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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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Es hörte sich wie der Grabgesang eines lebendig
Verschütteten an: schauerlich und doch ergreifend. Man
schlug nun auch das Kellerfenster ein, stieß aber auf starke
Bohlen. Zudem wirbelte der Rauch tief schwarz aus der
Werkstatt heraus und erfüllte den ganzen Garten. Der
Polizeilieutenant und Schutzleute erschienen; nach wenigen
Minuten raste die Feuerwehr heran. Die Aexte der Wehr¬
leute arbeiteten sich unbarmherzig einen Weg durch die Rauch¬
wolken, dann wurden die Spritzen in das Feuer geführt.

Mit dem Knistern und Prasseln der Flammen, dem
Zischen der Wasserstrahlen, mit den Zurufen und Kommando¬
worten der Mannschaften mischte sich das Lärmen der Menge,
das von der Straße herübertönte. Endlich wurde man Herr
des Feuers und konnte ungefährdet den Weg in die Werkstatt
nehmen.

Man solle doch zu des Meisters Sohn hinüberschicken, äußerte
Jemand; er bekam aber zur Antwort, daß Timpe junior
nebst Frau seit vierzehn Tagen auf der Reise sich befinde.

Unten war es still geworden.

Thomas Beyer konnte die Zeit nicht mehr erwarten;
er nahm eine Axt und schlug gegen die Kellerthür, daß sie
krachend nachgab. Immer dichter fielen die Schläge auf aller¬
hand Gerümpel, das in Stücken die Treppe hinunterrollte.
Auf der anderen Seite bahnte man sich einen Weg durch das
Fenster.

Als man endlich von drei Seiten aus hinunter gelangte
und das Licht des Tages voll in den Raum fiel, erblickte
man Timpe. Er lag mit dem Kopf an der Leiter, die zu
der Werkstatt hinaufführte, lang ausgestreckt wie ein fried¬
lich Schlummernder da. Der Tod mußte vor wenigen

Es hörte ſich wie der Grabgeſang eines lebendig
Verſchütteten an: ſchauerlich und doch ergreifend. Man
ſchlug nun auch das Kellerfenſter ein, ſtieß aber auf ſtarke
Bohlen. Zudem wirbelte der Rauch tief ſchwarz aus der
Werkſtatt heraus und erfüllte den ganzen Garten. Der
Polizeilieutenant und Schutzleute erſchienen; nach wenigen
Minuten raſte die Feuerwehr heran. Die Aexte der Wehr¬
leute arbeiteten ſich unbarmherzig einen Weg durch die Rauch¬
wolken, dann wurden die Spritzen in das Feuer geführt.

Mit dem Kniſtern und Praſſeln der Flammen, dem
Ziſchen der Waſſerſtrahlen, mit den Zurufen und Kommando¬
worten der Mannſchaften miſchte ſich das Lärmen der Menge,
das von der Straße herübertönte. Endlich wurde man Herr
des Feuers und konnte ungefährdet den Weg in die Werkſtatt
nehmen.

Man ſolle doch zu des Meiſters Sohn hinüberſchicken, äußerte
Jemand; er bekam aber zur Antwort, daß Timpe junior
nebſt Frau ſeit vierzehn Tagen auf der Reiſe ſich befinde.

Unten war es ſtill geworden.

Thomas Beyer konnte die Zeit nicht mehr erwarten;
er nahm eine Axt und ſchlug gegen die Kellerthür, daß ſie
krachend nachgab. Immer dichter fielen die Schläge auf aller¬
hand Gerümpel, das in Stücken die Treppe hinunterrollte.
Auf der anderen Seite bahnte man ſich einen Weg durch das
Fenſter.

Als man endlich von drei Seiten aus hinunter gelangte
und das Licht des Tages voll in den Raum fiel, erblickte
man Timpe. Er lag mit dem Kopf an der Leiter, die zu
der Werkſtatt hinaufführte, lang ausgeſtreckt wie ein fried¬
lich Schlummernder da. Der Tod mußte vor wenigen

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[325/0337] Es hörte ſich wie der Grabgeſang eines lebendig Verſchütteten an: ſchauerlich und doch ergreifend. Man ſchlug nun auch das Kellerfenſter ein, ſtieß aber auf ſtarke Bohlen. Zudem wirbelte der Rauch tief ſchwarz aus der Werkſtatt heraus und erfüllte den ganzen Garten. Der Polizeilieutenant und Schutzleute erſchienen; nach wenigen Minuten raſte die Feuerwehr heran. Die Aexte der Wehr¬ leute arbeiteten ſich unbarmherzig einen Weg durch die Rauch¬ wolken, dann wurden die Spritzen in das Feuer geführt. Mit dem Kniſtern und Praſſeln der Flammen, dem Ziſchen der Waſſerſtrahlen, mit den Zurufen und Kommando¬ worten der Mannſchaften miſchte ſich das Lärmen der Menge, das von der Straße herübertönte. Endlich wurde man Herr des Feuers und konnte ungefährdet den Weg in die Werkſtatt nehmen. Man ſolle doch zu des Meiſters Sohn hinüberſchicken, äußerte Jemand; er bekam aber zur Antwort, daß Timpe junior nebſt Frau ſeit vierzehn Tagen auf der Reiſe ſich befinde. Unten war es ſtill geworden. Thomas Beyer konnte die Zeit nicht mehr erwarten; er nahm eine Axt und ſchlug gegen die Kellerthür, daß ſie krachend nachgab. Immer dichter fielen die Schläge auf aller¬ hand Gerümpel, das in Stücken die Treppe hinunterrollte. Auf der anderen Seite bahnte man ſich einen Weg durch das Fenſter. Als man endlich von drei Seiten aus hinunter gelangte und das Licht des Tages voll in den Raum fiel, erblickte man Timpe. Er lag mit dem Kopf an der Leiter, die zu der Werkſtatt hinaufführte, lang ausgeſtreckt wie ein fried¬ lich Schlummernder da. Der Tod mußte vor wenigen

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/337>, abgerufen am 21.11.2024.