Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743. Muffel. Damit muß ich besser umzugehen wis- sen, Herr Confrater. Jch bin zwey Wo- chen eher im Amte, als sie. Tempelst. Wie wollen sie es doch angreifen? Jch bin erst kürzlich in der Stadt gewesen. Meynen sie nicht, daß ich was rechts dar- aus mitgebracht habe? Muffel. Und wann sie auch die Stadt selbst mitgebracht hätten, so müssen sie wissen, daß ich eine Postille mehr habe als sie, sie haben ohndem daran eine ungerade Zahl. Tempelst. Reden sie nur gar nichts mehr, Herr Confrater, mein Dorf ist ein königliches Dorf, und ihres gehört nur einem Edel- manne. Jch habe mehr Macht den Teu- fel zu bannen, als sie. Wilh. Was helfen ihnen diese unnöthigen Worte, meine Herren? ich werde mich vor dem königlichen Dorfpriester so wenig fürch- ten, als vor dem adelichen. Fr. v. B. Wer wird aber den Ansang von ih- nen wachen, meine Herren? Wilh. Nun wird es gewiß wieder einen Rang- streit setzen. Muffel. Weil ich Wirth im Hause bin, so muß der Herr Tempelstolz die Ehre haben, der erste zu seyn. (will abgehen) Tempelst. (hält ihn) Nein, sie sind zwo Wo- chen länger im Amte, sie müssen anfangen. (will abgehen) Muffel. (hält ihn) Sie kommen erst aus der Stadt,
Muffel. Damit muß ich beſſer umzugehen wiſ- ſen, Herr Confrater. Jch bin zwey Wo- chen eher im Amte, als ſie. Tempelſt. Wie wollen ſie es doch angreifen? Jch bin erſt kuͤrzlich in der Stadt geweſen. Meynen ſie nicht, daß ich was rechts dar- aus mitgebracht habe? Muffel. Und wann ſie auch die Stadt ſelbſt mitgebracht haͤtten, ſo muͤſſen ſie wiſſen, daß ich eine Poſtille mehr habe als ſie, ſie haben ohndem daran eine ungerade Zahl. Tempelſt. Reden ſie nur gar nichts mehr, Herr Confrater, mein Dorf iſt ein koͤnigliches Dorf, und ihres gehoͤrt nur einem Edel- manne. Jch habe mehr Macht den Teu- fel zu bannen, als ſie. Wilh. Was helfen ihnen dieſe unnoͤthigen Worte, meine Herren? ich werde mich vor dem koͤniglichen Dorfprieſter ſo wenig fuͤrch- ten, als vor dem adelichen. Fr. v. B. Wer wird aber den Anſang von ih- nen wachen, meine Herren? Wilh. Nun wird es gewiß wieder einen Rang- ſtreit ſetzen. Muffel. Weil ich Wirth im Hauſe bin, ſo muß der Herr Tempelſtolz die Ehre haben, der erſte zu ſeyn. (will abgehen) Tempelſt. (haͤlt ihn) Nein, ſie ſind zwo Wo- chen laͤnger im Amte, ſie muͤſſen anfangen. (will abgehen) Muffel. (haͤlt ihn) Sie kommen erſt aus der Stadt,
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Muffel. Damit muß ich beſſer umzugehen wiſ-
ſen, Herr Confrater. Jch bin zwey Wo-
chen eher im Amte, als ſie.
Tempelſt. Wie wollen ſie es doch angreifen?
Jch bin erſt kuͤrzlich in der Stadt geweſen.
Meynen ſie nicht, daß ich was rechts dar-
aus mitgebracht habe?
Muffel. Und wann ſie auch die Stadt ſelbſt
mitgebracht haͤtten, ſo muͤſſen ſie wiſſen,
daß ich eine Poſtille mehr habe als ſie, ſie
haben ohndem daran eine ungerade Zahl.
Tempelſt. Reden ſie nur gar nichts mehr, Herr
Confrater, mein Dorf iſt ein koͤnigliches
Dorf, und ihres gehoͤrt nur einem Edel-
manne. Jch habe mehr Macht den Teu-
fel zu bannen, als ſie.
Wilh. Was helfen ihnen dieſe unnoͤthigen
Worte, meine Herren? ich werde mich vor
dem koͤniglichen Dorfprieſter ſo wenig fuͤrch-
ten, als vor dem adelichen.
Fr. v. B. Wer wird aber den Anſang von ih-
nen wachen, meine Herren?
Wilh. Nun wird es gewiß wieder einen Rang-
ſtreit ſetzen.
Muffel. Weil ich Wirth im Hauſe bin, ſo muß
der Herr Tempelſtolz die Ehre haben, der
erſte zu ſeyn. (will abgehen)
Tempelſt. (haͤlt ihn) Nein, ſie ſind zwo Wo-
chen laͤnger im Amte, ſie muͤſſen anfangen.
(will abgehen)
Muffel. (haͤlt ihn) Sie kommen erſt aus der
Stadt,
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