Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.aber einer seiner Befehle nicht befolgt worden war und man "Sie thun ja gerade, als wenn Sie hier der Chef wären "Es würde mir zur größten Ehre gereichen, Ihr Chef Diesmal aber ließ der kleine Mann sich nicht ködern, "Wenn das noch einmal vorkommt, dann sind wir ge¬ Franz klappte sein Buch zu und sagte gleichgültig: "Da Er nahm kaltblütig seinen Hut und wollte verschwinden. aber einer ſeiner Befehle nicht befolgt worden war und man „Sie thun ja gerade, als wenn Sie hier der Chef wären „Es würde mir zur größten Ehre gereichen, Ihr Chef Diesmal aber ließ der kleine Mann ſich nicht ködern, „Wenn das noch einmal vorkommt, dann ſind wir ge¬ Franz klappte ſein Buch zu und ſagte gleichgültig: „Da Er nahm kaltblütig ſeinen Hut und wollte verſchwinden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="187"/> aber einer ſeiner Befehle nicht befolgt worden war und man<lb/> ſich deswegen auf Franz berief, bot ſich ihm endlich die<lb/> Gelegenheit dar, den gereizten Löwen hervorzukehren. Es<lb/> gab unter vier Augen einen argen Auftritt.</p><lb/> <p>„Sie thun ja gerade, als wenn Sie hier der Chef wären<lb/> und ich Ihr junger Mann!“ ſchrie er in voller Entrüſtung,<lb/> worauf dann ſofort die höflichſte aller Antworten kam:</p><lb/> <p>„Es würde mir zur größten Ehre gereichen, Ihr Chef<lb/> zu ſein, Herr Urban, denn derartige vortreffliche Menſchen<lb/> findet man ſelten,“ ſagte Timpe junior.</p><lb/> <p>Diesmal aber ließ der kleine Mann ſich nicht ködern,<lb/> trotzdem ihn die Erwiderung wie gewöhnlich verblüfft hatte.</p><lb/> <p>„Wenn das noch einmal vorkommt, dann ſind wir ge¬<lb/> ſchiedene Leute, verſtehen Sie?“</p><lb/> <p>Franz klappte ſein Buch zu und ſagte gleichgültig: „Da<lb/> das noch ſehr oft vorkommen wird, Herr Urban, ſo werde<lb/> ich ſogleich gehen. Ich werde meinem Vater zu Füßen fallen<lb/> und ihn um Verzeihung bitten. Sie wiſſen, daß Emma<lb/> großjährig und ihr Vermögen ſicher geſtellt iſt. Mein Vater<lb/> und ich werden dann ebenfalls eine Fabrik bauen, und damit<lb/> Sie ſich meiner ſtets erinnern, werden wir das in Ihrer<lb/> unmittelbaren Nähe, auf der anderen Seite der Straße<lb/> thun . . . Adieu!“</p><lb/> <p>Er nahm kaltblütig ſeinen Hut und wollte verſchwinden.<lb/> Nach zehn Minuten aber konnte man ihn nach wie vor auf<lb/> dem alten Platz finden; denn Urban, vor Entſetzen bleich,<lb/> hatte ihn in ſein Kabinet gebeten, um „vorher noch ein paar<lb/> Worte“ mit ihm zu wechſeln. Man ſprach ſich ſehr ver¬<lb/> nünftig aus. Franz ſpielte auch hier den höflichen Mann<lb/> weiter, der alles nur aus Intereſſe für ſeinen Prinzipal thue.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0199]
aber einer ſeiner Befehle nicht befolgt worden war und man
ſich deswegen auf Franz berief, bot ſich ihm endlich die
Gelegenheit dar, den gereizten Löwen hervorzukehren. Es
gab unter vier Augen einen argen Auftritt.
„Sie thun ja gerade, als wenn Sie hier der Chef wären
und ich Ihr junger Mann!“ ſchrie er in voller Entrüſtung,
worauf dann ſofort die höflichſte aller Antworten kam:
„Es würde mir zur größten Ehre gereichen, Ihr Chef
zu ſein, Herr Urban, denn derartige vortreffliche Menſchen
findet man ſelten,“ ſagte Timpe junior.
Diesmal aber ließ der kleine Mann ſich nicht ködern,
trotzdem ihn die Erwiderung wie gewöhnlich verblüfft hatte.
„Wenn das noch einmal vorkommt, dann ſind wir ge¬
ſchiedene Leute, verſtehen Sie?“
Franz klappte ſein Buch zu und ſagte gleichgültig: „Da
das noch ſehr oft vorkommen wird, Herr Urban, ſo werde
ich ſogleich gehen. Ich werde meinem Vater zu Füßen fallen
und ihn um Verzeihung bitten. Sie wiſſen, daß Emma
großjährig und ihr Vermögen ſicher geſtellt iſt. Mein Vater
und ich werden dann ebenfalls eine Fabrik bauen, und damit
Sie ſich meiner ſtets erinnern, werden wir das in Ihrer
unmittelbaren Nähe, auf der anderen Seite der Straße
thun . . . Adieu!“
Er nahm kaltblütig ſeinen Hut und wollte verſchwinden.
Nach zehn Minuten aber konnte man ihn nach wie vor auf
dem alten Platz finden; denn Urban, vor Entſetzen bleich,
hatte ihn in ſein Kabinet gebeten, um „vorher noch ein paar
Worte“ mit ihm zu wechſeln. Man ſprach ſich ſehr ver¬
nünftig aus. Franz ſpielte auch hier den höflichen Mann
weiter, der alles nur aus Intereſſe für ſeinen Prinzipal thue.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |