Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Das Thierleben. Am wenigsten verbreitet ist der Käsestoff, welcher in größerer Menge nur in In gleich reichlicher Menge als wie die Eiweißstoffe betheiligt sich die leim- Andere stickstoffhaltige Stoffe, wie das Hämatin (Blutroth), die Gallen- Unter den stickstofffreien Bestandtheilen des Thierkörpers herrschen die Von anderen stickstofffreien Stoffen finden sich außer den Fetten, jedoch in ge- Vom allgemeinen Gesichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Thierkörper aus Das Thierleben. Am wenigſten verbreitet iſt der Käſeſtoff, welcher in größerer Menge nur in In gleich reichlicher Menge als wie die Eiweißſtoffe betheiligt ſich die leim- Andere ſtickſtoffhaltige Stoffe, wie das Hämatin (Blutroth), die Gallen- Unter den ſtickſtofffreien Beſtandtheilen des Thierkörpers herrſchen die Von anderen ſtickſtofffreien Stoffen finden ſich außer den Fetten, jedoch in ge- Vom allgemeinen Geſichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Thierkörper aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0029" n="13"/> <fw place="top" type="header">Das Thierleben.</fw><lb/> <p>Am wenigſten verbreitet iſt der <hi rendition="#g">Käſeſtoff</hi>, welcher in größerer Menge nur in<lb/> der Milch vorkommt. Derſelbe gerinnt bei Zuſatz von Eſſig-, Milchſäure ꝛc. Die<lb/> unlöslichen Modificationen der drei genannten Prote<hi rendition="#aq">ï</hi>nſtoffe werden durch die thieriſchen<lb/> Verdauungsſäfte gelöſt. Sie liefern das Material zur Bildung der übrigen ſtickſtoff-<lb/> haltigen Beſtandtheile des Thierkörpers.</p><lb/> <p>In gleich reichlicher Menge als wie die Eiweißſtoffe betheiligt ſich die <hi rendition="#g">leim-<lb/> gebende Subſtanz</hi> an dem Aufbaue des Thierkörpers. Sie unterſcheidet ſich von<lb/> jenen, daß ſie bei längerem Kochen mit Waſſer als Leim gelöſt wird. Dieſe ſtick-<lb/> ſtoffhaltige Subſtanz nimmt hervorragenden Antheil an der Zuſammenſetzung ſowohl<lb/> des Bindegewebes, der Sehnen und der Lederhaut, als auch der Knochen und der<lb/> Knorpel.</p><lb/> <p>Andere ſtickſtoffhaltige Stoffe, wie das <hi rendition="#g">Hämatin</hi> (Blutroth), die <hi rendition="#g">Gallen-</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Harnfarbſtoffe</hi>, treten als Pigmente im Thierkörper auf, oder bilden<lb/> als <hi rendition="#g">Hornſubſtanz</hi> den weſentlichſten Beſtandtheil der Epidermis und ihrer Fort-<lb/> ſetzungen: der Haare, Wolle, Federn, Klauen, Hörner, Hufe u. dgl.</p><lb/> <p>Unter den <hi rendition="#g">ſtickſtofffreien</hi> Beſtandtheilen des Thierkörpers herrſchen die<lb/><hi rendition="#g">Fette</hi> vor. Das Fett findet ſich in größter Menge im Fettgewebe unter der Haut,<lb/> zwiſchen den Muskelfaſern, an den Nieren, am Netze und Gekröſe. Bei gemäſteten<lb/> Thieren, namentlich bei gemäſteten Schweinen, kann die Fettmenge 25 — 40 % des<lb/> lebenden Gewichtes erreichen. In geringerer Menge als im Fettgewebe tritt das<lb/> Fett in allen übrigen, flüſſigen und feſten Körpertheilen auf, wie im Blute, in<lb/> der Nervenſubſtanz, im Knochengewebe ꝛc. Die im thieriſchen Organismus in<lb/> flüſſigem Zuſtande auftretenden Fette ſind Gemenge von einfachen Fetten, welche als<lb/> Verbindungen von Glyceryloxyd mit Fettſäuren anzuſehen ſind. Je nach der Fett-<lb/> ſäure nimmt das Fett beim Erſtarren eine mehr oder weniger talg- oder butterartige<lb/> Conſiſtenz an. Bei dem Talge der Wiederkäuer herrſcht die Stearin-, bei dem<lb/> Schmalze des Schweines die Margarin- und bei dem Butterfette die Butter-, Capron-<lb/> und Caprinſäure vor. Die Elementarzuſammenſetzung der verſchiedenen Fette iſt<lb/> eine ſehr conſtante; ſie beträgt nach Unterſuchungen von Hammel-, Ochſen- und<lb/> Schweinefett auf der Verſuchsſtation Weende 76.2—76.8 % Kohlenſtoff, 11.7 bis<lb/> 12.1 % Waſſerſtoff und 11.0—11.2 % Sauerſtoff und zeigt daher große Ueber-<lb/> einſtimmung mit der Zuſammenſetzung der Pflanzenfette. Im Thierkörper nimmt<lb/> das Fett, neben den Prote<hi rendition="#aq">ï</hi>nſtoffen, beſonderen Antheil an der Bildung und Ent-<lb/> wickelung der Zellen.</p><lb/> <p>Von anderen ſtickſtofffreien Stoffen finden ſich außer den Fetten, jedoch in ge-<lb/> ringer Menge, drei Kohlehydrate: der <hi rendition="#g">Milchzucker</hi> in der Milch, der <hi rendition="#g">Trauben-<lb/> zucker</hi> im Blute und in der Leber und der <hi rendition="#g">Inoſit</hi>, ein zuckerähnlicher Stoff, im<lb/> Muskelfleiſche; außerdem treten noch auf im Magenſafte und im Fleiſchſafte die<lb/><hi rendition="#g">Milchſäure</hi>, im Muskelfleiſche ein indifferenter Körper, das <hi rendition="#g">Kreatin</hi>, in den<lb/> thieriſchen Säften und Geweben die ſogenannten <hi rendition="#g">Extractſtoffe</hi> ꝛc.</p><lb/> <p>Vom allgemeinen Geſichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Thierkörper aus<lb/><hi rendition="#g">Waſſer</hi> und <hi rendition="#g">Trockenſubſtanz</hi> zuſammengeſetzt. Letztere bleibt zurück, wenn<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0029]
Das Thierleben.
Am wenigſten verbreitet iſt der Käſeſtoff, welcher in größerer Menge nur in
der Milch vorkommt. Derſelbe gerinnt bei Zuſatz von Eſſig-, Milchſäure ꝛc. Die
unlöslichen Modificationen der drei genannten Proteïnſtoffe werden durch die thieriſchen
Verdauungsſäfte gelöſt. Sie liefern das Material zur Bildung der übrigen ſtickſtoff-
haltigen Beſtandtheile des Thierkörpers.
In gleich reichlicher Menge als wie die Eiweißſtoffe betheiligt ſich die leim-
gebende Subſtanz an dem Aufbaue des Thierkörpers. Sie unterſcheidet ſich von
jenen, daß ſie bei längerem Kochen mit Waſſer als Leim gelöſt wird. Dieſe ſtick-
ſtoffhaltige Subſtanz nimmt hervorragenden Antheil an der Zuſammenſetzung ſowohl
des Bindegewebes, der Sehnen und der Lederhaut, als auch der Knochen und der
Knorpel.
Andere ſtickſtoffhaltige Stoffe, wie das Hämatin (Blutroth), die Gallen-
und Harnfarbſtoffe, treten als Pigmente im Thierkörper auf, oder bilden
als Hornſubſtanz den weſentlichſten Beſtandtheil der Epidermis und ihrer Fort-
ſetzungen: der Haare, Wolle, Federn, Klauen, Hörner, Hufe u. dgl.
Unter den ſtickſtofffreien Beſtandtheilen des Thierkörpers herrſchen die
Fette vor. Das Fett findet ſich in größter Menge im Fettgewebe unter der Haut,
zwiſchen den Muskelfaſern, an den Nieren, am Netze und Gekröſe. Bei gemäſteten
Thieren, namentlich bei gemäſteten Schweinen, kann die Fettmenge 25 — 40 % des
lebenden Gewichtes erreichen. In geringerer Menge als im Fettgewebe tritt das
Fett in allen übrigen, flüſſigen und feſten Körpertheilen auf, wie im Blute, in
der Nervenſubſtanz, im Knochengewebe ꝛc. Die im thieriſchen Organismus in
flüſſigem Zuſtande auftretenden Fette ſind Gemenge von einfachen Fetten, welche als
Verbindungen von Glyceryloxyd mit Fettſäuren anzuſehen ſind. Je nach der Fett-
ſäure nimmt das Fett beim Erſtarren eine mehr oder weniger talg- oder butterartige
Conſiſtenz an. Bei dem Talge der Wiederkäuer herrſcht die Stearin-, bei dem
Schmalze des Schweines die Margarin- und bei dem Butterfette die Butter-, Capron-
und Caprinſäure vor. Die Elementarzuſammenſetzung der verſchiedenen Fette iſt
eine ſehr conſtante; ſie beträgt nach Unterſuchungen von Hammel-, Ochſen- und
Schweinefett auf der Verſuchsſtation Weende 76.2—76.8 % Kohlenſtoff, 11.7 bis
12.1 % Waſſerſtoff und 11.0—11.2 % Sauerſtoff und zeigt daher große Ueber-
einſtimmung mit der Zuſammenſetzung der Pflanzenfette. Im Thierkörper nimmt
das Fett, neben den Proteïnſtoffen, beſonderen Antheil an der Bildung und Ent-
wickelung der Zellen.
Von anderen ſtickſtofffreien Stoffen finden ſich außer den Fetten, jedoch in ge-
ringer Menge, drei Kohlehydrate: der Milchzucker in der Milch, der Trauben-
zucker im Blute und in der Leber und der Inoſit, ein zuckerähnlicher Stoff, im
Muskelfleiſche; außerdem treten noch auf im Magenſafte und im Fleiſchſafte die
Milchſäure, im Muskelfleiſche ein indifferenter Körper, das Kreatin, in den
thieriſchen Säften und Geweben die ſogenannten Extractſtoffe ꝛc.
Vom allgemeinen Geſichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Thierkörper aus
Waſſer und Trockenſubſtanz zuſammengeſetzt. Letztere bleibt zurück, wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |