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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
würde, dadurch die scholastische Weltweißheit Gelegenheit
bekäme sich wieder auf den Thron zu setzen, und die Men-
schen unter das Joch einer sclavischen Einfalt zu bringen.
Denn da diese Worte auf deutsch ohne dem nichts anders,
als ich weiß es nicht, bedeuten; warum wollte man nicht
lieber einen deutschen Ausdruck an statt eines griechischen
oder eines solchen, der in gar keine Sprache gehört, ge-
brauchen? Nur muß man allemahl recht wohl versichert
seyn, daß es mit den Begebenheiten, deren Ursachen
man sucht, seine völlige Richtigkeit habe: denn es ist
mehr als einmahl geschehen, daß die Gelehrten die Ursa-
chen von solchen Begebenheiten entdeckt haben, welche
niemahls in der Welt vorgefallen sind. Wovon die durch
den Teufel umgedrehten Hälse der Jenaischen Geisterbe-
schwerer, welches ich in den ersten Theile meiner Natur-
lehre, und der goldene Zahn des Schlesischen Knabens,
dessen Geschichte ich in den andern Theile angeführt habe,
eine deutliche Probe geben. Und damit ihrer dreye sind,
so will ich hier noch eine anführen. Man hat hier in
Halle eine alte Erzehlung: daß sich ehemahls eine Salz-
quelle verstopft hätte. Man ließ einige Leute herunter,
um sich nach der wahren Beschaffenheit zu erkundigen, sie
wurden aber todt wieder heraufgezogen. Daraus fanden
die witzigen Köpfe der damahligen Zeit sehr glücklich die
Ursache der Verstopfung der Quelle. Denn sie behaupte-
ten, es müste sich ein Basiliske davor gelegt haben, wel-
cher durch sein Anhauchen diese armen Leute ums Leben
gebracht hätte. Diese gelehrte Erfindung brachte sie auf
einen sehr listigen Anschlag. Denn sie machten einen
Mann von Strohe, und behengten ihn mit lauter Spie-
geln, in der Absicht, daß sich der Basiliske, wenn er
sich darinnen erblicken würde, an seinen eigenen Bildnisse
zu todte hauchen möchte. Sie hatten aber nicht bedacht,
daß es unten in den Brunnen finster sey, und der Basiliske
ohne Licht sich nicht bespiegeln könnte. Indessen war

das

Geſchichte der Erde
wuͤrde, dadurch die ſcholaſtiſche Weltweißheit Gelegenheit
bekaͤme ſich wieder auf den Thron zu ſetzen, und die Men-
ſchen unter das Joch einer ſclaviſchen Einfalt zu bringen.
Denn da dieſe Worte auf deutſch ohne dem nichts anders,
als ich weiß es nicht, bedeuten; warum wollte man nicht
lieber einen deutſchen Ausdruck an ſtatt eines griechiſchen
oder eines ſolchen, der in gar keine Sprache gehoͤrt, ge-
brauchen? Nur muß man allemahl recht wohl verſichert
ſeyn, daß es mit den Begebenheiten, deren Urſachen
man ſucht, ſeine voͤllige Richtigkeit habe: denn es iſt
mehr als einmahl geſchehen, daß die Gelehrten die Urſa-
chen von ſolchen Begebenheiten entdeckt haben, welche
niemahls in der Welt vorgefallen ſind. Wovon die durch
den Teufel umgedrehten Haͤlſe der Jenaiſchen Geiſterbe-
ſchwerer, welches ich in den erſten Theile meiner Natur-
lehre, und der goldene Zahn des Schleſiſchen Knabens,
deſſen Geſchichte ich in den andern Theile angefuͤhrt habe,
eine deutliche Probe geben. Und damit ihrer dreye ſind,
ſo will ich hier noch eine anfuͤhren. Man hat hier in
Halle eine alte Erzehlung: daß ſich ehemahls eine Salz-
quelle verſtopft haͤtte. Man ließ einige Leute herunter,
um ſich nach der wahren Beſchaffenheit zu erkundigen, ſie
wurden aber todt wieder heraufgezogen. Daraus fanden
die witzigen Koͤpfe der damahligen Zeit ſehr gluͤcklich die
Urſache der Verſtopfung der Quelle. Denn ſie behaupte-
ten, es muͤſte ſich ein Baſiliske davor gelegt haben, wel-
cher durch ſein Anhauchen dieſe armen Leute ums Leben
gebracht haͤtte. Dieſe gelehrte Erfindung brachte ſie auf
einen ſehr liſtigen Anſchlag. Denn ſie machten einen
Mann von Strohe, und behengten ihn mit lauter Spie-
geln, in der Abſicht, daß ſich der Baſiliske, wenn er
ſich darinnen erblicken wuͤrde, an ſeinen eigenen Bildniſſe
zu todte hauchen moͤchte. Sie hatten aber nicht bedacht,
daß es unten in den Brunnen finſter ſey, und der Baſiliske
ohne Licht ſich nicht beſpiegeln koͤnnte. Indeſſen war

das
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[122/0136] Geſchichte der Erde wuͤrde, dadurch die ſcholaſtiſche Weltweißheit Gelegenheit bekaͤme ſich wieder auf den Thron zu ſetzen, und die Men- ſchen unter das Joch einer ſclaviſchen Einfalt zu bringen. Denn da dieſe Worte auf deutſch ohne dem nichts anders, als ich weiß es nicht, bedeuten; warum wollte man nicht lieber einen deutſchen Ausdruck an ſtatt eines griechiſchen oder eines ſolchen, der in gar keine Sprache gehoͤrt, ge- brauchen? Nur muß man allemahl recht wohl verſichert ſeyn, daß es mit den Begebenheiten, deren Urſachen man ſucht, ſeine voͤllige Richtigkeit habe: denn es iſt mehr als einmahl geſchehen, daß die Gelehrten die Urſa- chen von ſolchen Begebenheiten entdeckt haben, welche niemahls in der Welt vorgefallen ſind. Wovon die durch den Teufel umgedrehten Haͤlſe der Jenaiſchen Geiſterbe- ſchwerer, welches ich in den erſten Theile meiner Natur- lehre, und der goldene Zahn des Schleſiſchen Knabens, deſſen Geſchichte ich in den andern Theile angefuͤhrt habe, eine deutliche Probe geben. Und damit ihrer dreye ſind, ſo will ich hier noch eine anfuͤhren. Man hat hier in Halle eine alte Erzehlung: daß ſich ehemahls eine Salz- quelle verſtopft haͤtte. Man ließ einige Leute herunter, um ſich nach der wahren Beſchaffenheit zu erkundigen, ſie wurden aber todt wieder heraufgezogen. Daraus fanden die witzigen Koͤpfe der damahligen Zeit ſehr gluͤcklich die Urſache der Verſtopfung der Quelle. Denn ſie behaupte- ten, es muͤſte ſich ein Baſiliske davor gelegt haben, wel- cher durch ſein Anhauchen dieſe armen Leute ums Leben gebracht haͤtte. Dieſe gelehrte Erfindung brachte ſie auf einen ſehr liſtigen Anſchlag. Denn ſie machten einen Mann von Strohe, und behengten ihn mit lauter Spie- geln, in der Abſicht, daß ſich der Baſiliske, wenn er ſich darinnen erblicken wuͤrde, an ſeinen eigenen Bildniſſe zu todte hauchen moͤchte. Sie hatten aber nicht bedacht, daß es unten in den Brunnen finſter ſey, und der Baſiliske ohne Licht ſich nicht beſpiegeln koͤnnte. Indeſſen war das

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/136>, abgerufen am 21.11.2024.