Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.mich nicht das Verlangen nach ihrer mir so werthen Gesellschaft, und das Vergnü- gen an des Herrn von Rosenecks weisen Gesprächen, so sehr gereitzet, so wäre ich dem leztern nimmermehr hieher gefolget. Denn ich muß es gestehen, kein Umgang ist verdrießlicher, als den man mit den Herren Geistlichen pfleget. Es ist nicht anders, als ob man mit Leuten aus einer andern Welt umgehet, wenn man mit den meisten unter ihnen zu thun hat. Sie haben sich weder auf eine gründliche, noch auf eine zierliche Gelehrsamkeit geleget, sie wissen weiter nichts, als wie sie die Po- stillen auf eine gelehrte Weise bestehlen sol- len, und glauben nichts lieber, als daß die Concordanz einem Prediger ein unentbehr- liches Buch ist. Mit gesitteten Leuten sind sie auch niemals umgangen, und sich um die grosse Welt bekümmern halten sie für eine Todsünde. Wollen sie eine Gesell- schaft unterhalten, so führen sie die theolo- gische Reden an, über welche dieser oder jene Bürger sanft und selig eingeschlafen, oder wann sie gelehrt heissen wollen, so loben sie die beste syrische oder arabische Grammatick. Ueberdem sind sie in ihrer Begierde andere zu bekehren so unver- schämt, daß sie an Leute, mit welchen sie zum erstenmale sprechen, ihre erste Frage seyn lassen, ob sie, nach ihrer Art zu re- den, schon zum geistlichen Durchbruche gekom-
mich nicht das Verlangen nach ihrer mir ſo werthen Geſellſchaft, und das Vergnuͤ- gen an des Herrn von Roſenecks weiſen Geſpraͤchen, ſo ſehr gereitzet, ſo waͤre ich dem leztern nimmermehr hieher gefolget. Denn ich muß es geſtehen, kein Umgang iſt verdrießlicher, als den man mit den Herren Geiſtlichen pfleget. Es iſt nicht anders, als ob man mit Leuten aus einer andern Welt umgehet, wenn man mit den meiſten unter ihnen zu thun hat. Sie haben ſich weder auf eine gruͤndliche, noch auf eine zierliche Gelehrſamkeit geleget, ſie wiſſen weiter nichts, als wie ſie die Po- ſtillen auf eine gelehrte Weiſe beſtehlen ſol- len, und glauben nichts lieber, als daß die Concordanz einem Prediger ein unentbehr- liches Buch iſt. Mit geſitteten Leuten ſind ſie auch niemals umgangen, und ſich um die groſſe Welt bekuͤmmern halten ſie fuͤr eine Todſuͤnde. Wollen ſie eine Geſell- ſchaft unterhalten, ſo fuͤhren ſie die theolo- giſche Reden an, uͤber welche dieſer oder jene Buͤrger ſanft und ſelig eingeſchlafen, oder wann ſie gelehrt heiſſen wollen, ſo loben ſie die beſte ſyriſche oder arabiſche Grammatick. Ueberdem ſind ſie in ihrer Begierde andere zu bekehren ſo unver- ſchaͤmt, daß ſie an Leute, mit welchen ſie zum erſtenmale ſprechen, ihre erſte Frage ſeyn laſſen, ob ſie, nach ihrer Art zu re- den, ſchon zum geiſtlichen Durchbruche gekom-
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mich nicht das Verlangen nach ihrer mir
ſo werthen Geſellſchaft, und das Vergnuͤ-
gen an des Herrn von Roſenecks weiſen
Geſpraͤchen, ſo ſehr gereitzet, ſo waͤre ich
dem leztern nimmermehr hieher gefolget.
Denn ich muß es geſtehen, kein Umgang
iſt verdrießlicher, als den man mit den
Herren Geiſtlichen pfleget. Es iſt nicht
anders, als ob man mit Leuten aus einer
andern Welt umgehet, wenn man mit
den meiſten unter ihnen zu thun hat. Sie
haben ſich weder auf eine gruͤndliche, noch
auf eine zierliche Gelehrſamkeit geleget, ſie
wiſſen weiter nichts, als wie ſie die Po-
ſtillen auf eine gelehrte Weiſe beſtehlen ſol-
len, und glauben nichts lieber, als daß die
Concordanz einem Prediger ein unentbehr-
liches Buch iſt. Mit geſitteten Leuten ſind
ſie auch niemals umgangen, und ſich um
die groſſe Welt bekuͤmmern halten ſie fuͤr
eine Todſuͤnde. Wollen ſie eine Geſell-
ſchaft unterhalten, ſo fuͤhren ſie die theolo-
giſche Reden an, uͤber welche dieſer oder
jene Buͤrger ſanft und ſelig eingeſchlafen,
oder wann ſie gelehrt heiſſen wollen, ſo
loben ſie die beſte ſyriſche oder arabiſche
Grammatick. Ueberdem ſind ſie in ihrer
Begierde andere zu bekehren ſo unver-
ſchaͤmt, daß ſie an Leute, mit welchen ſie
zum erſtenmale ſprechen, ihre erſte Frage
ſeyn laſſen, ob ſie, nach ihrer Art zu re-
den, ſchon zum geiſtlichen Durchbruche
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