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Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.

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Der zweiten Ehe meines Vaters entsprossten 3 Söhne:

1) Ludwig, geboren 1838, ein begabter Mensch, der es in seinen Studenten- und Kandidatenjahren oft etwas toll trieb, aber das Arbeiten nicht dabei vergass, sodass er ein sehr tüchtiger Jurist wurde. Als junger Gerichtsbeamter wurde er bei einer Reorganisation der bayr. Gerichte an das neuerrichtete Appellationsgericht in Aschaffenburg berufen, um dort als Ober-Sekretär den Geschäftsgang zu ordnen und zu leiten. 1871 trat er auf besondere Aufforderung nach dem Elsass in Reichsdienst über und wählte sich das Notariat in Gebweiler, unter der Bedingung, dass dort nur 1 statt bisher 2 Notariaten verblieben. Später siedelte er nach Colmar und endlich nach Mülhausen im Elsass, auf das einträgliche Notariat im Reichslande über, wurde Prüfungskommissär für den Notariatsdienst und schied 1901 mit Einführung des neuen bürgerlichen Gesetzbuches aus dem Dienst mit den Titeln Justizrat und Ehrennotar, sowie dem rothen Adlerorden ausgezeichnet. Im Jahre 1879 hatte er sich mit Marie Fink aus Glogau verehelicht. Das einzige Kind aus dieser Ehe starb als Säugling. Ludwig wählte sich als Ruhesitz München, besonders wegen der dort gebotenen musikalischen Genüsse, denn er trieb als guter Violinspieler viel Musik und hatte für klassische und ernste Musik ein tiefes Verständnis. Seinen Ruhestand genoss er nicht lange; zu Pfingsten 1907 starb er an Leberkrebs. Sein nicht unbedeutendes Vermögen verblieb seiner Witwe als freies Eigenthum. Es sei ihr von Herzen gegönnt! Aber es hätte mich gefreut und meinen Söhnen und Enkeln wohlgethan, wenn er einen Theil seines Vermögens seiner Stammfamilie wenigstens für die Zukunft zugewiesen hätte.

2) Mein zweiter Stiefbruder Paul, geboren 1840, war ein hochaufgeschossener, stiller Mensch, der das Ingenieurfach in Nürnberg und München studierte und in letztgenannter Stadt dem Thyphus erlag.

Der zweiten Ehe meines Vaters entsprossten 3 Söhne:

1) Ludwig, geboren 1838, ein begabter Mensch, der es in seinen Studenten- und Kandidatenjahren oft etwas toll trieb, aber das Arbeiten nicht dabei vergass, sodass er ein sehr tüchtiger Jurist wurde. Als junger Gerichtsbeamter wurde er bei einer Reorganisation der bayr. Gerichte an das neuerrichtete Appellationsgericht in Aschaffenburg berufen, um dort als Ober-Sekretär den Geschäftsgang zu ordnen und zu leiten. 1871 trat er auf besondere Aufforderung nach dem Elsass in Reichsdienst über und wählte sich das Notariat in Gebweiler, unter der Bedingung, dass dort nur 1 statt bisher 2 Notariaten verblieben. Später siedelte er nach Colmar und endlich nach Mülhausen im Elsass, auf das einträgliche Notariat im Reichslande über, wurde Prüfungskommissär für den Notariatsdienst und schied 1901 mit Einführung des neuen bürgerlichen Gesetzbuches aus dem Dienst mit den Titeln Justizrat und Ehrennotar, sowie dem rothen Adlerorden ausgezeichnet. Im Jahre 1879 hatte er sich mit Marie Fink aus Glogau verehelicht. Das einzige Kind aus dieser Ehe starb als Säugling. Ludwig wählte sich als Ruhesitz München, besonders wegen der dort gebotenen musikalischen Genüsse, denn er trieb als guter Violinspieler viel Musik und hatte für klassische und ernste Musik ein tiefes Verständnis. Seinen Ruhestand genoss er nicht lange; zu Pfingsten 1907 starb er an Leberkrebs. Sein nicht unbedeutendes Vermögen verblieb seiner Witwe als freies Eigenthum. Es sei ihr von Herzen gegönnt! Aber es hätte mich gefreut und meinen Söhnen und Enkeln wohlgethan, wenn er einen Theil seines Vermögens seiner Stammfamilie wenigstens für die Zukunft zugewiesen hätte.

2) Mein zweiter Stiefbruder Paul, geboren 1840, war ein hochaufgeschossener, stiller Mensch, der das Ingenieurfach in Nürnberg und München studierte und in letztgenannter Stadt dem Thyphus erlag.

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[7/0007] Der zweiten Ehe meines Vaters entsprossten 3 Söhne: 1) Ludwig, geboren 1838, ein begabter Mensch, der es in seinen Studenten- und Kandidatenjahren oft etwas toll trieb, aber das Arbeiten nicht dabei vergass, sodass er ein sehr tüchtiger Jurist wurde. Als junger Gerichtsbeamter wurde er bei einer Reorganisation der bayr. Gerichte an das neuerrichtete Appellationsgericht in Aschaffenburg berufen, um dort als Ober-Sekretär den Geschäftsgang zu ordnen und zu leiten. 1871 trat er auf besondere Aufforderung nach dem Elsass in Reichsdienst über und wählte sich das Notariat in Gebweiler, unter der Bedingung, dass dort nur 1 statt bisher 2 Notariaten verblieben. Später siedelte er nach Colmar und endlich nach Mülhausen im Elsass, auf das einträgliche Notariat im Reichslande über, wurde Prüfungskommissär für den Notariatsdienst und schied 1901 mit Einführung des neuen bürgerlichen Gesetzbuches aus dem Dienst mit den Titeln Justizrat und Ehrennotar, sowie dem rothen Adlerorden ausgezeichnet. Im Jahre 1879 hatte er sich mit Marie Fink aus Glogau verehelicht. Das einzige Kind aus dieser Ehe starb als Säugling. Ludwig wählte sich als Ruhesitz München, besonders wegen der dort gebotenen musikalischen Genüsse, denn er trieb als guter Violinspieler viel Musik und hatte für klassische und ernste Musik ein tiefes Verständnis. Seinen Ruhestand genoss er nicht lange; zu Pfingsten 1907 starb er an Leberkrebs. Sein nicht unbedeutendes Vermögen verblieb seiner Witwe als freies Eigenthum. Es sei ihr von Herzen gegönnt! Aber es hätte mich gefreut und meinen Söhnen und Enkeln wohlgethan, wenn er einen Theil seines Vermögens seiner Stammfamilie wenigstens für die Zukunft zugewiesen hätte. 2) Mein zweiter Stiefbruder Paul, geboren 1840, war ein hochaufgeschossener, stiller Mensch, der das Ingenieurfach in Nürnberg und München studierte und in letztgenannter Stadt dem Thyphus erlag.

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Zitationshilfe: Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krieger_lebenserinnerungen_1907/7>, abgerufen am 22.11.2024.