Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

in den allerältesten Zeiten.
anzustellen. Sie war zwar von keiner Haselstaude, son-
dern nur von Drathe, welcher mit Faden umwunden war
verfertiget worden: sie hatte aber einen Künstler zum
Urheber, welcher sich auf die Geheimniß volle Wissenschaft
Wünschelruthen zu machen verstund, und war ihm von je-
manden mit 6. Thaler bezahlt worden. Denn ob sie schon den
äussern Werth nach kaum 6. gl. werth war: so war doch
dieses in Ansehung ihrer innern Kraft, und darinnen ver-
borgenen Geheimnisse für gar nichts zu rechnen. Ich hät-
te die Freyheit gehabt, Schätze damit zu suchen; aber ich
achtete alle Reichthümer für nichts, um blos meine Leser
glücklich zu machen. Daher will ich ihnen das ganze In-
strument aufrichtig beschreiben, daß sie sich es nachmachen
lassen können. Sollte aber die gewünschte Wirkung wi-
der verhoffen nicht erfolgen: so müssen sie sich damit trö-
sten, daß sie entweder nicht in den rechten Zeichen geboh-
ren worden sind; oder die Worte nicht wissen, welche man
sehr ernsthaft aussprechen muß, wenn sie in das innerste
der Wünschelruthe dringen, und ihr eine sonderbahre
Kraft mittheilen sollen. A C und C B waren zwey
Stück eiserner Drath, welche in C dergestalt zusammenge-
fügt sind, daß sie sich biegen lassen, und über und über mit
Leder überzogen, und mit Zwirnfaden bewunden sind.
So ungewissenhaft bin ich gewesen, daß ich mir unter-
nommen, dieses geheiligte Instrument zu anatomiren;
und ich kan versichern, daß ich mit meinen leiblichen Augen
nichts ausser Drath, Leder, und Faden habe entdecken kön-
nen. Ich faßte es also an, freylich nicht wie man andere
unedele Sachen angreift, sondern so, wie man eine Wün-
schelruthe anfassen muß. Ich druckte beyde Armen feste an
die Brust, hielt die Hände von dem Leibe ab und faßte sie
in beyden Enden A und B. mit den Fingern dergestalt,
daß die Daumen an beyde Enden A und B so an-
stiessen, als wenn man einen Drath zwischen denen Fin-
gern fassen will. Als ich sie nun ein wenig zusammen

drück-
G 3

in den alleraͤlteſten Zeiten.
anzuſtellen. Sie war zwar von keiner Haſelſtaude, ſon-
dern nur von Drathe, welcher mit Faden umwunden war
verfertiget worden: ſie hatte aber einen Kuͤnſtler zum
Urheber, welcher ſich auf die Geheimniß volle Wiſſenſchaft
Wuͤnſchelruthen zu machen verſtund, und war ihm von je-
manden mit 6. Thaler bezahlt worden. Denn ob ſie ſchon den
aͤuſſern Werth nach kaum 6. gl. werth war: ſo war doch
dieſes in Anſehung ihrer innern Kraft, und darinnen ver-
borgenen Geheimniſſe fuͤr gar nichts zu rechnen. Ich haͤt-
te die Freyheit gehabt, Schaͤtze damit zu ſuchen; aber ich
achtete alle Reichthuͤmer fuͤr nichts, um blos meine Leſer
gluͤcklich zu machen. Daher will ich ihnen das ganze In-
ſtrument aufrichtig beſchreiben, daß ſie ſich es nachmachen
laſſen koͤnnen. Sollte aber die gewuͤnſchte Wirkung wi-
der verhoffen nicht erfolgen: ſo muͤſſen ſie ſich damit troͤ-
ſten, daß ſie entweder nicht in den rechten Zeichen geboh-
ren worden ſind; oder die Worte nicht wiſſen, welche man
ſehr ernſthaft ausſprechen muß, wenn ſie in das innerſte
der Wuͤnſchelruthe dringen, und ihr eine ſonderbahre
Kraft mittheilen ſollen. A C und C B waren zwey
Stuͤck eiſerner Drath, welche in C dergeſtalt zuſammenge-
fuͤgt ſind, daß ſie ſich biegen laſſen, und uͤber und uͤber mit
Leder uͤberzogen, und mit Zwirnfaden bewunden ſind.
So ungewiſſenhaft bin ich geweſen, daß ich mir unter-
nommen, dieſes geheiligte Inſtrument zu anatomiren;
und ich kan verſichern, daß ich mit meinen leiblichen Augen
nichts auſſer Drath, Leder, und Faden habe entdecken koͤn-
nen. Ich faßte es alſo an, freylich nicht wie man andere
unedele Sachen angreift, ſondern ſo, wie man eine Wuͤn-
ſchelruthe anfaſſen muß. Ich druckte beyde Armen feſte an
die Bruſt, hielt die Haͤnde von dem Leibe ab und faßte ſie
in beyden Enden A und B. mit den Fingern dergeſtalt,
daß die Daumen an beyde Enden A und B ſo an-
ſtieſſen, als wenn man einen Drath zwiſchen denen Fin-
gern faſſen will. Als ich ſie nun ein wenig zuſammen

druͤck-
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="101"/><fw place="top" type="header">in den allera&#x0364;lte&#x017F;ten Zeiten.</fw><lb/>
anzu&#x017F;tellen. Sie war zwar von keiner Ha&#x017F;el&#x017F;taude, &#x017F;on-<lb/>
dern nur von Drathe, welcher mit Faden umwunden war<lb/>
verfertiget worden: &#x017F;ie hatte aber einen Ku&#x0364;n&#x017F;tler zum<lb/>
Urheber, welcher &#x017F;ich auf die Geheimniß volle Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
Wu&#x0364;n&#x017F;chelruthen zu machen ver&#x017F;tund, und war ihm von je-<lb/>
manden mit 6. Thaler bezahlt worden. Denn ob &#x017F;ie &#x017F;chon den<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Werth nach kaum 6. gl. werth war: &#x017F;o war doch<lb/>
die&#x017F;es in An&#x017F;ehung ihrer innern Kraft, und darinnen ver-<lb/>
borgenen Geheimni&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r gar nichts zu rechnen. Ich ha&#x0364;t-<lb/>
te die Freyheit gehabt, Scha&#x0364;tze damit zu &#x017F;uchen; aber ich<lb/>
achtete alle Reichthu&#x0364;mer fu&#x0364;r nichts, um blos meine Le&#x017F;er<lb/>
glu&#x0364;cklich zu machen. Daher will ich ihnen das ganze In-<lb/>
&#x017F;trument aufrichtig be&#x017F;chreiben, daß &#x017F;ie &#x017F;ich es nachmachen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen. Sollte aber die gewu&#x0364;n&#x017F;chte Wirkung wi-<lb/>
der verhoffen nicht erfolgen: &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich damit tro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten, daß &#x017F;ie entweder nicht in den rechten Zeichen geboh-<lb/>
ren worden &#x017F;ind; oder die Worte nicht wi&#x017F;&#x017F;en, welche man<lb/>
&#x017F;ehr ern&#x017F;thaft aus&#x017F;prechen muß, wenn &#x017F;ie in das inner&#x017F;te<lb/>
der Wu&#x0364;n&#x017F;chelruthe dringen, und ihr eine &#x017F;onderbahre<lb/>
Kraft mittheilen &#x017F;ollen. <hi rendition="#aq">A C</hi> und <hi rendition="#aq">C B</hi> waren zwey<lb/>
Stu&#x0364;ck ei&#x017F;erner Drath, welche in <hi rendition="#aq">C</hi> derge&#x017F;talt zu&#x017F;ammenge-<lb/>
fu&#x0364;gt &#x017F;ind, daß &#x017F;ie &#x017F;ich biegen la&#x017F;&#x017F;en, und u&#x0364;ber und u&#x0364;ber mit<lb/>
Leder u&#x0364;berzogen, und mit Zwirnfaden bewunden &#x017F;ind.<lb/>
So ungewi&#x017F;&#x017F;enhaft bin ich gewe&#x017F;en, daß ich mir unter-<lb/>
nommen, die&#x017F;es geheiligte In&#x017F;trument zu anatomiren;<lb/>
und ich kan ver&#x017F;ichern, daß ich mit meinen leiblichen Augen<lb/>
nichts au&#x017F;&#x017F;er Drath, Leder, und Faden habe entdecken ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Ich faßte es al&#x017F;o an, freylich nicht wie man andere<lb/>
unedele Sachen angreift, &#x017F;ondern &#x017F;o, wie man eine Wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chelruthe anfa&#x017F;&#x017F;en muß. Ich druckte beyde Armen fe&#x017F;te an<lb/>
die Bru&#x017F;t, hielt die Ha&#x0364;nde von dem Leibe ab und faßte &#x017F;ie<lb/>
in beyden Enden <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B.</hi> mit den Fingern derge&#x017F;talt,<lb/>
daß die Daumen an beyde Enden <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;o an-<lb/>
&#x017F;tie&#x017F;&#x017F;en, als wenn man einen Drath zwi&#x017F;chen denen Fin-<lb/>
gern fa&#x017F;&#x017F;en will. Als ich &#x017F;ie nun ein wenig zu&#x017F;ammen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">dru&#x0364;ck-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0115] in den alleraͤlteſten Zeiten. anzuſtellen. Sie war zwar von keiner Haſelſtaude, ſon- dern nur von Drathe, welcher mit Faden umwunden war verfertiget worden: ſie hatte aber einen Kuͤnſtler zum Urheber, welcher ſich auf die Geheimniß volle Wiſſenſchaft Wuͤnſchelruthen zu machen verſtund, und war ihm von je- manden mit 6. Thaler bezahlt worden. Denn ob ſie ſchon den aͤuſſern Werth nach kaum 6. gl. werth war: ſo war doch dieſes in Anſehung ihrer innern Kraft, und darinnen ver- borgenen Geheimniſſe fuͤr gar nichts zu rechnen. Ich haͤt- te die Freyheit gehabt, Schaͤtze damit zu ſuchen; aber ich achtete alle Reichthuͤmer fuͤr nichts, um blos meine Leſer gluͤcklich zu machen. Daher will ich ihnen das ganze In- ſtrument aufrichtig beſchreiben, daß ſie ſich es nachmachen laſſen koͤnnen. Sollte aber die gewuͤnſchte Wirkung wi- der verhoffen nicht erfolgen: ſo muͤſſen ſie ſich damit troͤ- ſten, daß ſie entweder nicht in den rechten Zeichen geboh- ren worden ſind; oder die Worte nicht wiſſen, welche man ſehr ernſthaft ausſprechen muß, wenn ſie in das innerſte der Wuͤnſchelruthe dringen, und ihr eine ſonderbahre Kraft mittheilen ſollen. A C und C B waren zwey Stuͤck eiſerner Drath, welche in C dergeſtalt zuſammenge- fuͤgt ſind, daß ſie ſich biegen laſſen, und uͤber und uͤber mit Leder uͤberzogen, und mit Zwirnfaden bewunden ſind. So ungewiſſenhaft bin ich geweſen, daß ich mir unter- nommen, dieſes geheiligte Inſtrument zu anatomiren; und ich kan verſichern, daß ich mit meinen leiblichen Augen nichts auſſer Drath, Leder, und Faden habe entdecken koͤn- nen. Ich faßte es alſo an, freylich nicht wie man andere unedele Sachen angreift, ſondern ſo, wie man eine Wuͤn- ſchelruthe anfaſſen muß. Ich druckte beyde Armen feſte an die Bruſt, hielt die Haͤnde von dem Leibe ab und faßte ſie in beyden Enden A und B. mit den Fingern dergeſtalt, daß die Daumen an beyde Enden A und B ſo an- ſtieſſen, als wenn man einen Drath zwiſchen denen Fin- gern faſſen will. Als ich ſie nun ein wenig zuſammen druͤck- G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/115
Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/115>, abgerufen am 17.05.2024.