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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Das Thierleben.
mit dem unverdauten und unlöslichen Theile der Nahrung, mit den Excrementen
(Faeces) ab. Neben dieser Absonderung von unbrauchbar gewordenen Stoffen
(Excrete) werden jedoch auch noch Stoffe (Secrete) abgesondert, welche noch weitere
Verwendung im Organismus finden. Es sind dies die Verdauungssäfte, die Zeu-
gungsproducte (Samen und Ei) und die Milch, welche zur ersten Ernährung der
Jungen erforderlich ist. Mit Rücksicht auf den Werth dieser Ausscheidungen bei der
landwirthschaftlichen Thiernutzung bedürfen diese Vorgänge einer besonderen Besprechung.
Die Organe, welche die Ausscheidung besorgen, die Drüsen genannt, sind vielzellige,
reichlich mit Capillargefäßen durchzogene Gebilde, mit oder ohne Ausführungswege.
Zu letzteren zählen vor allem die in ihrer Bedeutung schon weiter oben besprochenen
Lymph- und Gekrösdrüsen. Die ersteren dienen entweder zur Ausscheidung der Ver-
dauungsflüssigkeiten, wie die Speichel-, Schleim-, Magensaft- und Bauchspeicheldrüsen,
die Leber und die Darmzotten, oder zur Ausscheidung von Stoffen nach Außen, wie
die Thränendrüsen, die Schweiß- und Hauttalgdrüsen, die Nieren, die Milchdrüsen
und die Hoden.

Die Schweiß- und Hauttalgdrüsen scheiden gewisse organische Rückbil-
dungsstoffe, sowie dunstförmiges Wasser und auch etwas Kohlensäure aus. Der
regelmäßige Verlauf der Hautausdünstung (Perspiration zum Unterschiede der durch
die Luftröhre aus der Lunge erfolgenden Respiration) ist für die Ernährungsvor-
gänge nicht ohne Bedeutung, weshalb die Pflege der Haut die größte Beachtung
verdient.

Die Hautdrüsen, sowie die Respirationsorgane, haben die Bestimmung, die End-
producte der verbrauchten, stickstofffreien Substanzen aus dem Körper zu entfernen.
Die Rückbildungsstoffe der stickstoffhaltigen Substanzen sowie die meisten Aschensalze
werden dagegen in den Nieren aus dem Blute, als Harn, ausgeschieden. Der Harn
wird durch die concentrisch gegen die Mitte der Nieren verlaufenden Harnröhrchen
abgesondert und durch den Harnleiter der Harnblase zugeführt. Die Harnblase wird
dann zeitweilig auf dem Wege durch die Harnröhre entleert.

Die Milchdrüsen haben die Bestimmung, das Bildungsmaterial für das
junge Thier nach dessen Geburt zu liefern. Bei der Kuh enthält das in zwei Hälften,
einer rechten und einer linken gesonderte Euter zwei große Milchdrüsen, welche von einer
derben weißen Bindegewebesubstanz, der "Milchdrüsenkapsel", hautartig umhüllt sind.
Die Milchdrüsen bestehen aus einer großen Zahl von "Drüsenbläschen", Fig. 18
(s. S. 26), welche durch Bindegewebe verbunden und mit Fettgewebe umgeben sind.
Die Ausführungsgänge der Drüsenbläschen münden in einen größeren Raum, den
Milchcisternen, welche durch Ausflußgänge in den Zitzen oder "Strichen" mit der
Oeffnung der Striche, welche mit einem Schließmuskelapparate versehen ist, in Ver-
bindung stehen. In den Drüsenbläschen findet nach der Empfängniß eine lebhafte
Zellbildung und Fettablagerung statt, zu welcher das Blut das Material liefert.
Die Zellen zerfallen und gelangen in die Ausführungsgänge. Bei Beginn der Milchab-
sonderung gelangen noch unzerfallene Epithelialzellen, die Colostrumkügelchen,
Fig. 19 (s. S. 26), welche Eiweiß und Fetttröpfchen enthalten, in die noch unreife

Das Thierleben.
mit dem unverdauten und unlöslichen Theile der Nahrung, mit den Excrementen
(Faeces) ab. Neben dieſer Abſonderung von unbrauchbar gewordenen Stoffen
(Excrete) werden jedoch auch noch Stoffe (Secrete) abgeſondert, welche noch weitere
Verwendung im Organismus finden. Es ſind dies die Verdauungsſäfte, die Zeu-
gungsproducte (Samen und Ei) und die Milch, welche zur erſten Ernährung der
Jungen erforderlich iſt. Mit Rückſicht auf den Werth dieſer Ausſcheidungen bei der
landwirthſchaftlichen Thiernutzung bedürfen dieſe Vorgänge einer beſonderen Beſprechung.
Die Organe, welche die Ausſcheidung beſorgen, die Drüſen genannt, ſind vielzellige,
reichlich mit Capillargefäßen durchzogene Gebilde, mit oder ohne Ausführungswege.
Zu letzteren zählen vor allem die in ihrer Bedeutung ſchon weiter oben beſprochenen
Lymph- und Gekrösdrüſen. Die erſteren dienen entweder zur Ausſcheidung der Ver-
dauungsflüſſigkeiten, wie die Speichel-, Schleim-, Magenſaft- und Bauchſpeicheldrüſen,
die Leber und die Darmzotten, oder zur Ausſcheidung von Stoffen nach Außen, wie
die Thränendrüſen, die Schweiß- und Hauttalgdrüſen, die Nieren, die Milchdrüſen
und die Hoden.

Die Schweiß- und Hauttalgdrüſen ſcheiden gewiſſe organiſche Rückbil-
dungsſtoffe, ſowie dunſtförmiges Waſſer und auch etwas Kohlenſäure aus. Der
regelmäßige Verlauf der Hautausdünſtung (Perſpiration zum Unterſchiede der durch
die Luftröhre aus der Lunge erfolgenden Reſpiration) iſt für die Ernährungsvor-
gänge nicht ohne Bedeutung, weshalb die Pflege der Haut die größte Beachtung
verdient.

Die Hautdrüſen, ſowie die Reſpirationsorgane, haben die Beſtimmung, die End-
producte der verbrauchten, ſtickſtofffreien Subſtanzen aus dem Körper zu entfernen.
Die Rückbildungsſtoffe der ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen ſowie die meiſten Aſchenſalze
werden dagegen in den Nieren aus dem Blute, als Harn, ausgeſchieden. Der Harn
wird durch die concentriſch gegen die Mitte der Nieren verlaufenden Harnröhrchen
abgeſondert und durch den Harnleiter der Harnblaſe zugeführt. Die Harnblaſe wird
dann zeitweilig auf dem Wege durch die Harnröhre entleert.

Die Milchdrüſen haben die Beſtimmung, das Bildungsmaterial für das
junge Thier nach deſſen Geburt zu liefern. Bei der Kuh enthält das in zwei Hälften,
einer rechten und einer linken geſonderte Euter zwei große Milchdrüſen, welche von einer
derben weißen Bindegewebeſubſtanz, der „Milchdrüſenkapſel“, hautartig umhüllt ſind.
Die Milchdrüſen beſtehen aus einer großen Zahl von „Drüſenbläschen“, Fig. 18
(ſ. S. 26), welche durch Bindegewebe verbunden und mit Fettgewebe umgeben ſind.
Die Ausführungsgänge der Drüſenbläschen münden in einen größeren Raum, den
Milchciſternen, welche durch Ausflußgänge in den Zitzen oder „Strichen“ mit der
Oeffnung der Striche, welche mit einem Schließmuskelapparate verſehen iſt, in Ver-
bindung ſtehen. In den Drüſenbläschen findet nach der Empfängniß eine lebhafte
Zellbildung und Fettablagerung ſtatt, zu welcher das Blut das Material liefert.
Die Zellen zerfallen und gelangen in die Ausführungsgänge. Bei Beginn der Milchab-
ſonderung gelangen noch unzerfallene Epithelialzellen, die Coloſtrumkügelchen,
Fig. 19 (ſ. S. 26), welche Eiweiß und Fetttröpfchen enthalten, in die noch unreife

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[25/0041] Das Thierleben. mit dem unverdauten und unlöslichen Theile der Nahrung, mit den Excrementen (Faeces) ab. Neben dieſer Abſonderung von unbrauchbar gewordenen Stoffen (Excrete) werden jedoch auch noch Stoffe (Secrete) abgeſondert, welche noch weitere Verwendung im Organismus finden. Es ſind dies die Verdauungsſäfte, die Zeu- gungsproducte (Samen und Ei) und die Milch, welche zur erſten Ernährung der Jungen erforderlich iſt. Mit Rückſicht auf den Werth dieſer Ausſcheidungen bei der landwirthſchaftlichen Thiernutzung bedürfen dieſe Vorgänge einer beſonderen Beſprechung. Die Organe, welche die Ausſcheidung beſorgen, die Drüſen genannt, ſind vielzellige, reichlich mit Capillargefäßen durchzogene Gebilde, mit oder ohne Ausführungswege. Zu letzteren zählen vor allem die in ihrer Bedeutung ſchon weiter oben beſprochenen Lymph- und Gekrösdrüſen. Die erſteren dienen entweder zur Ausſcheidung der Ver- dauungsflüſſigkeiten, wie die Speichel-, Schleim-, Magenſaft- und Bauchſpeicheldrüſen, die Leber und die Darmzotten, oder zur Ausſcheidung von Stoffen nach Außen, wie die Thränendrüſen, die Schweiß- und Hauttalgdrüſen, die Nieren, die Milchdrüſen und die Hoden. Die Schweiß- und Hauttalgdrüſen ſcheiden gewiſſe organiſche Rückbil- dungsſtoffe, ſowie dunſtförmiges Waſſer und auch etwas Kohlenſäure aus. Der regelmäßige Verlauf der Hautausdünſtung (Perſpiration zum Unterſchiede der durch die Luftröhre aus der Lunge erfolgenden Reſpiration) iſt für die Ernährungsvor- gänge nicht ohne Bedeutung, weshalb die Pflege der Haut die größte Beachtung verdient. Die Hautdrüſen, ſowie die Reſpirationsorgane, haben die Beſtimmung, die End- producte der verbrauchten, ſtickſtofffreien Subſtanzen aus dem Körper zu entfernen. Die Rückbildungsſtoffe der ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen ſowie die meiſten Aſchenſalze werden dagegen in den Nieren aus dem Blute, als Harn, ausgeſchieden. Der Harn wird durch die concentriſch gegen die Mitte der Nieren verlaufenden Harnröhrchen abgeſondert und durch den Harnleiter der Harnblaſe zugeführt. Die Harnblaſe wird dann zeitweilig auf dem Wege durch die Harnröhre entleert. Die Milchdrüſen haben die Beſtimmung, das Bildungsmaterial für das junge Thier nach deſſen Geburt zu liefern. Bei der Kuh enthält das in zwei Hälften, einer rechten und einer linken geſonderte Euter zwei große Milchdrüſen, welche von einer derben weißen Bindegewebeſubſtanz, der „Milchdrüſenkapſel“, hautartig umhüllt ſind. Die Milchdrüſen beſtehen aus einer großen Zahl von „Drüſenbläschen“, Fig. 18 (ſ. S. 26), welche durch Bindegewebe verbunden und mit Fettgewebe umgeben ſind. Die Ausführungsgänge der Drüſenbläschen münden in einen größeren Raum, den Milchciſternen, welche durch Ausflußgänge in den Zitzen oder „Strichen“ mit der Oeffnung der Striche, welche mit einem Schließmuskelapparate verſehen iſt, in Ver- bindung ſtehen. In den Drüſenbläschen findet nach der Empfängniß eine lebhafte Zellbildung und Fettablagerung ſtatt, zu welcher das Blut das Material liefert. Die Zellen zerfallen und gelangen in die Ausführungsgänge. Bei Beginn der Milchab- ſonderung gelangen noch unzerfallene Epithelialzellen, die Coloſtrumkügelchen, Fig. 19 (ſ. S. 26), welche Eiweiß und Fetttröpfchen enthalten, in die noch unreife

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/41>, abgerufen am 21.11.2024.