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Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.

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liess in ihrem Hause und auf ihre Kosten alle 4-6 Wochen Gottesdienst durch herbeigerufene prot. Geistliche halten. Ihr Alter war durch viele Gebrechen und Sorgen erschwert. Ein Schlaganfall nahm sie zu Weihnachten 1906 hinweg; in Vannes wartet sie ihrer Auferstehung.

Am 27 Mai 1837, meinem 7. Geburtstage ging der Vater seine 2. Ehe ein. Die Tochter des Appellationsrates Ludwig Hoffmann: Karoline Hoffmann wurde meine zweite Mutter, mir eine liebevolle Mutter, die mir ihre treue Liebe bis an ihr Ende bewahrte. Durch sie erweiterte sich unser Familienkreis bedeutend, denn ihre 4 Geschwister wurden mir Tanten und Onkel, alle bis auf Tante Nettchen in Zweibrücken gestorben. Es waren folgende:

1) Julie, eine kluge und selbstbewusste Dame, die eine Privatschule mit Pensionat unterhielt, sich damit ohne jegliche Unterstützung vonseiten der Stadt oder des Staates durchschlug unter viel Kämpfen mit der Empfindlichkeit der Eltern.

2) Henriette genannt Nettchen, die den Pensionshaushalt leitete, äusserst gutmüthig und bescheiden, im höheren Alter das Gedächtnis so vollkommen verlierend, dass sie Niemand mehr erkannte, alle Begebenheiten, gross und klein, vergass und sich in den bekanntesten Strassen verirrte.

3) Lili, unter ihren ausnahmslos religiösen Geschwistern diejenige, die das Evangelium am tiefsten in sich aufnahm. Sie verheiratete sich spät mit einem Gymnasialprofessor Helfreich. Ihre 2 Kinder starben erwachsen, der Sohn im Irrsinn, die Tochter an einem Rückenmarksleiden.

4) Karl, ein ausnehmend stattlicher Mann, der dem König Ludwig I so sehr gefiel, dass er bei einer Audienz zu Aschaffenburg seine Gemahlin Therese herbeirief und ihr sagte: Siehst Du, so sieht ein richtiger Pfälzer aus. Onkel Karl starb als Appellationsgerichtsrat in Zweibrücken, Seine Kinder sind zerstreut und mir aus den Augen gekommen.

Alle 4 Geschwister meiner Mutter haben mir viel Liebe erwiesen und ich bewahre ihnen ein treues, dankbares Andenken.

liess in ihrem Hause und auf ihre Kosten alle 4-6 Wochen Gottesdienst durch herbeigerufene prot. Geistliche halten. Ihr Alter war durch viele Gebrechen und Sorgen erschwert. Ein Schlaganfall nahm sie zu Weihnachten 1906 hinweg; in Vannes wartet sie ihrer Auferstehung.

Am 27 Mai 1837, meinem 7. Geburtstage ging der Vater seine 2. Ehe ein. Die Tochter des Appellationsrates Ludwig Hoffmann: Karoline Hoffmann wurde meine zweite Mutter, mir eine liebevolle Mutter, die mir ihre treue Liebe bis an ihr Ende bewahrte. Durch sie erweiterte sich unser Familienkreis bedeutend, denn ihre 4 Geschwister wurden mir Tanten und Onkel, alle bis auf Tante Nettchen in Zweibrücken gestorben. Es waren folgende:

1) Julie, eine kluge und selbstbewusste Dame, die eine Privatschule mit Pensionat unterhielt, sich damit ohne jegliche Unterstützung vonseiten der Stadt oder des Staates durchschlug unter viel Kämpfen mit der Empfindlichkeit der Eltern.

2) Henriette genannt Nettchen, die den Pensionshaushalt leitete, äusserst gutmüthig und bescheiden, im höheren Alter das Gedächtnis so vollkommen verlierend, dass sie Niemand mehr erkannte, alle Begebenheiten, gross und klein, vergass und sich in den bekanntesten Strassen verirrte.

3) Lili, unter ihren ausnahmslos religiösen Geschwistern diejenige, die das Evangelium am tiefsten in sich aufnahm. Sie verheiratete sich spät mit einem Gymnasialprofessor Helfreich. Ihre 2 Kinder starben erwachsen, der Sohn im Irrsinn, die Tochter an einem Rückenmarksleiden.

4) Karl, ein ausnehmend stattlicher Mann, der dem König Ludwig I so sehr gefiel, dass er bei einer Audienz zu Aschaffenburg seine Gemahlin Therese herbeirief und ihr sagte: Siehst Du, so sieht ein richtiger Pfälzer aus. Onkel Karl starb als Appellationsgerichtsrat in Zweibrücken, Seine Kinder sind zerstreut und mir aus den Augen gekommen.

Alle 4 Geschwister meiner Mutter haben mir viel Liebe erwiesen und ich bewahre ihnen ein treues, dankbares Andenken.

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        <p>1) Julie, eine kluge und selbstbewusste Dame, die eine Privatschule mit Pensionat unterhielt, sich damit ohne jegliche Unterstützung vonseiten der Stadt oder des Staates durchschlug unter viel Kämpfen mit der Empfindlichkeit der Eltern.</p>
        <p>2) Henriette genannt Nettchen, die den Pensionshaushalt leitete, äusserst gutmüthig und bescheiden, im höheren Alter das Gedächtnis so vollkommen verlierend, dass sie Niemand mehr erkannte, alle Begebenheiten, gross und klein, vergass und sich in den bekanntesten Strassen verirrte.</p>
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        <p>Alle 4 Geschwister meiner Mutter haben mir viel Liebe erwiesen und ich bewahre ihnen ein treues, dankbares Andenken.</p>
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[6/0006] liess in ihrem Hause und auf ihre Kosten alle 4-6 Wochen Gottesdienst durch herbeigerufene prot. Geistliche halten. Ihr Alter war durch viele Gebrechen und Sorgen erschwert. Ein Schlaganfall nahm sie zu Weihnachten 1906 hinweg; in Vannes wartet sie ihrer Auferstehung. Am 27 Mai 1837, meinem 7. Geburtstage ging der Vater seine 2. Ehe ein. Die Tochter des Appellationsrates Ludwig Hoffmann: Karoline Hoffmann wurde meine zweite Mutter, mir eine liebevolle Mutter, die mir ihre treue Liebe bis an ihr Ende bewahrte. Durch sie erweiterte sich unser Familienkreis bedeutend, denn ihre 4 Geschwister wurden mir Tanten und Onkel, alle bis auf Tante Nettchen in Zweibrücken gestorben. Es waren folgende: 1) Julie, eine kluge und selbstbewusste Dame, die eine Privatschule mit Pensionat unterhielt, sich damit ohne jegliche Unterstützung vonseiten der Stadt oder des Staates durchschlug unter viel Kämpfen mit der Empfindlichkeit der Eltern. 2) Henriette genannt Nettchen, die den Pensionshaushalt leitete, äusserst gutmüthig und bescheiden, im höheren Alter das Gedächtnis so vollkommen verlierend, dass sie Niemand mehr erkannte, alle Begebenheiten, gross und klein, vergass und sich in den bekanntesten Strassen verirrte. 3) Lili, unter ihren ausnahmslos religiösen Geschwistern diejenige, die das Evangelium am tiefsten in sich aufnahm. Sie verheiratete sich spät mit einem Gymnasialprofessor Helfreich. Ihre 2 Kinder starben erwachsen, der Sohn im Irrsinn, die Tochter an einem Rückenmarksleiden. 4) Karl, ein ausnehmend stattlicher Mann, der dem König Ludwig I so sehr gefiel, dass er bei einer Audienz zu Aschaffenburg seine Gemahlin Therese herbeirief und ihr sagte: Siehst Du, so sieht ein richtiger Pfälzer aus. Onkel Karl starb als Appellationsgerichtsrat in Zweibrücken, Seine Kinder sind zerstreut und mir aus den Augen gekommen. Alle 4 Geschwister meiner Mutter haben mir viel Liebe erwiesen und ich bewahre ihnen ein treues, dankbares Andenken.

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Zitationshilfe: Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krieger_lebenserinnerungen_1907/6>, abgerufen am 22.11.2024.