Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.Vorrede. lange ihr Schüler gewesen, und ich müste in War-heit sehr einfältig seyn, wenn ich in dieser Zeit nicht einige Buchstaben hätte sollen kennen lernen. Da- her hat mich meine Lehrbegierde angetrieben, in die- sen Blättern einen Versuch zu thun, ob ich nun bald buchstabiren könte. Jch kan mir freylich leicht vor- stellen, daß ich nach Art der Kinder manche Sylbe werde unrecht ausgesprochen haben: ich habe aber zu meinen Mitschülern das gute Vertrauen, daß dieie- nigen, welche das Buch der Natur ohne Anstoß le- sen, so gütig seyn und mir zu rechthelfen werden. Man kan ia nicht wissen, wo man einander wieder dienen kan. Sie werden vermuthlich mit der Zeit alt, und verlernen endlich das Buchstabiren, oder, wenn dieses nicht ist; so werden sie doch über den vie- len neuen Schriften der Natur dergestalt ermüdet wer- den, daß es ihnen nothwendig angenehm seyn muß, wenn man ihnen etwas davon erzehlet. Dieses ist also meine ganze Entschuldigung der Jrthümer, so ich in der gegenwärtigen Schrift etwan begangen haben möchte. Es ist in dergleichen Materien nichts na- türlicher, zugleich aber auch nichts gewöhnlicher als zu fehlen. Wird man mir es also wol verdenken können, wenn ich es gethan habe? §. 1.
Vorrede. lange ihr Schuͤler geweſen, und ich muͤſte in War-heit ſehr einfaͤltig ſeyn, wenn ich in dieſer Zeit nicht einige Buchſtaben haͤtte ſollen kennen lernen. Da- her hat mich meine Lehrbegierde angetrieben, in die- ſen Blaͤttern einen Verſuch zu thun, ob ich nun bald buchſtabiren koͤnte. Jch kan mir freylich leicht vor- ſtellen, daß ich nach Art der Kinder manche Sylbe werde unrecht ausgeſprochen haben: ich habe aber zu meinen Mitſchuͤlern das gute Vertrauen, daß dieie- nigen, welche das Buch der Natur ohne Anſtoß le- ſen, ſo guͤtig ſeyn und mir zu rechthelfen werden. Man kan ia nicht wiſſen, wo man einander wieder dienen kan. Sie werden vermuthlich mit der Zeit alt, und verlernen endlich das Buchſtabiren, oder, wenn dieſes nicht iſt; ſo werden ſie doch uͤber den vie- len neuen Schriften der Natur dergeſtalt ermuͤdet wer- den, daß es ihnen nothwendig angenehm ſeyn muß, wenn man ihnen etwas davon erzehlet. Dieſes iſt alſo meine ganze Entſchuldigung der Jrthuͤmer, ſo ich in der gegenwaͤrtigen Schrift etwan begangen haben moͤchte. Es iſt in dergleichen Materien nichts na- tuͤrlicher, zugleich aber auch nichts gewoͤhnlicher als zu fehlen. Wird man mir es alſo wol verdenken koͤnnen, wenn ich es gethan habe? §. 1.
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/> lange ihr Schuͤler geweſen, und ich muͤſte in War-<lb/> heit ſehr einfaͤltig ſeyn, wenn ich in dieſer Zeit nicht<lb/> einige Buchſtaben haͤtte ſollen kennen lernen. Da-<lb/> her hat mich meine Lehrbegierde angetrieben, in die-<lb/> ſen Blaͤttern einen Verſuch zu thun, ob ich nun bald<lb/> buchſtabiren koͤnte. Jch kan mir freylich leicht vor-<lb/> ſtellen, daß ich nach Art der Kinder manche Sylbe<lb/> werde unrecht ausgeſprochen haben: ich habe aber zu<lb/> meinen Mitſchuͤlern das gute Vertrauen, daß dieie-<lb/> nigen, welche das Buch der Natur ohne Anſtoß le-<lb/> ſen, ſo guͤtig ſeyn und mir zu rechthelfen werden.<lb/> Man kan ia nicht wiſſen, wo man einander wieder<lb/> dienen kan. Sie werden vermuthlich mit der Zeit<lb/> alt, und verlernen endlich das Buchſtabiren, oder,<lb/> wenn dieſes nicht iſt; ſo werden ſie doch uͤber den vie-<lb/> len neuen Schriften der Natur dergeſtalt ermuͤdet wer-<lb/> den, daß es ihnen nothwendig angenehm ſeyn muß,<lb/> wenn man ihnen etwas davon erzehlet. Dieſes iſt<lb/> alſo meine ganze Entſchuldigung der Jrthuͤmer, ſo ich<lb/> in der gegenwaͤrtigen Schrift etwan begangen haben<lb/> moͤchte. Es iſt in dergleichen Materien nichts na-<lb/> tuͤrlicher, zugleich aber auch nichts gewoͤhnlicher als<lb/> zu fehlen. Wird man mir es alſo wol verdenken<lb/> koͤnnen, wenn ich es gethan habe?</p> </div> </front> <body><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 1.</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [0014]
Vorrede.
lange ihr Schuͤler geweſen, und ich muͤſte in War-
heit ſehr einfaͤltig ſeyn, wenn ich in dieſer Zeit nicht
einige Buchſtaben haͤtte ſollen kennen lernen. Da-
her hat mich meine Lehrbegierde angetrieben, in die-
ſen Blaͤttern einen Verſuch zu thun, ob ich nun bald
buchſtabiren koͤnte. Jch kan mir freylich leicht vor-
ſtellen, daß ich nach Art der Kinder manche Sylbe
werde unrecht ausgeſprochen haben: ich habe aber zu
meinen Mitſchuͤlern das gute Vertrauen, daß dieie-
nigen, welche das Buch der Natur ohne Anſtoß le-
ſen, ſo guͤtig ſeyn und mir zu rechthelfen werden.
Man kan ia nicht wiſſen, wo man einander wieder
dienen kan. Sie werden vermuthlich mit der Zeit
alt, und verlernen endlich das Buchſtabiren, oder,
wenn dieſes nicht iſt; ſo werden ſie doch uͤber den vie-
len neuen Schriften der Natur dergeſtalt ermuͤdet wer-
den, daß es ihnen nothwendig angenehm ſeyn muß,
wenn man ihnen etwas davon erzehlet. Dieſes iſt
alſo meine ganze Entſchuldigung der Jrthuͤmer, ſo ich
in der gegenwaͤrtigen Schrift etwan begangen haben
moͤchte. Es iſt in dergleichen Materien nichts na-
tuͤrlicher, zugleich aber auch nichts gewoͤhnlicher als
zu fehlen. Wird man mir es alſo wol verdenken
koͤnnen, wenn ich es gethan habe?
§. 1.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |