Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.in den allerältesten Zeiten. das Unternehmen von einem erwünschten Erfolg: denndie Quelle fieng nach kurzer Zeit wieder an zu fliessen. Und da dieses geschehen war, so hätte ich es keinen Menschen rathen wollen, daß er ihnen wegen des Basiliskens widersprochen hätte. Ich weiß gewiß, sie würden ihm damahls sehr hällisch drauf geantwor- tet haben. Weil aber diese Zeiten vorbey seyn sollen, so wird es mir erlaubt seyn nur einige Kleinigkeiten dagegen anzuführen. Die erste ist, daß keine Basi- lisken in der Welt sind, sie müsten sich denn in den Köpfen derer damaligen Einwohner befunden haben. Zum andern ist es nichts unerhörtes, daß sich eine Quelle verstopft, und wenn der Zufluß des Wassers zunimmt, wieder zu fliessen anfängt. Zum dritten hat man sehr viele Exempel, daß Menschen durch schweflichte Ausdün- stungen in unterirdischen Hölen, welches die Bergleute böse Wetter zu nennen pflegen, plötzlich um ihr Leben ge- kommen sind. Warum sollten nun dergleichen zum we- nigsten damahls nicht in der Gegend der Salzquelle ge- wesen seyn können? Indessen sieht man daraus, wie ein- fältig und unwissend die damahligen Zeiten gewesen sind, und wie viel man klüger geworden, seit dem die Basilis- ken aus der Mode gekommen. Es ist aber dieses eben so lange nicht. Denn der sonst gelehrte Jesuite Caspar Schott hat sie noch auf das sauberste in Kupfer stechen lassen. Es scheint also, als wenn die Welt anfienge von Tage zn Tage klüger zu werden. Der Himmel gebe nur, daß sie auch beständig glücklicher wird. Denn man hat mich versichern wollen, daß Verstand und Glückseligkeit zwey Sachen wären, die eben nicht allemahl nothwendig mit einander verbunden seyn müsten. Wir, die wir un- ter der weisen Regierung des grossen Friederichs leben, haben Ursache zu hoffen, daß Verstand und Glückseligkeit in den Landen dieses grossen Monarchens bald allgemein werden dürften. Der 25. December des 1745. Jahres war der
in den alleraͤlteſten Zeiten. das Unternehmen von einem erwuͤnſchten Erfolg: denndie Quelle fieng nach kurzer Zeit wieder an zu flieſſen. Und da dieſes geſchehen war, ſo haͤtte ich es keinen Menſchen rathen wollen, daß er ihnen wegen des Baſiliskens widerſprochen haͤtte. Ich weiß gewiß, ſie wuͤrden ihm damahls ſehr haͤlliſch drauf geantwor- tet haben. Weil aber dieſe Zeiten vorbey ſeyn ſollen, ſo wird es mir erlaubt ſeyn nur einige Kleinigkeiten dagegen anzufuͤhren. Die erſte iſt, daß keine Baſi- lisken in der Welt ſind, ſie muͤſten ſich denn in den Koͤpfen derer damaligen Einwohner befunden haben. Zum andern iſt es nichts unerhoͤrtes, daß ſich eine Quelle verſtopft, und wenn der Zufluß des Waſſers zunimmt, wieder zu flieſſen anfaͤngt. Zum dritten hat man ſehr viele Exempel, daß Menſchen durch ſchweflichte Ausduͤn- ſtungen in unterirdiſchen Hoͤlen, welches die Bergleute boͤſe Wetter zu nennen pflegen, ploͤtzlich um ihr Leben ge- kommen ſind. Warum ſollten nun dergleichen zum we- nigſten damahls nicht in der Gegend der Salzquelle ge- weſen ſeyn koͤnnen? Indeſſen ſieht man daraus, wie ein- faͤltig und unwiſſend die damahligen Zeiten geweſen ſind, und wie viel man kluͤger geworden, ſeit dem die Baſilis- ken aus der Mode gekommen. Es iſt aber dieſes eben ſo lange nicht. Denn der ſonſt gelehrte Jeſuite Caſpar Schott hat ſie noch auf das ſauberſte in Kupfer ſtechen laſſen. Es ſcheint alſo, als wenn die Welt anfienge von Tage zn Tage kluͤger zu werden. Der Himmel gebe nur, daß ſie auch beſtaͤndig gluͤcklicher wird. Denn man hat mich verſichern wollen, daß Verſtand und Gluͤckſeligkeit zwey Sachen waͤren, die eben nicht allemahl nothwendig mit einander verbunden ſeyn muͤſten. Wir, die wir un- ter der weiſen Regierung des groſſen Friederichs leben, haben Urſache zu hoffen, daß Verſtand und Gluͤckſeligkeit in den Landen dieſes groſſen Monarchens bald allgemein werden duͤrften. Der 25. December des 1745. Jahres war der
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
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die Quelle fieng nach kurzer Zeit wieder an zu flieſſen.
Und da dieſes geſchehen war, ſo haͤtte ich es keinen
Menſchen rathen wollen, daß er ihnen wegen des
Baſiliskens widerſprochen haͤtte. Ich weiß gewiß,
ſie wuͤrden ihm damahls ſehr haͤlliſch drauf geantwor-
tet haben. Weil aber dieſe Zeiten vorbey ſeyn ſollen,
ſo wird es mir erlaubt ſeyn nur einige Kleinigkeiten
dagegen anzufuͤhren. Die erſte iſt, daß keine Baſi-
lisken in der Welt ſind, ſie muͤſten ſich denn in den
Koͤpfen derer damaligen Einwohner befunden haben.
Zum andern iſt es nichts unerhoͤrtes, daß ſich eine Quelle
verſtopft, und wenn der Zufluß des Waſſers zunimmt,
wieder zu flieſſen anfaͤngt. Zum dritten hat man ſehr
viele Exempel, daß Menſchen durch ſchweflichte Ausduͤn-
ſtungen in unterirdiſchen Hoͤlen, welches die Bergleute
boͤſe Wetter zu nennen pflegen, ploͤtzlich um ihr Leben ge-
kommen ſind. Warum ſollten nun dergleichen zum we-
nigſten damahls nicht in der Gegend der Salzquelle ge-
weſen ſeyn koͤnnen? Indeſſen ſieht man daraus, wie ein-
faͤltig und unwiſſend die damahligen Zeiten geweſen ſind,
und wie viel man kluͤger geworden, ſeit dem die Baſilis-
ken aus der Mode gekommen. Es iſt aber dieſes eben
ſo lange nicht. Denn der ſonſt gelehrte Jeſuite Caſpar
Schott hat ſie noch auf das ſauberſte in Kupfer ſtechen
laſſen. Es ſcheint alſo, als wenn die Welt anfienge von
Tage zn Tage kluͤger zu werden. Der Himmel gebe nur,
daß ſie auch beſtaͤndig gluͤcklicher wird. Denn man hat
mich verſichern wollen, daß Verſtand und Gluͤckſeligkeit
zwey Sachen waͤren, die eben nicht allemahl nothwendig
mit einander verbunden ſeyn muͤſten. Wir, die wir un-
ter der weiſen Regierung des groſſen Friederichs leben,
haben Urſache zu hoffen, daß Verſtand und Gluͤckſeligkeit
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