Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kraft, Robert: Der Medizinmann. Dresden, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

des einmal gegeben Wortes. Sie waren schlecht gekleidet und sahen verhungert aus, die Raublust blitzte aus ihren Augen, sie trugen Messer, Tomahawk, Pfeil und Bogen und nur wenige alte Feuersteinflinten.

"Jetzt haltet Eure Waffen bereit", flüsterte Richard, seine Büchse unbemerkt schußbereit machend, "seht nur, wie habgierig die uns beschielen. Für einen Schuhriemen schneiden die Euch die Kehle durch."

Aber die sechs Männer trafen keine Vorbereitungen zu ihrer Verteidigung, sie blickten nur auf Stephan, welcher einige Schritte vorgetreten war.

Auch die Indianer hatten leise Worte gewechselt. Sie konnten sich das furchlose Verhalten der weißen Männer, wie sie so nahe noch keinen gesehen hatten, nicht erklären, jedenfalls vermuteten sie eine bewaffnete Macht hinter ihnen, sonst hätten sie sich schon längst auf sie gestürzt.

"Wer ist der Häuptling unter Euch?" fragte Stephan.

Ein federgeschmückter Krieger trat vor, größer und wohlgenährter als die anderen.

"Tausend Cheyennes folgen dem Kriegsruf der kriechenden Schlange", entgegnete er stolz in ziemlich geläufigem Englisch, "was haben die Blaßgesichter in seinen Jagdgründen zu suchen?"

"Die kriechende Schlange wird uns erlauben, durch sein Gebiet zu ziehen."

"Sind die Blaßgesichter allein?" war die lauernde Antwort.

"Der große Medizinmann im Zauberberg schickt uns aus und die kriechende Schlange mag sich dann Geschenke bei ihm holen."

des einmal gegeben Wortes. Sie waren schlecht gekleidet und sahen verhungert aus, die Raublust blitzte aus ihren Augen, sie trugen Messer, Tomahawk, Pfeil und Bogen und nur wenige alte Feuersteinflinten.

„Jetzt haltet Eure Waffen bereit“, flüsterte Richard, seine Büchse unbemerkt schußbereit machend, „seht nur, wie habgierig die uns beschielen. Für einen Schuhriemen schneiden die Euch die Kehle durch.“

Aber die sechs Männer trafen keine Vorbereitungen zu ihrer Verteidigung, sie blickten nur auf Stephan, welcher einige Schritte vorgetreten war.

Auch die Indianer hatten leise Worte gewechselt. Sie konnten sich das furchlose Verhalten der weißen Männer, wie sie so nahe noch keinen gesehen hatten, nicht erklären, jedenfalls vermuteten sie eine bewaffnete Macht hinter ihnen, sonst hätten sie sich schon längst auf sie gestürzt.

„Wer ist der Häuptling unter Euch?“ fragte Stephan.

Ein federgeschmückter Krieger trat vor, größer und wohlgenährter als die anderen.

„Tausend Cheyennes folgen dem Kriegsruf der kriechenden Schlange“, entgegnete er stolz in ziemlich geläufigem Englisch, „was haben die Blaßgesichter in seinen Jagdgründen zu suchen?“

„Die kriechende Schlange wird uns erlauben, durch sein Gebiet zu ziehen.“

„Sind die Blaßgesichter allein?“ war die lauernde Antwort.

„Der große Medizinmann im Zauberberg schickt uns aus und die kriechende Schlange mag sich dann Geschenke bei ihm holen.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="21"/>
des einmal gegeben Wortes. Sie waren schlecht gekleidet und sahen verhungert aus, die Raublust blitzte aus ihren Augen, sie trugen Messer, Tomahawk, Pfeil und Bogen und nur wenige alte Feuersteinflinten.</p>
        <p>&#x201E;Jetzt haltet Eure Waffen bereit&#x201C;, flüsterte Richard, seine Büchse unbemerkt schußbereit machend, &#x201E;seht nur, wie habgierig die uns beschielen. Für einen Schuhriemen schneiden die Euch die Kehle durch.&#x201C;</p>
        <p>Aber die sechs Männer trafen keine Vorbereitungen zu ihrer Verteidigung, sie blickten nur auf Stephan, welcher einige Schritte vorgetreten war.</p>
        <p>Auch die Indianer hatten leise Worte gewechselt. Sie konnten sich das furchlose Verhalten der weißen Männer, wie sie so nahe noch keinen gesehen hatten, nicht erklären, jedenfalls vermuteten sie eine bewaffnete Macht hinter ihnen, sonst hätten sie sich schon längst auf sie gestürzt.</p>
        <p>&#x201E;Wer ist der Häuptling unter Euch?&#x201C; fragte Stephan.</p>
        <p>Ein federgeschmückter Krieger trat vor, größer und wohlgenährter als die anderen.</p>
        <p>&#x201E;Tausend Cheyennes folgen dem Kriegsruf der kriechenden Schlange&#x201C;, entgegnete er stolz in ziemlich geläufigem Englisch, &#x201E;was haben die Blaßgesichter in seinen Jagdgründen zu suchen?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Die kriechende Schlange wird uns erlauben, durch sein Gebiet zu ziehen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Sind die Blaßgesichter allein?&#x201C; war die lauernde Antwort.</p>
        <p>&#x201E;Der große Medizinmann im Zauberberg schickt uns aus und die kriechende Schlange mag sich dann Geschenke bei ihm holen.&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0021] des einmal gegeben Wortes. Sie waren schlecht gekleidet und sahen verhungert aus, die Raublust blitzte aus ihren Augen, sie trugen Messer, Tomahawk, Pfeil und Bogen und nur wenige alte Feuersteinflinten. „Jetzt haltet Eure Waffen bereit“, flüsterte Richard, seine Büchse unbemerkt schußbereit machend, „seht nur, wie habgierig die uns beschielen. Für einen Schuhriemen schneiden die Euch die Kehle durch.“ Aber die sechs Männer trafen keine Vorbereitungen zu ihrer Verteidigung, sie blickten nur auf Stephan, welcher einige Schritte vorgetreten war. Auch die Indianer hatten leise Worte gewechselt. Sie konnten sich das furchlose Verhalten der weißen Männer, wie sie so nahe noch keinen gesehen hatten, nicht erklären, jedenfalls vermuteten sie eine bewaffnete Macht hinter ihnen, sonst hätten sie sich schon längst auf sie gestürzt. „Wer ist der Häuptling unter Euch?“ fragte Stephan. Ein federgeschmückter Krieger trat vor, größer und wohlgenährter als die anderen. „Tausend Cheyennes folgen dem Kriegsruf der kriechenden Schlange“, entgegnete er stolz in ziemlich geläufigem Englisch, „was haben die Blaßgesichter in seinen Jagdgründen zu suchen?“ „Die kriechende Schlange wird uns erlauben, durch sein Gebiet zu ziehen.“ „Sind die Blaßgesichter allein?“ war die lauernde Antwort. „Der große Medizinmann im Zauberberg schickt uns aus und die kriechende Schlange mag sich dann Geschenke bei ihm holen.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kraft_medizinmann_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kraft_medizinmann_1896/21
Zitationshilfe: Kraft, Robert: Der Medizinmann. Dresden, 1896, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraft_medizinmann_1896/21>, abgerufen am 26.11.2024.