Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.unter alten Bekannten sein, von denen sich nun einmal Frau Er schwieg eine Weile, klopfte dann dem glücklichen "Und das Schönste ist, Sie werden mein Kompagnon Franz begnügte sich Minuten lang mit einer stillen Ver¬ "Sie werden mir ein zweiter Vater sein, Herr Urban, unter alten Bekannten ſein, von denen ſich nun einmal Frau Er ſchwieg eine Weile, klopfte dann dem glücklichen „Und das Schönſte iſt, Sie werden mein Kompagnon Franz begnügte ſich Minuten lang mit einer ſtillen Ver¬ „Sie werden mir ein zweiter Vater ſein, Herr Urban, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="191"/> unter alten Bekannten ſein, von denen ſich nun einmal Frau<lb/> Urban nicht zu trennen vermag. Ich habe dieſe Leute ſozu¬<lb/> ſagen mitgeheirathet und muß hin und wieder ihre Gegenwart<lb/> über mich ergehen laſſen. Sie werden die Häberleins, die<lb/> Roſés und die Ramms vorfinden — Leute, die längſt in<lb/> Ihre Verhältniſſe eingeweiht ſind . . . Eine Hochzeitsreiſe<lb/> ſteht Ihnen natürlich frei, aber ich würde Ihnen rathen,<lb/> dieſelbe lieber im Sommer zu machen. Sie frieren dann<lb/> weniger. — Sie gehen dann meinetwegen nach der Schweiz<lb/> oder Süd-Tirol.“</p><lb/> <p>Er ſchwieg eine Weile, klopfte dann dem glücklichen<lb/> Timpe junior abermals, und zwar etwas kräftiger als vor¬<lb/> dem, auf die Schulter und ſagte wieder:</p><lb/> <p>„Und das Schönſte iſt, Sie werden mein Kompagnon<lb/> werden. Es iſt beſſer ſo, das Geld bleibt in der Familie . . .<lb/> Selbſtverſtändlich wenn Sie wollen. Die Geſchichte macht<lb/> ſich, he?“</p><lb/> <p>Franz begnügte ſich Minuten lang mit einer ſtillen Ver¬<lb/> wunderung. Das plötzliche, greifbare Glück hatte ihn ſtumm<lb/> gemacht. Da lag die goldene Perſpektive vor ihm, mit all<lb/> ihrem märchenhaften Zauber, in dem er bereits als Jüngling<lb/> in Gedanken geſchwelgt hatte. Oh, was hatte das Schickſal<lb/> beſchloſſen, aus ihm zu machen! Er, der in der alten Ruine<lb/> da drüben geboren worden war, ſollte der Kompagnon von<lb/> Ferdinand Friedrich Urban werden? Und ganz von dieſem<lb/> Taumel ergriffen, vergaß er die reſervirte Haltung, die er in<lb/> der letzten Zeit Urban gegenüber angenommen hatte, ergriff<lb/> voller Unterwürfigkeit deſſen Hand und preßte einen Kuß<lb/> darauf.</p><lb/> <p>„Sie werden mir ein zweiter Vater ſein, Herr Urban,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0203]
unter alten Bekannten ſein, von denen ſich nun einmal Frau
Urban nicht zu trennen vermag. Ich habe dieſe Leute ſozu¬
ſagen mitgeheirathet und muß hin und wieder ihre Gegenwart
über mich ergehen laſſen. Sie werden die Häberleins, die
Roſés und die Ramms vorfinden — Leute, die längſt in
Ihre Verhältniſſe eingeweiht ſind . . . Eine Hochzeitsreiſe
ſteht Ihnen natürlich frei, aber ich würde Ihnen rathen,
dieſelbe lieber im Sommer zu machen. Sie frieren dann
weniger. — Sie gehen dann meinetwegen nach der Schweiz
oder Süd-Tirol.“
Er ſchwieg eine Weile, klopfte dann dem glücklichen
Timpe junior abermals, und zwar etwas kräftiger als vor¬
dem, auf die Schulter und ſagte wieder:
„Und das Schönſte iſt, Sie werden mein Kompagnon
werden. Es iſt beſſer ſo, das Geld bleibt in der Familie . . .
Selbſtverſtändlich wenn Sie wollen. Die Geſchichte macht
ſich, he?“
Franz begnügte ſich Minuten lang mit einer ſtillen Ver¬
wunderung. Das plötzliche, greifbare Glück hatte ihn ſtumm
gemacht. Da lag die goldene Perſpektive vor ihm, mit all
ihrem märchenhaften Zauber, in dem er bereits als Jüngling
in Gedanken geſchwelgt hatte. Oh, was hatte das Schickſal
beſchloſſen, aus ihm zu machen! Er, der in der alten Ruine
da drüben geboren worden war, ſollte der Kompagnon von
Ferdinand Friedrich Urban werden? Und ganz von dieſem
Taumel ergriffen, vergaß er die reſervirte Haltung, die er in
der letzten Zeit Urban gegenüber angenommen hatte, ergriff
voller Unterwürfigkeit deſſen Hand und preßte einen Kuß
darauf.
„Sie werden mir ein zweiter Vater ſein, Herr Urban,
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