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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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Jude, der am Glauben seiner Väter hängt. Wenn es nach
solchen Leuten ginge, so würde die Welt keine Neuerung er¬
leben. ... Rathen Sie ihm nur vom Bauen ab und ver¬
drehen Sie ihm den Kopf nicht noch mehr, indem Sie ihn
dazu bringen, seine Artikel kaufmännisch zu vertreiben.
Bleiben Sie hübsch bei mir, kehren Sie nicht mehr in den
beschränkten Dunstkreis des Handwerks zurück: Sie, so ein
Mensch, dem die ganze Welt offen steht! . . . Was ich gleich
sagen wollte --"

Er brach kurz ab, machte eine Pause erkünstelter Ver¬
legenheit und steuerte dann direkt auf sein Ziel los.

"Richtig: Lieber Timpe, eine Liebe ist der anderen werth,
Sie könnten mir einen kleinen Gefallen erweisen . . . Ihr
Alter hat da gewisse Modelle hängen, an deren näherer Be¬
sichtigung mir sehr viel liegt. Er würde mir dieselben jeden¬
falls sehr gerne leihen, sagte ich ihm nur ein Wort. Aber
seit heute Mittag ist mir das unmöglich . . . Wenn Sie
vielleicht die Liebenswürdigkeit haben wollten . . . Es sind
die Nummern dreizehn, zwanzig und dreißig . . . Jedoch
möchte ich nicht gern, daß Ihr Vater etwas davon erfährt.
He, wollen Sie? Schlagen Sie ein. Prosit! Wir stoßen
noch einmal an auf das Gelingen der Fabrik und auf Ihre
Zukunft! . . . Verlassen Sie sich darauf: Sie werden noch
ein großer Mann."

Wenn Urban weiter nichts verlangte! . . . Franz schätzte
sich unendlich glücklich, seinem Chef für all' die Liebenswürdig¬
keit, die ihm entgegengebracht wurde, einen kleinen Gegendienst
leisten zu dürfen. Wer konnte wissen, ob diese kleine Gefällig¬
keit nicht die erste Staffel zu der einstigen Compagnieschaft
bildete . . .

Jude, der am Glauben ſeiner Väter hängt. Wenn es nach
ſolchen Leuten ginge, ſo würde die Welt keine Neuerung er¬
leben. ... Rathen Sie ihm nur vom Bauen ab und ver¬
drehen Sie ihm den Kopf nicht noch mehr, indem Sie ihn
dazu bringen, ſeine Artikel kaufmänniſch zu vertreiben.
Bleiben Sie hübſch bei mir, kehren Sie nicht mehr in den
beſchränkten Dunſtkreis des Handwerks zurück: Sie, ſo ein
Menſch, dem die ganze Welt offen ſteht! . . . Was ich gleich
ſagen wollte —“

Er brach kurz ab, machte eine Pauſe erkünſtelter Ver¬
legenheit und ſteuerte dann direkt auf ſein Ziel los.

„Richtig: Lieber Timpe, eine Liebe iſt der anderen werth,
Sie könnten mir einen kleinen Gefallen erweiſen . . . Ihr
Alter hat da gewiſſe Modelle hängen, an deren näherer Be¬
ſichtigung mir ſehr viel liegt. Er würde mir dieſelben jeden¬
falls ſehr gerne leihen, ſagte ich ihm nur ein Wort. Aber
ſeit heute Mittag iſt mir das unmöglich . . . Wenn Sie
vielleicht die Liebenswürdigkeit haben wollten . . . Es ſind
die Nummern dreizehn, zwanzig und dreißig . . . Jedoch
möchte ich nicht gern, daß Ihr Vater etwas davon erfährt.
He, wollen Sie? Schlagen Sie ein. Proſit! Wir ſtoßen
noch einmal an auf das Gelingen der Fabrik und auf Ihre
Zukunft! . . . Verlaſſen Sie ſich darauf: Sie werden noch
ein großer Mann.“

Wenn Urban weiter nichts verlangte! . . . Franz ſchätzte
ſich unendlich glücklich, ſeinem Chef für all' die Liebenswürdig¬
keit, die ihm entgegengebracht wurde, einen kleinen Gegendienſt
leiſten zu dürfen. Wer konnte wiſſen, ob dieſe kleine Gefällig¬
keit nicht die erſte Staffel zu der einſtigen Compagnieſchaft
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[124/0136] Jude, der am Glauben ſeiner Väter hängt. Wenn es nach ſolchen Leuten ginge, ſo würde die Welt keine Neuerung er¬ leben. ... Rathen Sie ihm nur vom Bauen ab und ver¬ drehen Sie ihm den Kopf nicht noch mehr, indem Sie ihn dazu bringen, ſeine Artikel kaufmänniſch zu vertreiben. Bleiben Sie hübſch bei mir, kehren Sie nicht mehr in den beſchränkten Dunſtkreis des Handwerks zurück: Sie, ſo ein Menſch, dem die ganze Welt offen ſteht! . . . Was ich gleich ſagen wollte —“ Er brach kurz ab, machte eine Pauſe erkünſtelter Ver¬ legenheit und ſteuerte dann direkt auf ſein Ziel los. „Richtig: Lieber Timpe, eine Liebe iſt der anderen werth, Sie könnten mir einen kleinen Gefallen erweiſen . . . Ihr Alter hat da gewiſſe Modelle hängen, an deren näherer Be¬ ſichtigung mir ſehr viel liegt. Er würde mir dieſelben jeden¬ falls ſehr gerne leihen, ſagte ich ihm nur ein Wort. Aber ſeit heute Mittag iſt mir das unmöglich . . . Wenn Sie vielleicht die Liebenswürdigkeit haben wollten . . . Es ſind die Nummern dreizehn, zwanzig und dreißig . . . Jedoch möchte ich nicht gern, daß Ihr Vater etwas davon erfährt. He, wollen Sie? Schlagen Sie ein. Proſit! Wir ſtoßen noch einmal an auf das Gelingen der Fabrik und auf Ihre Zukunft! . . . Verlaſſen Sie ſich darauf: Sie werden noch ein großer Mann.“ Wenn Urban weiter nichts verlangte! . . . Franz ſchätzte ſich unendlich glücklich, ſeinem Chef für all' die Liebenswürdig¬ keit, die ihm entgegengebracht wurde, einen kleinen Gegendienſt leiſten zu dürfen. Wer konnte wiſſen, ob dieſe kleine Gefällig¬ keit nicht die erſte Staffel zu der einſtigen Compagnieſchaft bildete . . .

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/136>, abgerufen am 21.11.2024.