Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.gewesenen Liebhaber noch grossen Dank dazu gesagt. Herr v. R. (aus tiefen Gedancken) Jhr hät- tet mir nichts nützlichers entdecken können, Peter. Wir müssen es dahin bringen, daß sich Muffel noch eher mit Cathrinen versprechen muß, ehe die Fräulein Wil- helmine von ihrer Mutter ihm die Hand zu geben gezwungen wird. Meine Schwe- ster muß also Nachricht von dieser heimli- chen Liebesausschweifung des Herrn Muf- fels bekommen. Jch befürchte aber, daß ihre Vorurtheile für ihn nicht zulassen möchten, uns das geringste zu glauben, wo wir es ihr nicht augenscheinlich machen. Peter. Lassen sie mich nur machen, ich will diese Heimlichkeit meines Herrn auf eine Art offenbar machen, welche gewiß in die Au- gen fallen soll. Herr v. R. Versucht es, Peter, und thut euer möglichstes dabey. Die Frau Conreckto- rin will ich auch gebeten haben, sich nicht eher sehen zu lassen, als bis Peter den Herrn Muffel öffentlich schamroth gemacht hat. Wann sie sodann zu rechter Zeit dazu kommen, und sich dem Herrn Tem- pelstolz als seine verstoßne, und von hoher Obrigkeit wiedergegebene Braut zeigen, so wird meine Schwester beyde Augen zu- gleich aufthun müssen. Wann sie uns in dieser Sache helfen wollen, so soll es auf meiner
geweſenen Liebhaber noch groſſen Dank dazu geſagt. Herr v. R. (aus tiefen Gedancken) Jhr haͤt- tet mir nichts nuͤtzlichers entdecken koͤnnen, Peter. Wir muͤſſen es dahin bringen, daß ſich Muffel noch eher mit Cathrinen verſprechen muß, ehe die Fraͤulein Wil- helmine von ihrer Mutter ihm die Hand zu geben gezwungen wird. Meine Schwe- ſter muß alſo Nachricht von dieſer heimli- chen Liebesausſchweifung des Herrn Muf- fels bekommen. Jch befuͤrchte aber, daß ihre Vorurtheile fuͤr ihn nicht zulaſſen moͤchten, uns das geringſte zu glauben, wo wir es ihr nicht augenſcheinlich machen. Peter. Laſſen ſie mich nur machen, ich will dieſe Heimlichkeit meines Herrn auf eine Art offenbar machen, welche gewiß in die Au- gen fallen ſoll. Herr v. R. Verſucht es, Peter, und thut euer moͤglichſtes dabey. Die Frau Conreckto- rin will ich auch gebeten haben, ſich nicht eher ſehen zu laſſen, als bis Peter den Herrn Muffel oͤffentlich ſchamroth gemacht hat. Wann ſie ſodann zu rechter Zeit dazu kommen, und ſich dem Herrn Tem- pelſtolz als ſeine verſtoßne, und von hoher Obrigkeit wiedergegebene Braut zeigen, ſo wird meine Schweſter beyde Augen zu- gleich aufthun muͤſſen. Wann ſie uns in dieſer Sache helfen wollen, ſo ſoll es auf meiner
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geweſenen Liebhaber noch groſſen Dank
dazu geſagt.
Herr v. R. (aus tiefen Gedancken) Jhr haͤt-
tet mir nichts nuͤtzlichers entdecken koͤnnen,
Peter. Wir muͤſſen es dahin bringen,
daß ſich Muffel noch eher mit Cathrinen
verſprechen muß, ehe die Fraͤulein Wil-
helmine von ihrer Mutter ihm die Hand
zu geben gezwungen wird. Meine Schwe-
ſter muß alſo Nachricht von dieſer heimli-
chen Liebesausſchweifung des Herrn Muf-
fels bekommen. Jch befuͤrchte aber, daß
ihre Vorurtheile fuͤr ihn nicht zulaſſen
moͤchten, uns das geringſte zu glauben,
wo wir es ihr nicht augenſcheinlich machen.
Peter. Laſſen ſie mich nur machen, ich will dieſe
Heimlichkeit meines Herrn auf eine Art
offenbar machen, welche gewiß in die Au-
gen fallen ſoll.
Herr v. R. Verſucht es, Peter, und thut euer
moͤglichſtes dabey. Die Frau Conreckto-
rin will ich auch gebeten haben, ſich nicht
eher ſehen zu laſſen, als bis Peter den
Herrn Muffel oͤffentlich ſchamroth gemacht
hat. Wann ſie ſodann zu rechter Zeit
dazu kommen, und ſich dem Herrn Tem-
pelſtolz als ſeine verſtoßne, und von hoher
Obrigkeit wiedergegebene Braut zeigen,
ſo wird meine Schweſter beyde Augen zu-
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