Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.Johannes Timpe kam aus der Ueberrumpelung nicht "Nein, ich thue es nicht," sagte er fest und bestimmt. "Ich lege noch tausend Thaler baar hinzu --" Timpe machte eine abwehrende Handbewegung. "Nun dann mein letztes Gebot, weil mir durchaus an Es war dieselbe Situation. Johannes Timpe wurde Der starrsinnige Greis, dessen feinem Gehör die Unter¬ "Da haben Sie es gehört", sagte Timpe lachend, un¬ "Merkwürdige Menschen, die Sie sind! Sie werden es Johannes Timpe kam aus der Ueberrumpelung nicht „Nein, ich thue es nicht,“ ſagte er feſt und beſtimmt. „Ich lege noch tauſend Thaler baar hinzu —“ Timpe machte eine abwehrende Handbewegung. „Nun dann mein letztes Gebot, weil mir durchaus an Es war dieſelbe Situation. Johannes Timpe wurde Der ſtarrſinnige Greis, deſſen feinem Gehör die Unter¬ „Da haben Sie es gehört“, ſagte Timpe lachend, un¬ „Merkwürdige Menſchen, die Sie ſind! Sie werden es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055" n="43"/> <p>Johannes Timpe kam aus der Ueberrumpelung nicht<lb/> heraus. Einige Augenblicke blickte er ſinnend vor ſich hin und<lb/> überlegte ſich die Sache äußerſt reiflich. Das Angebot war<lb/> ein verlockendes. Da fiel ſein Blick auf die hinfällige Geſtalt<lb/> ſeines Vaters, der ſein Leben auf dieſer Scholle Erde zu<lb/> beſchließen gedachte. Sein Entſchluß war ein für allemal gefaßt.</p><lb/> <p>„Nein, ich thue es nicht,“ ſagte er feſt und beſtimmt.</p><lb/> <p>„Ich lege noch tauſend Thaler baar hinzu —“</p><lb/> <p>Timpe machte eine abwehrende Handbewegung.</p><lb/> <p>„Nun dann mein letztes Gebot, weil mir durchaus an<lb/> dieſer Ecke etwas liegt: Ich zahle Ihnen den dreifachen Werth,<lb/> und zwar in baarem Gelde, Schlagen Sie ein und ſeien Sie<lb/> nicht thöricht.“</p><lb/> <p>Es war dieſelbe Situation. Johannes Timpe wurde<lb/> ſchwankend, die Ausſicht auf leichten Gewinn lockte, das baare<lb/> Geld lachte ihn im Geiſte an. Er hatte ſich niemals träumen<lb/> laſſen, daß aus ſeinem Grund und Boden über Nacht Reich¬<lb/> thümer zu ſchlagen ſeien. Abermals richtete er den Blick<lb/> nach der Hofthür, von woher im ſelben Augenblick die Worte<lb/> ſchallten: „Das Haus verkaufen wir nicht. Dabei bleibts!“</p><lb/> <p>Der ſtarrſinnige Greis, deſſen feinem Gehör die Unter¬<lb/> haltung nicht entgangen war, drehte ſich kurz um und ließ wieder<lb/> den Dreiklang ſeiner Pantoffeln und der Stütze vernehmen.</p><lb/> <p>„Da haben Sie es gehört“, ſagte Timpe lachend, un¬<lb/> gemein vergnügt darüber, in dem Großvater einen Befreier<lb/> aus ſeiner Pein gefunden zu haben. „Das iſt die letzte<lb/> Inſtanz, und dagegen iſt nichts zu machen. Reden wir nicht<lb/> mehr darüber, Herr Urban.“</p><lb/> <p>„Merkwürdige Menſchen, die Sie ſind! Sie werden es<lb/> eines Tages bereuen.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [43/0055]
Johannes Timpe kam aus der Ueberrumpelung nicht
heraus. Einige Augenblicke blickte er ſinnend vor ſich hin und
überlegte ſich die Sache äußerſt reiflich. Das Angebot war
ein verlockendes. Da fiel ſein Blick auf die hinfällige Geſtalt
ſeines Vaters, der ſein Leben auf dieſer Scholle Erde zu
beſchließen gedachte. Sein Entſchluß war ein für allemal gefaßt.
„Nein, ich thue es nicht,“ ſagte er feſt und beſtimmt.
„Ich lege noch tauſend Thaler baar hinzu —“
Timpe machte eine abwehrende Handbewegung.
„Nun dann mein letztes Gebot, weil mir durchaus an
dieſer Ecke etwas liegt: Ich zahle Ihnen den dreifachen Werth,
und zwar in baarem Gelde, Schlagen Sie ein und ſeien Sie
nicht thöricht.“
Es war dieſelbe Situation. Johannes Timpe wurde
ſchwankend, die Ausſicht auf leichten Gewinn lockte, das baare
Geld lachte ihn im Geiſte an. Er hatte ſich niemals träumen
laſſen, daß aus ſeinem Grund und Boden über Nacht Reich¬
thümer zu ſchlagen ſeien. Abermals richtete er den Blick
nach der Hofthür, von woher im ſelben Augenblick die Worte
ſchallten: „Das Haus verkaufen wir nicht. Dabei bleibts!“
Der ſtarrſinnige Greis, deſſen feinem Gehör die Unter¬
haltung nicht entgangen war, drehte ſich kurz um und ließ wieder
den Dreiklang ſeiner Pantoffeln und der Stütze vernehmen.
„Da haben Sie es gehört“, ſagte Timpe lachend, un¬
gemein vergnügt darüber, in dem Großvater einen Befreier
aus ſeiner Pein gefunden zu haben. „Das iſt die letzte
Inſtanz, und dagegen iſt nichts zu machen. Reden wir nicht
mehr darüber, Herr Urban.“
„Merkwürdige Menſchen, die Sie ſind! Sie werden es
eines Tages bereuen.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |