Kraus, Otto: Der Professorenroman. In: Zeitfragen des christlichen Volkslebens/ Band IX. Heft 4 (1884).beide für sich gewünscht, Hammerwurf und Harfenschlag werden Werfen wir noch einen Blick in den anderen "nordischen "Wen'ge, ich weiß es, Das wollen wir hoffen, daß trotz mehrerer Auflagen dieses Daß christliche Leser an diesem Buche keinen Gefallen finden, Jn Odhin's Trost hat der Romanschreiber einem islän- Odhin sagt von sich selbst: "Jch mache ja nicht das Schick- beide für ſich gewünſcht, Hammerwurf und Harfenſchlag werden Werfen wir noch einen Blick in den anderen „nordiſchen „Wen’ge, ich weiß es, Das wollen wir hoffen, daß trotz mehrerer Auflagen dieſes Daß chriſtliche Leſer an dieſem Buche keinen Gefallen finden, Jn Odhin’s Troſt hat der Romanſchreiber einem islän- Odhin ſagt von ſich ſelbſt: „Jch mache ja nicht das Schick- <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0057" n="57 249"/> beide für ſich gewünſcht, Hammerwurf und Harfenſchlag werden<lb/> ſie den Anderen gegönnt haben. Felix Dahn wird ſich auch mit<lb/> dieſen Herrlichkeiten zufrieden geben.</p><lb/> <p>Werfen wir noch einen Blick in den anderen „nordiſchen<lb/> Roman‟ aus dem elften Jahrhundert: „<hi rendition="#g">Odhin’s Troſt</hi>‟. Als<lb/> Motto hat der Dichter dieſem Opus die Worte mitgegeben:</p><lb/> <cit> <quote>„Wen’ge, ich weiß es,<lb/> Wird er tröſten, —<lb/> Odhin’s heldentapfrer Troſt.‟</quote> </cit><lb/> <p>Das wollen wir hoffen, daß trotz mehrerer Auflagen dieſes<lb/> Romans nur wenige „heldentapfre‟ Männer oder Weiber in<lb/> Deutſchland ſich mit Dahns Troſt oder mit „Odhin’s Troſt‟<lb/> zufrieden geben werden.</p><lb/> <p>Daß chriſtliche Leſer an dieſem Buche keinen Gefallen finden,<lb/> halten wir für ſelbſtverſtändlich, daß ſie von den zwei „nor-<lb/> diſchen Romanen‟ aus ihre allzu günſtige Beurtheilung des<lb/> „Kampfes um Rom‟ corrigiren werden, wollen wir wünſchen.</p><lb/> <p>Jn <hi rendition="#g">Odhin’s Troſt</hi> hat der Romanſchreiber einem islän-<lb/> diſchen, 59 Jahre alten Bauersmann die Rohrfeder des elften<lb/> Jahrhunderts in die ungelenken, dicken, ſchwieligen Finger ge-<lb/> geben, damit der Arme trotz Schreibkrampf und anderen Hinder-<lb/> niſſen in einem 520 Druckſeiten ſtarken Buch ſeinem in der Fremde<lb/> wohnenden Sohne die Geſchichten Odhin’s und ſeiner Familie,<lb/> die Geſchichten vom Kampf der Rieſen mit den Aſen und mit<lb/> den Menſchen zu Papier bringt. Der Stil des Jsländers iſt<lb/> ſehr wortreich, 33 Bogen! Die Form iſt verrenkt-ſtabreimend,<lb/> runenhaft-nordiſch. Hie und da ließe man ſich ein bischen „Lied-<lb/> ſtäbe‟ gefallen, aber 520 Seiten voll Liedſtäben iſt zu viel, iſt<lb/> unerträglich! Und doch hat der Bauersmann die meiſten Lied-<lb/> ſtäbe, die er von ſeinem Vater gehört hat, vergeſſen, er kann<lb/> darum nur bald in Volksrede, bald in Skaldenrede ſchreiben.<lb/> Wie mag erſt der Vater geſtabreimt haben!</p><lb/> <p>Odhin ſagt von ſich ſelbſt: „Jch mache ja nicht das Schick-<lb/> ſal, — ſo wenig ich die Welt gemacht: ich kann nur das Schick-<lb/> ſal erforſchen — und die Welt —: ſoweit ſie erforſchbar ſein<lb/> wollen.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [57 249/0057]
beide für ſich gewünſcht, Hammerwurf und Harfenſchlag werden
ſie den Anderen gegönnt haben. Felix Dahn wird ſich auch mit
dieſen Herrlichkeiten zufrieden geben.
Werfen wir noch einen Blick in den anderen „nordiſchen
Roman‟ aus dem elften Jahrhundert: „Odhin’s Troſt‟. Als
Motto hat der Dichter dieſem Opus die Worte mitgegeben:
„Wen’ge, ich weiß es,
Wird er tröſten, —
Odhin’s heldentapfrer Troſt.‟
Das wollen wir hoffen, daß trotz mehrerer Auflagen dieſes
Romans nur wenige „heldentapfre‟ Männer oder Weiber in
Deutſchland ſich mit Dahns Troſt oder mit „Odhin’s Troſt‟
zufrieden geben werden.
Daß chriſtliche Leſer an dieſem Buche keinen Gefallen finden,
halten wir für ſelbſtverſtändlich, daß ſie von den zwei „nor-
diſchen Romanen‟ aus ihre allzu günſtige Beurtheilung des
„Kampfes um Rom‟ corrigiren werden, wollen wir wünſchen.
Jn Odhin’s Troſt hat der Romanſchreiber einem islän-
diſchen, 59 Jahre alten Bauersmann die Rohrfeder des elften
Jahrhunderts in die ungelenken, dicken, ſchwieligen Finger ge-
geben, damit der Arme trotz Schreibkrampf und anderen Hinder-
niſſen in einem 520 Druckſeiten ſtarken Buch ſeinem in der Fremde
wohnenden Sohne die Geſchichten Odhin’s und ſeiner Familie,
die Geſchichten vom Kampf der Rieſen mit den Aſen und mit
den Menſchen zu Papier bringt. Der Stil des Jsländers iſt
ſehr wortreich, 33 Bogen! Die Form iſt verrenkt-ſtabreimend,
runenhaft-nordiſch. Hie und da ließe man ſich ein bischen „Lied-
ſtäbe‟ gefallen, aber 520 Seiten voll Liedſtäben iſt zu viel, iſt
unerträglich! Und doch hat der Bauersmann die meiſten Lied-
ſtäbe, die er von ſeinem Vater gehört hat, vergeſſen, er kann
darum nur bald in Volksrede, bald in Skaldenrede ſchreiben.
Wie mag erſt der Vater geſtabreimt haben!
Odhin ſagt von ſich ſelbſt: „Jch mache ja nicht das Schick-
ſal, — ſo wenig ich die Welt gemacht: ich kann nur das Schick-
ſal erforſchen — und die Welt —: ſoweit ſie erforſchbar ſein
wollen.
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