Kraus, Otto: Der Professorenroman. In: Zeitfragen des christlichen Volkslebens/ Band IX. Heft 4 (1884).Was im "Kampf um Rom" nur gelegentlich zur Geltung Jn kindlich frommem Sinn, den auch die Männer, Ueber die Frömmigkeit, den Glauben an den lebendigen Gott, Was im „Kampf um Rom‟ nur gelegentlich zur Geltung Jn kindlich frommem Sinn, den auch die Männer, Ueber die Frömmigkeit, den Glauben an den lebendigen Gott, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0055" n="55 247"/> <p>Was im „Kampf um Rom‟ nur gelegentlich zur Geltung<lb/> kommt, hat Dahn in dem bereits genannten Roman „<hi rendition="#g">Odhin’s<lb/> Troſt</hi>‟, ſowie in dem demſelben vor einer Reihe von Jahren<lb/> vorausgegangenen nordiſchen Roman aus dem zehnten Jahr-<lb/> hundert: „<hi rendition="#g">Sind Götter?</hi> Die Halfred Sigſkaldſaga‟ 4. Aufl.<lb/> 1882 zur Grundlage von epiſchen Dichtungen gemacht, nämlich<lb/> die Verherrlichung des altheidniſchen Götterglaubens bei den nor-<lb/> diſchen Völkern. Die Anſicht, daß Dahn nur objektiv, alſo nicht<lb/> in latenter Feindſchaft gegen den lebendigen Gott, wie ihn die<lb/> Chriſten bekennen, in jenen nordiſchen Romanen die germaniſchen<lb/> Göttergeſchichten verherrlicht habe, iſt gänzlich unbegründet. Dahn<lb/> hat anderwärts dafür geſorgt, daß man ihn nicht für einen<lb/> Deiſten hält. Jn der Monatsſchrift „<hi rendition="#g">Nord und Süd</hi>‟ hat er<lb/> ein Gedicht auf Kaiſer <hi rendition="#g">Wilhelm</hi> veröffentlicht, in welchem die<lb/> Zeilen vorkommen:</p><lb/> <cit> <quote>Jn kindlich frommem Sinn, den auch die Männer,<lb/> Die ihn nicht theilen können, ernſt verehren,<lb/> Gab er die Ehre ſeiner Siege: Gott.</quote> </cit><lb/> <p>Ueber die Frömmigkeit, den Glauben an den lebendigen Gott,<lb/> iſt Dahn hinaus. Wie beantwortet er die Frage: Sind Götter?<lb/> Halfred fragt ſich nach einem entſetzlichen, echt germaniſchen Ge-<lb/> metzel, bei welchem von tauſend Menſchen nur ſiebzig am Leben<lb/> bleiben, zum erſten Male in ſeinem Leben: Sind Götter? Er<lb/> kommt zu dem Ergebniß, daß das Schlachten unſchuldiger Men-<lb/> ſchen mit der geprieſenen Güte der Götter nicht ſtimmt, daß es<lb/> aber weder gerathen iſt, zu ſagen: es ſind keine Götter, noch zu<lb/> ſagen: es ſind böſe Götter. — Nach dem jähen Tode ſeiner<lb/> Geliebten ſtellt er ſich zum zweiten Male die Frage: Sind Götter?<lb/> Unbekannt mit der Art und Weiſe, wie man mit Somnambulen<lb/> verfährt, hat er die nachtwandelnde Geliebte durch das Rufen<lb/> ihres Namens von der höchſten Schiffsraae herabſtürzen gemacht.<lb/> „Wer wagt es, noch an Götter zu glauben, nachdem Thora<lb/> ſchuldlos ſtarb? Es ſind keine Götter! ſag’ ich euch. Wären ſie,<lb/> ich müßte ſie alle erſchlagen. Und erſchlagen will ich als meinen<lb/> Todfeind, wer noch an Götter zu glauben bekennt.‟ Und dieſem<lb/> Vorſatz folgend erſchlug Halfred, wenn auch keine Götter, ſo doch<lb/></p> </body> </text> </TEI> [55 247/0055]
Was im „Kampf um Rom‟ nur gelegentlich zur Geltung
kommt, hat Dahn in dem bereits genannten Roman „Odhin’s
Troſt‟, ſowie in dem demſelben vor einer Reihe von Jahren
vorausgegangenen nordiſchen Roman aus dem zehnten Jahr-
hundert: „Sind Götter? Die Halfred Sigſkaldſaga‟ 4. Aufl.
1882 zur Grundlage von epiſchen Dichtungen gemacht, nämlich
die Verherrlichung des altheidniſchen Götterglaubens bei den nor-
diſchen Völkern. Die Anſicht, daß Dahn nur objektiv, alſo nicht
in latenter Feindſchaft gegen den lebendigen Gott, wie ihn die
Chriſten bekennen, in jenen nordiſchen Romanen die germaniſchen
Göttergeſchichten verherrlicht habe, iſt gänzlich unbegründet. Dahn
hat anderwärts dafür geſorgt, daß man ihn nicht für einen
Deiſten hält. Jn der Monatsſchrift „Nord und Süd‟ hat er
ein Gedicht auf Kaiſer Wilhelm veröffentlicht, in welchem die
Zeilen vorkommen:
Jn kindlich frommem Sinn, den auch die Männer,
Die ihn nicht theilen können, ernſt verehren,
Gab er die Ehre ſeiner Siege: Gott.
Ueber die Frömmigkeit, den Glauben an den lebendigen Gott,
iſt Dahn hinaus. Wie beantwortet er die Frage: Sind Götter?
Halfred fragt ſich nach einem entſetzlichen, echt germaniſchen Ge-
metzel, bei welchem von tauſend Menſchen nur ſiebzig am Leben
bleiben, zum erſten Male in ſeinem Leben: Sind Götter? Er
kommt zu dem Ergebniß, daß das Schlachten unſchuldiger Men-
ſchen mit der geprieſenen Güte der Götter nicht ſtimmt, daß es
aber weder gerathen iſt, zu ſagen: es ſind keine Götter, noch zu
ſagen: es ſind böſe Götter. — Nach dem jähen Tode ſeiner
Geliebten ſtellt er ſich zum zweiten Male die Frage: Sind Götter?
Unbekannt mit der Art und Weiſe, wie man mit Somnambulen
verfährt, hat er die nachtwandelnde Geliebte durch das Rufen
ihres Namens von der höchſten Schiffsraae herabſtürzen gemacht.
„Wer wagt es, noch an Götter zu glauben, nachdem Thora
ſchuldlos ſtarb? Es ſind keine Götter! ſag’ ich euch. Wären ſie,
ich müßte ſie alle erſchlagen. Und erſchlagen will ich als meinen
Todfeind, wer noch an Götter zu glauben bekennt.‟ Und dieſem
Vorſatz folgend erſchlug Halfred, wenn auch keine Götter, ſo doch
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