Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.passe sich nicht, mit Arbeitern kameradschaftlich zu verkehren, "An dem Zierfuchs hat sich der Meister eine Ruthe für "Det stimmt", fiel Fritz Wiesel ein. "Er müßte sich "Das hilft alles nichts", meinte der kleine Sachse. "Er Oftmals wurden die Bemerkungen so laut ge¬ 3*
paſſe ſich nicht, mit Arbeitern kameradſchaftlich zu verkehren, „An dem Zierfuchs hat ſich der Meiſter eine Ruthe für „Det ſtimmt“, fiel Fritz Wieſel ein. „Er müßte ſich „Das hilft alles nichts“, meinte der kleine Sachſe. „Er Oftmals wurden die Bemerkungen ſo laut ge¬ 3*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="35"/> paſſe ſich nicht, mit Arbeitern kameradſchaftlich zu verkehren,<lb/> meinte er zu ſeinem Vater; denn es ärgerte ihn, nicht ſo<lb/> reſpektirt zu werden, wie er es wünſchte. Nur Thomas<lb/> Beyer gegenüber pflegte er beſcheiden aufzutreten, denn er<lb/> hatte es nicht vergeſſen, wie dieſer ihm einſt, als er noch<lb/> Schuljunge war, für eine arge Unverſchämtheit eine Ohrfeige<lb/> verſetzt hatte, die noch lange Zeit hindurch eine Genugthuung<lb/> für den Großvater bildete. Es hatte damals zwiſchen dem<lb/> Meiſter und ſeinem älteſten Geſellen eine heftige Szene ge¬<lb/> geben, in welcher aber ſchließlich der Gerechtigkeitsſinn Jo¬<lb/> hannes Timpe's zu Gunſten ſeines Gehilfen ſiegte. Erblickten<lb/> die Geſellen den angehenden Kaufmann, beobachteten ſie die<lb/> geckenhaften Manieren, die er ſich angeeignet hatte, ſo wurde<lb/> er zur Zielſcheibe geheimer Spöttereien, die ſeine Ohren nicht<lb/> angenehm berührt hätten, wenn er ſie vernommen haben<lb/> würde.</p><lb/> <p>„An dem Zierfuchs hat ſich der Meiſter eine Ruthe für<lb/> ſeine alten Tage gezogen“, pflegte Thomas Beyer zu ſagen<lb/> und wiederholte es auch heute.</p><lb/> <p>„Det ſtimmt“, fiel Fritz Wieſel ein. „Er müßte ſich<lb/> einmal vierzehn Tage lang an der „Bank“ die Beine aus¬<lb/> treten, vielleicht würde er dann etwas zahmer werden.“</p><lb/> <p>„Das hilft alles nichts“, meinte der kleine Sachſe. „Er<lb/> muß vier Wochen lang im Schaufenſter eines Friſeurs ſtehen,<lb/> oder zu Caſtan ins Panoptikum kommen. Da gäbe es<lb/> etwas zum Lachen.“</p><lb/> <p>Oftmals wurden die Bemerkungen ſo laut ge¬<lb/> than, daß Franz Timpe etwas von ihnen auffing.<lb/> Er ſchäumte dann vor Wuth, ſchwieg jedoch, weil er<lb/> fürchtete, ſich noch lächerlicher zu machen; oder er ſchlug den<lb/> <fw place="bottom" type="sig">3*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0047]
paſſe ſich nicht, mit Arbeitern kameradſchaftlich zu verkehren,
meinte er zu ſeinem Vater; denn es ärgerte ihn, nicht ſo
reſpektirt zu werden, wie er es wünſchte. Nur Thomas
Beyer gegenüber pflegte er beſcheiden aufzutreten, denn er
hatte es nicht vergeſſen, wie dieſer ihm einſt, als er noch
Schuljunge war, für eine arge Unverſchämtheit eine Ohrfeige
verſetzt hatte, die noch lange Zeit hindurch eine Genugthuung
für den Großvater bildete. Es hatte damals zwiſchen dem
Meiſter und ſeinem älteſten Geſellen eine heftige Szene ge¬
geben, in welcher aber ſchließlich der Gerechtigkeitsſinn Jo¬
hannes Timpe's zu Gunſten ſeines Gehilfen ſiegte. Erblickten
die Geſellen den angehenden Kaufmann, beobachteten ſie die
geckenhaften Manieren, die er ſich angeeignet hatte, ſo wurde
er zur Zielſcheibe geheimer Spöttereien, die ſeine Ohren nicht
angenehm berührt hätten, wenn er ſie vernommen haben
würde.
„An dem Zierfuchs hat ſich der Meiſter eine Ruthe für
ſeine alten Tage gezogen“, pflegte Thomas Beyer zu ſagen
und wiederholte es auch heute.
„Det ſtimmt“, fiel Fritz Wieſel ein. „Er müßte ſich
einmal vierzehn Tage lang an der „Bank“ die Beine aus¬
treten, vielleicht würde er dann etwas zahmer werden.“
„Das hilft alles nichts“, meinte der kleine Sachſe. „Er
muß vier Wochen lang im Schaufenſter eines Friſeurs ſtehen,
oder zu Caſtan ins Panoptikum kommen. Da gäbe es
etwas zum Lachen.“
Oftmals wurden die Bemerkungen ſo laut ge¬
than, daß Franz Timpe etwas von ihnen auffing.
Er ſchäumte dann vor Wuth, ſchwieg jedoch, weil er
fürchtete, ſich noch lächerlicher zu machen; oder er ſchlug den
3*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |