einheimiſchen Racen ſind jedoch mehrfach mit orientaliſchem Blute und die Kreuzungsproducte wieder unter ſich vermiſcht. Sie unterſcheiden ſich in der Hauptſache durch einen plumperen, ſchwammigeren Körper- bau von den orientaliſchen Pferden. Ihr Kopf mit ſtark entwickeltem Geſichtstheile iſt ſchwerer, der Hals kurz und ſtark, ihr Rumpf tonnenförmig, die Kruppe ab- ſchüſſig; ſie beſitzen 6 Lendenwirbel — die orientaliſchen Pferde meiſt nur 5 —, die Beine ſind dick und kurz; Mähne und Schweif dicht und lang. 1. Das Pinzgauer Pferd. Das Pinzgauer oder noriſche Pferd, Fig. 168, findet ſich in Salzburg, Steiermark, Tirol und gilt als unvermiſchte Nachkommen- ſchaft des wilden Alpenpferdes. Als charakteriſtiſches Racezeichen dieſes ſchweren Zugpferdes iſt die geſpaltene Kruppe anzuſehen. In Betreff der Trockenheit der Textur, der Leiſtungsfähigkeit und der verhältnißmäßigen Genügſamkeit ſteht das Pinzgauerpferd unter den ſchweren Pferderacen nahezu unübertroffen da, wenn auch manchen Individuen der Mangel abgerundeter und regelmäßiger Formen zum Vor- wurfe gemacht werden kann. Gewöhnlich haben dieſe Thiere bei 1.65—1.73 Meter Höhe ziemlich gerade, aber grobe, fleiſchige Köpfe mit kleinen Augen, der kurze Hals verliert ſich unmerklich in den niederen Widerriſt; der Rumpf iſt breit, zuweilen etwas lang, die Beine ſtämmig mit normalen Feſſeln und breiten Hufen. Die häufigſten Farben ſind Tiger, Schecken, beſonders Braune und Rappen mit großen, weißen Flecken. Aehnlich gebaut ſind die in Kärnten vorkommenden Gebirgspferde. In Oeſterreich unter der Enns genießt das Marchpferd aus dem Marchfelde einigen Ruf, wenn es auch ohne beſtimmten Charakter iſt. In Böhmen gelten als die vorzüglichſten, ſchweren Pferde jene aus dem Chrudimer Kreiſe. In den öſterreichiſchen Staatsgeſtüten zu Piber (Steiermark) werden Anglonormänner und Norfolker, zu Radautz (Bukowina) Araber, engliſch-arabiſche Halbblutpferde, in den ungariſchen Staatsgeſtüten zu Babolna arabiſche Voll- und Halbblutpferde, zu Kisbér eng- liſche Voll- und Halbblutpferde, in Mezöhegyer Kreuzungen von irländiſchen, normänniſchen und Norfolkpferden gezüchtet; außerdem beſteht in Fogaras (Siebenbürgen) ein Staatsgeſtüt. In den kaiſerlichen Hofgeſtüten zu Kladrub (Böhmen) werden ſpaniſch-neapolitaniſche Pferde (Schimmel und Rappen 1.7—1.86 Meter hoch) und engliſches Vollblut, zu Lipizza (Küſten- land), Lipizzaner Pferde und Vollblut-Araber gezüchtet. In Kladrub beſteht überdies eine Maulthierzucht (Kreuzungen von Pferdeſtuten mit Eſelhengſten.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/251>, abgerufen am 22.11.2024.