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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
daß das Wasser, welches die zwischen den Aequator und
den Mittelpuncte der Erde befindliche Röhre erfüllte leich-
ter seyn müsse als welches sich in der zwischen den Nord-
pole und den Mittelpuncte der Erde befindlichen Röhre
aufhält, so kan es ohnmöglich unter einander das Gleich-
gewichte halten, sondern es muß auch hier die Bewegung
nach der Direction der stärkern Kraft geschehen. Das
heist: das Wasser muß nnter dem Nordpole niedersinken
und unter dem Aequator in die Höhe steigen. Auf diese
Art sucht Newton ferner die Verhältniß beyder halben
Erddiameter zu bestimmen, und zeigt, daß sich der Dia-
meter der Pole zum Diameter des Aequators verhalte:
wie 229. zu 230. Nehmen wir nun an, daß die New-
tonische
Verhältniß ihre Richtigkeit habe: so kan man
dadurch bestimmen, wie viel Meilen der Unterscheid zwi-
schen beyden halben Erddiametern beträgt, wenn man zum
voraus setzt, daß der halbe kleine Diameter 860. teutsche
Meilen ausmache. Man findet durch die Regel detri fol-
gende Proportion: 229 : 230=860 : 863. Es macht
also der Unterscheid zwischen beyden halben Erddiametern
3 teusche Meilen aus; und ist folglich die Erde unter
der Linie etwas über 31/2 Meilen höher als unter den Po-
len. Man sieht also, daß dieser Unterschied keine Klei-
nigkeit sey, und daß nothwendig auch die Erde 31/2 Meile
unter dem Aequator erhaben seyn müsse, wenn sie nicht
von dem Wasser überschwemmt werden soll. Kein Berg
ist im Perpendicul 31/2 Meile hoch: derowegen macht
der Unterschied der beyden halben Erddiameter mehr aus,
als die Höhe der allergrösten Berge.

§. 59.

Wenn ich die Wahrheit nicht mehr als die Erfindung
neuer und sinnreicher Hypothesen liebte: so hätte ich hier
die schönste Gelegenheit von der Welt eine Erklärung der
Sündfluth zu geben, auf welche noch keiner gefallen, und

die

in den alleraͤlteſten Zeiten.
daß das Waſſer, welches die zwiſchen den Aequator und
den Mittelpuncte der Erde befindliche Roͤhre erfuͤllte leich-
ter ſeyn muͤſſe als welches ſich in der zwiſchen den Nord-
pole und den Mittelpuncte der Erde befindlichen Roͤhre
aufhaͤlt, ſo kan es ohnmoͤglich unter einander das Gleich-
gewichte halten, ſondern es muß auch hier die Bewegung
nach der Direction der ſtaͤrkern Kraft geſchehen. Das
heiſt: das Waſſer muß nnter dem Nordpole niederſinken
und unter dem Aequator in die Hoͤhe ſteigen. Auf dieſe
Art ſucht Newton ferner die Verhaͤltniß beyder halben
Erddiameter zu beſtimmen, und zeigt, daß ſich der Dia-
meter der Pole zum Diameter des Aequators verhalte:
wie 229. zu 230. Nehmen wir nun an, daß die New-
toniſche
Verhaͤltniß ihre Richtigkeit habe: ſo kan man
dadurch beſtimmen, wie viel Meilen der Unterſcheid zwi-
ſchen beyden halben Erddiametern betraͤgt, wenn man zum
voraus ſetzt, daß der halbe kleine Diameter 860. teutſche
Meilen ausmache. Man findet durch die Regel detri fol-
gende Proportion: 229 : 230=860 : 863. Es macht
alſo der Unterſcheid zwiſchen beyden halben Erddiametern
3 teuſche Meilen aus; und iſt folglich die Erde unter
der Linie etwas uͤber 3½ Meilen hoͤher als unter den Po-
len. Man ſieht alſo, daß dieſer Unterſchied keine Klei-
nigkeit ſey, und daß nothwendig auch die Erde 3½ Meile
unter dem Aequator erhaben ſeyn muͤſſe, wenn ſie nicht
von dem Waſſer uͤberſchwemmt werden ſoll. Kein Berg
iſt im Perpendicul 3½ Meile hoch: derowegen macht
der Unterſchied der beyden halben Erddiameter mehr aus,
als die Hoͤhe der allergroͤſten Berge.

§. 59.

Wenn ich die Wahrheit nicht mehr als die Erfindung
neuer und ſinnreicher Hypotheſen liebte: ſo haͤtte ich hier
die ſchoͤnſte Gelegenheit von der Welt eine Erklaͤrung der
Suͤndfluth zu geben, auf welche noch keiner gefallen, und

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[109/0123] in den alleraͤlteſten Zeiten. daß das Waſſer, welches die zwiſchen den Aequator und den Mittelpuncte der Erde befindliche Roͤhre erfuͤllte leich- ter ſeyn muͤſſe als welches ſich in der zwiſchen den Nord- pole und den Mittelpuncte der Erde befindlichen Roͤhre aufhaͤlt, ſo kan es ohnmoͤglich unter einander das Gleich- gewichte halten, ſondern es muß auch hier die Bewegung nach der Direction der ſtaͤrkern Kraft geſchehen. Das heiſt: das Waſſer muß nnter dem Nordpole niederſinken und unter dem Aequator in die Hoͤhe ſteigen. Auf dieſe Art ſucht Newton ferner die Verhaͤltniß beyder halben Erddiameter zu beſtimmen, und zeigt, daß ſich der Dia- meter der Pole zum Diameter des Aequators verhalte: wie 229. zu 230. Nehmen wir nun an, daß die New- toniſche Verhaͤltniß ihre Richtigkeit habe: ſo kan man dadurch beſtimmen, wie viel Meilen der Unterſcheid zwi- ſchen beyden halben Erddiametern betraͤgt, wenn man zum voraus ſetzt, daß der halbe kleine Diameter 860. teutſche Meilen ausmache. Man findet durch die Regel detri fol- gende Proportion: 229 : 230=860 : 863[FORMEL]. Es macht alſo der Unterſcheid zwiſchen beyden halben Erddiametern 3[FORMEL] teuſche Meilen aus; und iſt folglich die Erde unter der Linie etwas uͤber 3½ Meilen hoͤher als unter den Po- len. Man ſieht alſo, daß dieſer Unterſchied keine Klei- nigkeit ſey, und daß nothwendig auch die Erde 3½ Meile unter dem Aequator erhaben ſeyn muͤſſe, wenn ſie nicht von dem Waſſer uͤberſchwemmt werden ſoll. Kein Berg iſt im Perpendicul 3½ Meile hoch: derowegen macht der Unterſchied der beyden halben Erddiameter mehr aus, als die Hoͤhe der allergroͤſten Berge. §. 59. Wenn ich die Wahrheit nicht mehr als die Erfindung neuer und ſinnreicher Hypotheſen liebte: ſo haͤtte ich hier die ſchoͤnſte Gelegenheit von der Welt eine Erklaͤrung der Suͤndfluth zu geben, auf welche noch keiner gefallen, und die

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/123>, abgerufen am 21.11.2024.